Gold Beim Thema Gold umdenken? Schwer für die Deutschen.

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Gold war die Antwort

Anfang der 1970er Jahre kostete eine Unze Feingold um die 80 US-Dollar. Zwischen 1975 und 1978 lag der Preis zwischen 180 und 100 US Dollar, im Durchschnitt etwa bei 150 US Dollar. In den Jahren von 1998 bis 2002 notierte das Gold dann bei 250 bis 300 US Dollar. Als ich im Jahr 2003 in meinem Value Fonds „ME Fonds - Special Values“ auf die Unterbewertung von Gold zum Preis von 400 US Dollar pro Unze hinwies, wurde ich kritisch beäugt. Heute ist die Unze Gold für 1.200 US Dollar zu haben.

Es war also gar nicht so schwer, sein Kapital zu vervielfachen - auch ohne Vermögensverwalter oder Finanzberater, auch eines Hochschulabschlusses hat es nicht bedurft: Gold war die Antwort. Denn jedes Kind weiß, Gold hatte in der Menschheitsgeschichte immer einen Wert. Das fundamentale Risiko war immer begrenzt. 

Nur wenige Kapitalanleger erlauben sich, mit Distanz auf den langfristigen Trend zu schauen. Die Erfolgsdaten beim Gold sprechen für sich, wenn man bereit ist, unvoreingenommen die Preisentwicklung zu lesen. Stattdessen halten sich die Leser am kurzfristigen „auf und ab“ im Getöse der Finanznachrichten fest. Als Ergebnis ist ihr Blick vernebelt. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Warum tun sich die Deutschen so schwer mit dem Gold?

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Worin liegt die Besonderheit und der Vorzug von Gold als langfristige Kapitalanlage? Anders als Sparguthaben, Anleihen und börsennotierte Aktien ist Gold nicht von der gesellschaftlichen Systemordnung abhängig. Kapitalanlagen in Papiergeld und börsenregulierten Mechanismen basieren auf dem Vertrauen in die staatliche Finanzordnung.

Gold verlangt Eigenverantwortung

Gold hingegen ist eine der wenigen Anlagemöglichkeiten, mit denen der Kapitalbesitzer sich bewusst in die eigene Verantwortung stellt und sich nicht länger auf staatliche Versprechen verlässt.

Ich habe mir dazu meinen eigenen Reim gemacht. Ich bin überzeugt, dass hier „der Hase bei den Deutschen begraben liegt“. Dazu müssen wir in die Tiefenpsychologie des nationalen Charakters einsteigen. Der Gedanke, die staatliche Ordnung, das Finanzsystem könnte fundamental nicht mehr verlässlich sein, gefällt den Deutschen nicht. Im tiefsten Inneren greifen bei diesem Gedanken große Ängste und Panik um sich.

von Malte Fischer, Christof Schürmann, Oliver Stock

Das Trauma ist verständlich. Anders als die Schweizer, Briten oder die Amerikaner hat die deutsche Nation während der letzten 100 Jahre gleich zweimal in Währungsreformen ihre gesamten Ersparnisse verloren. Sämtliches Papiergeld, gezeichnete Kriegsanleihen, alles wurde entwertet. Und zwar von den Regierenden, denen man vertraut hatte.

Von daher spräche alles dafür, dass gerade die deutschen Sparer aus den Erfahrungen bei den Währungsreformen gelernt haben. Anstatt besonders skeptisch dem Papiergeldsystem zu begegnen, ist die Reaktion jedoch genau umgekehrt. Ich habe ja oben auf die Sparbuch-Lawine hingewiesen.

Deutsches Trauma - die Hyperinflation von 1923
Ein Mann vor Geldbündeln Quelle: AKG
Derzeit liegt die Inflationsrate unter der EZB-Zielmarke von zwei Prozent, eine Hyperinflation rückt damit in weite Ferne. Aber die massive Geldmengenausweitung der Europäischen Zentralbank schürt die Sorgen vor einer deutlichen Abwertung des Euro - und damit realen Wertverlusten für Sparer und Anleger. Quelle: zwehren - Fotolia
Heute kurios - damals die harte Realität: Inflationsbriefmarken zu 2 Millionen Mark das Stück. Quelle: pit24
Spielende Kinder: Nach der Hyperinflation war die damalige Reichsmark nicht mehr als Altpapier - und damit auch Spielzeug für Kinder. Quelle: dpa
Geldscheine wurden damals für alles mögliche benutzt, nur bezahlen ging damit nicht mehr. Die Kinder gingen kreativ mit den Geldbündeln um, und bauten Skulpturen aus Geldscheinen. Quelle: dpa
Die Geldscheine wurden in dicken Bündeln gelagert. Quelle: dpa
Kinder und ein Geldturm Quelle: dpa

Die traumatischen Erlebnisse eines vollständigen nationalen Zusammenbruch haben eine tiefenpsychologische Verdrängung des Gedankens bewirkt: „so etwas darf nie mehr sein“. Eine massive Umschichtung des Kapitals ins Gold würde als Misstrauensvotum gewertet. Der Gedanke des kollektiven Halts der Gesellschaft liegt den Deutschen näher als der Weg in individuelle, private Lösungen bei der Frage der Kapitalanlage. Von daher die Reserviertheit gegenüber der Anlageklasse „Gold“.

Schlechte Zeiten für Papiergeld

In einer Zeit unüberschaubarer geo-politischen Verwicklungen, unkalkulierbarer nationaler Führungspersönlichkeiten, einer Tendenz zu Krisenherden mit massiven Ausgaben für die Kriegswirtschaft und andauernden Regierungsschulden stehen die Zeiten für das Papiergeld schlecht.

Vielleicht ist es an der Zeit umzudenken?  Warten Sie nicht darauf, dass das Bankensystem Sie zum „Goldtresor“ führt. Das wird nicht passieren. Für den langfristigen Erhalt Ihres Kapitals sind nur Sie verantwortlich. Die Zeiten eines behüteten Finanz- und Wirtschaftssystems könnten heute schon vorbei sein. Patentlösungen gibt es da nicht. Jede Familie sollte ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen.

Abschließend zur Veranschaulichung eine kleine Geschichte: Unterstellen wir einer meiner Vorfahren hätte im Elsass vor der französischen Revolution im Jahr 1789 zehn Kilo Gold in seinem Waldgrundstück vergraben. Gold ist sehr schwer, das Volumen ist klein. Zehn Kilo sind gerade mal so groß wie ein halber Schuhkarton. Wenn ich heute beim Umgraben des Bodens auf die zehn Kilo Gold stoße, dann bekomme ich 360.000 Euro ausgezahlt. Das verstehe ich unter langfristigem Kapitalerhalt. Deshalb bleibt Gold für mich ein Thema und ist kein Relikt aus dem Geschichtsbuch.

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