Hans-Joachim Watzke "Unser Ziel? - Jedes Jahr 250 Millionen Umsatz"

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Der Verein muss investieren um erfolgreich zu sein

Das ungleiche Duell in Wembley
Der FC Bayern München ist sportlich und wirtschaftlich die unangefochtene Nummer 1 in Deutschland. 23 Mal wurden die Bayern Deutscher Meister, sechs Europapokal-Titel stehen zu Buche. Der sportliche Erfolg lässt auch die Kasse klingeln. 2012 betrug der Umsatz 373 Millionen Euro, die Bayern machten elf Millionen Euro Gewinn. Der Marktwert des Kaders: 431 Millionen Euro. Borussia Dortmund... Quelle: dpa
... wurde immerhin acht Mal Deutscher Meister. Zwei Mal holten die Borussen einen Europapokal. Der Umsatz 2012 lag bei 223 Millionen Euro. Der Gewinn betrug stolze 27,5 Millionen Euro. Der Marktwert des BVB liegt deutlich unter dem der Bayern. Die Spieler der Westfalen sind etwa 255 Millionen Euro wert. Quelle: dpa
Das Stadion der Bayern, die Allianz Arena, fasst 71.137 Zuschauer. Für die Namensrechte am Stadion zahlt die Allianz sechs Millionen Euro pro Jahr. Der Vertrag läuft bis 2021. Die Borussen hingegen... Quelle: REUTERS
... können maximal 80.645 Zuschauer in ihrem Stadion begrüßen, deutlich mehr als die Bayern. Das ehemalige Westfalenstadion war unter anderem Austragungsort des WM-Halbfinals von 2006 als Deutschland gegen Italien verlor. Namensgeber ist inzwischen die Signal Iduna Versicherung, die bis 2021 fünf Millionen Euro pro Jahr an Dortmund überweist. Quelle: dapd
Trikotsponsor der Bayern ist die Deutsche Telekom. Sie zahlt 23 Millionen Euro pro Jahr und das bis 2017. Keine Mannschaft in Deutschland erhält mehr Geld von ihrem Trikotsponsor. Ausrüster des Rekordmeisters ist Adidas. Der Sportartikelhersteller lässt sich sein Engagement jährlich zehn Millionen Euro kosten. Weitere Partner sind unter anderem Lufthansa, Samsung, Lego, Yingli Solar. Quelle: REUTERS
Der BVB trägt den Schriftzug von Evonik auf der Brust. Dortmund erhält dafür 15 Millionen Euro pro Jahr, bis 2016 läuft der Vertrag. Ausrüster ist bis 2020 Puma. Der Sportartikelhersteller zahlt dem BVB dafür sechs Millionen Euro pro Jahr. Partner sind unter anderem Opel, Turkish Airlines, Oddset. Quelle: dpa
Das bekannteste Gesicht der Bayern ist der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Uli Hoeneß. Weitere Mitglieder im Aufsichtsrat sind unter anderem Rupert Stadler (Audi), Herbert Hainer (Adidas), Martin Winterkorn (VW), Edmund Stoiber, Helmut Markwort (Burda). Quelle: dpa

Ihre Aktionäre sind also Romantiker?

Realisten. Sie wissen, dass ein Verein investieren muss, um auch künftig sportliche Erfolge zu feiern, und mit denen kommen ja dann auch wieder die Einnahmen. Das ist sinnvoll, weil nachhaltig.

Und die Anleger akzeptieren das?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Auf der letzten Hauptversammlung verlangte jemand eine Dividendenerhöhung. Obwohl sie davon ja direkt profitiert hätten, haben das 99,8 Prozent der Aktionäre abgelehnt.

Der Interessenkonflikt zwischen Sport und Kapital bleibt trotzdem. Seit dem letzten Spiel haben Sie zwei weitere Verletzte im dünn besetzten zentralen Mittelfeld. Zugleich haben Sie eine Dividendenerhöhung von sechs auf zehn Cent je Aktie angekündigt. Hätten Sie nicht mehr Geld in den Kader investieren müssen?

Wir haben knapp 50 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Es ist keine Planstelle unbesetzt, die Spieler sind hochkarätig, auch die Eigengewächse. Wir können aber nicht zur Absicherung aller Eventualitäten jeden Kaderplatz dreifach besetzen.

Immer mehr Milliardäre legen sich einen Fußballclub zu und stecken Hunderte Millionen Euro hinein. Gefährdet das Ihren Erfolg, weil diese Clubs die guten Spieler aufkaufen? Schließlich müssen Sie international halbwegs mithalten können, wenn Sie Ihre Umsatzziele erreichen wollen; das große Geld wird in der K.-o.-Runde der Champions League verdient...

Es ist für uns nichts Neues, dass andere mehr Geld ausgeben können. Aber ich gebe Ihnen recht, dass hier teilweise die Relationen verloren gegangen sind. Das ist aber nicht nur uns aufgefallen, sondern auch dem europäischen Verband, der UEFA. Diese wird bald die Regeln für Mäzenen-Vereine drastisch verschärfen. Im Rahmen des Financial Fair Play (FFP) dürfen Clubs, die an ihren internationalen Wettbewerben teilnehmen, über einen Zeitraum von drei Jahren nicht mehr Geld ausgeben, als sie in drei Jahren eingenommen haben.

Die Einführung von FFP war schon für die Saison 2013/14 geplant. Sie wurde auf 2015 verschoben, auch auf Druck einiger Großclubs und deren Mäzene. Haben die zu viel Einfluss auf die UEFA, und können sie die Regeln nicht einfach unterlaufen?

Technisch sind die Regeln nicht schwer zu kontrollieren, alles, was Sie dazu brauchen, sind eine testierte Bilanz und ein paar Sachbearbeiter. Wie stringent sie eingehalten werden, kommt auf die Willensstärke der UEFA an. Und da gehe ich persönlich davon aus, dass sie ernst machen wird. UEFA-Chef Michel Platini hat seinen eigenen Namen zu eng mit dem Projekt FFP verknüpft, als dass er sich einen Rückzieher erlauben könnte. Klar werden einige Leute mit sehr viel Geld versuchen, Druck auf die UEFA aufzubauen. Vergessen Sie aber auch nicht, dass die ganz großen Traditionsclubs, wie der FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United und der FC Bayern, kein Interesse an noch mehr neureicher Konkurrenz haben; auch sie werden ihren Einfluss bei der UEFA geltend machen. Ich gehe jedenfalls persönlich davon aus, dass FFP im Kern greifen wird.

Im Ticketing, Merchandising und Sponsoring hinken Sie den internationalen Branchengrößen noch weit hinterher, trotz zehn Millionen Fans. Warum nutzen Sie dieses Potenzial nicht besser?

Alle diese Umsatzbereiche sind 2012/13 zwischen 20 und 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Gerade in den letzten Monaten haben wir viele internationale Sponsoring-Partner neu gewonnen. Im Ticketing ist bei uns ein Deckel drauf, das haben wir immer klar gesagt. Wir wollen unsere 25 000 Stehplätze erhalten, die Teil unserer Kultur sind. Dafür nehmen wir auch weniger Spieltags-Umsatz als vergleichbare Konkurrenten in Kauf.

Der Erfolg der letzten Jahre ist eindeutig auch Ihrem Trainerteam um Jürgen Klopp zuzuschreiben. Was machen Sie, wenn diese Leute eines Tages dem Ruf des ganz großen Geldes erliegen?

Jürgen Klopp hat noch einen Vertrag bis 2016. Ich würde nicht ausschließen, dass er noch länger bleibt. Aber klar: Eines fernen Tages wird der BVB ohne ihn auskommen müssen. Bis dahin wollen wir sportlich und wirtschaftlich so gefestigt sein, dass uns das nicht mehr aus der Bahn wirft. Wir sind da auf einem guten Weg.

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