Gold-Comeback Wo das Gold für harte Zeiten herkommt

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Ein starker Dollar ist nicht schlecht für Gold

Den Mindestkurs hat die SNB mit dem Aufkauf von Euro-Anlagen verteidigt und so ihre Geldpolitik faktisch an die EZB übertragen. Die Bilanzsumme der SNB schwoll auf zuletzt 85 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung an – selbst die aggressiv Geld druckende Bank of Japan kommt nur auf eine Quote von 40 Prozent.

Einen Teilerfolg in seiner Kampagne gegen das Deflationsgespenst und für mehr Inflation hat EZB-Chef Draghi schon errungen. Der Euro hat abgewertet, gegenüber dem Dollar seit Anfang Mai 2014 von 1,3993 auf zuletzt 1,1377 Dollar. Geht es nach Draghi, darf der Euro noch schwächer werden. Gut für Anleger: Seit 2005 fallen Aufwärtsschübe von Gold in Euro oft zusammen mit einer Schwächephase des Euro gegenüber dem Dollar . Das Argument, ein starker Dollar sei schlecht für Gold, zieht aus Sicht eines Euro-Anlegers nicht. Auch die Charttechniker, die Prognosen aus vergangenen Kursverläufen ableiten, geben grünes Licht: Anfang Januar knackte der Goldpreis in Euro den Widerstand bei knapp 1000 Euro. Damit endete eine gut einjährige Bodenbildungsphase – ein positives Signal.

Die Entwicklung des Goldpreises im Vergleich zur Bilanzsumme des Euro-Systems, zu den Inflationsraten und zum Euro-Kurs. (Für eine Vergrößerung bitte anklicken)

Papier- und Buchgeld gibt es reichlich, Gold aber ist begrenzt. Draghi will allein das Angebot an Euro um mindestens 50 Prozent erhöhen. Die überirdische Goldmenge wächst dagegen jährlich nur um etwa eineinhalb Prozent. Dass seine Menge recht konstant ist, macht Gold als Wertspeicher attraktiv – und sorgt dafür, dass die Menschen nichts verloren gehen lassen. In den ersten drei Quartalen 2014 wurden weltweit 26 Millionen Unzen Gold recycelt, aus Altgold und Elektroschrott.

Nur Königswasser kann Gold auflösen

Sobald Agosi den Goldgehalt der Rohbarren bestimmt hat, wird das Gold aller Lieferanten zusammen eingeschmolzen und die flüssige Masse in Wasser gekippt. Die Metalle flocken zu Cornflakes-ähnlichen braunen Teilchen aus. Nebenan wartet schon ein Chemikant mit Schutzbrille auf die Ware. Er wacht über drei große Reaktoren, in denen die Flocken zu Goldsand verarbeitet werden. 300 Kilo Flocken liegen in einem kleinen Schubwagen. Das reicht gerade, um den Boden zu bedecken.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Über Kanister pumpt der Chemikant eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure in den Reaktor. Königswasser heißt das Gebräu, „es ist die einzige Flüssigkeit, die Gold auflösen kann“, sagt er und zapft eine grünbraune Probe. Aus dem Dreckwasser wird Goldsand, den Laien mit Currypulver verwechseln könnten, würde das Gläschen Pulver nicht über ein Kilo wiegen. So trennt Agosi Gold von Silber, das sich in dem Königswasser nicht löst. In einer Ecke stehen Plastiksäcke, gefüllt mit zementartigem grauem Pulver: Silber.

"Granalien" sind der Rohstoff für Goldbarren

Der Goldsand wird erneut geschmolzen und in Wasser gegossen. Dieses Mal gibt es keine Flocken, sondern hochglänzendes Feingoldgranulat, „Granalien“ sagen sie dazu, der Rohstoff für Juweliere und – endlich – für die Barren der Anleger. Die Granalien kommen in den Tresor.

Das Gelände ist geschützt: Sicherheitsleute, Kameras, Bewegungsmelder. Zeitschaltuhren riegeln die Tresore ab, zu fixen Zeiten kommen selbst Mitarbeiter mit Code nicht rein. Bei Schichtbeginn müssen mehrere zugleich ihren Code eingeben, sonst bewegt sich die über 40 Zentimeter dicke Tresortür nicht. Ständig wird während der Produktion gewogen; Diebstahl würde schnell auffallen.

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