Geldanlage Fußballtalent Tore für die Crowd

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Spielerentwicklung nicht vorhersagbar

Christoph Breuer, Professor für Sportökonomie an der Deutschen Sporthochschule in Köln, sieht in den neuen Plattformen auch wegen solcher Unwägbarkeiten eine Art Wettbüro – aber keine seriöse Finanzanlage. „Spannend ist das, denn es sind gewaltige Wertsteigerungen von Spielern möglich“, sagt er. Die Entwicklung von Nachwuchstalenten lasse sich aber unmöglich seriös vorhersagen. „Da spielen so viele Faktoren mit rein, dass es pure Spekulation ist.“ Zudem blieben dem Anleger die wichtigsten Informationen wie medizinische Testergebnisse verwehrt.

Für Vereine ist Breuers Bilanz positiver. „Wenn ein Club nicht so viel Geld hat, kann er sich damit zumindest ein paar vielversprechende Talente leisten“, sagt er. Allerdings stehe der Verein auch automatisch stärker im Fokus der Investoren. Und die könnten bei einer Wertsteigerung schnell den Verkauf des Spielers fordern – was für die langfristige Entwicklung von Club und Spieler kaum förderlich sei.

Mit Fußball-Aktien wie von Borussia Dortmund und Fan-Anleihen wie von Schalke 04 können Fußballfans die Liebe zu ihrem Verein im eigenen Wertpapierdepot demonstrieren.
von Stefan Hajek

Bereits etablierte Crowdfunder im Sport beobachten die neuen Projekte genau. Marte-Victoria Lorenz gründete vor zweieinhalb Jahren fairplaid.org – eine der ersten Crowdfunding-Plattformen in Deutschland. Anders als bei kickrs.net oder Fantex funktioniert ihr Modell nach dem klassischen Prinzip. Wer ein Projekt von Sportlern unterstützt, bekommt dafür kleine Geschenke wie einen Trainingsbesuch. „Die Projekte kommen aus allen möglichen Richtungen", sagt Lorenz. Geld zu verdienen gibt es bei ihr aber nicht.

Der Druck auf die Spieler steigt

Sportökonom Breuer glaubt, dass dieser ökonomische Aspekt bei den jungen Talenten Spuren hinterlässt. Zwar gebe es zu dem Thema noch keine wissenschaftliche Studie. "Kleiner wird der Druck auf die Spieler aber nicht."

Panagiotis Kynigopoulos‘ scheint den Druck – zumindest in der Außerdarstellung – wegzustecken. "Ich bin ein junger Spieler wie jeder andere auch", sagt er in Interviews. In Werbevideos von kickrs.net tritt er zu kleinen Wettbewerben an und erzählt, wie er für seinen Traum kämpfen will. Im Winter warf ihn eine Knieverletzung zurück, doch nun zeigt auch seine Formkurve wieder nach oben. Auf sieben Spiele, drei Vorlagen und drei Tore kam er im März. Neulich lief er sogar für die erste Mannschaft auf. Meistens kickt er aber in der zweiten Elf - der erhoffte Durchbruch bleibt bislang aus.

Sportökonom Breuer rät den Fans wegen solcher Unwägbarkeiten, ihre Anlagen zu streuen. „Aus finanzieller Sicht ist die Investition in einen Nachwuchsspieler vielleicht nicht das beste Geschäft", meint er. Das Modell funktioniere aber, weil die Leute den Fußball so lieben. „Die Faszination, mitten im Geschäft dabei zu sein, bezahlen viele Fans wahrscheinlich gerne mit einem recht hohen Risiko.“

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