Geldanlage 2017 Beim Anleger-Smalltalk mitreden

Mancher schnappt im Laufe des Jahres nur ein paar Schlagworte zur Geldanlage, Versicherung und Rente auf. Was davon auch 2017 aktuell bleibt und in Diskussionen eine Rolle spielen wird, wie man den Niedrigzinsen entkommt und Freude am Vermögen haben kann.

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Zum Jahreswechsel nehmen sich viele Anleger vor, noch besser zu werden - damit das Sparschwein besser gefüllt ist. Quelle: imago / steinach

Inflation kehrt zurück

Es fühlte sich eigentlich für die Verbraucher stets so an, als würden die Preise anziehen, im Supermarkt in der Fleisch-, Käse- oder Gemüseabteilung und zuletzt wieder an den Tankstellen. Aktien und Anleihen sind teuer geworden, von Immobilien in Metropolen ganz zu schweigen. Aber nach den offiziellen Statistiken sind die Preise im Euroland jahrelang maximal um ein Prozent gestiegen, deshalb sind die Zinsen rekordniedrig und das wird sich in 2017 kaum ändern. Hier ist auch ein stärkerer Preisauftrieb noch immer kein großes Thema, doch in den USA wird es brisanter. Dort läuft die Wirtschaft gut, der Arbeitsmarkt ist nahezu ausgelastet und die Löhne steigen bereits. Im kommenden Jahr werden die USA um über zwei Prozent wachsen nach Prognosen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,6 Prozent, die Löhne steigen um über drei Prozent und auch die Inflation nähert sich der Zielmarke von zwei Prozent.

Rentenlücke und notwendige Sparraten Szenario I: zwei Prozent Inflation

Deshalb ist die US-Geldpolitik auch restriktiver und die US-Notenbank hat bereits die Zinsen angehoben, um den Preisauftrieb zu bremsen. Aber Ökonomen fürchten, dass Donald Trump mit seinem geplanten Ausbau der Infrastruktur in den USA die schon jetzt gute Wirtschaftslage zusätzlich anheizt. Die Preise könnten stärker steigen, wenn er auch noch die Einfuhren durch Zölle verteuern sollte. Nach seiner Wahl reagierten die fünfjährigen Zinsen am Finanzmarkt sofort und stiegen sprunghaft an von knapp über zwei Prozent auf 2,85 Prozent.

Wer von der Mini-Inflation profitiert - und wer nicht

Investoren sind jetzt nicht mehr bereit, den USA für wenig Zinsen langfristig Geld zu leihen, wenn sie damit rechnen müssen, dass die Preissteigerungen den Zinsertrag auffressen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Inflations- und Zinsschock kommen könnte, beurteilt Luca Paolini, Chefstratege im Asset Management der Schweizer Bank Pictet, als hoch. Die Zinssätze, zu denen die amerikanische Notenbank Fed die Banken mit Geld versorgt, müssten seiner Meinung nach noch deutlich höher liegen als bei den maximal 0,75 Prozent derzeit. Für wahrscheinlich hält Paolini auch eine Wachstumsbeschleunigung weltweit. Die weltweit aber noch im Vergleich zu den USA niedrigen Zinsen und starkes Wachstum könnten nach Ansicht von Paolini 2017 durchaus zu einem Zinsschock führen.

Die wichtigsten Fakten zur niedrigen Inflation

In einem solchen Szenario wären für die Strategen von Pictet Rohstoffe und Liquidität die besten Anlageklassen. Bei Anleihen hingegen müssten die Anleger mit hohen Verlusten rechnen. Von einem starken Wirtschaftswachstum hingegen könnten Rohstoffe profitieren, aber auch Aktien, während Gold und Anleihen zu den Verlierern gehören könnten.
Im Euroland versucht die Zentralbank noch immer mit Nullzinsen und Wertpapierkäufen das Wirtschaftswachstum und die Inflation zu stimulieren. Hochverschuldete südeuropäische Länder wie Portugal, Spanien und Italien machen zaghafte wirtschaftliche Fortschritte, konnten aber ihre Verschuldung kaum verringern. Höhere Zinsen in den USA ziehen Investoren an, die dann weniger Geld im Euroland investieren. Die Refinanzierung der Schuldenländer könnte schwieriger werden. Im Zusammenhang mit Inflation könnten dann auch Schlagzeilen wie „Die Eurokrise kehrt zurück“ 2017 den Kapitalmarkt erneut beunruhigen.

Gold glänzt wieder

Gold läuft nicht an wie Silber. Die Barren und Unzen verlieren ihren Glanz nicht. Der Satz „Gold glänzt wieder“ ist eher ein Stoßseufzer, wenn der Goldpreis mal wieder steigt. Doch meistens sind die Erholungsphasen des Goldpreises in den vergangenen Jahren schnell wieder verpufft. Und so haben Anleger auch in diesem Jahr wieder eine erstaunliche Rallye des Edelmetalls erlebt, die aber ebenso abrupt endete wie sie begonnen hatte. Nach dem starken Anstieg im ersten Halbjahr bis zum Brexit-Votum ging es ab August mit dem Goldpreis abwärts.

Nach dem Zwischenhoch in diesem Jahr von 1375 Euro und einem Plus von 29 Prozent seit Jahresbeginn rutschte der Preis auf aktuell 1141 US-Dollar ab. Unterm Strich bleibt Anlegern aus dem Euroland noch ein Plus von elf Prozent. Eine übertriebene Entwicklung ist das nicht. Goldpreis und Minenaktienkurse sind noch immer weit entfernt vom Allzeithoch aus 2011. Damals wurden für eine Feinunze 1900 US-Dollar gezahlt. Fondsmanager von Minenfonds und Analysten gingen nach der Erholung in diesem Jahr eigentlich von einem weiterhin anhaltenden drei- bis fünfjährigen Aufwärtszyklus aus.

Meilensteine des Goldpreises

Verdient hätten die Anleger den, denn sie hatten in den vergangenen Jahren hohe Verluste. Sowohl niedrige Zinsen als auch aufkeimende Inflationsangst oder politische Unsicherheit sprächen für Goldinvestments, meinten viele Experten und riefen schon eine neue Hausse aus. Nach jahrelanger Kostensenkung und Bilanzsanierung böten viele Goldminen ein Investment mit soliden Cashflows, verbesserter Kapitalrendite und mehr Kontrolle. Manche seien nicht einmal mehr auf einen steigenden Goldpreis angewiesen, um ihren Wert zu erhöhen. Doch jetzt – zum Jahresende – bleibt von der Euphorie wenig übrig.

Je stärker der US-Dollar wurde, desto mehr verlor der Goldpreis. Weil Gold keine Zinsen abwirft, leidet der Kurs unter den Zinserhöhungen in den USA. Andererseits: Gold gilt als Substanzwert und als Schutz vor einem Wertverzehr durch stärker steigende Inflationsraten. Und von Krisen profitiert der Goldpreis meist ebenfalls. Anleger müssten sich aber ebenso wie bei Aktien auf stark schwankende Kurse einstellen, meint Ernst Konrad, beim Vermögensverwalter Eyb&Wallwitz zuständig für die Anlagestrategie. Es ist also gut möglich, dass der Preis für eine Unze Feingold in einem Umfeld leicht steigender Zinsen sogar noch einmal Tiefstkurse um 1050 Dollar auslotet. Dann wäre das Edelmetall allerdings wieder ein Kauf.

Dividenden sind die neuen Zinsen

Es klingt salopp und flexibel: Belgrad ist das neue Berlin, Filz ist das neue Leder. Wer also hip sein will und keine Zinsen mehr von seiner Bank bekommt, der versucht es mit Dividenden. Das kann auch 2017 nicht schaden und ist nicht schwer. Für die Aktie der Daimler AG zahlen Aktionäre aktuell 70,98 Euro und damit knapp das Neunfache des Jahresgewinns. Bezogen auf den Kurs entspricht die erwartete Dividende für das Jahr 2016 einer Rendite von 4,6 Prozent. Also weit mehr, als ein Anleger mit sicheren Zinsanlagen erzielen könnte. Die Deutsche Asset Management Investment (besser bekannt als DWS) erwartet für den Deutschen Aktienindex Dax 2017 ein Plus von insgesamt 5,8 Prozent. Dividenden sollen an diesem Plus einen Anteil von 55 Prozent haben und Kursgewinne nur für 45 Prozent des gesamten Anlageerfolges sorgen. Üblicherweise haben die Dividenden der 30 Dax-Aktien in den vergangenen fünf Jahren einen Anteil von einem Viertel am gesamten Anlageerfolg ausgemacht. Sollten die Aktienkurse 2017 allerdings weniger stark steigen, nimmt die Bedeutung der Dividende zu.

Wer den Aktienkurs allerdings ständig im Blick behält, braucht gute Nerven. Tages-Kursverluste in Höhe der Dividendenrendite sind möglich. Da die Autobranche aktuell vor großen Herausforderungen steht, weil sie viel Geld in den Bau von sauberen Antrieben stecken muss, können die Kurse zweitweise stark unter Druck geraten. Sehr teuer sind die Aktien nicht, was dafür spricht, dass die Kurse mittel- und langfristig steigen.
Um Dividenden zu kassieren, muss ein Anleger zunächst bei einer Bank ein Depot eröffnen (Formulare ausdrucken und bei der Post den Identitätscheck machen) und im nächsten Schritt Aktien kaufen. Dadurch wird aus dem Sparer, dem bisher eine Bank Zinsen auf das Tagesgeld versprochen und jährlich gutgeschrieben hat, ein Aktionär. Ihm gehört mit der Aktie ein Teil des Grundkapitals einer Aktiengesellschaft (AG) und er ist damit quasi ein Mitunternehmer, der in guten Zeiten profitiert und in schlechten darben muss. Erzielt die AG einen Gewinn, kann sie einen Teil davon dem Aktionär als Dividende ausschütten, sie muss aber nicht. Manche Unternehmen investieren die Gewinne lieber ins Geschäft.

Andere beteiligen ihre Aktionäre sehr regelmäßig am Erfolg und halten die Dividenden auch dann stabil, wenn der Gewinn mal zurückgehen sollte. Mitunter ist der Aktienkurs dieser Unternehmen in turbulenten Phasen am Aktienmarkt besonders widerstandsfähig, dadurch kommt es zur Analogie zwischen Zinsen und Dividenden. Blake Hutchins ist Fondsmanager des Investec global Quality Equity Income Fund und sucht weltweit nach Unternehmen, denen er eine hohe und verlässliche Ausschüttung zutraut. Schlüssel zum Erfolg sei bei dieser Strategie, dass die Unternehmen stets genug Geld in das zukünftige Geschäftswachstum investierten, denn nur so könnten sie dauerhaft erfolgreich sein und ihre laufenden Einnahmen sichern, sagt Hutchins. 30 bis 40 Unternehmen nimmt er in den Fonds auf, die sich durch stabile Profite, geringe Verschuldung und gutes Wachstum auszeichnen wie etwa der US-IT-Riese Microsoft oder der britische Pharmahersteller GlaxoSmithkline, Kreditkartenunternehmen Visa sowie der Aufzughersteller Kone. Für den Anleger verringert der Mix vieler Unternehmen in dem Fonds das Risiko, sich von ein paar wenigen Aktien abhängig zu machen.

Trump gibt Aktien Auftrieb

Die Politik bewegte 2016 die Märkte weltweit stärker als erwartet und dem neuen US-Präsidenten Donald Trump wird an den Börsen sogar ein nachhaltiger Einfluss zugetraut. „Die Kombination aus Steuersenkung, Deregulierung und Infrastrukturprojekten kann der US-Wirtschaft Impulse geben, so dass der Aufschwung in seinem achten und vielleicht auch neunten Jahre weitergehen könnte“, sagt Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege der Deutschen Asset Management (bekannt unter der Marke DWS). Die Fondsmanager werden dort ihre “Positionen regelmäßig mit der Entwicklung der US-Politik abgleichen“, so Kreuzkamp.
Beim französischen Fondshaus Carmignac glaubt man, dass anders als üblicherweise befürchtet sogar steigende Zinsen in den USA der Wirtschaft weiter Auftrieb geben könnten. Unternehmen, die noch nicht investiert hätten, könnten dies tun, um sich die niedrigen Finanzierungskosten noch zu sichern, so die Erklärung der Franzosen.


Für die amerikanischen Aktien könnte aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Sie sind schon jetzt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17 teurer als europäische oder japanische Titel. Wer sein Geld in die US-Aktien investieren wollte, die von Trump profitieren könnten, habe das bereits getan, sagte der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er befürchtet, dass die Kursrally, die es seit der Trump-Wahl gab, abrupt enden könne.

Zehn Favoriten für das Jahr 2017

Jetzt noch in den US-Momentan gehören Unternehmen aus Japan weltweit zu den am solidesten finanzierten und günstigsten. Die Trendwende am japanischen Aktienmarkt allerdings wird ebenso häufig beschworen wie der Glanz des Goldes (siehe oben). Ist es diesmal anders?

Der Dollar ist stark

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat nicht nur den Aktienmarkt beflügelt, sondern auch die US-Währung, den Dollar. 1 Euro kostet jetzt 1,04 US-Dollar, im Mai waren es noch 1,15 und im Jahr 2008 sogar 1,60 Dollar. Für US-Urlauber ist der Kursverlauf schlecht, für Anleger, die ihr Geld in US-Aktien oder Anleihen investiert hatten, ein Segen. Sie konnten sich über vier Prozent Währungsgewinn freuen. Doch wie geht es weiter?

Aktien und Fonds, die vom Infrastrukturausbau profitieren

Der Dollar war in den vergangenen zehn Jahren nie so teuer wie jetzt. Der heutige Preis entspricht dem des Jahres 2003. Ein teurer Dollar verschlechtert die Exportaussichten der US-Wirtschaft und könnte Donald Trump ein Dorn im Auge sein. Länder wie Deutschland mit einem hohen Exportüberschuss, die vom niedrigen Eurokurs profitieren, könnten zu seiner Zielscheibe werden. Das Währungsgeschehen sollten Anleger 2017 auf jeden Fall aufmerksam beobachten.

Die Rentenlücke muss gestopft werden

Offiziellen Prognosen zufolge soll das Rentenniveau der gesetzlichen Rente von aktuell 47,9 bis zum Jahr 2029 auf 44,6 Prozent des jeweiligen Durchschnittserwerbseinkommens (gemindert um Sozialabgaben und Steuern) sinken. Das hat zwar keine nominale Senkung der Renten zufolge; diese werden auch dann höher ausfallen als aktuell, da das allgemeine Lohnniveau, an dem die Rente gekoppelt ist, steigen wird. Real, nach Abzug der Preissteigerung, dürfte die Rente aber nicht auskömmlich sein. Die Chefin des Deutschen Aktieninstituts Christine Bortenlänger beschreibt das so: „Kann sich der heutige Rentner noch das Seilbahnticket zur Bergstation leisten, kommt der künftige Rentner nur noch bis zur Mittelstation.“ Die Aktienlobbyistin hat die Lösung parat, um alle bis zum Gipfel zu bringen: Die Deutschen müssten sich auf die Aktienanlage zur langfristigen Altersvorsorge besinnen, um auf den von ihnen erhofften Lebensstandard im Alter nicht zu verzichten.


Dass die niedrigen Zinsen für den Wohlstand in Deutschland nicht gerade förderlich sind, hat sich schon herumgesprochen. Ein großer Teil des Geldvermögens der privaten Haushalte besteht aus Sparanlagen für die es kaum noch Zinsen gibt. „Wo früher der Zinseszins die Erträge auf lange Sicht genährt hat, klafft jetzt eine Lücke“, beklagt der deutsche Fondsverband BVI.


Anleger sollten neben der gesetzlichen Rente und einer betrieblichen Altersvorsorge entsprechend bei der privaten Vorsorge eine renditestarke Anlage wählen. Mit den drei Vorsorgeformen stopfen sie bestenfalls den Unterschied zwischen dem letzten Nettoeinkommen und der im Vergleich dazu niedrigen monatlichen Rente.

Altersvorsorge: So viel Rente darf der Standardrentner erwarten

Eine Studie des Aktieninstituts liefert zahlreiche Belege, dass Aktien für die langfristige Geldanlage nützlich sind und selten gefährlich. Zwischenzeitliche hohe Verluste nach Crashphasen haben Aktienindizes nach Jahren wieder ausgebügelt. Voraussetzung ist allerdings, dass der Anleger Geduld hat und nicht die Verluste realisiert, sondern auf eine Erholung warten kann. Nach Zahlen des Fondsverbandes BVI haben Aktienfonds heimischer Anbieter mit einer weltweiten Anlagestrategie in den vergangenen 20 Jahren pro Jahr im Schnitt 6,3 Prozent nach sämtlichen Fondskosten gebracht.

Rentenprognosen für 2040

In den vergangen zehn Jahren war die Ausbeute allerdings magerer, es blieben im Durchschnitt nur drei Prozent bei einem internationalen Aktienfonds. Da es um Durchschnittswerte geht, haben viele Fonds entsprechend noch weniger Geld verdient. Die alte Anlegerweisheit, des verstorbenen Finanzexperten André Kostolany, man solle Aktien kaufen und besser nicht mehr hinschauen, ist kein guter Rat. Kaufen und jährlich einmal kritisch begutachten, passt in die heutige Zeit. Bei Aktien informiert man sich über die Unternehmenszahlen und das Branchenumfeld, Fonds vergleicht man etwa auf morningstar.de mit den Vergleichsprodukten anderer Anbieter und sieht sich ihr Abschneiden im Vergleich zum passenden Börsenindex an. Die Riester-Rente, die eigentlich für eine gute Rendite bei der Privatvorsorge sorgen sollte, erfüllt diese Funktion nicht immer. Die meisten Bundesbürger haben Riester-Verträge mit Versicherern abgeschlossen, deren Produkte im Niedrigzinsumfeld auch kaum noch Rendite bringen.

Lebensversicherer freuen sich über Kündigungen

Lebensversicherer müssen die jährliche Prämie der Kunden so anlegen, dass nach dem Abzug von Versicherungs- und Verwaltungskosten der Kunde auf seinen Sparanteil den beim Abschluss gültigen Garantiezins bekommt. Aber eine solche Rendite zu erwirtschaften, die bei alten Verträgen durchaus noch eine Garantie von drei Prozent und mehr beinhalten kann, wird für die Lebensversicherer immer schwieriger. Sie dürfen zum Großteil nur in sichere Anleihen investieren, auf die es aber keine Zinsen mehr gibt oder deren Renditen sogar negativ sind.

Andererseits halten die Versicherer einen großen Bestand alter Anleihe, deren Kurse in den vergangenen Jahren massiv gestiegen sind. Zudem müssen sie immer mehr Geld, das eigentlich Kunden zusteht, in Rückstellungen wie die Zinszusatzreserve packen, die mögliche Probleme ausgleichen soll, den Garantiezins noch zu finanzieren. Versicherer, die stets ordentlich gewirtschaftet haben, überstehen die Niedrigzinsphasen und auch die anschließend schwierige Zeit, wenn die Zinsen steigen und die Kurse der Altanleihen im Bestand sinken. Gute Versicherer beteiligen den Kunden zudem noch üppig an den erwirtschafteten Überschüssen.

Tipps: Die richtige Police finden

Die Deutsche Ärzteversicherung und die Neue Bayerische Beamten schreiben Kunden 2017 als laufende Verzinsung noch 3,05 Prozent gut, Europa und Ideal immerhin noch drei Prozent. Bei der Allianz sind es 2,8 Prozent, bei Ergo (vormals Hamburg Mannheimer) nur 2,25 Prozent. Doch mancher Versicherer ist inzwischen froh darüber, wenn Kunden alte Verträge mit hohen Garantiezinsen kündigen. Einige haben auf diese Möglichkeit in Briefen an Kunden bereits hingewiesen und damit Verbraucherschützer alarmiert. Denn die Interessen der Versicherer sind andere als die der Kunden.

Sie sollten Verträge mit einem hohen Garantiezins möglichst nicht kündigen. Für ab 2017 abgeschlossene Lebens- und Rentenversicherungen traditioneller Art bekommen die Kunden nur noch 0,9 Prozent Zins pro Jahr auf die Beiträge nach Kosten garantiert. Wer die Prämien seiner Lebens- oder Rentenversicherung nicht mehr bezahlen kann, kann alte Verträge auch stilllegen oder die Prämien senken.

Die schwächsten 10 Lebensversicherer (von 66 im Vergleich)

Eine Hinterbliebenenversorgung im Todesfall bekommt man günstiger über eine Risikolebensversicherung. Anleger, die bei ihrer Bank einen Sparvertrag abgeschlossen haben sowie Bausparer teilen das Schicksal der Versicherungskunden. Auch ihre Anbieter wollen immer mehr Kunden mit hochverzinsten Verträgen loswerden und kündigen ihnen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg etwa hält viele Kündigungen für rechtswidrig. Bausparkassen-Fälle liegen beim Bundesgerichtshof zur Entscheidung, mit der im Februar 2017 gerechnet wird.

Banken begrenzen Immobilienkredite


Vor Aktienkursschwankungen flüchten und den niedrigen Sparzinsen entkommen – das wollen immer mehr Bundesbürger und nutzen die niedrigen Zinsen zum Immobilienkauf. Auch das ist ein Abenteuer mit hohen Hürden geworden. In Metropolen sind die Immobilienpreise massiv gestiegen und seit dem Frühjahr 2016 haben manche Immobilienkäufer auch mehr Probleme, an einen Hauskredit zu kommen. Seitdem die EU-Immobilien-Kreditrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt worden ist, fällt es Banken schwerer, Kredite zu bewilligen. Die Richtlinie soll sicherstellen, dass Immobilienkäufer sich nur dauerhaft tragbare Kredite aufhalsen. Entwicklungen wie in den USA, wo massenhaft Immobilien an Menschen verkauft wurden, die Hypotheken nicht bedienen konnten, sollen im Euroland verhindert werden um einer neuen Finanzkrise vorzubeugen.


Anders als früher dürfen Banken sich jetzt nicht mehr allein nach dem Wert der Immobilie richten, die als Sicherheit dient, sondern müssen allein auf die Zahlungsfähigkeit der Schuldner achten. Für ihre Prognosen setzen sie das frei verfügbare Vermögen und absehbare Einkommen während der Tilgungsdauer an. Können Rentner einen Kredit nicht mehr in ihrer statistischen Lebensdauer tilgen, musste die Bank die Vergabe ablehnen– selbst wenn es nur um Renovierungen geht und Erben später einspringen könnten.

Vor- und Nachteile von VL-Wohnungsbau-Krediten

Bei Jüngeren achten Banken nun etwa auf mögliche Schwangerschaften. Auch ein befristeter Arbeitsvertrag kann ein Hindernis sein. Das Bundeskabinett hat kurz vor Weihnachten 2016 noch klargestellt, dass künftig Wertsteigerungen von Wohnimmobilien durch Bau- und Renovierungsmaßnahmen im Rahmen der Kreditwürdigkeitsprüfung zu berücksichtigen sind. Zudem bekommt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Befugnis, dass sie Kreditgebern bestimmte Mindeststandards für die Vergabe von Neukrediten für den Erwerb oder Bau von Wohnimmobilien vorgeben kann, wenn dies zur Abwehr einer drohenden Gefahr für die Finanzstabilität erforderlich sein sollte.

Teure Fallen in der Baufinanzierung

Sie könnte etwa Obergrenzen für das Verhältnis zwischen Darlehenshöhe und Immobilienwert vorschreiben oder Obergrenzen für den Schuldendienst im Verhältnis zum Einkommen. Für den Immobilienkauf wird ein ausreichendes Eigenkapital immer wichtiger. Es anzusparen ist eine langwierige, etwas mühsame Aufgabe. Aber es ist aber auch eine Freude zu sehen, wie das Vermögen wächst. Viel Erfolg dabei in 2017.

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