Gold und Silber „Kursfeuerwerk bei den Edelmetallpreisen“

Der Goldpreis hat sich kräftig erholt, der Silberpreis nach Berg- und Talfahrt ebenfalls berappelt. Alles super also? Nein, meinen Experten: Es geht erst nochmal runter, bevor Gold und Silber wieder strahlen können.

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Quelle: dpa

Wer Gold und Silber zur Wertaufbewahrung nutzt, braucht gute Nerven. Zwar dient Gold als Schutz vor Krisen, Währungsreformen sowie Inflation, weil es immer einen Wert hat, allerdings schwanken die Edelmetallpreise relativ stark.  Dabei konnte schon manchem Anleger schwindelig werden – oder schwermütig, je nachdem. Silberanleger sind da besonders gebeutelt. Und es ist höchst fraglich, ob das künftig besser wird.

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Goldbarren vor einer Tresortür. Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren und Goldmünzen Quelle: dapd
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: dapd

Bis kurz vor dem Jahresende 2016 war der Goldpreis unter Druck. Vom damaligen Tief bei 1128 Dollar je Feinunze ging es aber – vor allem nach dem Jahreswechsel – bis Mitte April steil rauf auf 1289 Dollar. Im Mai dann erst eine scharfe Korrektur bis auf 1220 Dollar, anschließend eine deutliche Erholung auf aktuell 1265 Euro. Geht es so weiter, dürfte der Preis bald sein Aprilhoch übertreffen. Seit Jahresbeginn liegt Gold mehr als acht Prozent im Plus.

Noch wilder ging es beim Silber zu. Seit dem Sommer 2014 befand sich das Edelmetall unter heftigen Ausschlägen auf Talfahrt. Kurz vor dem Jahresende 2015 dann endlich die Wende am Tief von 13,68 Dollar: Bis August 2016  ging es steil aufwärts, der Preis für die Feinunze übersprang sogar die 20-Dollar-Marke. Die Euphorie hielt jedoch nicht lange, in den nächsten Monaten fiel Silber wieder unter 16 Dollar. Seitdem schwankt der Silberpreis irgendwo zwischen 16 und 18,50 Dollar je Feinunze.

Für die Schwankungen sind primär Papiergold und -silber verantwortlich. So nennen Edelmetallfans Wertpapiere, mit denen Anleger auf steigende oder auch fallende Gold- und Silberpreise wetten können, häufig sogar mit Hebelprodukten, die die Wirkung von Preisänderungen vervielfachen. Und weil Profiinvestoren wie Hedgefonds, Rohstofffonds, Banken und Vermögensverwalter auf der schwierigen Suche nach Rendite ihre Wetten oft und schnell an die Gegebenheiten anpassen und für große Handelsumsätze sorgen, bewegen sie die Preise von Gold und Silber oft stärker als der Handel mit echtem, physischem Gold.

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Entscheidend für die Richtung ist dabei, ob die Goldpreis-Optimisten oder die -Pessimisten in der Überzahl sind. Im vergangenen Jahr sollen Goldkontrakte im Wert von fast zehn Billionen Dollar gehandelt worden sein. Dem stand ein Umsatz mit physischem Gold von nur rund 40 Milliarden Dollar gegenüber, also weniger als ein halbes Prozent der gehandelten Kontrakte. Noch weiter liegt diese Verhältnis bei Silber auseinander: Der physische Silberhandel soll nur ein Volumen um die 4,4 Milliarden Dollar erreichen, der Umsatz mit Papierhandel aber in der Summe mehr als zwei Billionen Dollar. Der Handel in Papiersilber übersteigt also den realen Handel mit echtem Silber um mehr als das 500-fache.

Wer sich also fragt, wie es am Edelmetallmarkt weitergeht, muss sich ansehen, was die Papiergoldinvestoren tun und vorhaben. Das Problem: Die emittierenden Banken können weiter so viele Hebelprodukte wie sie wollen auf den Markt werfen, ohne diese mit echtem Silber zu unterlegen. Zwar gibt es auch Wertpapiere, die Ansprüche auf physische Edelmetalle verbriefen, die Mehrheit der Anlageprodukte wettet jedoch einfach auf Veränderungen des Gold- und Silberpreises und berechtigen nicht zur Herausgabe von Edelmetallen.

Die Vorzeichen stehen auf Preissenkungen

Wegen der Stimmungsschwankungen der Profi-Investoren sieht es aus Sicht von Experten aber derzeit gar nicht schlecht für Gold- und Silberanleger aus – zumindest langfristig. Denn die Wetten auf fallende Edelmetallpreise nehmen ab.

Beispiel Silber: Im Februar gab es laut CoT-Report noch mehr als 100.000 Kontrakte mehr auf der Short-Seite, mit denen Anleger auf einen fallenden Silberpreis wetten, als auf der Long-Seite, auf der Investoren auf einen Anstieg des Silberpreise setzen.

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Auch am Goldmarkt haben die Short-Wetten deutlich abgenommen. Mit einer Netto-Short-Position von mehr als 170.000 Goldkontrakten ist es aber wie beim Silber für einen Entwarnung noch zu früh. Für beide Edelmetalle stehen die Vorzeichen daher zunächst auf Preissenkungen – solange, bis der Boden für eine Aufwärtswende bereitet ist.

Die derzeitige Erholung bei Gold und Silber werten viele Experten daher als kurze Zwischenerholung, der eine Fortsetzung der Kurskorrektur folgt. Dafür spricht auch, dass die Welt mit der nächsten Leitzinserhöhung der US-Notenbank rechnet. Weil Zinsanlagen dann gegenüber Goldinvestments an Attraktivität gewinnen, ist mit sinkenden Edelmetallpreisen zu rechnen. Florian Grummes, Analyst beim Goldhändler Pro Aurum, rechnet bis zum Erreichen eines klaren Kaufsignals mit einem Goldpreis unter 1200 Dollar, vielleicht sogar nur 1165 Dollar. Silber könnte demnach wieder unter 16 Dollar je Feinunze fallen. „Nur so kommt wieder die für einen großen Wendepunkt typische und wichtige Panik in den Markt“, schreibt Grummes.

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Der „Worst -case“ wäre dann aber das Signal für einen Kauf. „Kommt es dazu, werde ich umgehend meine Superbullenkappe wieder hervorholen, denn im größeren Bild erwarte ich ab dem zweiten Halbjahr ein Kursfeuerwerk bei den Edelmetallpreisen“, gibt Grummes zu Protokoll. Im Ergebnis rechnet er mit einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung bis zum Frühjahr 2018 mit einem Kursziel von 1500 Dollar für die Feinunze Gold und 26 Dollar für die gleiche Menge Silber. Grummes Tipp für Anleger: „Nutzen Sie Panikverkäufe in den Sommermonaten, um ab August voll investiert zu sein.“

Auch andere Marktbeobachter rechnen mit einer neuerlichen Korrektur mit anschließender Rally. Die Analysten von Goldhändler Hopf-Klinkmüller Capital Management etwa sprechen von einer dritten Korrekturwelle. „Wir müssen primär davon ausgehen, dass bei 1294 Dollar vorerst einmal Schicht im Schacht ist“, heißt es im Marktkommentar vom vergangenen Mittwoch. Die dritte Korrekturwelle könnte dann bis auf einen Goldpreise von nur noch 1167 bis 1180 Dollar reichen, bevor es wieder aufwärts geht.    

Markus Bachmann, Manager des Goldfonds Craton Capital Precious Metal, ist ebenfalls optimistisch. "Der bisherige Marktverlauf kann als charakteristisch für die Transformationsphase von einem Bärenmarkt in einen Bullenmarkt bezeichnet werden", sagte Bachmann dem Anlegermagazin "Das Investment". Er spricht von einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass der Goldpreis bis auf 1450 bis 1500 Dollar je Unze steigen kann. "Tritt unsere Markterwartung ein, wird der Goldpreis Ende 2017 höher sein als Mitte Mai 2017."

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