Geldmanager Jens Ehrhardt "Den Dax würde ich nicht mehr kaufen"

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"Breit diversifizieren, Gold beimischen"

Der beste Zeitpunkt ist vorbei, aber was ist die Alternative zu Aktien?

Das ist der Punkt. Wir erleben die historisch seltene Konstellation, dass Zinsprodukte wie Anleihen und Sparkonten auf Jahre hinaus einfach nichts bringen. Man muss also Aktien haben, sonst wird man kalt enteignet, weil die Inflation höher liegt als die Renditen.

Wo es noch Zinsen gibt
Wer derzeit für ein Jahr lang Geld auf einem Tagesgeldkonto parkt, bekommt durchschnittlich nur 0,54 Prozent Zinsen. Wer also 10.000 Euro auf der hohen Kante hat, hat nach einem Jahr lediglich 54 Euro mehr. (Stand: 12. Mai 2014) Quelle: AP
Die besten Anbieter von Tagesgeldkonten sind derzeit die Renault Bank direkt Tagesgeld mit 1,31 Prozent p.a. und MoneyYou Tagesgeld (1,31 Prozent p.a.). Viel mehr als 1,3 Prozent Prozent Jahreszins sind derzeit aber - unabhängig vom Anbieter - nicht drin.Quelle: Tagesgeldvergleich.net Quelle: Screenshot
Beim Festgeld ist die Verzinsung gut doppelt so hoch. Wer 10.000 für drei Jahre festlegt, bekommt schon zwischen 2,1 und 3,3 Prozent Zinsen. Für ein einjähriges Festgeld bekommen Sparer in Deutschland allerdings maximal 1,7 Prozent Zinsen. Besonders hohe Zinsen bieten Tochtergesellschaften ausländischer Banken. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Im Dezember 2013 hat die Saving­Global GmbH die Onlineplattform Welt­sparen.de gestartet, über die deutsche Sparer Festgeldkonten im Ausland eröffnen können. Die First Investment Bank in Sofia bietet derzeit 2,9 Prozent Zinsen für einjährige Festgeld-Anlagen an, bei einer Laufzeit von 36 Monaten winken 3,3 Prozent. Das Geld wird in Euro angelegt, es gibt also kein Währungsrisiko. Quelle: Screenshot
Künftig sollen auch andere ausländische Banken über die Plattform deutschen Kunden Festgeldkonten anbieten. So soll neben einer italienischen und einer portugiesischen Direktbank auch ein Institut aus Norwegen dazu stoßen, das 2,2 Prozent Zinsen für ein einjähriges Festgeld bei einer Mindestanlage von 15.000 Euro anbietet. Allerdings müssen die Kunden in norwegischen Kronen anlegen. Quelle: dpa
Um ein solches Festgeldkonto eröffnen zu können, müssen Sparer bei Welt­sparen.de Kunde werden, in dem sie online und per Postident-Verfahren ein Konto bei der deutschen MHB Bank eröffnen. Die MHB Bank ist Abrechnungsbank für die Festgeldgeschäfte der Saving­Global und legt das Geld der Sparer bei den ausländischen Partnerbanken an. Sobald das Konto eröffnet ist, können Kunden via Online-Plattform den gewünschten Betrag überweisen. Am Ende der Laufzeit überweist die Partnerbank das Geld mit Zinsen auf das Weltsparkonto bei der MHB Bank zurück. Quelle: Screenshot
Die Kontoführung ist für Kunden der MHB Bank kostenlos. Saving-Global und MHB verdienen an einer Vermittlungsgebühr von den ausländischen Partnerbanken. Wie hoch diese Provision ist, lässt sich nur schätzen. So bekommen beispielsweise bulgarische Kunden bei der Fibank für ein einjähriges Festgeld in Höhe von 10.000 Euro 4,15 Prozent Zinsen, Deutsche dagegen 2,9 Prozent. Die Differenz dürfte der Vermittlungsgebühr entsprechen. Quelle: dpa

Derzeit ist die Inflation schwach.

Ja, aber auch bei 1,5 Prozent Inflation verlieren Sie mit 0,2 Prozent Rendite nach Steuern in ihrem Depot Kaufkraft, genauso wie bei 10,0 Prozent Inflation und acht Prozent Zins. Die Finanzrepression hat viele Spielarten, aber sie ist Fakt. Die Lösung heißt – auch, wenn das keiner mehr hören will – breit diversifizieren.

Was schlagen Sie vor?

Mit einem Drittel Aktien, einem Drittel Immobilien und einem Drittel kurzfristigen Zinsanlagen machen Sie nicht viel falsch.

Gold?

Wird weiter eher schwach tendieren; kurzfristig sieht Gold technisch etwas überverkauft aus, ich sehe aber nicht, was den Goldpreis mittelfristig sehr stark treiben sollte. Als Krisenschutz für den Fall der Fälle können Anleger aber ein wenig Gold beimischen.

Welche Aktien?

Den Dax würde ich nicht mehr kaufen; klar, es gibt Unternehmen, deren Geschäft selbst im Fall eines China-Crashs laufen würde, etwa die Post, aber da sind Hinz und Kunz schon drin. Die Börsen in den USA und Großbritannien gefallen mir besser. Weltweit sind die Gewinnmargen der Unternehmen und die Cash-Flow-Renditen aber nahezu ausgereizt. Was wir nun an der Börse brauchen, ist neues Umsatzwachstum. Angelsächsische Unternehmen scheinen tatsächlich anzufangen zu investieren, was langfristig gut für die Konjunktur wäre, die US-Maschinen und andere Ausrüstungen sind im Schnitt über 20 Jahre alt. Die schlechte dortige Produktivität könnte verbessert werden.

Investitionen kosten Geld. Wenn Unternehmen investieren, drohen niedrigere Dividenden und Gewinne, also wären höhere KGVs die Folge.

Richtig, aber mit etwas Verzögerung würden die Aktien dann über Umsatzwachstum neuen Schub kriegen. Auch diese Verzögerung spricht dafür, größere Käufe erst nach Rücksetzern zu wagen. Europäische Titel würde ich nur noch sehr wenige kaufen. Ölwerte wie Total oder Statoil gefallen uns noch gut, sie haben die Hausse kaum mitgemacht und investieren weniger, was steigende Cash-Flows bringt. Generell ist Europa aber schon gut gelaufen. In der Euro-Krise ist es ruhig; sie kann aber jederzeit wieder aufflammen. Die Probleme, Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit, sind ungelöst. Eine neue Zuspitzung droht, wenn sich bei den nächsten Wahlen der Trend zu rechtspopulistischen, euroskeptischen Parteien manifestiert und diese mit einem Euro-Austritt ernst machen.

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