Nach einem der größten Diebstähle von Cyber-Devisen nimmt Japans Finanzaufsicht die Kryptobörsen an die kurze Leine: Die von Hackern angegriffene Handelsplattform Coincheck müsse binnen zwei Wochen einen Bericht zu dem Vorfall vorlegen, teilte die Behörde FSA am Montag mit. Zudem müsse die Börse einen Maßnahmenkatalog präsentieren, um einen ähnlichen Raub in Zukunft zu verhindern. Unabhängig davon werde die FSA bei Bedarf auch andere Kryptobörsen unter die Lupe nehmen.
Am Freitag hatte Coincheck den Handel alle Transaktionen mit virtuellen Währungen außer Bitcoin ausgesetzt, nachdem Hacker Coins der Cyber-Devise Nem im Volumen von 534 Millionen Dollar - umgerechnet rund 430 Millionen Euro - erbeutet hatten.
„Es ist seit langem bekannt, dass Kryptowährungen ein solides System sind, Kryptobörsen dagegen nicht“, sagte Analyst Makoto Sakuma vom Research-Haus NLI. „Dieser Vorfall zeigt, dass das Problem keineswegs gelöst ist. Wenn Coincheck beim Krisenmanagement versagt, könnte dies den Kryptowährungsboom dämpfen.“
Dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge war der Nem-Kurs nach Bekanntwerden des Raubes am Freitag von 1,02 auf 0,79 Dollar eingebrochen. Am Montag kostete die Cyber-Devise 0,95 Dollar. Der Kurs der ältesten und wichtigsten Digital-Währung Bitcoin reagierte kaum und lag zu Wochenbeginn bei 11.265 Dollar.
Einer der größten Kryptowährungsdiebstähle in der Geschichte
Coincheck will nach eigenen Angaben den Geschädigten knapp 90 Prozent der gestohlenen Nem-Coins ersetzen. Insgesamt 260.000 Coincheck-Kunden sollen von dem Raubzug betroffen sein. Die FSA betonte allerdings, es sei bislang unklar, ob die Börse über die dafür notwendigen Mittel verfüge.
Hackerangriffe auf Kryptowährungen
Am bekanntesten ist die Attacke auf die einst weltgrößte Bitcoin-Börse Mt.Gox aus Tokio. Etwa 25.000 Kunden verloren rund 650.000 Bitcoin - nach heutigem Kurs entspräche das 7,3 Milliarden Dollar. Die Bitcoin-Börse, über die seinerzeit 90 Prozent des weltweiten Handels abgewickelt wurde, schlitterte daraufhin Anfang 2014 in die Pleite. Der Insolvenz-Verwalter der Börse hat Ansprüche von Geschädigten im Volumen von 400 Millionen Dollar anerkannt.
Quelle aller Einträge: Bloomberg
Im Januar 2018 erbeuten Hacker bei der ebenfalls in Japan ansässigen Börse Coincheck Coins der Kryptowährung Nem im Volumen von 530 Millionen Dollar, umgerechnet rund 430 Millionen Euro. Der Betreiber der Handelsplattform kündigte an, den Geschädigten knapp 90 Prozent ihres Verlustes ersetzen zu wollen. Unklar blieb zunächst wie und bis wann.
NICEHASH
Der slowenischen Handelsplattform NiceHash wurden im Dezember 2017 eigenen Angaben zufolge 4700 Bitcoin im Wert von 53 Millionen Dollar gestohlen. NiceHash sprach von einem "hochprofessionellen Angriff".
Wiederholte Hacker-Angriffe trieben die südkoreanische Krypto-Börse Youbit im Ende Dezember 2017 in die Pleite. Die südkoreanische Agentur für Cyber-Sicherheit Kisa machte Nordkorea für mindestens eine der Attacken verantwortlich.
Das Startup Tether teilte am Ende November 2017 mit, "externe Angreifer" hätten die gleichnamige Kryptowährung im Volumen von 31 Millionen Dollar gestohlen. Dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge ist Tether mit einem Börsenwert von insgesamt 2,2 Milliarden Dollar die Nummer 23 der insgesamt etwa 1500 Internet-Währungen.
Im August 2016 erbeuteten Hacker bei einem Angriff auf die Hongkonger Handelsplattform Bitfinex 120.000 Bitcoin im damaligen Wert von etwa 70 Millionen Dollar. Gemessen am aktuellen Kurs beläuft sich der Schaden auf 1,4 Milliarden Dollar.
Im Dezember 2017 gibt die Börse bekannt, dass Hacker wiederholt versuchten, die Rechner der Börse lahmzulegen.
Im Juli 2017 wurde der Betreiber der kollabierten Börse Cryptsy dazu verurteilt, 8,2 Millionen Dollar an seine Kunden zu zahlen. Der Richter sah es als erwiesen an, dass 11.325 Bitcoin gestohlen wurden. Allerdings blieb unklar, von wem.
Am 7. Mai 2017 verloren Kunden der Handelsplattform Kraken einer Klageschrift zufolge fünf Millionen Dollar, weil sie während eines Hacker-Angriffs nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. In dieser Zeit stürzte der Kurs der Internet-Währung Ether auf der Handelsplattform um 70 Prozent ab. Die Ether-Bestände derjenigen Anleger, die auf Pump spekuliert hatten, wurden daher zwangsverkauft.
Der Fall weckt Erinnerungen: 2014 gingen durch einen Hackerangriff an der seinerzeit weltgrößte Kryptobörse Mt. Gox insgesamt 650.000 Bitcoin verloren - nach aktuellen Kursen ein Gegenwert von mehr als sieben Milliarden Dollar. Die Handelsplattform ging kurz darauf pleite. Der Insolvenzverwalter erkannte Entschädigungsforderungen im Volumen von 400 Millionen Dollar an.