Geldanlage "Am Aktienmarkt lässt sich nicht üppig verdienen"

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Differenzierung der Schwellenländer

Wie groß ist die Gefahr für Schwellenländer durch einen starken Dollar?
Hatzius: Ein moderater Dollaranstieg von fünf bis sieben Prozent im Laufe des Jahres wäre verkraftbar. Aber ein schärferer Aufwärtstrend oder Streit in der Welthandelsorganisation wäre für die Schwellenländer ein Nachteil.
Kaldemorgen: Man muss bei den Schwellenländern stark differenzieren. Die Türkei wird nicht unbedingt zu den Gewinnern zählen, aber für Russland können der Ölpreisanstieg und politische Veränderungen Unterstützung bieten. Indien wurde durch den Bargeldumtausch kurzfristig zurückgeworfen. Man kommt um einige Schwellenländer wie Taiwan und Korea nicht herum. Mexiko hat übertrieben stark bei der Währung gelitten, aber für ein Schwellenland sehen die Fundamentaldaten ordentlich aus. Zudem werden nicht alle Autohersteller ihre Produktion aus Mexiko abziehen. Aber insgesamt sehe ich in Europa und vor allem in Japan mehr Chancen als Risiken. Deren Unternehmen bieten Anlegern zudem deutlich mehr Einblick und Transparenz als manche Schwellenländerunternehmen.

Und welche Investments sind in dem Umfeld interessant?
Kaldemorgen: Insgesamt sehe ich in Europa und vor allem in Japan gute Chancen bei Aktien. Die Verlierer vom letzten Jahr dürften zu den Gewinnern dieses Jahr zählen. Das wären zum Beispiel Pharmaaktien. Trump sind die hohen Preise ein Dorn im Auge. Aber das Wachstum stimmt und die Aktienbewertung hat sich reduziert. Insgesamt wird man am Aktienmarkt nicht üppig verdienen. Fünf Prozent Plus bei einer Schwankungsbreite der Kurse von 18 Prozent sind kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Für mich als Fondsmanager bedeutet das, dass ich sehr flexibel sein muss und mich auch mal mit Aktienkäufen zurückhalte, bis der Markt wieder ein paar Enttäuschungen verdaut hat. Mit einer Indexorientierung und kleinen Über- und Untergewichten hier und da, kommt man nicht weit. Man muss eine starke Meinung haben. Im vergangenen Sommer hat man mich ausgelacht, als ich gesagt habe, der beste Trade um von steigenden Zinsen zu profitieren seien Banken und Finanzwerte. Sie haben unter den Niedrigzinsen gelitten und müssten die ersten sein, die bei steigenden Zinsen nach oben gehen. Und sie sind um 50 Prozent gestiegen.

Von Anleihen lassen Sie die Finger?
Kaldemorgen: Wenn man glaubt, dass die Zinsen steigen, dann muss man das Zinsänderungsrisiko bei null halten oder unter null. Ich würde mich jetzt eher in Richtung defensiver Aktienwerte orientieren, denn die Dividendenrendite bleibt mit drei bis vier Prozent in Europa eine gute Sache.

War der im Vergleich zum Vorjahr an der Börse ruhige Start ins Jahr 2017 nach Ihrem Geschmack?
Kaldemorgen: Eigentlich sind mir volatile Märkte lieber als zu ruhige Märkte. Doch im vergangenen Jahr haben wir wirtschaftlich gleich zu Beginn in den Abgrund geschaut. Der Ölpreis fiel, China taumelte, alle Märkte gingen runter. So ein holpriger Jahresstart ist für viele Geldverwalter kritisch. Wenn sie zu stark im Minus liegen, müssen sie stark auf die Bremse treten, damit das Jahr nicht schon im Februar für sie vorbei ist. Da ist ein gemächlicherer Start schon positiver. Da kann man sich erst mal sortieren.

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