Inzwischen ist auch der Kampf zwischen Anlegern und der Fondsgeschäftsführung bei den übrigen Wölbern-Fonds entschieden: Die Wölbern Fondsmanagement GmbH ist insolvent. Mit Bernd Depping von der Kanzlei dnp Depping wurde ein Insolvenzgeschäftsführer bestellt. Sein Vorgänger Heinrich Maria Schulte hat sein Amt als Geschäftsführer niederlegt. Laut Depping sollen die geschlossenen Fonds nicht vom vorläufigen Insolvenzverfahren der Fondsmanagement GmbH betroffen sein. Depping werde sich auch um die Geschäftsführung der einzelnen Fonds kümmern.
Ob die Anleger, die in Wölbern-Fonds investiert haben, tatsächlich ungeschoren davon kommen, bleibt fraglich. Nach einem Bericht des „Handelsblatt“ sollen bei einem Immobilienprojekt eines Wölbern-Fonds in München mehrere Millionen Euro an den Anlegern vorbei geschleust worden sein. Wie viel Geld aus den Fonds insgesamt versickert ist, ist derzeit noch unklar.
Weitere umstrittene Vorgänge wie bei den Fondsinitiatoren S&K, deren Chefs sich derzeit in Untersuchungshaft befinden, und Fairvesta tragen nicht gerade zum Vertrauen in die Branche der Beteiligungsfonds bei.
Verschärfte gesetzliche Regeln, Überkapazitäten bei Schiffen etwa oder die gekürzte Solarförderung in Deutschland machen den Anbietern geschlossener Fonds bereits das Leben schwer. Das Berliner Research-Haus Scope rechnet daher, dass die Fonds dieses Jahr 40 Prozent weniger Anlegerkapital einwerben als 2012. Einen Teil der Probleme haben sich die Initiatoren selbst eingebrockt. Zwar war die Finanzkrise nicht vorherzusehen. Aber es war leichtfertig, das Wachstum von Mieten oder Frachtraten linear fortzuschreiben.
Immer mehr Notverkäufe
Insbesondere Schiffsfonds sind in einen Abwärtsstrudel geraten. Weil der Leitindex Baltic Dry zur Messung der Frachtraten seit Ende 2009 zeitweise um zwei Drittel eingebrochen ist, kommen immer mehr Schiffe unter den Hammer. Das Hamburger Analyseunternehmen Deutsche Fonds Research zählte allein im ersten Halbjahr 2013 rund 100 Notverkäufe von Schiffen, die von geschlossenen Fonds finanziert wurden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr zuvor wurden insgesamt nur 86 Schiffe ausgemustert. In diesem Jahr erwischte es die Hamburger Schiffsfondsanbieter GHF und EEH Elbe (siehe Tabelle).
Milliarden im Pleitestrudel - insolvente geschlossene Fonds | ||
Welche Anbieter geschlossener Fonds in diesem Jahr Insolvenz anmeldeten, wie viel Anlegergeld in Gefahr ist | ||
Emissionshaus | Investments | Anlagevolumen |
DCM | Immobilien | 4700 Mio. € |
GHF | Schiffe | 2600 Mio. € |
EEH Elbe | Schiffe | 100 Mio. €* |
S&K Sachwerte | Immobilien | 100 Mio. € |
* nur Eigenkapital; Quelle: eigene Recherchen |
Dass den Überlebenden der Beteiligungsbranche nun oft das Wasser bis zum Hals steht, zeigt der Fall des Dortmunder Beteiligungshauses Dr. Peters. Das forderte von seinen Investoren bereits geleistete Ausschüttungen aus einem Schiffsfonds zurück.
Zwei Anleger weigerten sich und klagten erfolgreich bis zum Bundesgerichtshof. Allein der Umstand, dass die Beträge unabhängig von einem erwirtschafteten Gewinn ausgeschüttet wurden, lässt keinen Rückzahlungsanspruch entstehen, urteilten die Richter (II ZR 73 11 und II ZR 74 11). Nach den BGH-Urteilen meldete der Dr. Peters jedoch für mehrere Schiffsfonds Insolvenz an.
Banken fürchten um ihre Kredite
Auch Gertrud Wiesinger (Name von der Redaktion geändert) könnte mit ihren Beteiligungen Schiffbruch erleiden. Die Selbstständige erbte 2004 von einem verstorbenen Verwandten aus Italien rund 70 000 Euro. Das Geld wollte die über 70-jährige Frankfurterin für ihre Altersvorsorge zurücklegen. Ihre Hausbank empfahl drei geschlossene Fonds, zwei von Wölbern (Holland 52, Real Estate Deutschland 01) und einen weiteren von MPC (Sachwert Rendite Fonds Holland 50). Anfangs lief es durchaus rund, die Fonds zahlten pünktlich ihre Ausschüttungen. Von 2011 an gab es jedoch kein Geld mehr. Wiesinger soll nun ebenfalls bereits erhaltene Gewinne zurückzahlen, um die Fonds zu stützen. Dagegen geht die Unternehmerin nun anwaltlich vor.
Die Rückzahlungsforderungen der Initiatoren gehen vor allem auf den Druck der Banken zurück, die um ihre Kredite fürchten. "Der Ton gegenüber den Anlegern wird rauer", sagt Anwalt Alexander Schaal in der Kanzlei von Buttlar in Stuttgart. Wo früher gebeten wurde, werde jetzt gefordert. Anderenfalls, so die Drohung, sei der Totalverlust der Einlage nicht mehr zu verhindern.