Griechenland-Anleihen Privatanleger zahlen drauf

Nach dem Schuldenschnitt für Griechenland ist der Anleihentausch weitgehend abgewickelt. Kreditversicherungen zahlen für die Verluste privater Gläubiger. Der Gekniffene ist mal wieder der Privatanleger.

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Geldregen vor Griechenland-Flagge Quelle: dpa

Griechische Staatsanleihen haben nach dem Schuldenschnitt massiv an Wert verloren. Berechnungen des Internationalen Derivate-Verbandes (ISDA) zufolge liegt der endgültige Restwert der Bonds bei 21,5 Prozent. Wer also noch die alten griechischen Staatsanleihen mit einem Nominalwert von 1000 Euro besitzt, bekommt vom Finanzministerium in Athen 215 Euro zum Ende der Laufzeit zurückgezahlt. Private Gläubiger, die vorsichtshalber eine Kreditausfallversicherung (CDS, Credit default swaps) abgeschlossen haben, müssen sich den Verlust vom CDS-Emittenten erstatten lassen. Schätzungen zufolge müssen die CDS-Anbieter damit etwa 2,5 Milliarden Dollar an Inhaber von CDS-Papieren zahlen. Dies entspricht dem Nominal-Wert der Staatsanleihen abzüglich des Restwerts.

Fachleute hatten mit einer Auszahlung in dieser Höhe gerechnet. Obwohl die Auktion zur Berechnung des Restwertes gestern ohne Überraschungen über die Bühne ging, sahen Händler darin einen weiteren Hinweis für die anhaltenden Risiken in der Euro-Zone.

Restwert eines Pleitestaates

Die Auktion war nötig, weil die ISDA den historischen griechischen Schuldenschnitt als „Kreditereignis“ eingestuft hatte - und somit den Schadenfall für die Kreditausfallversicherungen festgestellt hatte. Ein Hauptargument dafür war, dass die griechische Regierung unwillige Gläubiger per Gesetz mit sogenannten Collective Action Clauses (CACs) dazu zwingt, an dem Schuldentausch teilzunehmen. Die "freiwillige" Annahmequote bei dem Anleihetausch bezifferte Griechenland auf 85,8 Prozent - bezogen auf die Staatsanleihen nach griechischem Recht. Das Land will diese Quote mit Hilfe der CACs auf 96 Prozent steigern. Der Rest wird in Griechenland-Anleihen gehalten, die nicht dem griechischen, sondern überwiegend dem britischen Recht unterliegen. Mit Hilfe der Auktion wurde nun die Auszahlungsquote für die ausstehenden CDS im Gesamtvolumen von 3,2 Milliarden Euro ermittelt. Die am Montag ausgehandelten Geschäfte müssen bis spätestens 25. März abgewickelt werden.

Die Frist für die Offerte der Regierung zum Tausch von Schuldtiteln lief bereits am 8. März ab. Für Anleihen, die nicht nach griechischem Recht begeben wurden, läuft die Umtauschfrist noch bis zum 23. März. Zusagen gibt es hier bereits für Anleihen im Volumen von 20 Milliarden Euro.


Aber was genau bekommen die Anleger für ihre Griechlandanleihen?

Griechenland-Effekt in den Bank-Bilanzen
Bankenviertel in Frankfurt am Main Quelle: dpa
Taschenrechner mit dem Logo der Commerzbank Quelle: dpa
Logo der "Bad Bank" der Hypo Real Estate Quelle: dapd
Dexia-Eingang Quelle: dpa
Logo von Credit Agricole Quelle: dpa
Logo der Royal Bank of Scotland Quelle: dpa
Logo und Gebäude der Deutschen Bank Quelle: dpa

Neues Anleihenpaket
Insgesamt steht das mit 368 Milliarden Euro verschuldete Griechenland bei privaten Gläubigern wie Banken, Versicherungen und Fonds mit gut 200 Milliarden Euro in der Kreide. Anleihen nach griechischem Recht bilden davon mit 177 Milliarden den Löwenanteil. Durch den Forderungsverzicht der privaten Gläubiger sollen die Verbindlichkeiten um insgesamt 107 Milliarden Euro sinken, damit sich das Euro-Land aus dem Würgegriff der eigenen Schulden befreien kann.
Private Gläubiger wie Banken, Fonds und Versicherungen sollen ihre griechischen Staatsanleihen gegen neue Anleihen mit einem geringeren Wert und längeren Laufzeiten von bis zu 30 Jahren umtauschen. Formal verzichten sie dabei auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegen Griechenland. Unter dem Strich verzichten sie aber sogar auf bis zu 70 Prozent ihres Geldes, weil die Zinsen niedriger und die Laufzeiten länger sind.

Privatanleger zahlen drauf

Euro-Münze auf Europa-Fahne Quelle: dpa


Die Gläubiger tauschen ihre Griechen-Bonds in ein ganzes Paket neuer Anleihen nach britischem Recht, deren Wert 31,5 Prozent des Nennwerts der alten Papiere entspricht und deren Rückzahlung erst 2023 beginnen soll. Zu dem Anleihenpaket gehören 20 neue Griechenland-Anleihen unterschiedlicher Laufzeit, dazu ein Schuldschein über die aufgelaufenen Zinsen sowie zwei Schuldpapiere des Euro-Rettungsschirms EFSF, der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität. Dazu gibt es einen sogenannten Besserungsschein, dessen Kupon sich abhängig von Griechenlands Wirtschaftsleistung entwickelt.

Die ersten Anleihen aus diesem Paket werden in elf Jahren fällig. Die 30-jährigen Anleihen muss Griechenland entsprechend erst 2042 zurückzahlen. Bis dahin soll es eine Durchschnittsverzinsung von 3,65 Prozent geben. In dem Anleihen-Paket erfolgt die Verzinsung in einem Stufen-Verfahren: Bis 2015 soll der Zinssatz zwei Prozent, zwischen 2016 und 2020 drei Prozent, 2021 3,65 Prozent und ab dem Jahr 2022 jährlich 4,3 Prozent betragen. Zusätzlich Erträge winken den Anleiheinhabern, wenn das griechische Wirtschaftswachstum bestimmte Schwellenwerte übersteigt. Auf die EFSF-Papiere beträgt die Laufzeit zwei Jahre, der Zins nur ein Prozent.

Finanzinvestoren rechnen offenbar fest damit, dass Griechenland auch nach dem Schuldentausch seine Verbindlichkeiten nicht bezahlen kann. Die neuen Papiere werden im Durchschnitt nur mit 25 Prozent ihres Nennwerts gehandelt. „Dies zeigt, dass der Markt noch immer kein Vertrauen hat, dass Griechenland seine Schulden bedienen kann“, sagte ein Händler.

Erleichterung über Kreditversicherungen

Die Tatsache, dass die CDS-Papiere zum Einsatz kommen, sorgt an den Märkten für Erleichterung. Somit gibt es ein wirksames Instrument zur Absicherung von Kreditrisiken. CDS waren nach der Lehman-Pleite 2007 als eine der Hauptursachen für die weltweite Finanzkrise ausgemacht worden, weil die weit verbreiteten Papiere für eine globale Kettenreaktion sorgten. Die im Falle Griechenlands befürchtete Kettenreaktion blieb jedoch aus. Weil die Euro-Regierungen in der Schuldenkrise auf Zeit spielten, hatten sowohl CDS-Verkäufer als auch CDS-Käufer Gelegenheit, ihre Risiken abzubauen. Banken, Versicherung oder Fonds, die CDS gekauft hatten, sind also mit einem blauen Auge davon gekommen.

Privatanleger, die Griechenland-Anleihen im Depot haben, haben in dem ganzen Schuldenschnitt-Geschacher von Politik und Finanzmarktakteuren jedoch das Nachsehen. Das fängt schon damit an, dass statt eines Papieres nun 24 im Depot liegen, die beim Verkauf entsprechend hohe Transaktionskosten verursachen. Betroffene sollten darüber mit ihrer Depotbank sprechen und auf eine Befreiung von den Transaktionskosten für diese Papiere pochen. Zudem bleiben die neuen Griechenland-Bonds weiter unsicher - was ihr aktueller Kurswert von 25 Prozent auch deutlich signalisiert. Das heißt, wer alte gegen neue Griechenland-Anleihen getauscht hat, musste zunächst nominal auf 53,5 Prozent seines Investments verzichten, die neuen Schuldscheine würden den Anleger erneut 75 Prozent Verlust beim Verkauf bescheren. Anleger können also nur hoffen, dass der Wert der neuen Anleihen mit der Zeit wieder steigt. Lediglich die EFSF-Papiere sind sicher. Gerade beim Einbuchen dieser Papiere in die Depotkonten kann es vereinzelt zu Verzögerungen kommen.

Kleines Trostpflaster: Anleger können die Verluste aus den Transaktionen zumindest von der Steuer absetzen, weil der Anleihetausch wie ein Verkauf der alten Anleihen behandelt wird. Die Verluste lassen sich also mit Gewinnen anderer Kapitalgeschäfte verrechnen.

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