Geldmanager Jens Ehrhardt "Den Dax würde ich nicht mehr kaufen"

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"China droht zum Risikofaktor zu werden"

Und China?

China droht vom Treiber zum Risikofaktor für deutsche Aktien zu werden. Ich glaube zwar nicht an eine harte Landung, aber die US-Industrie ist weniger abhängig von China als die deutsche, für die China nach Frankreich und den USA bereits der drittwichtigste Markt ist. Das macht den Dax derzeit wesentlich riskanter als die großen US-Indizes, die viel Technologie, Pharma und starke Binnenwerte enthalten. Defensive, weltweit aktive Unternehmen haben wir in Deutschland kaum. Große Binnenwerte auch nicht.

Warren Buffetts Lieblingsaktien
Offenlegen müssen Investoren Aktien, Optionen und Wandelanleien aus dem vergangenen Quartal. In welche Papiere Buffett das Geld seiner Kunden außerhalb der USA anlegt, muss er aber nicht verraten. Auch Optionsscheine (Warrants) und Anleihen müssen nicht aufgeführt werden. Das folgende Ranking listet die Top-10 Firmen aus dem Depot des Großinvestors nach ihrem Wert. Quelle: AP
Platz 10: Davita Healthcare Partners Davita Healthcare Partners ist einer der größten Gesundheitsversorger in den Vereinigten Staaten mit Sitz in Denver, Colorado. Spezialisiert hat sich die Firma auf die Betreuung von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Seit ihrer Gründung 1992 stellt sie die Dialyse-Ausrüstung bereit und betreibt derzeit rund 2000 ambulante Dialyse-Zentren und Versorgungszentren in Krankenhäusern in nahezu allen Staaten der USA. Unternehmenswert 2014: 2.310.552.201 DollarKursentwicklung (1 Jahr): +10,26 ProzentKGV (2013): 21,00Quelle: www.davitahealthcarepartners.com
Platz 9: Directv (DTV)Directv ist ein Pay-TV-Anbieter. Zusammen mit Tochterfirmen bietet das Unternehmen seinen Kunden digitale TV-Dienste in den Vereinigten Staaten und in Lateinamerika. Darüber hinaus produziert die Gesellschaft eigene Entertainment-Sendungen wie beispielsweise Friday Night Lights und besitzt drei eigene Sportsender.Unternehmenswert 2014: 2.521.705.182 DollarKursentwicklung (1 Jahr): +42,18 ProzentKGV (2012): 10,9Quelle: www.directv.com
Platz 8: U.S. BancorpU.S. Bancorp entstand 2002 aus der Fusion der U.S. Bank und die Firststar Bank, die fortan unter dem Dach der Holdinggesellschaft U.S. Bancorp agierten. Das Finanzinstitut ist mit über 3000 Filialen in knapp der Hälfte der US-Bundesstaaten vertreten. Zielgruppe des Unternehmens sind Lateinamerikaner. In vielen Regionen hat die Bank Filialen mit zweisprachigem Service. Insgesamt betreut sie über elf Millionen Kunden.Unternehmenswert 2014: 3.204.564.400 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +19,06 ProzentKGV (2012): 11,2Quelle: www.usbank.com
Platz 7: Wal-Mart Stores Auch wenn der Multi-Supermarkt wegen seiner Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik steht: Für Investoren wie Buffett scheinen die Aktien des Discounters lohnenswert. Zuletzt war der Konzern in den Schlagzeilen, weil er in den USA 2300 Jobs strich, der größte Stellenabbau seit 2010.Unternehmenswert 2014: 3.893.874.950 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +7,46 ProzentKGV (2012): 13,5 Quelle: AP
Platz 6: Exxon Mobil ExxonMobil Corporation einer der größten Spieler der Mineralöl-, Erdgas- und Petrochemiebranche. Der Konzern ging aus Standard Oil hervor. Exxon-Mobil produziert 5,3 Millionen Fass Öl am Tag und beschäftigt 76.900 Menschen. Unter den US-Aktien zählt das Unternehmen zu den „Dividendenaristokraten”. Seit zehn Jahren hat der Konzern seine Dividende beständig erhöht. Zuletzt lag sie bei 2,18 Euro pro Aktie. Unternehmenswert 2014: 4.162.319.872 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +2,6 ProzentKGV (2012): 8,9 Quelle: AP
Platz 5: Procter & Gamble Ein weiterer Aristokrat in Buffetts Portfolio ist Procter & Gamble. Den Konsumgüterhersteller gibt es schon seit 1837. Seinen Kunden dürfte er durch Marken wie „Pampers” oder „Gillette” bekannt sein. Zuletzt hatte der Multi seine Gewinnprognose korrigieren müssen. Grund ist der relativ zu den Währungen der Schwellenländern, in denen P&G stark vertreten ist, starke Dollar. Auf dem Heimatmarkt verspürt der Konzern ebenfalls rauen Wind. Er verliert Marktanteile bei der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln.Unternehmenswert 2014: 4.297.884.480 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): -1,1 ProzentKGV (2012): 19,1 Quelle: AP

Was droht in China?

Der Immobilienboom könnte ein abruptes Ende nehmen. Die Bautätigkeit nahm 2013 fast zwölf Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung ein – viel zu viel und annähernd so hoch wie in Spanien oder Irland zu Zeiten der dortigen Immobilienblasen. In China kaufen viele Menschen Wohnungen, ohne sie je gesehen zu haben, nur, um sie mit möglichst viel Gewinn schnell wieder zu verkaufen, ein klares Blasensymptom. Erste Vorboten eines Crashs gibt es schon, etwa geringere Kreditvergabe und rückläufige Bautätigkeit.

Was hat die Immobilienblase in China mit dem Dax zu tun?

Viele Wohnungen in China stehen leer, da sie ja reine Spekulationsobjekte sind. Können diese nicht wie gedacht teurer verkauft werden, werden viele Spekulanten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Banken und Schattenbanken, die viel finanziert haben, müssten sie abschreiben. Sie kämen selbst in Schieflage, die Kreditvergabe an die Industrie und Privatleute käme zum Erliegen – wie in der US-Subprimekrise eben. Das würde die Wirtschaft der gesamten Region in Mitleidenschaft ziehen und damit auch die deutschen Exporte. Die starke Abhängigkeit vom Export und von Asien kann also für den Dax zum Bumerang werden. Aber Asien macht mir noch aus anderen Gründen Sorge.

Aus welchen denn?

Ich spreche viel mit Managern asiatischer Unternehmen. Alle haben Angst vor China. Sie fürchten, dass China seinen Machtbereich und den Zugang zu Rohstoffen in der Region aggressiv ausweiten könnte.

Sie reden von Krieg?

Das ist in der Tat die Angst vieler, ja. Mit Vietnam gibt es Spannungen, mit Korea, auch mit Japan. Auch die Annäherung Chinas an Russland sehen viele mit Sorge. Die geopolitischen Risiken – auch die Ukraine-Krise ist ja alles andere als ausgestanden – und China sind die beiden großen Risiken für den Dax. Treten sie nicht ein, sollten Aktien in den kommenden Jahren besser laufen als andere Anlageformen; kommt es aber zur Eskalation der einen oder anderen Krise, würde speziell der deutsche Aktienmarkt leiden.

Wie sollen Anleger mit dieser Situation umgehen?

Um es klar zu sagen: Der beste Zeitpunkt, auf breiter Front in Aktien zu gehen, ist vorbei. Voll rein in Aktien muss man, wenn die Geldpolitik gelockert wird, die Zinsen gesenkt und die Konjunktur noch unten ist. Dann haben Aktien den größten Hebel. Wenn die Konjunktur bereits wieder brummt, ist das Beste gelaufen.

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