Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

Seite 5/6

Beirat lässt Disney prüfen

Jedes Quartal diskutiert ein vierköpfiger unabhängiger Beirat die Positionen im Fonds und lotet aus, was noch als vertretbares Investment gilt. Besetzt ist das Gremium mit der evangelischen Pröbstin der Rhein-Main Region Gabriele Scherle, dem Geschäftsführer der Frankfurter Theologischen Hochschule St. Georgen, Peter Roche, dem Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik Ulf Dörner aus München sowie der Biologin und Autorin Christine von Weizsäcker. Im Jahr 2012 ließen sie prüfen, ob etwa Walt Disney in den Filmen oder Spielen Gewalt verherrlicht. Disney hatte damals die Produktionsfirma der Star-Wars-Filme übernommen. Da dies aber nach Ansicht von Elsell und Ebert nur in einem geringen Umfang der Fall war, durften sie investieren.

Die besten Vermögensverwalter: Platz 1 in der Kategorie

Bei der Aktie des Bergbauunternehmens BHP Billiton legte der Beirat ein Veto ein weil dem Unternehmen in Australien das weltgrößte Uranvorkommen gehört und die Nähe zur Atomwirtschaft zu groß war.

Ebenfalls nicht gestattet hat der Beirat die Wertpapierleihe. Es ist für Fonds ein alltägliches Geschäft, dass sie Wertpapiere an Hedgefonds oder die Anbieter von Optionsscheinen und Hebelzertifikaten verleihen. Sie bekommen dafür eine Leihgebühr und Sicherheiten – meistens Anleihen. Dem Beirat war das zu heikel, weil er zu wenig Einfluss darauf habe, was als Sicherheit in das Fondsportfolio eingeliefert wird. Es könnten ja schlimmstenfalls Anleihen von Atomkonzernen sein.

Bei Bethmann soll Nachhaltigkeit kein Feigenblatt sein. Immer ernster nehmen das auch die Kunden. Wer schon im Bioladen einkauft, möchte mit einer nachhaltigen Geldanlage seinen Einfluss als Anleger geltend machen. „Insbesondere jüngere Erben sprechen uns auf das Thema an“, sagt Elsell. Wer viel Geld bekommt, will nicht gleich als hedonistischer Egoist gelten, der dem Yolo-Prinzip („You only live once“) frönt.

Genug Anlagespielraum

Der Bewegungsspielraum der Fondsmanager bleibt trotz Nachhaltigkeits-Research und Eingriffen des Beirats groß genug, um aktiv Chancen am Markt zu nutzen. Der maximale Aktienanteil im Stiftungsfonds von 30 Prozent wurde bereits im Jahr 2014 ausgeschöpft. Auch wenn der Anlageschwerpunkt im Euroraum liegt, waren US-Aktien stark vertreten. Dadurch profitierte der Fonds von Währungsgewinnen. Durch die Dollarstärke sind exportorientierte US-Unternehmen jetzt allerdings im Nachteil. Deshalb favorisieren die Fondsmanager inzwischen Unternehmen, die einen höheren US-Inlandsanteil haben und landete etwa bei Nike. Der Sportartikelhersteller profitiert vom anziehenden Binnenkonsum in den USA. Auch Walt Disney ist jetzt für sie wieder interessant, weil durch einen hohen US-Umsatzanteil der starke Dollar nicht so weh tut. Zudem verspricht der Start eines neuen Star-Wars-Films noch im Jahr 2015 gute Geschäfte.

Die hohen Kursbewegungen haben die Portfoliomanager 2014 mutig ausgesessen: „Wer etwa beim Kursrutsch im August die Nerven verloren hat, der hat von der rasanten Aufholjagd anschließend nicht profitiert“, sagt Ebert.

 In diesem Jahr trauen die Fondsmanager dem Euroland und Europa wieder mehr zu. Durch den schwachen Euro könne etwa die schwedische Assa Abloy seine Schließsysteme günstiger als US-Konkurrenten anbieten, auch Linde habe Vorteile gegenüber dem US-Konkurrenten Praxair. Vom niedrigen Ölpreis profitiere etwa die Reifenherstellung bei Continental.

Die besten Vermögensverwalter über 5 Jahre

Günstiger Inflationsschutz

Bei Anleihen schrecken die Vermögensverwalter vor vielen kleinen unkonventionellen Deals nicht zurück. Als sie im September zehnjährige französische Staatsanleihen gekauft hatten, wurden sie von manchem Broker für verrückt erklärt, weil die Rendite der Papiere bereits sehr niedrig war. Aber die Kurse der Anleihen stiegen weiter und brachten dem Fonds in wenigen Wochen zwei Prozent Plus.

Jetzt, wo alle über die Deflation reden, schauen Ebert und Elsell weit nach vorne. „Man muss für vieles gerüstet sein, was unvorstellbar erscheint“, sagt Ebert. Dazu gehört eine Zinswende und wieder aufkommende Preissteigerungen, auf die sie sich mit einer kleinen Position in speziellen Bundesanleihen vorbereiten, deren Kurs steigt, wenn die Inflationsrate ansteigen sollte. Die Papiere sind derzeit noch günstig zu haben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%