Halbjahresbilanz Wie viel der Euro verliert - und gegen wen er gewinnt

Der Euro hat schwere Monate hinter sich. Die Probleme in den Schuldenstaaten bereiten große Sorgen. Trotzdem hat die Gemeinschaftswährung im ersten Halbjahr gegen andere Devisen gewonnen. Eine Übersicht.

Der Wert des Euros schmilzt - so sehen derzeit viele Experten die Zukunft des Euros. Die Probleme der Währungsunion, insbesondere in den Staaten Portugal, Italien, Spanien und Griechenland sorgen für die pessimistischen Prognosen. Doch wie sich der Euro gegenüber anderen Währungen wirklich geschlagen hat, kann nur ein Blick auf die Zahlen verraten.Alle Kursangaben zeigen die Veränderung seit Jahresanfang. Quelle: dpa
Real (Brasilien)Das rasante Wachstum ist vorbei. Ausländische Investoren ziehen ihr Kapital ab. Der Aktienmarkt knickt ein. Brasilien kann sich der Krise im Rest der Welt nicht entziehen. Die brasilianische Notenbank hat zur Stützung der Wirtschaft den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Dadurch hat der brasilianische Real sogar gegen den Euro verloren.Real/Euro: - 5,2 Prozent Quelle: Reuters
Peso (Argentinien)Argentinien sorgte in letzter Zeit mit der staatlichen Übernahme der Repsol-Tochter YPE international für Aufsehen. Das südamerikanische Land braucht wieder mal dringend Geld. Es hat seit Jahren mit einer hohen Geldentwertung zu kämpfen. Die Inflationsrate lag 2011 bei fast zehn Prozent. Das Land ist seit 1985 einer der größten Dauerkreditnehmer beim IWF. Argentinien war in seiner Geschichte bereits fünfmal Pleite. Pesos/Euro: - 3,1 Prozent Quelle: dapd
Rupie (Indien)Die indische Währung befindet sich seit Monaten auf Talfahrt. Ein Grund dafür ist die wachsende Zurückhaltung ausländischer Investoren gegenüber Indien, dessen Wirtschaft im ersten Quartal mit einer Wachstumsrate von 5,3 Prozent den geringsten Zuwachs in neun Jahren verzeichnete. Die Ratingagentur S&P sieht bei Indien schwächeres Wachstum und mangelnder Reformeifer. Dem Land droht eine Herabstufung. Rupie/Euro: - 2,1 Prozent Quelle: Reuters
Rubel (Russland)Die Sorge um eine globale Abschwächung der Wirtschaftsdynamik dürfte den Öl- und Gaspreis weiter belasten. Davon ist die russische Wirtschaft sehr stark abhängig. Etwa die Hälfte des Steuereinkommens generiert der Staat aus dem Energiesektor. Den ganzen Mai befand sich der Rubel im freien Fall. Inzwischen hat sich der Rubel-Kurs zwar wieder gefangen. Doch der Wertverlust weckte in Russland Erinnerungen an die Rubel-Krise von 1998.Rubel/Euro: - 1,5 Prozent Quelle: ap
Yen (Japan)Japans Wirtschaft durchlief in seiner jüngsten Geschichte immer wieder Phasen der Deflation. Seit 2009 befindet sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder in so einer Deflationsphase. Diese soll Schätzungen zufolge allerdings 2012 beendet werden können. Dennoch sind die Probleme von Japans Wirtschaft kaum zu übersehen. Die Staatsverschuldung betrug 2011 immerhin 230 Prozent des BIP.Yen/Euro: - 1,3 Prozent Quelle: Reuters
Franken (Schweiz) Der Schweizer Franken gilt als eine der letzten harten Währungen der Welt, als sichere Reserve für Investoren. Das hat dem Franken im vergangenen Jahr so viel Zulauf beschert, dass die Schweizer Unternehmen erhebliche Wettbewerbsnachteile erlitten und Touristen die Schweiz mieden. Der Schweizer Nationalbank (SNB) wurde es irgendwann zu viel. Sie versuchte die Franken-Rally erst mit Liquiditätsspritzen für die Märkte zu stoppen. Als das nicht funktionierte, koppelte sie die Landeswährung an den Euro. Sie werde keine Kurse unter 1,20 Franken je Euro zulassen, erklärte die SNB. Die Maßnahme ließ den Franken zwar im Jahr 2011 nachgeben, allerdings holt er diese Verluste wieder auf.Franken/Euro: + 1,2 Prozent Quelle: dpa
Australische 5-Dollar-Note Quelle: dapd
Kanadischer DollarKanada, dessen nominelles Staatsoberhaupt Queen Elizabeth ist, gehört zu den Ländern mit den größten Rohstoffvorkommen. Vor allem Öl und Diamanten findet man im nördlich über den USA gelegenen Land in reichlichen Mengen. Das Bruttoinlandsprodukt von Kanada steigt, bis auf einen kleinen Knick von 2008 auf 2009, unaufhörlich weiter. 2011 betrug das BIP rund 1.759 Milliarden US-Dollar. Einzig die letzter Zeit stark gestiegene Inflation stört ein wenig die Bilanz. Lag die Inflationsrate 2009 noch bei knapp 0,3 Prozent, betrug sie zwei Jahre später schon 2,9 Prozent.Kanadischer Dollar/Euro: + 2,3 Prozent Quelle: Reuters
Norwegische KroneNorwegens Wirtschaft gehört zu den stabilsten in Europa. Hohe Einnahmen aus der Erdölindustrie und gleichzeitig eine niedrige Staatsverschuldung von gerade einmal 48 Prozent des BIP lassen Norwegen gut aussehen. Das lässt sich auch an der norwegischen Krone ablesen. Sie hat im Vergleich zum Euro seit Jahresanfang eine positive Bilanz.Krone/Euro: + 2,4 Prozent Quelle: Notenbank Norwegen
US-Dollar (USA)Die größte Volkswirtschaft der Welt musste in den letzten Monaten immer wieder feststellen, dass sie nicht völlig losgelöst von den Entwicklungen in der Euro-Zone wirtschaften kann. Immer öfter schauen die US-Händler gebannt über den Atlantik, vor allem auf Spanien, Italien und Griechenland. Was sie sehen beruhigt sie keinesfalls. Innerhalb der eigenen Grenzen sieht es auch nicht besser aus. Die US-Wirtschaft kommt seit Monaten nicht auf Touren. Dass der amerikanische Dollar im Vergleich zum Euro dennoch zulegen konnte, könnte daran liegen, dass es die Amerikaner gut verstehen, von eigenen Problemen abzulenken.Dollar/Euro: + 2,6 Prozent Quelle: dpa
Hongkong DollarDem Hongkong Dollar kommt große Bedeutung im internationalen Handel mit China zu. Die Währung der chinesischen Sonderverwaltungszone zählt zu den zehn am meisten gehandelten auf der Welt. Dennoch fordert der bekannte Investor Jim Rogers die Abschaffung des Hongkong Dollar zugunsten des Yuan.Honkong Dollar/Euro: + 2,8 Prozent Quelle: dpa
Britischer Pfund (Großbritannien)Großbritannien gehört zur EU, nicht jedoch zur Euro-Zone. Das schützt das Land ein wenig vor den Marktwirren der Schuldenkrise. Gemessen am BIP ist die britische Volkswirtschaft die siebtgrößte der Welt, die drittgrößte in Europa. Nachdem die Wirtschaft in den Jahren 2008 und 2009 geschrumpft war, geht es seit 2010 wieder bergauf. 2012 wird das BIP auf 2.453 Milliarden US-Dollar geschätzt und die Inflation soll um über zwei Prozent auf 2,43 Prozent sinken. Doch die guten Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit. Denn mit der Finanzkrise 2008 und der jetzigen Finanzkrise setzt der britische Staat erhebliche finanzielle Mittel frei, um die angeschlagenen britischen Banken zu stützen. Dadurch verdoppelte sich die Staatsverschuldung.Pfund/Euro: + 3,4 Prozent Quelle: dpa
Zloty (Polen)Seit 2004 gehört Polen zur Europäischen Union, der Währungsunion ist das Land aber noch nicht beigetreten. Bislang gibt es für Polen auch kaum Gründe dem Euro beizutreten. Das Land ist das am stärksten wachsende Land in der EU. 2011 betrug das BIP-Wachstum rund 4,4 Prozent, für 2012 wird ein Wachstum von 2,7 Prozent prognostiziert. Die Inflation bewegt sich mit 3,8 Prozent in annehmbaren Regionen. Die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten von Deutschlands Nachbar sind vielversprechend. Dafür sorgt unter anderem auch die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, die internationale Investoren ins Land holt.Zloty/Euro: + 5,6 Prozent Quelle: Reuters
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