Gold-Comeback Wo das Gold für harte Zeiten herkommt

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In der Krise ist es besser, Gold in den Händen zu halten

Investoren zieht es deshalb wieder verstärkt in mit Barren besicherte Wertpapiere. Die Bestände aller vom Börsendienst Bloomberg erfassten Goldfonds erhöhten sich seit der Entscheidung der Schweizer SNB, den Mindestkurs aufzugeben, um 1,3 Millionen Unzen auf zuletzt 52,6 Millionen Unzen. Um den Rekordwert von Ende 2012 zu erreichen, müssten Anleger beim aktuellen Unzenpreis noch über 40 Milliarden Dollar in Goldfonds investieren.

Goldfonds lassen sich schnell und liquide über die Börse handeln. In Krisen jedoch ist es besser, Gold in Händen zu halten. Nur wenn Anleger direkt darauf zugreifen können, bietet es eine Reserve außerhalb des Finanzsystems. „Da kann ich immer zu meinem Safe gehen, meine Barren und Münzen rausnehmen und verkaufen, wenn ich das muss“, hat der Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf einmal gesagt. Die Bundesbank macht es vor und bringt die Goldvorräte Deutschlands unter ihre Kontrolle. Sie hat im Vorjahr 120 Tonnen aus dem Ausland nach Hause geholt. 2020 soll die Hälfte des Goldschatzes von derzeit 3384 Tonnen in Frankfurt lagern.

Zehn kuriose Fakten über Gold
Gold ist essbarEine Bedienung serviert eine Currywurst mit Blattgold und Champagner. Auch Süßspeisen, edle Pralinen oder Gebäck werden gern mit Blattgold verziert. Einen Eigengeschmack hat Gold nicht.Quelle: Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung Quelle: dpa/dpaweb
Gold ist sehr gut formbarVon allen bekannten Metallen ist Gold dasjenige, das am besten dehn- und formbar ist - zugleich ist es sehr stabil. So kann aus nur einem Gramm Gold ein mehr als drei Kilometer langer Draht hergestellt werden, der dünner als ein menschliches Haar ist. Quelle: REUTERS
Früher waren Olympia-Medaillen aus GoldDie deutsche Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch posiert mit zwei Medaillen, die sie bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 gewann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Goldmedaillen noch aus massivem Gold. Heute sind sie nur noch vergoldet. Schuld sind die seit dem Jahr 1900 stark gestiegenen Goldpreise. Bei einem aktuellen Goldpreis von etwa 1172 Dollar wäre die 500 Gramm schwere Medaille rund 18.840 Dollar wert. Quelle: dpa
Deutsche sind Gold-FansDie Deutschen setzen auf Gold: Laut einer Studie, die der Edelmetallkonzern Heraeus bei der Berliner Steinbeis-Hochschule in Auftrag gegeben hatte, haben die Deutschen im Herbst 2014 mehr Gold in ihrem Privatbesitz als die US-Notenbank Fed eingelagert hat. Es sind etwa 8200 Tonnen. Quelle: dpa
Gold als HeilmittelSeit Jahrtausenden wird Gold in der Naturheilkunde eine heilende Wirkung zugeschrieben. Auch heute noch werden Gold-Spritzen oder -Tabletten zum Beispiel gegen Rheuma angeboten. Die Therapie kann aber zahlreiche Nebenwirkungen haben und erfordert eine intensive ärztliche Betreuung. Quelle: dpa
Das größte GoldnuggetHier ist das "Butte Nugget" zu sehen, eines der größten Goldnuggets, die je gefunden wurden. Noch größer war aber das Nugget "Welcome Stranger", das zwei Australier im Jahr 1869 fanden. Es maß zehn mal fünfundzwanzig Zentimeter. Quelle: AP
Warum ist Gold kein offizielles Zahlungsmittel mehr?Der damalige US-Präsident Richard M. Nixon verkündete am 15. August 1971, dass der US-Dollar nicht mehr in Gold eintauschbar sei. Von da an verwandelten sich die Währungen der Welt in nicht einlösbares Papiergeld, Gold war keine Währungsdeckung mehr. Die Schweiz war lange eine Ausnahme: Bis das Alpenland 1999 in den IWF eintrat, waren noch 40 Prozent jedes Schweizer Frankens durch Gold gedeckt. Quelle: AP

Das Gold der Altgoldsammler reicht nicht für den Markt

Agosi will jetzt sein Geschäft erweitern und auch auf Privatanleger setzen: Das an der Börse mit derzeit 360 Millionen Euro bewertete Unternehmen – gut 90 Prozent des Aktienkapitals hält Umicore – plant einen eigenen Online-Shop, in dem Anleger Barren und Münzen kaufen können.

Doch damit genug Edelmetall für alle da ist, reicht das Gold der Altgoldsammler nicht aus. Ein paar Hallen neben der Schmuckschmelze geht es richtig zur Sache. „Hier steht die größte Goldscheideanlage Deutschlands“, sagt Agosi-Mann Häuser. Ein Arbeiter im silbernen Hitzeschutzanzug, mit Haube und dunklem Visier schreitet auf den riesigen Ofen zu, lässt Glühmasse in einen Tiegel laufen. Von dort gießt er das Metall in Formen. Orangefarbene Funken sprühen, ein Laufband schiebt die Barren unter eine Wasserdusche – zischend steigt Dampf auf.

Diese Substanzen sind teurer als Gold
Platz 10: MethamphetaminKosten: 95 Euro pro Gramm Hoher Grammpreis, aber billig im Vergleich zu anderen Drogen: Unter dem Modenamen Crystal Meth gilt Methamphetamin heutzutage als am schnellsten zerstörende Droge überhaupt. Der Gebrauch führt unter anderem zu Karies und Zahnausfall. Quelle: dpa
Platz 9: KokainKosten: 470 Euro pro Gramm Kokain gilt als die Partydroge in besseren Kreisen. Besser Finger weg: Kokain hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Quelle: dpa
Platz 8: LSDKosten: 2.300 Euro pro Gramm Lysergsäurediethylamid, kurz LSD genannt, ist in Deutschland ein nichtverkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der unerlaubte Gebrauch ist strafbar. In zahlreichen anderen Ländern, wie den USA, ist die Droge verboten. Quelle: dapd
Platz 7: PlutoniumKosten: 3.150 US-Dollar pro Gramm Die Atombombe, die 1945 auf Nagasaki fiel, trug Plutonium als Spaltmaterial in sich. Außer militärischen Zwecken dient Plutonium auch der Energiegewinnung. Es entsteht aus dem Uran der Brennelemente in Atomkraftwerken.   Quelle: REUTERS
Platz 6: TaaffeitKosten: 2.000 bis 15.750 Euro pro Gramm Der irische Forscher Richrd Taaffe entdeckt den Edelstein bei einem Schmuckkauf 1945. Wegen seiner hohen Seltenheit dient er bis heute nur als Schmuckstück. Quelle: Rob Lavinsky, iRocks, Creative Commons, CC BY-SA 3.0
Platz 5: TritiumKosten: 23.616 Euro pro Gramm Tritium ist ein Nebenprodukt der Kernspaltung und kommt auf natürliche Weise nur in der Stratosphäre vor. Damit lassen sich in der Medizin bestimmte Substanzen markieren. Außerdem ist der Stoff fester Bestandteil von Atombomben. Quelle: dpa
Platz 4: DiamantenKosten: ein farbloser Stein von einem Karat kann über 50.000 Euro pro Gramm kosten Diamanten machen was her und sind der härteste natürliche Stoff der Welt. Ihr Aussehen macht sie zu Kostbarkeiten der Schmuckbranche, ihre Härte zu einem begehrten Schneidstoff in der Industrie. Quelle: AP

Agosi kauft kein Metall von Minen. „Unser Gold kommt fast ausschließlich aus hauseigenem Recycling“, sagt Häuser. Die Rohstoffe für den Trommelofen liefern etwa Autozulieferer – Abfälle von Metallbändern, aus denen sie Teile für Steckverbindungen ausgestanzt haben. Im Schnitt enthält eine Tonne eingeschmolzenes Material weniger als zehn Kilo Gold. Der Aufwand lohnt sich – heute viel mehr als vor einem Jahr, als die Unze 900 Euro kostete.

Nur Gold schützt vor systemischen Risiken

In den Jahren seit Beginn der Finanzkrise 2008 haben die Notenbanken Anleger gerettet. Zwar sind die Zinsen massiv gesunken, aufs Tagesgeld gibt es nichts mehr. Doch die Finanzmärkte, allen voran die Aktienbörsen und Staatsanleihemärkte, sind durch das Vertrauen in die Macht der Notenbanken am Laufen gehalten worden. Die Ära könnte sich mittelfristig dem Ende zuneigen. Dann schützt Anleger nur Gold vor systemischen Risiken – zu denen auch die Notenbanken werden könnten.

Das Beispiel der Schweizer SNB zeigt das eindrucksvoll: Sie ist die erste bedeutende Notenbank, die von den Marktkräften in die Knie gezwungen worden ist. Die SNB hatte den Franken im September 2011 an den Euro gekoppelt. Dieser sollte seither nicht mehr unter 1,20 Franken je Euro fallen. So wollte die SNB die Schweizer Exportwirtschaft schützen – denn wertet der Franken zu sehr auf, verteuern sich Schweizer Produkte im Ausland.

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