Geldanlage "Wenn das Gold redet, schweigt die Welt!"

Die Überschuldungskrise ist die Folge einer Wirtschaftsideologie, die seit nunmehr 40 Jahren Wachstum auf Pump propagiert. Je länger die Krise andauert, je mehr Rechte gebrochen werden, desto mehr läuft die Gelddrucker-Kolonne dieser Welt Gefahr, das Vertrauen der Bevölkerung in das Papierwährungssystem endgültig zu verlieren. Gold schützt seinen Besitzer vor dem Geldbetrug der Regierungen und bewahrt langfristig seine Kaufkraft - nicht mehr und nicht weniger!

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Eine Hand greift nach einem 1000 Gramm Feingoldbarren Quelle: dpa

Nachdem der Goldpreis von seinen Tiefständen um die 250 Dollar im Jahr 1999 kommend Anfang September 2011 ein Verlaufshoch von über 1.900 Dollar erreichte und innerhalb weniger Monate wieder bis auf knapp unter 1.500 Dollar korrigierte, sahen hierin nicht wenige, wie auch das „Orakel von Omaha“, Warren Buffett, das Ende einer „irrationalen Übertreibung“. Buffett warnte sogar alle Investoren eindringlich, ja die Finger vom Gold zu lassen: „Was der weise Mann am Anfang macht, machet der Narr am Ende!“ Und wie nun jüngst auf „Spiegel Online“ zu lesen war, sieht der kritische Finanzbuchautor Malte Heynen, „der auszog seine Ersparnisse zu retten, und entdeckte, was wirklich mit unserem Geld passiert“, Gold sogar als die „älteste Spekulationsblase der Welt“ an, denn „Gold erhält seinen Wert allein durch den Glauben der Menschen an seinen Wert!“

Goldpreisanstieg bloß ein Irrtum?

Nicht wenige Finanzexperten sind der Meinung, dass Gold angesichts seiner Volatilität eine sehr spekulative Geldanlage sei, es keinen Nutzen erzeuge und vor allem im Gegensatz zu Immobilien oder Aktien keine Erträge erwirtschafte. Angesichts der auch in Relation zur Gesamtnachfrage sehr überschaubaren industriellen Bedeutung liegt der Sinn des Goldes für viele Auguren daher einzig nur darin, Frauen, russische Zwiebelturmspitzen oder Bilderrahmen zum „Glänzen“ zu bringen. Gründet sich dann also der Goldpreisanstieg der letzten elf Jahre in Wahrheit auf den „größten Irrtum der Menschheit“? Sollten wir dem folgend die häufig zu lesenden Presseberichte über eine sich ausbildende Gold-Spekulationsblase nun zum Anlass nehmen, den daueroptimistischen und gierigen „Gold-Narren“ all unser Edelmetall zu einem in luftige Höhen getriebenen Preis „umzuhängen“, bevor auch diese Blase platzt? Und, ist Gold nicht sowieso nur noch ein „Mythos“ aus längst vergangenen Zeiten?

Herwig Weise ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise

„Das Verlangen nach Gold ist nicht jenes nach Gold. Es ist zum Zwecke von Freiheit und Wohlfahrt." (Ralph Waldo Emerson, amerikanischer Philosoph, 1803-1882)
Gemäß einer Statistik des World Gold Council kauften allein die Deutschen im ersten Halbjahr 2012 für rund drei Milliarden Dollar insgesamt 55,5 Tonnen Gold, was sie so zur unangefochtenen Nummer eins in Europa machte. Doch, was sich auf dem ersten Blick noch als recht spektakulär darstellt, reduziert sich spätestens beim zweiten Blick … auf einen Hauch von Nichts! Verteilt auf die rund 60 Millionen Deutschen im Alter zwischen 20 und 80 Jahren ergibt sich rein rechnerisch nämlich nur ein Betrag von rund 40 Euro beziehungsweise 6,67 Euro monatlich, womit jedenfalls hierzulande wohl eher nur von Liebhaberei als einem echten Investitionsinteresse gesprochen werden kann.

Martin Mack von der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise Quelle: Bodo Dretzke

Aber auch weltweit ist die private Nachfrage nach Gold in den letzten drei Jahren relativ konstant geblieben, so dass jedenfalls von dieser Seite überhaupt nichts von einer Blasen bildenden Kaufpanik zu sehen ist. Damit stellt sich dann aber nur noch die Frage, ob vielleicht … eine gute Handvoll Währungshüter höchstpersönlich zu „gierigen Narren“ mutiert sind?

Gold ist Geld

Denn, nachdem die Notenbanken insgesamt zwei Jahrzehnte lang auf der Verkäufer-Seite standen, und sie zur Jahrtausendwende den Goldpreis mit rund 250 Dollar sogar noch auf ein 20-Jahres-Tief herunterdrückten (Gordon Brown-Tief), haben diese im Zuge der Staatsschuldenkrise 2010 offenkundig neue Erkenntnisse gewonnen. So ließen die Notenbanken in jenem Jahr weltweit immerhin schon sehr beachtliche 77 Tonnen Gold in ihren Tresoren verschwinden, um dann 2011 mit rund 440 Tonnen signifikant nachzufassen. Aber auch dieses höchste Kaufvolumen seit 1964 könnte im Jahresverlauf 2012 noch überboten werden, haben doch die Notenbanken bis Ende August schon 262 Tonnen des gelben Edelmetalls erworben! Warum in aller Welt aber steigen ausgerechnet jetzt einige Zentralbanken, wie die Chinas, Mexikos, Russlands oder der Türkei wieder ins Gold ein, wenn es doch keinen Nutzen haben soll? Sind vielleicht eben diese Notenbanker zu jenen „weisen“ Männern geworden, die, wie Milliarden von Menschen zuvor, verstanden haben, dass Gold seinen Wert seit 6.000 Jahren fast ausschließlich wegen einer besonderen Eigenschaft erhält? ... Gold ist Geld – und sonst nichts!

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