Hendrik Leber "In der Solarbranche wird es einen Schub geben"

Hendrik Leber, Co-Chef und Fondsmanager von Acatis, sucht stets nach unterbewerteten Aktien - und wird bei Solarunternehmen, Energieversorgern und in Japan fündig. Wo er beim nächsten Kursrutsch zuschlägt.

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Der Vermögensverwalter und Fondsmanager, Hendrik Leber, Co-Chef und Gründer von Acatis, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Leber, in der vergangenen Handelswoche ging es wegen der Drohgebärden aus Nordkorea und schwachen US-Arbeitsmarktdaten an der Börse nochmal steil abwärts, in dieser Woche genügten Konsumausblick und nachrangige Konjunkturdaten für eine Erholung. Sind die Märkte zu fixiert auf Krisen?

Ich finde die Märkte derzeit hochgradig irrational. Die Märkte scheinen immer nur ein Thema nacheinander zu betrachten. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass auch mal zwei gleichzeitig eintreten. Korea ist aktuell eins der ganz großen Themen, weil zwei Weltblöcke aneinandergeraten: der chinesische Block und der amerikanische Block. Ein Krieg vor der Haustür der Chinesen wäre geopolitisch im höchsten Maße heikel. Was tun die Amerikaner dann? Das macht mir extreme Sorgen.

Welche Börsen an ihren Hochs kratzen
Dax, DeutschlandDer Deutsche Leitindex erreichte seinen Höchststand von 8.151,57 Punkten im Handelsverlauf am 13. Juli 2007. Obwohl sich die Krise am US-Immobilienmarkt bereits abzeichnete, schaffte der Dax 2007 ein Jahresplus von 23 Prozent. Momentan ist der Index ein gutes Stück vom Rekord entfernt – es fehlen über 450 Punkte. Beim Dax handelt es sich im Gegensatz zu den anderen großen Indizes wie dem Dow Jones um einen Performance-Index – in diesen werden die Dividenden der enthaltenen Unternehmen mit eingerechnet. Der Dow-Jones als Kursindex dagegen bildet nur die Kursentwicklung der Einzelwerte ab. Quelle: dapd
Dow Jones, USADas wichtigste Börsenbarometer der Welt ist an der New York Stock Exchange gelistet. Die Marktkapitalisierung aller im Dow Jones gelisteten Aktien beträgt mehr als drei Billionen Euro. Zum Vergleich: Im Dax beträgt die Marktkapitalisierung aller Aktien fast 880 Milliarden Euro. Der Dow Jones hat seinen Höchststand von 14.716,46 Punkten auf Verlaufsbasis am 09. April 2013 erreicht. Vor allem das billige Geld der Notenbanken treibe Anleger in Aktien, urteilen Analysten. Doch erste Anzeichen für ein baldiges Ende der lockeren Geldpolitik könnten den Dow Jones schnell wieder fallen lassen. Momentan notiert der Dow knapp unter seinem Hoch. Quelle: REUTERS
Nikkei 225, JapanAm 29. Dezember 1989 erreichte der Nikkei mit 38.957,44 Punkten im Handelsverlauf seinen Allzeithöchststand. Im April 2003 erreichte der wichtigste japanische Index den Tiefststand von 7.607 Punkten. Innerhalb von etwa viereinhalb Jahren hatte der Nikkei damit mehr als 80 Prozent eingebüßt. Schuld war unter anderem auch das Platzen der Spekulationsblase im Technologiesektor (Dotcom-Blase). Die Grenze von 30.000 Punkten fiel zum ersten Mal am 7. Dezember 1988 – davon ist trotz eines guten Kurses derzeit nicht einmal die Hälfte erreicht. Genauso wie der Dow-Jones-Index ist der Nikkei 225 kein Performance-Index, sondern ein preisgewichteter Kursindex. Quelle: dpa
Nasdaq 100, USADas amerikanische Pendant zum TecDax ist der Nasdaq 100, der die 100 größten Technologieunternehmen der Nasdaq enthält. Der Index listet unter anderem Börsenschwergewichte wie Apple, Google und Amazon. Seit Mai 2012 auch Facebook. Das Allzeithoch von 4.816,35 Punkten erreichte der Nasdaq 100 im Handelsverlauf des 24. März 2000. Dies verwundert wenig, da Technologieaktien um 2000 herum deutlich überbewertet waren, die sogenannte Dotcom-Blase. Deshalb notiert der Nasdaq in der vergangenen Zeit auch um rund 2000 Punkte niedriger. Quelle: REUTERS
S&P 500, USADer dritte wichtige Index aus den USA ist der S&P 500. Der von Standard & Poor's zusammengestellte Index umfasst die 500 größten US-Unternehmen und gehört damit zu den meistbeachtesten Indizes der Welt. Der klassische S&P, der auch in den Medien die meiste Beachtung findet, ist ein Kursindex. Er erreichte sein Allzeithoch von 1.576,09 Punkten im Handelsverlauf des 11. Oktober 2007. Momentan ist der Index nur wenige Punkte von seinem Rekord entfernt. Möchte man den Dax mit dem S&P vergleichen, so kann man auf den S&P 500 Total Return zurückgreifen, der wie der Dax ein Performance-Index ist. Seit dem 1. Januar 2000 hat sich der S&P 500 TR mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 9,7 Prozent besser entwickelt als der Dax (8,5 Prozent). Quelle: REUTERS
Euro Stoxx 50, EuropaDer wohl wichtigste Index für Europa ist der noch recht junge Euro Stoxx 50, der die größten Unternehmen aus der Euro-Zone listet. Der erst 1998 eingeführte Index erreichte sein Handelsallzeithoch von 5.495,18 Punkten am 6. März 2000. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase ging es für den Euro Stoxx 50 deutlich nach unten. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, belastete ab 2007 die weltweite Finanzkrise und das Schuldenchaos in Europa den Kurs. Zurzeit notiert der Euro Stoxx in der Nähe von 2600 Punkten. Quelle: dapd
FTSE 100, GroßbritannienDer „Footsie“, wie er umgangssprachlich genannt wird, repräsentiert 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller Aktien, die an der Börse in London gelistet sind. Sein Allzeithoch von 6.950,60 Punkten erreicht der Index am 30. Dezember 1999 – also wenige Monate vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Erst acht Jahre später sollte der Kurs in ähnliche Höhen kommen, dann brach die Finanzkrise aus. Aktuell fehlen zum Höchststand etwa 500 Punkte. Quelle: AP

Reagieren Sie denn im Portfoliomanagement auf solche Entwicklungen?

Nein, das tun wir gar nicht. Wenn es stressig wird, sichern wir uns schon mal zusätzlich ab. Aktuell tun wir das jedoch nicht. Ich halte mich lieber aus Bereichen raus, die psychologisch zu hoch bewertet sind. Ich konzentriere mich auf die Bereiche, in denen bei Investoren Desinteresse herrscht. Was uns treibt ist die fundamentale Entwicklung von Aktien und ihre Bewertung. Und da mache ich mir momentan keine Sorgen. Unseren Firmen geht es gut - ganz unabhängig von den diversen Krisen.

Aber die Konjunkturerholung ist noch keine ausgemachte Sache. Fehlt da nicht womöglich das Fundament für prosperierende Unternehmen?

Teilweise stimmt das schon. Ich glaube, ein großer Teil der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA ist geborgtes Wachstum. Fast zehn Prozent des Bruttosozialproduktes in den USA sind über die Staatsschulden kreditfinanziert. Da ist heiße Luft im System – und das sehr bewusst. US-Notenbankchef Ben Bernanke hat schon vor Jahren angekündigt, dass dies Ziel seiner lockeren Geldpolitik ist. Mit Krediten lässt sich nun mal jedes beliebige Bruttosozialprodukt ‚bauen‘. Andererseits: Wenn ich mir die Unternehmen ansehe, in die ich investieren möchte, zeigen sich dort Wachstum und die Nachfrage sehr stabil. Ob das die Datenbanken von Oracle, die iPads von Apple oder die Krankenversicherungen von UnitedHealth sind: Da ist natürlicher und sehr robuster Bedarf da, auf den ich mich stütze.

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