Der beste Zeitpunkt ist vorbei, aber was ist die Alternative zu Aktien?
Das ist der Punkt. Wir erleben die historisch seltene Konstellation, dass Zinsprodukte wie Anleihen und Sparkonten auf Jahre hinaus einfach nichts bringen. Man muss also Aktien haben, sonst wird man kalt enteignet, weil die Inflation höher liegt als die Renditen.
Derzeit ist die Inflation schwach.
Ja, aber auch bei 1,5 Prozent Inflation verlieren Sie mit 0,2 Prozent Rendite nach Steuern in ihrem Depot Kaufkraft, genauso wie bei 10,0 Prozent Inflation und acht Prozent Zins. Die Finanzrepression hat viele Spielarten, aber sie ist Fakt. Die Lösung heißt – auch, wenn das keiner mehr hören will – breit diversifizieren.
Was schlagen Sie vor?
Mit einem Drittel Aktien, einem Drittel Immobilien und einem Drittel kurzfristigen Zinsanlagen machen Sie nicht viel falsch.
Gold?
Wird weiter eher schwach tendieren; kurzfristig sieht Gold technisch etwas überverkauft aus, ich sehe aber nicht, was den Goldpreis mittelfristig sehr stark treiben sollte. Als Krisenschutz für den Fall der Fälle können Anleger aber ein wenig Gold beimischen.
Welche Aktien?
Den Dax würde ich nicht mehr kaufen; klar, es gibt Unternehmen, deren Geschäft selbst im Fall eines China-Crashs laufen würde, etwa die Post, aber da sind Hinz und Kunz schon drin. Die Börsen in den USA und Großbritannien gefallen mir besser. Weltweit sind die Gewinnmargen der Unternehmen und die Cash-Flow-Renditen aber nahezu ausgereizt. Was wir nun an der Börse brauchen, ist neues Umsatzwachstum. Angelsächsische Unternehmen scheinen tatsächlich anzufangen zu investieren, was langfristig gut für die Konjunktur wäre, die US-Maschinen und andere Ausrüstungen sind im Schnitt über 20 Jahre alt. Die schlechte dortige Produktivität könnte verbessert werden.
Investitionen kosten Geld. Wenn Unternehmen investieren, drohen niedrigere Dividenden und Gewinne, also wären höhere KGVs die Folge.
Richtig, aber mit etwas Verzögerung würden die Aktien dann über Umsatzwachstum neuen Schub kriegen. Auch diese Verzögerung spricht dafür, größere Käufe erst nach Rücksetzern zu wagen. Europäische Titel würde ich nur noch sehr wenige kaufen. Ölwerte wie Total oder Statoil gefallen uns noch gut, sie haben die Hausse kaum mitgemacht und investieren weniger, was steigende Cash-Flows bringt. Generell ist Europa aber schon gut gelaufen. In der Euro-Krise ist es ruhig; sie kann aber jederzeit wieder aufflammen. Die Probleme, Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit, sind ungelöst. Eine neue Zuspitzung droht, wenn sich bei den nächsten Wahlen der Trend zu rechtspopulistischen, euroskeptischen Parteien manifestiert und diese mit einem Euro-Austritt ernst machen.