Geldanlage Zehn attraktive Anleihen
Die Welt der Anleihen ist durcheinandergewirbelt. Bundesanleihen bringen noch 1,3 Prozent Rendite, spanische Staatsanleihen dagegen sieben Prozent. Wer eine überhaupt noch passable Rendite will, muss sehr hohe Risiken eingehen. Der Totalausfall ist heutzutage wahrscheinlich denn je. Ebenfalls nicht auf den Leim gehen sollten Anlegern Anbietern hochverzinslicher Unternehmensanleihen, die sieben oder acht Prozent Rendite bringen. Auch da ist das Risiko eines Totalverlustes relativ hoch. Zehn Anleihen, die trotz der stürmischen Zeiten ein gutes Chance-Risiko-Profil haben.
Polen: Sicherer Hafen
Ob die Fußball-Europameisterschaft Polen einen zusätzlichen Aufschwung beschert hat, wird sich noch abschließend zeigen. Gut steht das Land auf jeden Fall da. Kein anderes Land in Europa ist so gut durch die Finanzkrise gekommen wie das nach der Bevölkerungszahl sechstgrößte Europas. Eine Rezession gab es nicht, die Wirtschaft boomt, das deutsche Nachbarland gilt schon als sicherer Hafen in Osteuropa.
Polens Rating ist mittelmäßig: A- bei den Agenturen S&P und Fitch, die siebthöchste Bonitätsnote. Moody’s stuft Polen mit A2 ein, die sechshöchste Note. Damit gilt Polen als sichere Anlage, solange keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten.
Das Haushaltsdefizit lag im vergangenen Jahr bei 5,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für 2012 ist das EU-Limit von drei Prozent bereits als Ziel definiert. 2011 wuchs die Wirtschaftsleistung um 4,3 Prozent, das stärkste Plus seit 2008. Die Schulden der öffentlichen Hand betrugen Ende 2011 56,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: In der Euro-Zone beliefen sich die Schulden 2011 dem Internationalen Währungsfonds zufolge im Durchschnitt auf rund 88 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In den USA betrugen sie sogar 102 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Und Ministerpräsident Donald Tusk will noch mehr. Das Haushaltsdefizit will er halbieren, das Renteneintrittsalter in Polen wird von 65 Jahren bei Männern und 60 Jahren bei Frauen auf 67 angehoben.
Die Staatsanleihen des Landes sind attraktiv, ihre Rally geht vermutlich weiter. Auch schön für Anleger: Polnische Pensionsfonds müssen mindestens 95 Prozent ihrer Gelder im Inland anlegen. Das macht den polnischen Anleihemarkt weniger schwankungsanfällig. Ein sicherer Hafen in Osteuropa eben.
Aktuelle Rendite: 2,46 %
Porsche: Luxus lohnt sich
Als ob es weder Konjunktur- noch Finanzkrise gäbe, verkauft Porsche so viele Autos wie noch nie.. Geht es in dem Tempo wie im ersten Halbjahr weiter, würde das Stuttgarter Unternehmen in diesem Jahr auf mehr als 130 000 Autos kommen – und schon in vier Jahren das für 2018 gesteckte Ziel von 200 000 erreichen. So gesehen sollten Porsche-Anleihen mit Laufzeit bis 2016 ein sicheres Investment sein.
Porsche ist eben kein reiner Sportwagenhersteller mehr, sondern dank Gelände-SUV und Oberklassen-Limousinen ein Hersteller von Luxusautos. Deren Markt ist viel breiter als der für reine Sportvehikel. Vor allem in den Schwellenländern kommt Porsche damit gut an. Von 100 verkauften Fahrzeugen gehen derzeit allein 23 nach China. Zum Vergleich: In die USA werden 21 geliefert, in Deutschland bleiben nur 14.
Die Eigentumsverhältnisse sind allerdings unübersichtlich. Emittentin der Anleihe ist die Porsche International Financing mit Sitz in Irland. Deren Dachgesellschaft ist die Porsche Zwischenholding, in der das Autogeschäft steckt, die Porsche AG aus Stuttgart. Die Zwischenholding wiederum gehört je zur Hälfte VW und der übergeordneten Porsche Holding (PSE). Hinter denen stehen als letzte Instanz zu 90 Prozent die Familien Porsche und Piëch sowie zu zehn Prozent das Emirat Qatar. Eine solche Ansammlung mächtiger Anteilshaber spricht dafür, dass es keine Probleme geben sollte, wenn die Anleihe 2016 zurückgekauft wird.
Aktuelle Rendite: 1,51 %
Gea: Neue Nahrung
Kunden wie Nestlé, Kraft oder Danone seien in ihren Investitionsplanungen wesentlich verlässlicher als Unternehmen der Öl- und Gasbranche. „Lebensmittelkonzerne kümmern sich nicht so sehr um den aktuellen Kaffee- oder Kakaopreis“, sagt Jürg Oleas, Chef des Spezialmaschinenbauers Gea. Vielmehr gehe es um langfristige Trends: dass immer mehr Menschen auf der Welt immer mehr Nahrung brauchen, diese Lebensmittel möglichst hochwertig sein sollten und die Produktion dafür sparsam und umweltschonend.
Mit seinen Schneide- und Mariniermaschinen, Melkrobotern oder Abfüllanlagen gehört Gea hier zu den führenden Spezialherstellern. Weit mehr als die Hälfte seiner Umsätze macht Gea mit Unternehmen der Nahrungsmittelbranche. Weil dieses Geschäft stabil verläuft, sind Anleihen von Gea trotz moderater Rendite von 2,7 Prozent eine interessante Anlage.
Für 2012 sind die Geschäftsaussichten gut. Bisher sind etwa zehn Prozent mehr neue Aufträge hereingekommen. Selbst wenn die Bestellungen in der zweiten Jahreshälfte etwas abflauen, dürfte Gea seinen Umsatz um rund fünf Prozent auf 5,7 Milliarden Euro erhöhen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation sollte nach 610 Millionen Euro auf mehr als 650 Millionen klettern. Für die neue, auf die Nahrungsmittelindustrie konzentrierte Gea wäre das ein Rekord. Zudem läge das über den Nettoschulden von 636 Millionen Euro und ist damit auch ein Zeichen für die solide Finanzierung des Unternehmens. In den Büchern stehen 2,1 Milliarden Euro Eigenkapital, ein Drittel der Bilanzsumme. Damit sollte es kein Problem sein, die derzeit ausgegebene Anleihe im Nennwert von 400 Millionen Euro zur Fälligkeit 2016 wieder zurückzukaufen. Von der Ratingagentur Moody’s wird das Papier mit Baa3 noch als Investmentgrade eingestuft.
Aktuelle Rendite: 2,18 %
Symrise: Vanille für die Welt
Mit Zukäufen in Brasilien und in Nordamerika baut Symrise seine Position auf dem internationalen Markt für Duft- und Geschmacksstoffe weiter aus. Das Unternehmen aus dem niedersächsischen Holzminden, Nummer vier der Branche, steuert in diesem Jahr auf einen Rekordumsatz von mehr als 1,6 Milliarden Euro zu. Unter deutschen Unternehmensanleihen gehören Papiere von Symrise zu den soliden Klassikern.
Die Nachfrage nach industriell gefertigten Nahrungsmitteln und Kosmetika nimmt weltweit zu, möglichst billige Zutaten werden zunehmend chemisch angereichert und so teurer verkauft. Symrise liefert Aromen und spezielle Duftstoffe an Lebensmittelhersteller sowie Pharma- und Kosmetikunternehmen. Dank der Zutaten aus Deutschland können diese viele Varianten vergleichsweise kostengünstig herstellen.
In Nordamerika stieg der Umsatz zuletzt zweistellig. In Asien wächst Symrise zwar bisher nur einstellig, dennoch zeichnen sich vor allem in China dank der wachsenden Mittelschicht für die nächsten Jahre stabile Wachstumsraten ab. Im laufenden Jahr kalkuliert das Unternehmen mit drei bis fünf Prozent mehr Umsatz; angesichts des bisherigen Geschäftsverlaufs ist das ein realistisches Ziel. Die Gewinne sollten ebenfalls leicht zulegen.
Symrise ist mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 40 Prozent solide finanziert, die Nettoschulden liegen beim 2,2-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation. Da lässt es sich verschmerzen, dass die Anleihe keine Bewertung der großen Ratingagenturen hat.
Aktuelle Rendite: 2,40 %
Lafarge: Parken für zwei Jahre
Der traditionsreiche, französische Baustoffkonzern Lafarge ist heute mit 76000 Mitarbeitern in 80 Ländern vertreten, bei seinem Kernprodukt Zement die Nummer eins; bei Beton, Kies und Gips weit vorn. Das Unternehmen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken – ein beruhigendes Signal für Anleihe-Käufer. Für sie zählen keine kurzfristigen Schwankungen der Quartalsergebnisse, sondern nur zwei Dinge: dass das Unternehmen pünktlich Zinsen zahlt und spätestens zur Fälligkeit die Anleihe wieder zurückkauft. Eine 179-jährige Geschichte ist dafür zwar keine Garantie, zeigt aber, dass das Unternehmen schon einige Stürme überstanden hat.
Auch aktuell kämpft Lafarge mit Gegenwind. Durch zahlreiche Übernahmen in den vergangenen Jahren haben die Franzosen einen Schuldenberg von 12,4 Milliarden Euro aufgetürmt. Das ist etwa viermal so viel wie der für dieses Jahr erwartete Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation und damit der Schwachpunkt des Konzerns. Die Ratingagentur Standard & Poor’s bewertet Lafarge mit BB+ als spekulative Anlage – wenngleich hier mit der besten, obersten Note. Immerhin, die in den Büchern ausgewiesenen 17,9 Milliarden Euro Eigenkapital machen 44 Prozent der Bilanzsumme aus.
Mit Anleihen im Nennwert von mehr als fünf Milliarden Euro gehört Lafarge zu den großen Schuldnern auf dem Kapitalmarkt. Für Privatanleger interessant sind Anleihen mit zweijähriger Restlaufzeit. Die gebotenen drei Prozent sind zwar nicht üppig, aber als vorübergehende Parkposition geeignet.
Aktuelle Rendite: 2,55 %
NRW: Kick mit Krone
Eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Landesregierung in Düsseldorf sei es, so sagt das Wirtschaftsinstitut RWI, die Schulden zu begrenzen. Mit einer geplanten Neuverschuldung von vier Milliarden Euro gehört NRW bisher zu den großen Schuldenmachern in Deutschland. NRW-Anleihen jedoch sind dennoch interessante Papiere – vor allem, da sie seit Kurzem einen zusätzlichen Zins-Kick versprechen.
Die Ratingagentur Moody’s gibt NRW die Note Aa1, die nur eine Stufe unter der Top-Note der Bundesrepublik liegt. Standard & Poor’s ist etwas zurückhaltender, stuft Nordrhein-Westfalen mit AA- aber immer noch als sehr sicheren Emittenten ein. Grund sind die Stärke der NRW-Wirtschaft und politische Sicherungsmechanismen wie der Länderfinanzausgleich, der dafür sorgt, dass letztlich kein Bundesland mit seinen Schulden allein dasteht.
NRW-Anleihen mit fünf Jahren Laufzeit bringen nicht viel, wenn die Papiere in Euro notieren. Doch die Rendite verdoppelt sich annährend bei Papieren in norwegischen Kronen (Mindestanlage 10 000 Kronen gleich 1322 Euro). Natürlich bergen Währungsanleihen immer ein zusätzliches Risiko. Doch man muss nicht einmal notorischer EU-Skeptiker sein, um zumindest einen kleinen Teil seines Anleihedepots in die norwegische Währung zu stecken. Die Wirtschaft des Landes ist stark, vor allem dank lukrativer Öl- und Gasexporte. Der Einzelhandel brummt, die Produktionserwartungen in der Industrie sind hoch. Mit wahrscheinlich mehr als zwei Prozent Wachstum gehört die norwegische Wirtschaft in diesem Jahr zu den Musterschülern in Europa.
Aktuelle Rendite: 2,70 %
Petrobras: Brasilien bedient
Weil das einfach zu findende Öl auf der Erde schon gefunden ist, geht es jetzt darum, aus bestehenden Feldern mehr rauszuholen und neue Lagerstätten in extremen Lagen zu erschließen.
Unter dem Meeresboden vor der brasilianischen Küste wurden in den vergangenen Jahren gewaltige Erdölfelder entdeckt. Vermutet werden dort Vorkommen von insgesamt rund 50 Milliarden Fass. Doch die Erschließung dieser Lagerstätten, die in mehreren Tausend Meter Wassertiefe und unter einer dicken Salzschicht liegen, verschlingt mit Blick auf die technischen und geologischen Herausforderungen gigantische Summen.
Der mehrheitlich von der brasilianischen Regierung kontrollierte Ölkonzern Petrobras will bis 2015 allein 45 Milliarden Dollar nur für die Entwicklung der Lagerstätten ausgeben. Das sind 35 Prozent des für die Erschließung neuer Felder und den Ausbau der Produktion vorgesehenen Budgets und ein Fünftel der veranschlagten Gesamtinvestitionen von 225 Milliarden Dollar. Finanziert wird die Investitionsoffensive etwa zu gleichen Teilen aus der Kapitalerhöhung vom Herbst 2010, den laufenden operativen Mittelzuflüssen und neuem Fremdkapital wie der im Februar 2017 fälligen Dollar-Anleihe.
Die Ratingagenturen halten Zinsdienst und Tilgungsfähigkeit im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld für gewährleistet. Moody’s bewertet die Anleihe mit A3. Etwas skeptischer sind die Kollegen von S&P und Fitch mit BBB. Doch selbst in einer schweren Krise der Weltwirtschaft und des Unternehmens können Anleihegläubiger davon ausgehen, bedient zu werden. Der Ölkonzern ist für Wirtschaft und Reputation Brasiliens so wichtig, dass notfalls der Staat einspringen wird.
Aktuelle Rendite: 2,79 %
Borealis: Zinsen vom Emir
Die Herkunft skandinavisch, die Zentrale in Österreich, der Großaktionär aus Arabien und der Partner mit besten Drähten nach Ostasien: Derart vernetzt ist der Kunststoffhersteller Borealis im internationalen Chemiegeschäft eine führende Adresse – und zugleich Herausgeber einer interessanten Anleihe.
Borealis hat sich auf Kunststoffe wie Polypropylen und Polyethylen spezialisiert, dazu auf Basischemikalien. Eingesetzt werden die Kunststoffe bei der Herstellung von Rohren, Kabeln oder Folien. Die Kunden stammen aus der Energiewirtschaft, dem Infrastrukturbau, der Verpackungsindustrie und der Automobilindustrie.
Vor allem Fahrzeughersteller werden als Abnehmer immer wichtiger. Hier ersetzt Plastik zunehmend schwerere Werkstoffe wie Stahlblech. Für Mercedes liefert Borealis Plastikteile. Im neuen Elektro-Kleinstwagen Twizy von Renault werden Stoßstangen aus einem neuartigen, besonders leichtem Polypropylen von Borealis verbaut. Nach dem passablen Jahresstart kann das Geschäftsvolumen 2012 den letztjährigen Rekordwert von 7,1 Milliarden Euro erreichen. Der Nettogewinn dürfte die 507 Millionen Euro von 2012 aber knapp verfehlen.
Die Borealis-Anleihe wird selten gehandelt, deshalb beträgt die Spanne zwischen Kauf und Verkauf mehr als zwei Prozent. Wer kauft, sollte limitieren und etwas Geduld mitbringen. Ein Rating hat die Anleihe nicht, doch Borealis ist solide finanziert. In den Büchern stehen 3,3 Milliarden Euro Eigenkapital. Das sind 53 Prozent der Bilanzsumme und etwa dreimal so viel wie die Nettoschulden.
Aktuelle Rendite: 3,36 %
KTM: Ritt ohne Rating
Mit dem Kauf des italienischen Motorradbauers Ducati durch Volkswagen komme Bewegung in die Zweiradbranche, sagt Stefan Pierer, Chef des Motorradherstellers KTM. Die Österreicher erwarten sich dadurch einen Technologieaustausch zwischen Herstellern – so wie er in der Automobilindustrie üblich ist. Halten ähnliche Kooperationen in der Zweiradbranche Einzug, könnte das die bisher hohen Entwicklungskosten senken und den Herstellern insgesamt ein höheres Gewinnniveau ermöglichen.
Als weltweiter Marktführer bei geländegängigen Maschinen wäre KTM ein gesuchter Partner. Das zeigen die bisherigen Kooperationen, etwa mit den Autoherstellern Audi und Opel. Besonders wichtig für KTM sind die wachsenden Zweiradmärkte in Asien, vor allem Indien, Indonesien, Malaysia und Thailand. Hier kommt KTM die enge Zusammenarbeit mit seinem indischen Großaktionär Bajaj (47 Prozent Anteil) zugute, Spezialist für zwei- und dreirädrige Fahrzeuge.
In diesem Jahr dürfte KTM den Umsatz über die 527 Millionen Euro von 2011 bringen. Der Nettogewinn, zuletzt 21 Millionen Euro, sollte ebenfalls höher ausfallen. Für die vor Kurzem herausgegebene Anleihe von KTM ist das kein schlechtes Umfeld. Das Papier mit fünfjähriger Laufzeit ist als Mini-Emission (85 Millionen Euro Nennwert) und ohne Rating eine spekulative Ergänzung für ein Anleihedepot.
Aktuelle Rendite: 3,51 %
Hochtief: Spanischer Aufschlag
Die Anleihe von Hochtief ist ohne Frage eine spekulative Anlage. Wenn ein Zinspapier so viel mehr abwirft als Bundesanleihen gleicher Laufzeit, ist das nur mit erhöhtem Risiko zu haben. Dennoch ist das Hochtief-Papier, das vor wenigen Wochen im Volumen von 500 Millionen Euro neu auf dem Markt kam und über kein Rating verfügt, kein schlechtes Angebot.
Von überraschenden Abschreibungen der australischen Tochtergesellschaft Leighton, Gezerre mit der Stadt Hamburg um den Bau der Elbphilharmonie bis zum fehlgeschlagenen Versuch, sein Flughafengeschäft zu verkaufen, hat der Hochtief-Konzern zahlreiche Baustellen. Sie haben nicht nur im vergangenen Jahr zu 160 Millionen Euro Verlust geführt; sie dämpfen auch die Aussichten in der laufenden Saison. Wahrscheinlich wird Hochtief Ende des Jahres deutlich unter dem Spitzenwert von 2010 (288 Millionen Euro Reingewinn) liegen und netto kaum 200 Millionen erreichen.
Darüber hinaus gibt es eine Unsicherheit, deren Folgen nur schwer abzuschätzen sind: der Einfluss des Großaktionärs ACS, der mit 54 Prozent bei den Essenern das Sagen hat. Der spanische Bau- und Infrastrukturkonzern ACS ist schwer verschuldet, seine 9,3 Milliarden Euro Nettoverbindlichkeiten sind etwa viermal so hoch wie der Gewinn vor Zinsen, Steuern Abschreibungen und Amortisation (Ebitda). Es ist nicht verwunderlich, dass ACS mit seiner Tochter Hochtief nicht nur Umsatz und Gewinn anteilig aufpolstert, sondern auch das Eigenkapital in der Bilanz.
Und da ist Hochtief stabiler als die Muttergesellschaft. Selbst wenn die Nettoschulden in diesem Jahr wie von Analysten angenommen auf mehr als eine Milliarde Euro steigen, wäre das weniger als das für 2012 erwartete Ebitda (schätzungsweise 1,3 Milliarden Euro). Und mit 26 Prozent Eigenkapitalquote ist die Hochtief-Bilanz derzeit noch immer so austariert wie in den Jahren vor der Übernahme durch ACS.
Aktuelle Rendite: 3,90 %
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