Viele kaufen Gold oder Immobilien.
Auch das wird nichts nutzen. Gold ist zwar wahrscheinlich eine gute Versicherung gegen manche Extremszenarien, es wirkt aber auch nicht in jedem Fall. Nach dem Untergang Roms fand man noch im Mittelalter immer wieder Gold in Fundamenten von Patrizierhäusern. Dass es noch da lag, Jahrhunderte später, ist ein Indiz, dass seine Besitzer nicht viel damit anfangen konnten. Oder aber nicht drankamen.
Aber, wenn nicht gleich die Barbaren einreiten und uns dem Erdboden gleichmachen, dann müssten Sachwerte wie Immobilien doch eine gute Idee sein, vor allem, wenn sie an Schuldenschnitt oder Inflation glauben?
Das ist leider nicht konsequent zu Ende gedacht. Sachwerte verlieren zwar nicht durch Schuldenschnitt oder Inflation, aber danach würde es politisch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große Koalition der Verarmten geben; und die wird die Wenigen, die ihr Vermögen gerettet haben nicht unbehelligt lassen. Reiche werden in irgendeiner Form ihren Obolus bringen müssen. Wer Immobilien besitzt, kann davor nicht weglaufen.
In einer Art Lastenausgleich, wie 1952?
Ja, wir haben da eine Tradition in Deutschland.
Was raten Sie Anlegern?
Wenn sie jung sind: Investieren Sie vor allem in ihre Bildung und in die ihrer Kinder. Wegen der weltweiten Überalterung werden gut ausgebildete Fachleute in der Welt gesucht sein und wieder gut verdienen können.
Und wenn sie älter sind?
Ich will nicht zynisch sein, aber dann können Sie wirklich nur Schadensbegrenzung betreiben. Man sollte sein Geld streuen. Gegen eine selbst bewohnte Immobilie – in bescheidenem Rahmen – ist nicht viel einzuwenden. Die wird wahrscheinlich nicht besteuert. Wenn Sie viel Geld besitzen, sollten Sie es verteilen, auf mehrere Banken im In- und Ausland, aber auch auf mehrere Assetklassen wie solide Anleihen, Edelmetalle, Bargeld, sehr viel Bargeld möglicherweise verteilt auf mehrere Währungen, und natürlich gehören Aktien absolut dazu, auch wenn sie zurzeit nicht mehr wirklich billig sind. Und engagieren sie sich politisch: wir müssen die Politik dazu bringen, den Kurs zu ändern und weiteren Schaden von uns abzuwenden.
Sie sind seit 14 Jahren Co-Autor einer der größten und renommiertesten Investment-Studien zum weltweiten Aktienmarkt, welche Aktien empfehlen Sie?
Eine Faustregel sollte sein: Aktien von Unternehmen, die nicht von einem Kunden, einem Land als Markt, einem Zulieferer, einem Produkt oder staatlicher Regulierung abhängen. Eine zweite: der Firmensitz sollte in einem Land mit stabilen Eigentumsrechten liegen, wie Kanada, Schweiz, Norwegen. Die Umsätze sollten weltweit erzielt werden.
Zum Beispiel, ja. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ihr ganzes Vermögen verlieren, ist mit so einer Aufstellung sehr gering. Der Wert eines Portfolios aus solchen Konzernen wird nicht auf Null fallen.
Hätten Sie mit einer Organisation wie BCG im Rücken nicht einfacher einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten können?
Nach 23 Jahren bei BCG werde ich erst mal eine Auszeit nehmen und überlegen, wo ich mich in Zukunft engagiere. Das Thema wie wir konstruktiv mit den erheblichen Herausforderungen umgehen, beschäftigt mich sehr und ich werde sicherlich versuchen, meinen Beitrag zur Lösung zu leisten.