Grauer Markt Finger weg! Wo Sie besser nicht investieren sollten

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Windkraft: Prokon schüttet viel aus, verdient aber weniger

Prokons Sachwerte - Das Geld der Anleger steckt in Windparks Quelle: dpa

Prokon schüttete zuletzt pro Jahr acht Prozent Zinsen an seine Anleger aus. Dabei verdient die Unternehmensgruppe so viel Geld gar nicht.

Um die 100 Anleger sind ins Meridien-Hotel in Stuttgart gekommen, Mitarbeiter müssen noch Stühle herankarren. Mit einem so hohen Andrang hat Rüdiger Gronau, der Vertriebschef des Windparkbetreibers Prokon, nicht gerechnet. Die Gruppe hat mächtig Erfolg.

Prokon hat mit Genussrechten bei etwa 60.000 Anlegern über eine Milliarde Euro eingesammelt. Seit Jahren schüttet das Unternehmen verlässlich acht Prozent Zinsen pro Jahr aus. Ein Genussrecht ist vergleichbar mit einer Anleihe. Der Anleger leiht einem Unternehmen Geld und bekommt dafür einen festen Zins. Prokon verspricht etwa mindestens sechs Prozent.

Gar nicht übertrieben viel, meint Gronau. Josef Ackermann hätte für die Deutsche Bank sogar 25 Prozent Rendite gefordert. „Der Unterschied ist lediglich, dass wir das Geld an Sie ausschütten“, rattert er herunter. Das kommt an bei den Zuhörern. Als Gronaus Kollege dann noch ergänzt, dass es quasi unmöglich sei, dass Anleger ihren kompletten Einsatz verlieren, nicken viele. „Wir dürfen Ihnen das zwar nicht schriftlich geben. Aber wir wüssten nicht, wie wir das gesamte Kapital dahinwirtschaften könnten“, sagt der Mann.

Zahlen gibt es an diesem Abend wenig. Prokon soll über die Jahre 234 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet und davon 214 Millionen Euro an die Anleger ausgezahlt haben. Die restlichen 20 Millionen seien in die Reserven gewandert, um „Zinszahlungen stabil zu halten“.

Nicht blenden lassen

Doch Anleger sollten sich von derlei Gerede nicht blenden lassen. Die Gruppe, die ständig neue Anlegergelder einsammelt, hat zuletzt mit Wind, Holz und Pflanzenöl weniger verdient, als sie an Anleger im gleichen Zeitraum ausgeschüttet hat.

Laut Prokon lag der „Jahresüberschuss aus dem die Auszahlungen an die Anleger“ zu leisten sind, im Jahr 2011 bei 57,5 Millionen Euro. Davon gingen 48,2 Millionen an Anleger. Tatsächlich hat Prokon in den Segmenten Wind, Biosprit und Biomasse in Summe aber nur einen Überschuss von 44,2 Millionen Euro verdient.

Um auf den Jahresüberschuss in Höhe von 57,5 Millionen Euro, aus dem die Anleger bedient werden, zu kommen, addiert Prokon zu den 42,7 Millionen Euro, die man mit Windenergie verdiente, Zinseinnahmen von 14,8 Millionen Euro hinzu. Letztere kommen aus den Sparten „Biogene Kraftstoffe“ (Biodieselhersteller Bio- Ölwerk Magdeburg) und „Biomasse“, die vom Windbereich Kredite und Kapital bekommen haben. Doch diese Zinszahlungen stellen keine wirkliche Einnahme dar. Das Geld wandert nur von einem Prokon-Geschäftsbereich zum anderen.

Zehn attraktive Anleihen

Doch es kommt noch dicker: 2012 scheint nicht mal mehr Prokons Rechnung aufzugehen. Mit Wind und Zinsen verdienten die Itzehoer laut eigenen Angaben in den ersten neun Monaten 24 Millionen Euro. Insgesamt machte die Gruppe sogar einen Verlust von 2,1 Millionen Euro. Dennoch zahlte sie 52,6 Millionen Euro Zinsen an die Anleger aus.

Prokon erklärt, dass die Einnahmen im vierten Quartal aufgrund besserer Windverhältnisse noch mal „deutlich zugenommen haben“. Zudem verweist Prokon auf stille Reserven über 30 Millionen Euro, die sich etwa aus der Differenz zwischen dem in der Bilanz angegebenen Wert und dem tatsächlichen Wert der Windräder ergeben sollen. „Man muss wissen, dass in einer Bilanz nicht alles zu sehen ist, was man im Portemonnaie hat“, umschreibt Gronau das Phänomen mit den Reserven.

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