Guido Maria Kretschmer wirbt für Ölinvestment Die Geschäfte der OGI AG

Die OGI AG verspricht Anlegern mit Erdöl sagenhafte Zinsen von bis zu zwölf Prozent. Vorzeigefigur ist Guido Maria Kretschmer, bekannt aus der Sendung "Shopping Queen". Doch die Öl-Story wirkt schmierig.

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Modedesigner, TV-Juror und Buchautor Guido Maria Kretschmer ist Aktionär und Aushängeschild der Oil & Gas Invest AG aus Frankfurt. Quelle: dpa

Bei „Shopping Queen“, täglich auf Vox, schickt Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer Kandidatinnen mit Sendergeld los zum Klamottenkauf – und kommentiert dann aus der Ferne deren Aussehen à la: „Das Kleid geht gar nicht. Das ist ein Rollbraten auf drei Etagen“. 500 Euro dürfen die Kandidatinnen verbraten.

Schon mit der doppelten Summe könnten sie bei der Frankfurter Oil & Gas Invest AG (OGI) einsteigen, für die Kretschmer kräftig trommelt. Er habe sein Geld „dem erfahrenen Management der OGI AG anvertraut. Die wissen wirklich, wie man Geld vermehrt!“, lässt Kretschmer seine Fans auf der OGI-Startseite im Internet wissen.

Wo Anleger am grauen Kapitalmarkt investierten
Ab aufs RevierInfinusDie sogar von der BaFin kontrollierte Infinus vertickte über Töchter Hochzinsanleihen. Nach der Razzia in Dresden kamen die Insolvenzen. Quelle: dpa
Windparks in NotProkon75.298 Anleger haben Geld bei Prokon investiert. Knapp acht Prozent von ihnen haben bisher gekündigt. 1.400 Millionen stehen jetzt auf dem Spiel. Wenden sich die Anleger ab, droht ein Notverkauf der Windräder. Quelle: dpa
Diese Jungs lassen's krachenS&KFonds sollen von den partywütigen S&K-Chefs Schäfer und Köller geplündert worden sein. Sie sitzen in U-Haft, Immobilienfonds sind pleite. Quelle: dpa
Unappetitliche InvestmentsDima24Dima24-Macher Malte Hartwieg (rechts) hat ein Vertriebs- und Fondskonglomerat aufgebaut, doch es gibt bei mehreren Fonds Probleme. Quelle: dpa Picture-Alliance
Häuslich eingerichtetFairvestaImmobilienhändler Fairvesta (Foto: Zentrale in Tübingen) kauft mit Anlegergeld Häuser, angeblich zu Schnäppchenpreisen. Quelle: Jörg Jäger für WirtschaftsWoche
Immer VollgasProsperia AGSlobodan Cvetkovic ist Chef des Fondsanbieters Prosperia AG und Miteigentümer des Autorennstalls Prosperia Abt Racing. Quelle: Screenshot
Schmieriges GeschäftProven Oil CanadaProven Oil Canada hat von 11.000 Anlegern 300 Millionen Euro für Ölinvestitionen eingesammelt, zahlt aber nicht mehr wie geplant aus. Quelle: dpa

OGI will in den USA Öl fördern und dafür stolze 60 bis 80 Millionen Euro einsammeln, sagte eine Mitarbeiterin einem Interessenten. Die OGI selbst will die Summe nicht bestätigen und spricht als Ziel für 2015 von „circa 25 Millionen“ Euro. Schon ab 1000 Euro können Kleinsparer in einen „Erdöl-Wertbrief“ investieren – und daraus traumhafte neun Prozent und bei größeren Summen sogar zwölf Prozent Zins kassieren.

Festzins, und sicher, natürlich: Dass die OGI das Geld später nicht zurückzahlen kann, sei „so gut wie ausgeschlossen“, steht im Werbeprospekt. Und selbst in diesem Fall blieben ja noch „hohe Sicherheiten durch Wertbrief und Rückzahlungs-Garantie des Vorstands“. Das klingt nicht schlecht in Zeiten, in denen Sparkassen aufs Sparbuch noch 0,05 Prozent auszahlen – Zins kann man das ja kaum nennen.

Bei Problemen bitte hinten anstellen

Ob Anleger mit dem Tipp des TV-bekannten Modedesigners Kretschmer wirklich gut beraten sind, ist allerdings längst nicht ausgemacht. Hinter dem „Erdöl-Wertbrief“ verbirgt sich tatsächlich ein Nachrangdarlehen, mit dem sie sich bei Finanzproblemen in der Schlange der Gläubiger hinten anstellen müssten. Ganz ausgeschlossen ist die Rückzahlung, wenn diese das Unternehmen in die Insolvenz treiben würde.

Das alles steht allerdings erst im Kleingedruckten der Vertragsunterlagen. „Gerade unerfahrene Kleinanleger laufen Gefahr, derartige Klauseln von windigen Anbietern untergeschoben zu bekommen“, heißt es in einem Fachartikel der Finanzaufsicht BaFin zu solchen Nachrangdarlehen – ohne Bezug zur OGI.

Was den Ölpreis bestimmt

Dank der Konstruktion als Nachrangdarlehen unterliegt das OGI-Angebot auf dem grauen Kapitalmarkt auch keiner staatlichen Kontrolle; nicht mal ein Prospekt ist vorgeschrieben. Interessenten sollten die vollmundigen Versprechen daher mit Vorsicht genießen. Er sehe bei dem Angebot „Alarmsignale“, sagt Dietmar Kälberer, Anwalt der auf Anlagerecht spezialisierten Kanzlei Kälberer & Tittel. „Es gibt keinen Grund, etwas Unlauteres in unseren Vorhaben zu sehen“, sagt hingegen OGI-Vorstand Jürgen Wagentrotz.

Die verschwundenen Manager

Doch Schein und Sein passen bei der OGI nicht immer zusammen. So führte die OGI noch zu Jahresanfang auf der Unternehmens-Webseite in der Rubrik „Das Management Team“ auch zwei Mitarbeiter der Unternehmensberatung Roland Berger auf. Mittlerweile wurden deren Namen wieder entfernt. Die beiden externen Roland-Berger-Berater seien „nie Teil des Management-Teams von OGI“ gewesen, teilt Roland Berger auf Anfrage mit. Auch von einer „Partnerschaft“ mit OGI will Roland Berger nichts wissen.

Die OGI sieht trotzdem keine Fehler. Mit Roland Berger sei „ein hoch dotierter Beratungsvertrag geschlossen“ worden. Dass Roland Berger nun „das Bestehen einer umfangreichen Geschäftsbeziehung zu negieren“ versuche, sei der OGI bekannt. Man prüfe „rechtliche Schritte“ wegen des „geschäfts- und treuwidrigen Verhaltens von Roland Berger“.

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