Guido Maria Kretschmer wirbt für Ölinvestment Die Geschäfte der OGI AG

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Ölrausch aus Bierlaune?

Erklärungsbedürftig erscheint auch die OGI-Angabe zu einem anderen „Partner“: So arbeite man eng mit einem „der Weltmarktführer im Bereich Entdeckung, Messung und Erschließung von Erdöl- und Gasvorkommen“ zusammen – dem Unternehmen White Falcon Petroleum Technologies. Dessen Geologen haben für die OGI ein wichtiges Gutachten zu den Erdölvorräten in den USA erstellt.

Doch die erst 2010 gegründete White Falcon mit Sitz in Zug in der Schweiz ist offenbar ein sehr heimlicher Weltmarktführer. Das Unternehmen sei „vielen Experten im Haus nicht bekannt“, teilt der Erdöl- und Erdgasproduzent Wintershall mit. Die Firma sei „nicht bekannt“, heißt es bei der ExxonMobil Production Deutschland GmbH. Diese Unternehmen sind die größten Erdöl- und Erdgasförderer in Deutschland. Damit konfrontiert verweist die OGI darauf, dass große Förderer ihre eigenen Fach- und Forschungsabteilung unterhielten. White Falcon sei vergleichbaren Konkurrenten überlegen.

Schlichte Adresse: 25 Millionen Euro will die OGI AG allein in diesem Jahr einsammeln. Telefonverkäufer in diesem Bürohaus in Frankfurt-Niederrad sollen die Anleger überzeugen.

Ein weiteres Detail: Im zu Jahresanfang an Anleger verschickten Infoprospekt schreibt die OGI, aufgrund „der immer stärkeren Nachfrage“ werde der Ölpreis „weiter rapide ansteigen“. Dass der Ölpreis sich seit Mitte 2014 tatsächlich mehr als halbiert hat, ist keine Erwähnung wert. Es habe „zwischenzeitliche Tendenzen gegeben, die einen prozentualen Wiederanstieg des Ölpreises vermuten ließen“, sagt OGI dazu.

Für die Privatanleger sei der Ölpreis aber sowieso egal, da er „keinerlei Einfluss auf unsere garantierten Festzins-Auszahlungen“ habe. Das stimmt – allerdings nur, solange das Geld der OGI reicht.

Auch eine detaillierte Prognoserechnung, etwa in Abhängigkeit von Ölpreis und Förderkosten, fehlt in den bislang an Interessenten verschickten Unterlagen komplett.

Der Bierstuben-Wirt

Die OGI will mit Erdöl dick verdienen. Im „Salt Basin“ im Bundesstaat Mississippi sollen unter der Erde große Vorkommen liegen. „Wissenschaftlich bestätigte Ölreserven im Wert von ca. 10 Mrd. EUR“, verspricht die OGI. Das entsprechende Gutachten der White Falcon klingt nicht gerade wissenschaftlich nüchtern: Von einem „exorbitant großen Erdölvorkommen“ ist dort die Rede. Der Erdölvorrat von „ca. 120 Millionen Barrel“ (120 Millionen Fässer à 159 Liter) lasse sich „problemlos an die Erdoberfläche fördern“. Mit 30 bis 40 parallelen Bohrungen will die OGI eine Milliarde Euro Gewinn erwirtschaften – pro Jahr.

Wer vom billigen Öl profitiert – und wer verliert
Jemand arbeitet an einer Tragfläche eines Flugzeugs Quelle: PR
Autos Quelle: AP
Jemand greift nach Körperpflegeprodukten in einem Regal Quelle: REUTERS
Containerschiff Quelle: dpa
Lastwagen der Deutschen Post Quelle: dpa
Packungen mit Medikamenten Quelle: dpa
Anlage mit Tank, auf dem BASF steht Quelle: dpa

Gegründet wurde die OGI schon 2010, unter anderem von Sebastian Groß, Kaufmann – und Mitinhaber einer Bierstube in Berlin. Ist der Ölrausch am Ende nur einer Bierlaune entsprungen? Ein Anruf in der Bierstube „Zur Linde“ lässt diese Zweifel schwinden. Die Bierstube sei „die Spielwiese seiner Frau“, sagt Groß. Er sei Finanzanlagenvermittler und habe einen „Ingenieurshintergrund“. Intensiv habe er seit Jahren das Ölprojekt in Mississippi verfolgt, an dem sich vor der OGI schon zwei in Deutschland börsennotierte Unternehmen, Global Oil & Gas AG und Worldwide Energies Inc., versucht hätten.

Den Aktionären dieser beiden Unternehmen brachten die Ölvorkommen allerdings keinen Geldsegen, sondern nahezu einen Totalverlust. Das habe aber an Fehlern der Manager dieser Unternehmen in Deutschland gelegen, sagt Groß. Das Projekt in den USA sei extrem aussichtsreich.

Groß selbst ist heute nur noch mit einem kleinen Anteil als Aktionär an der OGI beteiligt.

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