Glückliche Millionäre Das Erfolgsgeheimnis hinter Norwegens Reichtum

Jeder Norweger ist rechnerisch Millionär, hat ein Eigenheim und erhält Sozialleistungen. Das Geld dafür kommt von Norwegens Pensionsfonds. Was Anleger vom weltweit größten Staatsfonds lernen können.

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Norwegen ist reich, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: 25.000 Kilometer Atlantikküste mit tausenden Fjorden, 150.000 Inseln, eine der höchsten Geburtenraten Europas, eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit und jährlich üppige Haushaltsüberschüsse des Staates. Norweger gelten mit dem dritthöchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von umgerechnet knapp 75.000 zudem als besonders einkommensstark, nur in Luxemburg und dem Emirat Katar liegt es noch ein bisschen höher. Die Arbeitslosigkeit liegt im Bereich von drei Prozent, das Kindergeld ist eines der höchsten im Vergleich. Das und mehr macht die Norweger zu besonders glücklichen Menschen. Laut World Happiness Report 2013 sind die Einwohner Norwegens die zweitglücklichsten Menschen auf dem Planeten - knapp hinter Dänemark und noch vor der Schweiz, den Niederlanden und Schweden.

Bald könnte es auch für Platz eins im Glücklichsein reichen. Denn jetzt hat Norwegen eine weitere Rekordmarke auf der Wohlstandsleiter erreicht. In norwegischen Kronen gerechnet ist nun jeder der rund fünf Millionen Norweger Millionär - zumindest auf dem Papier. Seit vergangenem Mittwoch ist der staatseigene Pensionsfonds nach neuen Daten der Zentralbank 5,11 Billionen Norwegische Kronen (NOK) schwer und damit umgerechnet auf ein Volumen von 611 Milliarden Euro angeschwollen. In Euro entfallen auf jeden Norweger rund 120.000 Euro. Das habe es noch nie gegeben, sagte Notenbank-Sprecher Thomas Sevang. "Der Fonds ist ein Erfolg", sagt auch der Chefvolkswirt der Finanzgruppe DNB Markets, Öystein Dörum. "Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, die das nicht geschafft haben."

Der 1990 gegründete "Government Pension Fund Global" (GPFG) ist heute der größte Staatsfonds der Welt. Saudi-Arabiens Staatsfonds, der zweitgrößte, ist mit einem Volumen von umgerechnet rund 500 Milliarden Euro bereits um mehr als 100 Milliarden Euro kleiner. Der einzigartige Erfolg der Norweger wirft Fragen auf: Was macht den Fonds so erfolgreich? Wie lässt sich so viel Geld halbwegs sicher und rentabel anlegen? Wie sieht die Investmentstrategie aus? Welche Lehren können Privatanleger daraus ziehen?

Norwegens Reichtum kam nicht über Nacht. Noch in den 60er Jahren zählte Norwegen zu den armen Ländern Europas. Innerhalb von 40 Jahren hat sich das skandinavische Land zu einer der wohlhabendsten Nationen Europas aufgeschwungen. Den opulenten Wohlstand verdanken die Norweger ihren reichen Ölvorkommen. Seit Anfang der der 70er Jahre wird es aus der Nordsee vor der Küste Norwegens gefördert. Heute rangiert Norwegen in der Rangfolge der größten Förderländer auf Rang 13 und ist der siebtgrößte Exporteur des Rohstoffes. Mit ihrem plötzlichen Rohstoffreichtum gingen die Norweger von Anfang an sehr umsichtig um. Mit einem großen Teil der Gewinne aus dem Ölgeschäft, dass mehrheitlich in Staatshand ist, begründeten sie den gigantische Staatsfonds. Deswegen heißt der GPFG in Norwegens Volksmund auch heute noch schlicht "Ölfonds", obwohl er schon 2006 seinen heutigen Namen erhielt. Solange das Öl weiter sprudelt, wächst auch der Fonds.

Erfolgsfaktoren auf norwegisch

Was Experten für den Kapitalmarkt 2014 erwarten
Jeden Winter veröffentlichen die internationalen Banken ihren Kapitalmarktausblick für das kommende Jahr: Wie entwickeln sich einzelne Währungen, Staatsanleihen, die Inflation, das Wirtschaftswachstum einzelner Länder und Wirtschaftsregionen oder die Leitindizes. Als Rückversicherung geben viele Geldhäuser neben ihren Prognosen aber auch gleich noch mit an, dass natürlich alles ganz anders kommen kann. So gab beispielsweise der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert, zum Abschluss seines Kapitalmarktausblickes zu, dass gleich ein ganzes Bündel möglicher Gefahren die Zuversicht der Investoren ins Wanken bringen und sämtliche Aktienprognosen über den Haufen werfen könnte. So könnte die Angst vor dem Platzen von Preisblasen an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen. Im Folgenden also die Analystenprognosen - wie immer ohne Gewähr. Quelle: Fotolia
Aktienprognose von SchroedersDie Experten der britischen Vermögensverwaltung Schroeders gehen davon aus, dass europäische Aktien auch 2014 ein starkes Aufwärtspotenzial haben. "Ein verbessertes Ertrags-Momentum dürfte als nächster Impulsgeber für einen Aufschwung bei europäischen Aktien dienen", sagt Rory Bateman, Leiter britische und europäische Aktien bei Schroders. Für ihn ist im kommenden Jahr ein Stockpicking-Ansatz der Schlüssel zum Erfolg, um die Gewinner unter den europäischen Werten zu ermitteln. "Anleger sollten sich nun darauf konzentrieren, zwischen den verschiedenen Grautönen innerhalb des europäischen Marktes zu unterscheiden. Allgemeingültige Anlagestrategien für bestimmte Sektoren oder Ländern sind nämlich nicht mehr angebracht. 2014 wird für den europäischen Aktienmarkt ein Jahr der Einzeltitelauswahl", ist der europäische Aktienexperte überzeugt. Er rät beispielsweise zu Papieren von Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor sowie zu Konsumgüterherstellern. Quelle: Screenshot
Schroeders zur Entwicklung bei den BankenMit Blick auf die viel befürchtete Bankenkrise in Europa kann Bateman beruhigen: „Das Risiko einer systemischen Bankenkrise in Europa ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Banken in der Region haben den Fremdkapitalanteil und die Risikopositionen in ihren Bilanzen abgebaut und geben Aktien aus. Der Sektor ist also auf dem richtigen Weg, um die in Basel III festgelegte Kernkapitalquote von zehn Prozent bis Ende 2013 umzusetzen – weit vor der gesetzlich vorgesehenen Frist.“ Außerdem werde die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 die Vermögensqualität im Bankensektor prüfen. Und auch wenn einzelne Banken vermutlich zusätzliches Kapital benötigen werden, geht der europäische Aktienexperte davon aus, dass das Vertrauen damit nicht nur wiederhergestellt, sondern auch signalisiert werde, dass die europäischen Banken kein systemisches Risiko mehr darstellen. Während spanische Banken aufgrund von Immobilienkrediten mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, würden notleidende Kredite auch den italienischen Banken gewisse Unsicherheiten bescheren. Quelle: dpa
DAX-Prognose der TargobankDer Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang blickt optimistisch in das kommende Börsenjahr: „Wir sehen für den DAX ein Rückschlagpotenzial bis 8.300 Indexpunkte, erwarten ihn aber zum Jahresende 2014 bei rund 10.700 Zählern“, sagt er. Obwohl der deutsche Leitindex in den letzten zwei Jahren gut 30 Prozent zugelegt habe, sei er noch nicht überwertet. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in der Nähe der langfristigen Durchschnitte", so Lang. Die große Skepsis der Vergangenheit, die sich in sehr niedrigen Bewertungen niederschlug, sei in hoffnungsvolle Erwartungen umgeschlagen. Quelle: obs
Rohstoffausblick der TargobankBei den Rohstoffmärkten werde sich auch 2014 nicht viel tun, so Lang. Jedenfalls lasse die Aufwärtsbewegung weiter auf sich warten. Quelle: dpa
Targobank zur Inflation und GeldpolitikChefvolkswirt Lang geht davon aus, dass die US-Notenbank FED unter neuer Führung eine Wende in der Geldpolitik einleiten, aber sehr, sehr viel Augenmaß walten lassen wird. "Die Notenbanken werden ihre Geldpolitik nur ändern, wenn die Konjunktur anzieht." Es sei dennoch möglich, dass die FED im Laufe des zweiten Quartals 2014 ihr Anleihen-Ankauf-Programm reduziere. Und weiter: "Je lockerer die europäische Geldpolitik wird, desto fester notiert der Euro." Der Glaube an mögliche Wunderwaffen der EZB und vor allem an den "Magier" Draghi erstaune, solle aber nicht beiseite gewischt werden. "Wir sind skeptisch, ob ein Zurückfahren der lockeren Geldpolitik, womit im ersten Halbjahr 2014 gerechnet werden sollte, in den USA wirklich einen stärkeren Dollar bedingt. Das gilt umso mehr, wenn Europa sich 2014 aus der Rezession befreien kann." Inflation spielt Lang zufolge 2014 keine Rolle. "Es ist sogar möglich, dass sich der Preisauftrieb für den gesamten Euroraum der Null-Linie nähert", prognostiziert er. "Das wird der EZB nicht gefallen." Auch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den europäischen Südländern dürfte sie beunruhigen. Quelle: REUTERS
Targobank zur Weltkonjunktur und den Anleihemärkten"Die Weltkonjunktur wird sich in den kommenden sechs Monaten nur langsam erholen", sagt Lang. "Belebungseffekte gehen von den USA aus, aber weiter nur sehr verhalten von den Emerging Markets." So werde die chinesische Wirtschaft erst in der zweiten Hälfte 2014 Fahrt aufnehmen. Europa könne sich zwar aus der Rezession befreien, doch ein konjunktureller Aufwärtstrend werde sich frühestens Mitte 2014 herausbilden. "Deutschland kann mit positiven Wachstumsraten rechnen", glaubt der Experte. An den Rentenmärkten haben "Südeuropäische Anleihen Kurspotenzial, weil es der Politik gelingen sollte, die Euro-Krise weiter einzudämmen", sagt Lang. "Die jüngsten, wenn auch nur marginalen Rating-Verbesserungen für Griechenland und Spanien, sind Vorboten einer Stabilisierung in der Eurokrise." Das Schwerpunktinvestment der Targobank blieben aber dennoch Unternehmensanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Quelle: dpa

Es sind gleich mehrere Faktoren, die das Erfolgsgeheimnis der Norweger ausmachen und die sich auch Privatanleger zu eigen machen können. Maßgeblich für den Erfolg des Staatsfonds GPFG ist vor allem der stetige Kapitalstrom aus dem Ölgeschäft. Pro Jahr waren es zuletzt mehr als 30 Milliarden Euro, die dem Fonds für neue Investitionen zuflossen. Die Fondsmanager investieren dadurch unabhängig von allgemeinen Börsentrends fast schon stoisch mehrere Millionen täglich. Dadurch profitieren sie wie Privatanleger mit Sparplänen für Fonds oder Aktien sowohl von Phasen hoher wie niedriger Kurse an den Kapitalmärkten. Sind die Kurse niedrig, sammelt der Fonds günstig Anteile ein. Steigen die Kurse wieder, gibt es entsprechend weniger Anteile für den investierten Betrag, dafür profitiert der staatliche Investor vom ersten Tag an mit dem vorhandenen Wertpapierbestand. Fondsanleger kennen dieses Prinzip unter dem Fachterminus Cost-Average-Effekt, der anstelle der Wahl des optimalen Einstiegszeitpunktes schlicht Wertpapierkäufe zum Durchschnittspreis sicherstellt.

Zudem profitiert der Staatsfonds davon, dass er langfristig und nachhaltig ausgerichtet ist. Voraussetzung dafür ist, dass die Fondsmanager an der Anlagestrategie mit großer Disziplin festhalten und diese nur vorsichtig in kleinen Schritten veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Durch die Vermeidung hektischer Handelsaktivitäten sind die Verwaltungs- und Managementkosten sehr niedrig. Sie lagen den jüngsten Zahlen zufolge bei 0,09 Prozent. Wegen des enormen Fondsvolumens betragen die Managementkosten dennoch stolze 2,75 Milliarden Euro.

Zusätzliche Stabilität und Sicherheit für die Zukunft verleiht dem norwegischen Staatsfonds außerdem die Vorgabe, seine Investitionen nur außerhalb Norwegens zu tätigen. Dadurch streut er seine Investments weltweit und senkt das Verlustrisiko. Privatanleger machen es meist genau entgegengesetzt: Sie investieren lieber auf dem heimischen Markt, vorzugsweise in Unternehmen, die sie kennen. Das senkt zwar den hohen Aufwand für Informationsbeschaffung und -auswertung, birgt aber das Risiko, dass mit Rückgang der heimischen Wirtschaft parallel auch die angesparte Vermögensreserve in die Knie geht. Die weltweite Streuung sichert somit eine Rendite selbst in Zeiten eines zusammenbrechenden Binnenmarktes. Privatanleger haben zwar kaum die Chance, mit Einzeltiteln ähnlich breit gestreut anzulegen, können aber mit börsengehandelten Fonds zumindest an der Entwicklung ausländischer Märkte teilhaben.

Passende Anlagechancen bei einzelnen Aktien aufzutun, ist hingegen gar nicht so einfach. Schließlich wachsen die Gelegenheiten für die Großinvestments des Staatsfonds in Milliardenhöhe nicht unbedingt auf Bäumen. Inzwischen hält der GPFG bereits rund ein Prozent aller weltweit handelbaren Aktien. Für die Unternehmen aber, in die der Staatsfonds investiert, ist dieser ein wünschenswerte Großinvestor, weil er langfristig orientiert und nicht nur auf maximale Rendite aus ist.

Ausdauer und Disziplin

Die zehn Horrorprognosen für 2014
1. EU-weite Einführung von Vermögensteuer läutet Rückkehr zu einer Wirtschaft im Sowjetstil einDeflation und mangelndes Wachstum versetzen die EU-Kommission in Panik, vermutet die Saxobank. Eine Vermögensteuer für Ersparnisse von über 100.000 Euro bzw. US-Dollar soll helfen. Dies soll Ungleichheit abbauen und Mittel für einen „Krisenpuffer" schaffen. Laut Saxobank wäre das der letzte Schritt in Richtung eines totalitären europäischen Staates und der Tiefpunkt für individuelle und Vermögensrechte. Dann hieße es: „Hard Assets" wie beispielsweise Immobilien kaufen und Finanzanlagen verkaufen.Quelle: Saxobank Quelle: dpa
2. Anti-europäische Allianz wird stärkste Fraktion im Europäischen ParlamentAus den Wahlen zum Europaparlament im Mai geht eine transnationale anti-europäische Allianz als stärkste Kraft und größte Fraktion im EU-Parlament hervor. Ein EU-skeptischer Präsidenten wird vom Parlament ernannt. Zugleich gelingt es den europäischen Staats- und Regierungschefs nicht, sich auf einen Präsidenten der Europäischen Kommission zu einigen. Damit verfällt Europa wieder in politisches und wirtschaftliches Chaos. Quelle: dapd
3. Die "Fat Five" des Technologiesektors erwachen 2014 mit einem üblen KaterWährend die Aktien des amerikanischen IT-Sektors derzeit um rund 15 Prozent unter der aktuellen Bewertung des S&P 500 notieren, wird eine Handvoll von Technologieaktien mit einem massiven Aufschlag von ca. 700 Prozent über der Marktbewertung gehandelt. Diese „Fat Five" - Amazon, Netflix, Twitter, Pandora Media und Yelp - stellen sozusagen eine neue Blase innerhalb der alten Blase dar. Zu verdanken ist das dem Run von Anlegern auf seltene Wachstumstitel im Nachgang zur Finanzkrise. Quelle: dpa
4. Nachdem der Dollar auf unter 80 JPY fällt, bucht Bank of Japan Staatstitel aus2014 erlahmt der globale Aufschwung. Die Kurse riskanter Assets purzeln, und Investoren sehen sich gezwungen, Yen zu kaufen. In der Folge fällt der USD/JPY-Wechselkurs unter 80. Daher greift die Bank of Japan zu einer verzweifelten Maßnahme und bucht ihre gesamten Staatstitelbestände aus ihrer Bilanz aus. Das ist ein ebenso simpler, wie unerprobter buchhalterischer Trick, der dem Land nervenaufreibende Ungewissheit und ein potenzielles Desaster mit ungeahnten Nebenwirkungen beschert. Quelle: dpa
5. US-Deflation: Bald auch in Ihrer Nähe!Zwar mögen einige Indikatoren darauf hindeuten, dass die US-Wirtschaft sich erholt hat, doch der Häusermarkt bleibt schwach und die Löhne stagnieren. Für Januar steht im Kongress der zweite Akt der Tragikomödie „Wie man die US-Wirtschaft am besten sabotiert" auf dem Programm. Die Leidtragenden sind Investitionen, Beschäftigung und Zuversicht der Verbraucher. Im Ergebnis würde die Inflation sinken, und Deflation stände wieder ganz oben auf der Tagesordnung des Offenmarktausschusses der Fed. Quelle: dpa
6. Quantitative Lockerung erfasst sogar HypothekenanleihenDurch die quantitative Lockerung in den USA sind die Zinskosten gesunken und die Preise für riskante Assets in die Höhe geschnellt. Dadurch ist der trügerische Eindruck entstanden, die Wirtschaft erhole sich. Es gibt immer noch massive Probleme, vor allem am Häusermarkt, der künstlich gestützt wird. Daher wird der Offenmarktausschuss der Fed die dritte Runde seiner quantitativen Lockerung 2014 auf den Hypothekenanleihemarkt ausweiten. Anstatt mit dem Tapering zu beginnen, wird die Fed ihr nunmehr völlig auf Mortgage Bonds ausgerichtetes Ankaufprogramm auf ein Volumen von über 100 Milliarden US-Dollar pro Monat hochschrauben. Quelle: dpa
7. Brent Crude fällt infolge von Ölschwemme auf 80 Dollar/BarrelDurch die zunehmende Ölförderung mit neuen Methoden und dem wachsenden Fördervolumen Saudi-Arabiens entsteht ein Überangebot am Markt. Erstmals seit vielen Jahren bauen Hedgefonds umfassende Short-Positionen auf. Im Ergebnis fällt der Preis für Brent Crude auf 80 Dollar pro Barrel. Sobald die Ölproduzenten ihren Output jedoch drosseln, wird der Ölpreis wieder in die Höhe schnellen. Letztlich wird die Branche realisieren müssen, dass hohe Preise durchaus nicht selbstverständlich sind. Quelle: dpa

Für die Wertpapierauswahl sind die Anlageleitlinien von Norwegens Regierung maßgeblich. Aufsicht und Verwaltung des Staatsfonds übernimmt die norwegische Notenbank. Die norwegische Regierung hat sich aber selbst in ihren Zugriffmöglichkeiten beschränkt. Schließlich sind Norwegens Ölvorräte trotz neu entdeckter Vorkommen in der Nordsee endlich und das Vermögen soll auch in der Zeit versiegender Erdölquellen Norwegens Wohlstand sichern. Deshalb darf die Regierung pro Jahr höchstens vier Prozent der Einnahmen abzweigen - was etwa der erzielten Rendite entspricht. Die liegt im Durchschnitt seit 1998 bei jährlich 5,5 Prozent. Der Fonds hat damit die Zielvorgabe der Regierung erreicht, nach Abzug der Inflation einen Kapitalgewinn von vier Prozent zu erzielen. Im dritten Quartal 2013 kam so ein Gewinn von umgerechnet 28 Milliarden Euro zustande.

Die staatliche Selbstbeschränkung und die politisch festgelegten Anlagerichtlinien sorgen gleichzeitig dafür, dass die Fondsmanager gezwungen sind, Schwächephasen an den Kapitalmärkten auszuhalten. Ausdauer und Disziplin haben wesentlich zum Erfolg des GPFG beigetragen. Das zeigt auch der erfolgreiche Anlagenmix.

Aktien

Wesentlich zum Erfolg des Fonds trägt auch die Tatsache bei, dass die Depotstruktur relativ starr beibehalten wird. Selbst in der Finanzkrise erzielte der GPFG mit einem diversifizierten Portfolio aus Aktien, Anleihen und Immobilien eine stabile Rendite. Vor allem mit Aktien waren die Norweger zuletzt sehr erfolgreich. Bis zu 60 Prozent des Portfolios sind in Aktien investiert, zeitweilige Schwankungen sind allerdings erlaubt.

von Heike Schwerdtfeger, Niklas Hoyer

Laut Geschäftsbericht für das dritte Quartal 201 haben die Norweger somit 387 Milliarden Euro in Aktien investiert. Die größten einzelnen Aktienpositionen waren dem jüngsten Quartalsbericht zufolge Nestlé, Shell, Novartis, HSBC, Vodafone und Roche. Aber auch an Apple, Google oder Starbucks halten die staatlichen Investoren große Aktienpakete. Die Schwerpunkte der Aktieninvestments liegen derzeit auf Finanzwerten (24 Prozent), Konsumaktien (14 Prozent) und Industriepapieren (14 Prozent). Knapp ein Drittel des Aktienportfolios besteht aus US-Unternehmen. Im dritten Quartal fuhren die Norweger mit dem Aktienanteil 7,6 Prozent Rendite ein. Im vierten Quartal dürfte der Gewinn im Zuge der Aktienrally nochmal höher ausgefallen sein.

Bei der Aktienauswahl achtet das Fondsmanagement nicht nur auf stabile Ertragsbringer, sondern auch auf ethische Mindeststandards. Unternehmen, die Kinder arbeiten lassen, die Umwelt verschmutzen oder schwere Waffen wie Landminen oder Streubomben herstellen, oder die gesamte Tabakindustrie fliegen aus der Auswahl. EADS, Boeing, Wal-Mart oder der Rohstoffkonzern Rio Tinto stehen daher gemäß der Regierungsvorgaben auf der schwarzen Liste des Fondsmanagements. Auf dieser befinden sich laut Medienberichten rund 60 Unternehmen. Die ethischen Grundsätze wurden 2009 eingeführt.

Zweifelhaften Nebeneffekte

Anleihen

In festverzinslichen Anlagen ist der norwegische Staatsfonds mit 35 Prozent des Portfolios beziehungsweise mit 216 Milliarden Euro engagiert. Zwar werfen diese Papiere zuletzt mit einer Wertsteigerung von 0,3 Prozent kaum nennenswerte Rendite ab, aber sie sorgen für Stabilität. Im vergangenen Jahr schwankte der Wert des Portfolios um weniger als zehn Prozent. Vor allem in Staatsanleihen der USA ist der GPFG stark investiert, gefolgt von Papieren aus Japan und Deutschland.

Immobilien

Immobilien dürfen seit 2010 maximal fünf Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Während das Fondsmanagement derzeit die Aktienquote stabil hält oder leicht schrumpfen lässt, weil sie die Mittelzuflüsse nicht mehr in Aktien investiert, baut sie die Immobilieninvestitionen langsam aus. Dem letzten Quartalsbericht lag der Immobilienanteil noch bei nur 0,9 Prozent. Immerhin brachte der zuletzt eine Rendite von 4,1 Prozent.

Experten erwarten, dass sich der Fonds auch künftig gut entwickeln wird. Sein Wert belief sich 2013 auf 183 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Norwegens. Bis 2030 soll das Fondsvolumen auf 220 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen.

Das riesige Vermögen Norwegens sichert zwar eine Zukunft in Wohlstand, hat aber ökonomisch betrachtet durchaus seine zweifelhaften Nebeneffekte. Die Subventionspolitik Norwegens treibt ungeahnte Blüten. So bekommen Bauern beispielsweise Geld für Milchkühe in beheizten Ställen in der Arktis. Selbst in den besonders dünn besiedelten Gegenden gibt es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr - auch wenn die Busse des Öfteren ohne Fahrgäste unterwegs sind. Sogar die beliebte Schifffahrtslinie Hurtigruten erhält bis 2019 insgesamt 650 Millionen Euro an Subventionen. Elektroautos sind dank staatlicher Anschubhilfen die meistverkauften Autos in Norwegen. Selbstverständlich sind auch die Sozialleistungen generös. "Jeder Fünfte im erwerbsfähigen Alter bezieht irgendeine Art von Sozialleistung", so Ökonom Dörum - obwohl die offizielle Arbeitslosenquote nur bei 3,3 Prozent liegt.

Zudem droht in Norwegen eine Immobilienblase. Die Immobilienpreise haben sich in den vergangenen zehn Jahr ungefähr verdoppelt, die private Verschuldung norwegischer Haushalte ist auf ein vielfaches des verfügbaren Einkommens gestiegen. Schätzungsweise 80 Prozent der norwegischen Haushalte leben in der eigenen Immobilie, viele habe zusätzlich ein Ferienhaus. In den vergangenen Monaten begann bereits der Sinkflug der Immobilienpreise.

Dass es den Norwegern insgesamt zu gut gehen könnte, fürchten daher Arbeitgeber jenseits der Ölindustrie. Im ländlichen Raum, so konstatieren sie, lässt das Interesse an einer erfüllenden Arbeit spürbar nach. Moderate Arbeitszeiten und gute Sozialleistungen gewinnen bei den jüngeren Generationen an Gewicht. Fachkräftemangel ist die absehbare Folge. Aber wie sagt schon ein norwegisches Sprichwort: Glücklich ist, wer sich nicht darüber sorgt, was im fehlt, sondern sich darüber freut, was er hat.

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