Ebenfalls beunruhigend ist, dass unter einigen Adressen aus dem SynEnergy-Netzwerk bei Besuchen vor Ort kein Mitarbeiter erreichbar war. Bei Sunrise Italia in Mailand findet sich nicht einmal ein Firmenschild. Lediglich eine Steuerberaterin, die hin und wieder für Sunrise arbeitet, sitzt in dem Haus.
Gleiches Bild bei Sunrise in Berlin. Am Firmensitz in Berlin-Mitte, nahe Gendarmenmarkt, fehlt jeder Hinweis auf das Solarunternehmen. Außer Topfpflanzen und Häkelgardinen in den Fenstern gibt es an dem Wohnhaus wenig zu bestaunen. Bei den Klingelschildern fällt nur das der Botschaft von Guinea-Bissau ins Auge.
Auch bei Bio Block Kraft in München stehen Anleger vor geschlossenen Türen. In der Dachauer Straße weist nur ein Briefkasten auf den Firmensitz hin. Auf Nachfrage bei einem unter der gleichen Adresse ansässigen Unternehmen heißt es, BBK hätte in München nur eine Postadresse, physisch seien „die irgendwo im Schwäbischen“.
Beweisfoto vor der Botschaft
Eine Tochter von Solar9580, die D.C.E. Danube Clear Energy, soll in Bulgariens Hauptstadt Sofia präsent sein. Laut Solar9580 wurde eine Delegation des Unternehmens in der Deutschen Botschaft empfangen. Reiner Hamberger, einer der Eigentümer von Solar9580, ließ sich zum Beweis vor der Botschaft fotografieren.
Auf Nachfrage bei der Deutsch-Bulgarischen Handelskammer stellt sich der Besuch anders dar. Es habe sich um einen Beratungstermin bei der Handelskammer gehandelt, die im gleichen Gebäude wie die Deutsche Botschaft untergebracht sei. „Die D.C.E. ist nicht Mitglied der Handelskammer“, sagt Andreas Schäfer, stellvertretender Geschäftsführer der Außenhandelskammer in Sofia. Es ist möglich, dass D.C.E. in Bulgarien aktiv ist. Für eine Stellungnahme war das Unternehmen Solar9580 nicht zu erreichen.
Worauf Anleger achten sollten
Einspeisevergütungen könnten gekappt werden - wie zuletzt in Spanien. Anleger sollten nachhaken, was Rückgänge für die Rendite bedeuten würden.
Windstärken sind schwer vorherzusagen. Fonds sollten mehrere Gutachten eingeholt und mit der niedrigsten Windprognose kalkuliert haben.
Eine Gefahr sind steigende Preise für Materialien wie Holz oder Mais. Anleger sollten die Kalkulation prüfen, indem sie die prognostizierten Einkaufspreise mit den aktuellen Preisen vergleichen.
Wer sich per Genussrecht an Projekten beteiligt, wird im Pleitefall erst nach den Gläubigern bedient. Dies relativiert die üppigen Zinsversprechen in der Werbung.
Schäfer hält Investitionen in Solarparks in Bulgarien für wirtschaftlich fragwürdig. Schließlich habe die bulgarische Regulierungsbehörde die Einspeisevergütung für Solarstrom um knapp 40 Prozent gekürzt. „Bereits bestehende Anlagen müssen vorübergehend eine Netzabgabe zahlen, die sich nach der Höhe der Einspeisevergütung richtet“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Handelskammer.
Verdächtig: Wenige Tage nach dem Anruf der WirtschaftsWoche bei der Deutsch-Bulgarischen Handelskammer in Sofia verschwanden die Mitteilung über die Gründung von D.C.E. und das dazugehörige Foto von der Solar9580-Internet-Seite. Ob es einen direkten Zusammenhang gibt, ließ sich nicht klären, da Solar9580 für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war.
Anwälte reden miteinander
Bio Block Kraft droht auch in Deutschland Ärger: Der Anlagenbauer Andreas Pörschke aus Wallenhorst bei Osnabrück lieferte die Technik für die Blockheizkraftwerke. Offiziell will das Unternehmen Pörschke die Geschäftsbeziehung nicht bestätigen. Bio Block Kraft weist auf seiner Internet-Seite auf Pörschke als Zulieferer hin. Aus dem Umfeld des Anlagenbauers heißt es, dass die Geschäftsbeziehungen zu Bio Block Kraft „gestört“ seien, es gehe um „kaufmännische Differenzen“. Derzeit redeten die Anwälte beider Seiten miteinander.