Grauer Markt Finger weg! Wo Sie besser nicht investieren sollten

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Ökoenergie: Windige Investments in Italien

Investitionen in Biokraftwerke und Blockheizkraftwerke versprechen den Anlegern hohe Renditen - Jedoch tummeln sich viele schwarze Schafe auf dem Markt Quelle: dpa

Anleger werden in Investments mit Biokraftwerken und Solarparks in Italien gelockt. Hinter den Angeboten steht ein undurchsichtiges Netzwerk. Ob die Anlagen die versprochenen Erträge erzielen, ist fraglich.

Wo andere den Nervenkitzel in der Achterbahn suchen, ließ sich Heinrich Grabl* in Geldsachen beraten. 2011 traf sich der Rentner aus Franken auf einem Jahrmarkt in Bayern mit einem Vertreter eines Fürther Finanzvertriebs. Der Vermittler machte ihm ein Investment der Berliner Energiewert GmbH, inzwischen in Bio Block Kraft (BBK) umbenannt, schmackhaft. Ein Darlehen, das er an Energiewert zahlte, sollte in neue Solarparks in Italien fließen. Dafür versprach ihm der Vermittler eine hohe Gewinnbeteiligung. „Besser als Riester“, habe der Vermittler geschwärmt. Grabl ließ sich überzeugen und zahlte Energiewert 10.000 Euro. Dafür sollte er bei einer Laufzeit von sieben Jahren 8.200 Euro Gewinnbeteiligung bekommen (8,9 Prozent Rendite pro Jahr). Seit Juli 2011 zahlt ihm Bio Block Kraft 200 Euro monatlich an Ausschüttung. Vorausgesetzt, die 200 Euro fließen weiter, bliebe für Grabl ein Gewinn von 6.800 Euro (7,7 Prozent Rendite). Dass er die 6.800 Euro tatsächlich erhält, ist allerdings fraglich.

Nachdem Grabl erfahren hatte, dass Bio Block Kraft auch in Blockheizkraftwerke in Italien investiert, wurde er misstrauisch und schaltete einen Anwalt ein. Blockheizkraftwerke erzeugen sowohl Strom als auch Wärme und nutzen damit die Energie aus dem Brennstoff, etwa Pflanzenöl, besonders gut aus. An sich eine umweltfreundliche Idee, jedoch tummeln sich in dem Markt eine Reihe schwarzer Schafe.

Grabl fürchtete, es könne ihm gehen wie etwa 200 Anlegern, die ihr Geld in Blockheizkraftwerke der RWI Real Wert Invest in Hofheim investierten. Inzwischen ist RWI insolvent.

Nur wenige Hundert Euro

Susanne Rheinberg*, 56, selbstständig, aus Sachsen, hatte 2010 etwa 55.000 Euro bei RWI investiert. Das Geld hat sie über einen Kredit finanziert. Jetzt müssen sie und ihre Familie 670 Euro monatlich für Zins und Tilgung zahlen. „Statt der regelmäßigen Ausschüttungen haben wir von RWI nur zwei Mal Geld bekommen, insgesamt nur wenige Hundert Euro“, sagt Anlegerin Rheinberg. „RWI hat nie so viele Kraftwerke zum Laufen bekommen, um die versprochenen Ausschüttungen leisten zu können“, sagt Christian M. Schulter, Anwalt aus Berlin. Der Preis für das Pflanzenöl, mit dem die Kraftwerke betrieben werden sollten, sei zu hoch gewesen.

Nach eigenen Angaben wollte die Energiewert GmbH, die spätere BBK, 2010 mit dem Produkt „Value Power 2011“ zehn Millionen Euro für Blockheizkraftwerke an drei Standorten in Italien einsammeln. Die Kraftwerke sollten mit Pflanzenöl betrieben werden. In Deutschland werden diese Anlagen nicht mehr gefördert, weil der Pflanzenölpreis zu stark schwanke, als dass sich die Anlagen wirtschaftlich betreiben ließen, so die Begründung der Bundesregierung.

Partiarische Darlehen

Die Anleger investierten, wie Rentner Grabl, über partiarische Darlehen in die Kraftwerke, das heißt, sie liehen Energiewert Geld, für das sie keine Zinsen bekommen, sondern Anteile am Gewinn. Partiarische Darlehen sind nicht einlagengesichert und werden bei Insolvenzen nachrangig behandelt. Geht der Anbieter pleite, droht den Anlegern der Totalverlust. „Zudem unterliegen diese Darlehen nicht der Finanzaufsicht, die Anbieter sind auch nicht verpflichtet, den Anlegern ausführliche Prospekte zur Verfügung zu stellen“, sagt Cristian Martin, Anwalt aus Nürnberg. Anleger Grabl habe nur einen Zeichnungsschein und später ein Zertifikat von Energiewert erhalten.

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