Grand-Hotel-Pleite Wie das Ostseebad Heiligendamm baden ging

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Klassenkampf am Ostseestrand

Grand Hotel Heiligendamm Quelle: dapd

Heiligendamm war das erklärte Lieblingsprojekt von Immobilieninvestor Jagdfeld. Und er will als Geschäftsführer in der Verantwortung bleiben – und sieht in der Insolvenz auch Chancen. Der vom Aachener Amtsgericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum aus Düren hat sich nach eigenen Angaben eine Frist bis Frühherbst gesetzt, um das Unternehmen zu sanieren. Die Stimmung unter den 300 Mitarbeitern der Belegschaft sei „aufgeräumt und frisch“, sagte Zumbaum nach einer Betriebsversammlung am Dienstag. Er gehe davon aus, alle Gläubiger bedienen zu können.

Bei der Suche nach Investoren sei alles möglich, sowohl ein Einzelinvestor für den fehlenden Millionenbetrag als auch der Verkauf des Hotels. „Das ist kein Gewerbe, bei dem die Käufer Schlange stehen“, sagte Zumbaum. „Aber wir haben hier ein Kleinod, das nur darunter leidet, nicht so en vogue zu sein, wie andere Städte auf der Welt“, fügte der Insolvenzverwalter hinzu.

Image von Heiligendamm laut Jagdfeld ruiniert

Jagdfeld sieht einen Grund für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten darin, dass Kritiker das Image von Heiligendamm „systematisch ruiniert“ hätten. Jahrelang seien die Hotelgäste durch Heerscharen von Radlern und neugierigen Spaziergängern gestört worden. „Jetzt noch besteht die Gemeinde auf einem Wanderweg mitten durch das Hotelgelände, das ist reine Sabotage“, sagte der Geschäftsführer.

Zeitungen hätten gern vom „Klassenkampf am Ostseestrand“ berichtet. Das Hotel könne aber nur von einem Gästeklientel leben, das Zimmer auf Hochpreisniveau buche. Vor einigen Jahren habe man versucht, im Winter Zimmer für je 50 Euro zu vermieten. Das habe zwar für eine gute Auslastung gesorgt, aber auch ein um zwei Millionen Euro schlechteres Jahresergebnis.

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