Ziemlich sicher war also schon durch den Bericht abzulesen, dass in New York nicht – wie es seit Jahren durch die Medienwelt geistert – zwei Drittel des Bundesbankgoldes lagern können, wenn ziemlich sicher mehr als 43 Prozent in London und Frankfurt lagern. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ sollten es etwa 1500 Tonnen sein, was gut 44 Prozent Anteil entsprochen hätte. Nach dieser Rechnung verblieben also noch etwa 400 Tonnen, die die Bundesbank in Paris von der Banque de France verwahren lässt.
Weil die Bundesbank dann doch nicht mehr zurückrudern konnte – oder wollte, gab Bundesbank-Vorstand Claus-Ludwig Thiele dann am vergangenen Mittwoch bekannt, wie viel Gold nun tatsächlich in New York, London, Paris und Frankfurt lagert (siehe Grafik). Es war eigentlich nur die nachträgliche Bestätigung dessen, was aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs trotz seiner geschwärzten Passagen längst herauszulesen war.
Niemand konnte erwarten, dass die Bundesbank ganz offiziell zugibt, sich in der Vergangenheit nicht mit größter Sorgfalt um das Gold der Deutschen gekümmert zu haben, und nun auf Druck von Bundesrechnungshof und Politik Absprachen mit anderen Notenbanken kassiert.
Immerhin überführte sie schon eine Menge Gold aus London nach Deutschland – und mindestens 150 Tonnen kommen in den kommenden drei Jahren aus New York dazu, um hier eingeschmolzen und auf Menge und Echtheit überprüft zu werden. Dass das Gold anschließend wieder zurück nach New York geht, ist unwahrscheinlich.
Problemlose Rückführung
Auch in der Bundesbank reifte in der vergangenen Woche offenbar die Erkenntnis, dass Unabhängigkeit einer Notenbank nicht zwingend Intransparenz bedeuten muss. Um ihr wichtigstes Gut, das Vertrauen der Bundesbürger, nicht zu verspielen, wird sie das im Ausland verwahrte Gold früher oder später genau unter die Lupe nehmen und weitere Mengen nach Deutschland bringen. Eigentlich sollte sie das problemlos können, wenn entsprechende Vereinbarungen mit den ausländischen Notenbanken ausgehandelt werden. In New York, London und Paris ist das Gold der Deutschen grundsätzlich sicher verwahrt. Doch am sichersten liegt es zweifellos daheim.