Bäumchen wechsel‘ Dich. Was beim Kindergeburtstag gut ankommt, ist bei der Geldanlage meistens fehl am Platz. Denn ein hektisches Hin- und Herwechseln von einer Anlagestrategie zur anderen bringt in der Regel mehr Stress als Rendite. Wer Aktien einfach kauft, weil der Nachbar oder die Boulevardpresse davon berichtet, bereut seine Entscheidung möglicherweise schnell. Ein Zurückrudern kostet oft viel Zeit und Geld.
Insbesondere an der Börse zeigt sich, dass kurzfristiges Handeln gerade Privatanlegern in der Regel nicht viel bringt. Zu hoch sind Transaktionskosten und Zeitaufwand. Wer stattdessen einen kühlen Kopf behält und seine Geldanlage vom Ende her denkt, steht meist besser da. Wer also fürs neue Jahr den Vorsatz hat, ein geduldiger Anleger zu werden, der sollte diese simplen Regeln beachten.
Habe ich überhaupt etwas übrig zum Anlegen?
Wer vorher überlegt, ob die eigenen Reserven ein Investment überhaupt zulassen, erspart sich möglicherweise kurzfristige Verkäufe. Anderenfalls sorgt ein kaputter Geschirrspüler dafür, dass die gerade erst erworbenen, ach so vielversprechenden VW-Aktien schneller wieder verkauft werden müssen, als Ihnen lieb ist.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Anlageexperten raten daher zu einem Notgroschen. „So eine Notfall-Liquidität muss erst mal angespart werden“, sagt Michael Weißer, Marktbereichsleiter Privatkunden bei der Kreissparkasse Düsseldorf. Laut Faustformel sollten es rund drei Nettogehälter sein, auf die der Anleger im Ernstfall schnell zugreifen kann. Konkret richtet sich die Höhe der Rücklagen allerdings nach den eigenen Bedürfnissen. Teuer wird es beispielsweise, wenn das Auto kaputtgeht. Wer auf den Benzinschlucker verzichtet, kommt eventuell auch mit einer kleineren Reserve aus.
Wichtig ist, dass das Geld schnell verfügbar ist. Am besten dafür geeignet ist ein Tagesgeldkonto. Anleger können jederzeit auf das Ersparte zugreifen, dennoch lassen sich in vielen Fällen zumindest Mini-Zinsen einstreichen.
Neben einer eisernen Reserve sollten auch grundlegende Risiken abgesichert sein, bevor es überhaupt ans Anlegen geht. Wer zwar fleißig in Zertifikate investiert, aber Elementares wie Haftpflichtschäden nicht abgesichert hat, bekommt schnell ein Problem. Insbesondere eine Haftpflichtpolice sollte jeder haben. Kleine Fehler können sonst schnell zum finanziellen Desaster werden. Auch gegen Berufsunfähigkeit ist Schutz ratsam. Die Police springt ein, wenn Arbeitnehmer ihren Beruf nicht mehr ausüben können – auch aus psychischen Gründen. Anlageexperten wie Weißer verweisen darauf, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) einen deutlich umfassenderen Schutz bietet als beispielsweise eine private Unfallversicherung. Letztere springt nur bei einem Unfall ein, nicht bei Krankheiten wie Burnout. Je früher die BU abgeschlossen wird, desto niedriger sind in der Regel die Beiträge.
Welcher Risikotyp bin ich?
Jeder Mensch hat eine individuelle Risikoneigung. Das gilt nicht im Sport, sondern eben auch bei der Geldanlage. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Anleger sich bereits im Voraus mit ihrer persönlichen Risikoneigung auseinandersetzen. Zwar versuchen Bankberater in der Regel herauszukitzeln, ob sie es mit einem monetären Angsthasen oder Draufgänger zu tun haben. Es kann aber nie schaden, selber einige Überlegungen anzustellen.
Dabei können verschiedene Internet-Tools als Unterstützung gewählt werden. Als Einstieg geeignet ist beispielsweise der Anlage-Coach. Hier müssen unter anderem Fragen zu Zweck und Dauer der Geldanlage beantwortet werden. Am Ende des Tests werden Sie in eine von acht Anlagekategorien eingestuft und sehen, welche Anlageformen diesem Risikoprofil entsprechen. Selbstverständlich sollten Anleger nicht ausschließlich auf solche Selbsttests setzen. Sie dienen lediglich als erste Orientierungshilfe.
Die Universität Mannheim hat ein Tool entwickelt, welches die Risiken verschiedener Anlageoptionen simuliert. Hier können Anleger erleben, wie sich etwas mehr oder weniger Risiko im Geldbeutel bemerkbar machen können. Denn egal wie hoch ihre Risikobereitschaft ist, eine hohe Rendite gibt es nur bei hohem Risiko.
Insgesamt unterscheiden die meisten Anlageberater und Banken zwischen vier verschiedenen Anlegertypen. Der sicherheitsorientierte Anleger erwartet vor allem eine stetige Wertentwicklung, er will sichere Erträge. Der Konservative ist zwar auch an höheren Erträgen interessiert, möchte aber auch mögliche Kursgewinne mitnehmen. Dagegen setzt der gewinnorientierte Sparer auf Kapitalzuwachs, der chancenorientierte Anleger hat überdurchschnittlich hohe Ertragserwartungen, ihm sind hohe Gewinne wichtiger als ein niedriges Risiko.
Sparer bekommen so ein Gefühl dafür, wie riskant ihre Anlage sein darf. So können gewisse Fehlkäufe schon vorab verhindert werden. Um das Risiko eines Investments besser einschätzen zu können, hilft auch eine simple Regel: Nur Anlageprodukte kaufen, die man auch versteht! Wer sich nicht erklären kann, wie das Optionszertifikat funktioniert, welches einem der Anlageberater anschwatzen will, der sollte lieber die Finger davon lassen.
Welche Strategie will ich verfolgen?
Wer seine Geldanlage möglichst gradlinig verfolgen will, sollte sich Gedanken über die geeignete Strategie machen. Denn: Privatanleger, die ohne eine konkrete Strategie agieren und sich lieber auf ihr Bauchgefühl verlassen, entscheiden sich in der Regel zu spät für eine Anlage, erklären Forscher. Das gilt insbesondere an der Börse.
Mehr Orientierung am Aktienmarkt
Gerade für unerfahrene Anleger schafft eine Strategie Orientierung. Grundsätzlich einfach ist beispielsweise cost averaging, auf Deutsch auch „verbilligen“ genannt. Dabei wird regelmäßig ein kleiner Betrag investiert. Beispielsweise könnten Anleger jeweils zum ersten eines Monats 100 Euro in einen Indexfonds investieren. Diese bilden keine Einzelaktien ab, sondern einen ganzen Index wie den Dax. Aufgrund der breiten Streuung wird das Risiko minimiert. Diese Strategie sorgt vor allem dafür, dass regelmäßig etwas angelegt wird, und nicht nur, wenn gerade etwas Geld übrig ist. Gekauft wird auch bei sinkenden Kursen. Dann wandern fürs gleiche Geld mehr Anteile ins Depot. Das macht sich bei der nächste Hausse bezahlt.
Auch für bequemliche Anleger, die sich nicht viel mit ihrem Ersparten beschäftigen wollen, sind Indexzertifikate aufgrund ihrer Streuung eine geeignete Anlageform. Eine weitere Strategie ist das sogenannte Value Investing. Darauf setzten auch Profis wie Warren Buffett. Der Guru investiert in Unternehmen mit einem hohen Wert und einem soliden, nachhaltigen Geschäftsmodell. Allerdings kauft er diese Papiere nur, wenn er den Preis der Aktie gemessen am Unternehmenswert für zu niedrig hält. Dieser Ansatz erfordert zwar mehr Börsen-Erfahrung als das cost averaging, bietet aber ebenfalls eine Orientierungshilfe.
Gut streuen!
Diese Grundregel gilt insbesondere für die langfristige Geldanlage. Wenn das Depot nicht ständig wieder auf den Kopf gestellt werden soll, muss es für möglichst viele Situationen gut aufgestellt sein. Vor allem gegen Krisen muss es gewappnet sein. Dafür sollte das angelegte Geld nach festen Quoten auf verschiedene Anlageklassen verteilt werden. Dadurch werden Hochs und Tiefs an den Märkten bestmöglich ausgeglichen. In Krisenzeiten beispielsweise läuft es am Aktienmarkt oft nicht rund. Dafür könnte dann Gold als sicherer Hafen aushelfen.
Schon mehrfach hat die WirtschaftsWoche so ein krisenfestes Mischdepot vorgestellt. Dabei wird ein Großteil des Vermögens in Aktien und festverzinsliche Papiere investiert, der Rest fließt in Tagesgeld und Gold. Die Mischung schützt vor allem bei Krisen am Aktienmarkt. Denn sie beugt Panikverkäufen vor. Wer zu viele Aktien in seinem Depot-Mix hat, könnte bei einer Baisse versucht sein, fluchtartig zu verkaufen.
Noch einfacher klappt so ein Depot mit Mischfonds. Anders als andere Fonds kombinieren sie verschiedene Anlageklassen miteinander. Ein Fondsmanager übernimmt das Management des Fonds. Diese Bequemlichkeit hat allerdings einen Nachteil – oft haben die Fonds vergleichsweise hohe Gebühren. Wer also Zeit genug hat, kann möglicherweise Geld sparen, wenn er seinen Anlagemix selber zusammenstellt. Zum Beispiel mit einer Festgeldanlage und einem Aktienindexfonds.
Wer diese Regeln verinnerlicht und nicht einfach aus reinem Bauchgefühl bestimmte Aktien kauft oder verkauft, ist auf dem besten Weg zu einem langfristiger orientierten Anleger. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein frohes Anlagejahr 2014!