Ihre Aktionäre sind also Romantiker?
Realisten. Sie wissen, dass ein Verein investieren muss, um auch künftig sportliche Erfolge zu feiern, und mit denen kommen ja dann auch wieder die Einnahmen. Das ist sinnvoll, weil nachhaltig.
Und die Anleger akzeptieren das?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Auf der letzten Hauptversammlung verlangte jemand eine Dividendenerhöhung. Obwohl sie davon ja direkt profitiert hätten, haben das 99,8 Prozent der Aktionäre abgelehnt.
Der Interessenkonflikt zwischen Sport und Kapital bleibt trotzdem. Seit dem letzten Spiel haben Sie zwei weitere Verletzte im dünn besetzten zentralen Mittelfeld. Zugleich haben Sie eine Dividendenerhöhung von sechs auf zehn Cent je Aktie angekündigt. Hätten Sie nicht mehr Geld in den Kader investieren müssen?
Wir haben knapp 50 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Es ist keine Planstelle unbesetzt, die Spieler sind hochkarätig, auch die Eigengewächse. Wir können aber nicht zur Absicherung aller Eventualitäten jeden Kaderplatz dreifach besetzen.
Immer mehr Milliardäre legen sich einen Fußballclub zu und stecken Hunderte Millionen Euro hinein. Gefährdet das Ihren Erfolg, weil diese Clubs die guten Spieler aufkaufen? Schließlich müssen Sie international halbwegs mithalten können, wenn Sie Ihre Umsatzziele erreichen wollen; das große Geld wird in der K.-o.-Runde der Champions League verdient...
Es ist für uns nichts Neues, dass andere mehr Geld ausgeben können. Aber ich gebe Ihnen recht, dass hier teilweise die Relationen verloren gegangen sind. Das ist aber nicht nur uns aufgefallen, sondern auch dem europäischen Verband, der UEFA. Diese wird bald die Regeln für Mäzenen-Vereine drastisch verschärfen. Im Rahmen des Financial Fair Play (FFP) dürfen Clubs, die an ihren internationalen Wettbewerben teilnehmen, über einen Zeitraum von drei Jahren nicht mehr Geld ausgeben, als sie in drei Jahren eingenommen haben.
Die Einführung von FFP war schon für die Saison 2013/14 geplant. Sie wurde auf 2015 verschoben, auch auf Druck einiger Großclubs und deren Mäzene. Haben die zu viel Einfluss auf die UEFA, und können sie die Regeln nicht einfach unterlaufen?
Technisch sind die Regeln nicht schwer zu kontrollieren, alles, was Sie dazu brauchen, sind eine testierte Bilanz und ein paar Sachbearbeiter. Wie stringent sie eingehalten werden, kommt auf die Willensstärke der UEFA an. Und da gehe ich persönlich davon aus, dass sie ernst machen wird. UEFA-Chef Michel Platini hat seinen eigenen Namen zu eng mit dem Projekt FFP verknüpft, als dass er sich einen Rückzieher erlauben könnte. Klar werden einige Leute mit sehr viel Geld versuchen, Druck auf die UEFA aufzubauen. Vergessen Sie aber auch nicht, dass die ganz großen Traditionsclubs, wie der FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United und der FC Bayern, kein Interesse an noch mehr neureicher Konkurrenz haben; auch sie werden ihren Einfluss bei der UEFA geltend machen. Ich gehe jedenfalls persönlich davon aus, dass FFP im Kern greifen wird.
Im Ticketing, Merchandising und Sponsoring hinken Sie den internationalen Branchengrößen noch weit hinterher, trotz zehn Millionen Fans. Warum nutzen Sie dieses Potenzial nicht besser?
Alle diese Umsatzbereiche sind 2012/13 zwischen 20 und 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Gerade in den letzten Monaten haben wir viele internationale Sponsoring-Partner neu gewonnen. Im Ticketing ist bei uns ein Deckel drauf, das haben wir immer klar gesagt. Wir wollen unsere 25 000 Stehplätze erhalten, die Teil unserer Kultur sind. Dafür nehmen wir auch weniger Spieltags-Umsatz als vergleichbare Konkurrenten in Kauf.
Der Erfolg der letzten Jahre ist eindeutig auch Ihrem Trainerteam um Jürgen Klopp zuzuschreiben. Was machen Sie, wenn diese Leute eines Tages dem Ruf des ganz großen Geldes erliegen?
Jürgen Klopp hat noch einen Vertrag bis 2016. Ich würde nicht ausschließen, dass er noch länger bleibt. Aber klar: Eines fernen Tages wird der BVB ohne ihn auskommen müssen. Bis dahin wollen wir sportlich und wirtschaftlich so gefestigt sein, dass uns das nicht mehr aus der Bahn wirft. Wir sind da auf einem guten Weg.