Konzentrieren Sie sich bei Ihrer Auswahl denn auch auf bestimmte Regionen oder Staaten?
Europa und Nordamerika sind momentan unsere Lieblingsregionen. Ein bisschen machen wir in Japan, fast nichts in China und wenig in Korea. Ich glaube, Europa wird unterschätzt. Amerikaner trauen den Europäern nichts mehr zu. Aber die Firmen in Europa sind gut, nicht nur in Deutschland, sondern selbst in Spanien oder Griechenland. An der New Yorker U-Bahn-Erneuerung,einem Acht-Milliarden-Dollar-Projekt, hat die spanische ACS einen wesentlichen Auftragsanteil. Die griechische Folli Follie betreibt Luxusläden in China. Es gibt also an vielen Stellen sehr wettbewerbsfähige Firmen in Europa. Denken Sie an die Ericsson, die die LTE-Mobilfunk-Masten weltweit aufstellt. Da gibt es gar keinen amerikanischen Anbieter. In den USA investieren wir gern, weil Amerika die Heimat vieler Weltmarktführer ist. Wenn eine Marke global ist, ist sie meist amerikanisch. McDonald‘s zum Beispiel, oder Pizza Hut – von den Italienern erfunden, von den Amerikaner globalisiert. Von Asien halten wir uns hingegen eher fern - speziell von China, weil es dort so viele Bilanzbetrügereien gab und die Unternehmensführung weiterhin schlecht ist. In Japan bessert sich die Lage. Lange waren die japanischen Aktien zwar billig, aber die Unternehmen wenig profitabel. Doch es gibt immer mehr Firmen, deren Eigenkapitalrenditen oberhalb von zehn Prozent liegen. Zudem wird Japan durch den schwachen Yen sehr wettbewerbsfähig. In Japan würden wir gerne mehr machen.
Diese Anlagestrategien empfehlen die Finanzmarkt-Kenner
Die Pimco-Manager haben es nicht leicht. Einerseits arbeiten sie für den größten Anleihemanager der Welt, andererseits hält ihr Chef nichts mehr von US- und Euro-Land-Staatsanleihen, wie Pimco-Boss Bill Gross wiederholt betonte. Also legt auch Pimco möglichst schnell neue Aktienfonds auf und investiert in Rohstoffe, zu denen Pimco auch Öl und Gold zählt. Unter dem Strich packt Bosomworth die Hälfte des Anlegergeldes in Aktien. Schwellenländer hält er sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen für attraktiv. Als Länder nennt er Brasilien, Russland – dessen politische Stabilität ihm allerdings zunehmend Sorgen bereitet –, Indonesien, Südafrika. Die 15 Prozent Liquidität parkt er in kurzlaufenden Unternehmensanleihen. Einzelne Aktien empfiehlt Bosomworth nicht. Bei Anleihen bleibt Anlegern oft gar nichts anderes übrig, als Fonds zu kaufen: Viele attraktive Anleiheemissionen sind erst in Stückelungen zu 50.000 oder gar 100.000 Euro zu haben.
Mayer gibt als Volkswirt keine Anlageempfehlungen, lässt aber keinen Zweifel daran, wohin die Reise geht: in die finanzielle Repression. Die Zentralbanken halten die Zinsen im Zusammenspiel mit den Regulierungsbehörden niedrig, sie „legen den Zins einfach flach, wie ein Surfbrett im Wasser“. Gleichzeitig weiten sie die Geldmenge gigantisch aus, sodass höhere Inflation kommen wird. Ihr entgehen können Anleger mit Gold und Aktien. Ein Anleger sollte Gold als Währung sehen, rät Mayer, verfällt dann aber doch in ein Plädoyer für die Aktie. Das Wachstum in den Emerging Markets rät er über globale Unternehmen, die dort besonders exponiert seien, zu kaufen. Wer sich nicht mit Einzeltiteln beschäftigen wolle, solle in Misch- und Aktienfonds investieren. Klar sollten Anleger sich über ihre Vorstellung von Risiko sein. Für Mayer ist „Risiko nicht Volatilität, also heftige Kursschwankungen, sondern Risiko ist Verlust. Volatilität dazwischen kann ich nehmen.“ Soll heißen: Aktien können schwanken, dürften aber auf Dauer sicherer sein als viele Anleihen. Goldene Regel: Je jünger ein Anleger ist, desto länger kann er Schwankungen aussitzen.
Die 20 Prozent Anleiheanteil des Depots hat Flossbach in sichere Unternehmensanleihen gepackt und in Staatsanleihen von Staaten außerhalb des Euro-Raums, zuletzt etwa in kanadischen, neuseeländischen und australischen Dollar sowie in Polen und Chile. Ganz bewusst geht er raus aus den Gelddruck-Währungen Dollar, Euro, Yen und Pfund Sterling.
Von Immobilien rät er ab: Für Normalanleger sei die eigene Wohnung okay, darüber hinaus hätten aber nur Millionäre die Chance, vernünftig Risiken zu streuen: „Ein Mietnomade, und dann hat sich das tolle Apartment in München oder Hamburg nicht rentiert.“ Offene Immobilienfonds seien eindrucksvoll gescheitert und Immobilienaktien eben keine Immobilien, sondern Aktien: „Mit denen investieren Sie in Unternehmen, nicht in Immobilien.“ Skeptisch ist er auch bei Schwellenländeraktien. Bei denen stören ihn Korruption und der Einfluss der Regierungen auf Großunternehmen. „Wer die empfiehlt, macht sich selten die Mühe, die Firmen anzusehen.“
Von Anleihen hält Ehrhardt angesichts global weiter niedrig erwarteter Zinsen wenig. Der Fondsmanager würde Rentenfonds nur kaufen, um Geld zu parken; dazu allenfalls Fremdwährungsanleihen entwickelter Staaten wie jene des Rohstofflandes Kanada oder Papiere aus Singapur und dem ölreichen Norwegen. Bei höher verzinslichen Schwellenländeranleihen schreckt den Anlageprofi das Währungsrisiko. Unternehmensanleihen, die noch drei bis vier Prozent bringen, seien, wenn man kein hohes Ausfallrisiko auf sich nehme, schwer zu finden. Abseits seiner Liquiditätsreserve favorisiert Ehrhardt Aktien und Gold. Bei der Auswahl der Märkte schaut er zuerst auf die Entwicklung der Geldmengen – starke Geldschöpfung der Zentralbanken spricht dafür, dass Liquidität an die Börsen fließt und Aktienkurse steigen. Sein Geldmengenindikator spricht folglich primär für die USA sowie Deutschland, etwas weniger für Europa – und gegen China. Entsprechend ist Ehrhardt in einem seiner Fonds mit einer kleinen Position short auf China, wettet also auf fallende Indexstände, auch zur Absicherung preiswerter China-Aktien.
Roelli ist der typisch genaue Schweizer, der Wert darauf legt, dass seine Anlageverteilung ein „ausgewogenes Portfolio“ sei, also nichts für spekulative Investoren. 24 Prozent Bargeld ist viel, so viel hielt Pictet zuletzt im Dezember des Katastrophenjahrs 2008. Das Anleiheportfolio besteht aus soliden Unternehmensanleihen und einigen hochverzinslichen Junk-Bonds. Euro-Anlegern packt Pictet 30 Prozent des Vermögens in Fremdwährungen, „weil der Euro eher abwerten wird als aufwerten“. Anders als andere Teilnehmer der Runde vertraut er auf Hedgefonds, da gebe es einige sehr gute. Hinter „Alternativen Investments“ verbergen sich außerdem Rohstoffe und Immobilien. Bei Aktien sind die defensiven globalen Player stark vertreten, zehn Prozent nennt er „taktische Investments“, also Aktien, die nicht unbedingt über Jahre gehalten werden – zuletzt europäische Werte. Schwellenländeraktien mag er nicht, in China seien die letzten Gewinne enttäuschend ausgefallen. Das Schwellenländerthema spielt er lieber über europäische oder globale Aktien, etwa Swatch, die viel Umsatz in Asien machen. Neben Markenartiklern favorisiert er Technologiewerte, viele seien „so billig wie Anfang der Neunzigerjahre“.
Muss man denn in Japan nicht so wie in den USA und Europa befürchten, dass irgendwann die Notenbanken den Geldhahn zudrehen und dann auch die Kurse wieder purzeln?
Das Gelddrucken hat auf die von uns ausgesuchten Unternehmen eigentlich keinen großen Effekt. Die konnten sich schon immer billig refinanzieren.
Hat sich Ihre Prognose für den Aktienmarkt in den vergangenen Wochen geändert?
Alle vier Wochen ändert sich die Stimmung, aber ich bleibe bei meinem Bild. Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir im Jahresverlauf über die 8.000 steigen werden. Einfach, weil wir die Krisen eine nach der anderen abhaken. 8.000 Punkte halte ich zudem für eine faire Bewertung. Das wäre ein absolut ausgeglichenes Niveau, auf dem ich mich wohlfühle. Von da aus können wir jedes Jahr ohne Aufregung sechs bis acht Prozent zulegen, das wäre ideal.