Würden Sie ein Fach Vermögensbildung fordern?
Ja. Junge Leute sollten sich mit dem Thema Geld beschäftigen, anstatt nur irgendwelchen Mist im Fernsehen zu schauen.
So hoch ist das Gehaltsniveau in Deutschland
Das Vergleichsportal Gehalt.de hat die Gehälter von 448.997 Arbeitsverhältnissen analysiert und dabei nach Bundesland, Hauptstadt, Region, Geschlecht, Firmengröße, Wirtschaftssektor, Führungsverantwortung und Berufseinstiegsgehalt differenziert. Quelle: Gehaltsatlas http://www.gehalt.de/downloads/presse/gehaltsatlas-2015-Gehalt-de.pdf
In München werden die höchsten Löhne gezahlt: Das Lohnniveau in der bayerischen Landeshauptstadt liegt 20,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Stuttgart (+19 Prozent) und Düsseldorf (+14 Prozent) sind die Gehälter überdurchschnittlich. Und das gehaltsstärkste Bundesland ist Baden-Württemberg. „Im Süden und im Westen werden zwar sehr gute Löhne gezahlt, allerdings sind hier die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch. Arbeitnehmer, die ihren Job wechseln möchten, sollten diesen Aspekt stets vor Augen haben und gut kalkulieren“, sagt Artur Jagiello von Gehalt.de.
Noch immer herrschen große Unterschieden zwischen Ost und West. Die Gehaltsspanne zwischen dem vergütungsschwächsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Baden Württemberg mit dem höchsten Lohnniveau in Deutschland liegt bei 33 Prozent. Laut Untersuchung von Gehalt.de befinden sich alle neuen Bundesländer auf einem unterdurchschnittlichen Vergütungsniveau.
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegen entsprechend Erfurt (-20 Prozent), Magdeburg (-23 Prozent) und Schwerin (-26 Prozent) die letzten Plätze. Die Gehaltslücke zwischen München und Erfurt liegt demnach bei 46 Prozent.
Bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede nach ihren Postleitzahlen befinden sich die Gebiete mit den Anfangsziffern 0 und 1 auf den hinteren Rängen. Diese decken zum größten Teil die neuen Bundesländer ab. Dahinter folgen die Regionen mit der Postleitzahl 9 am Anfang. Hierzu gehören auch Teile des gehaltsstarken Bayerns sowie strukturschwächere Gebiete in Thüringen. Die besten Gehälter werden in Regionen mit den Anfangsziffern 8, 6, 7, 4 und 5 gezahlt.
Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin sind zwar beliebt, die Löhne jedoch geringer. In Berlin zahlen Arbeitgeber rund sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. „Durch die Beliebtheit von Großstädten müssen die dort ansässigen Unternehmen nicht ganz so stark mit dem Gehalt locken, wie es im ländlichen Bereich der Fall ist“, erklärt Jagiello.
Die höchsten Gehälter können Akademiker in den südlichen Bundesländern erwarten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Uniabsolventen in Baden-Württemberg mit einem Plus 7,5 Prozent mehr Lohn am besten. Die hinteren Ränge belegen auch bei dieser Vergleichsgruppe die neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. Je nach Bundesland ergeben sich laut Studie unterschiedliche Entgeltlücken – die größte in Baden-Württemberg. Hier bekommen Arbeitnehmerinnen 37 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Allerdings werden hier die höchsten Löhne gezahlt. Einzig in Hessen (93,3 Prozent) und Hamburg (89,4 Prozent) verdienen Frauen im Schnitt besser als in Baden-Württemberg (87,1 Prozent). Mit rund 17 Prozent ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern am kleinsten. Hier werden jedoch auch die geringsten Gehälter gezahlt.
Ist es nicht Aufgabe der Eltern, dem Nachwuchs einen vernünftigen Umgang mit Geld beizubringen?
Grundsätzlich schon. Aber die Zeiten haben sich geändert. Meine Eltern haben noch ihr gesamtes Berufsleben in einem Unternehmen verbracht, diese Sicherheit gibt es mittlerweile nicht mehr. Die Mütter waren damals noch viel zu Hause und selten berufstätig. Schon allein deshalb ist das Thema Geldanlage für Frauen heute viel wichtiger.
Sie starten Ihr Buch sehr ehrlich und räumen ein, am Anfang Ihres Berufslebens trotz eines Gehalts von 2400 Euro netto auf Unterstützung Ihrer Eltern angewiesen gewesen zu sein. Fürchten Sie nicht um Ihre Glaubwürdigkeit, was das Thema Geld angeht?
Nein. Ich wollte zeigen, dass man auch mit viel Geld in der Schuldenfalle landen kann. Denn man gewöhnt sich ans Geldausgeben. Die Werbeindustrie zeigt uns ständig, welche Wünsche wir uns erfüllen sollen. Ein neues iPhone, schicke Möbel – dank günstiger Bankkredite können wir uns das alles leisten, auch wenn wir es eigentlich nicht können.
Deshalb starten Sie mit einem Kassensturz – Carsharing statt BMW, Airbnb statt teurem Hotel, kochen daheim statt schickem Dinner im Restaurant. Welche Spartipps haben Sie für Frauen, die wenig verdienen?
Können kommt durch Wollen. Ich denke, jeder kann etwas einsparen, auch wenn die Beispiele selbstverständlich nicht für jeden realistisch sind. Wichtig ist eine Notfallreserve auf dem Tagesgeldkonto. Die sollte jeder haben. Danach rate ich, mit einem ETF-Sparplan weiterzumachen. Da sind die Gebühren niedrig und ich habe eine gute, langfristige Anlage.
Sie schreiben auch über Ihre Investments in einzelne Aktien. Müssen Frauen bei der Geldanlage mutiger werden?
Vor allem muss jeder wissen, wie viel Risiko er einzugehen bereit ist. Mithilfe eines Musterdepots, das mit Spielgeld betrieben wird, lässt sich das leicht herausfinden. Dazu rate ich zunächst. Grundsätzlich ist der Aktienhandel so einfach wie ein Einkauf bei Zalando.
„Schrei vor Glück“ am Aktienmarkt? Dann müssten da doch mehr Frauen unterwegs sein, oder nicht?
Das Problem ist doch, dass kaum jemand über Geld und über seine Investments spricht. Es heißt: Börsengeschäfte sind zu riskant. Und jemand, der Aktien hält, gilt immer noch als Spieler. Dabei haben gerade Frauen ein gutes Bauchgefühl, was die richtigen Aktien angeht. Sie investieren langfristiger und halten Papiere von Unternehmen, deren Geschäftsmodell sie verstehen. Ich kenne zum Beispiel einige, die Aktien von Tupperware haben…
…deren Kurs innerhalb der vergangenen zwei Jahre fast 40 Prozent verloren hat.
Die Börse ist keine Einbahnstraße! Tupperware ist ein exzellenter Wert für den langfristigen und dividendenorientierten Aktionär. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei rund 5,3 Prozent. Nicht schlecht, oder? Nach ihrem explosiven Kursanstieg von 10 auf 70 Euro erlebte die Aktie 2014 eine Kurskorrektur. Aber was sind schon zwei Börsen-Jahre? Machen Sie es wie André Kostolany! Sein Motto lautete: Aktien kaufen, Schlaftabletten schlucken und sich nach ein paar Jahren über einen hübschen Gewinn freuen.
Raten Sie trotzdem zu Einzelaktien?
Ich selber halte langfristig ungefähr fünf Einzelwerte als Beimischung im Depot, für einen Betrag, den ich auch bei einer Kurskorrekturphase verkrafte. Jeder muss dabei selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen will. Aber ich finde, Erfolg kommt eben auch durch Leidenschaft und Spaß. Meine erste Aktie war die von Xing, die ich bei 30 Euro gekauft habe. Mittlerweile notiert das Papier bei über 160 Euro. Kein großer Schritt für die Menschheit, aber für mein Depot.