Anleger sollten also einen Kursrutsch für Käufe nutzen, wenn etwa schlechte Nachrichten aus Zypern, Nordkorea oder vom US-Arbeitsmarkt die Börsenstimmung vermiesen?
Im Fußball würde man sagen, man braucht eine Gelegenheit, das Tor zu schießen. Wenn die Abwehrmauer immer steht, komme ich nicht durch. Beispielsweise haben wir Western Union in den vergangenen Jahren immer mal wieder gekauft und wieder verkauft. Gibt es wieder ein kleines Problem, sackt der Kurs um 25 Prozent ab. Dann gehen wir rein. Steigt der Kurs steigt wieder auf ein normales Niveau, gehen wir wieder raus und warten auf eine neue Gelegenheit. Das ist das Schöne, wenn ich die Firma gut kenne.
Die Prognosen der Finanzprofis
„Ich glaube, die größte Gefahr ist tatsächlich, möglicherweise, ein Währungskrieg.“ (25.01.2013)
„Zum ersten Mal seit vier Jahren, seit dem Tief im März 2009, liebe ich den Markt wieder. Denn je höher es geht, desto wahrscheinlicher ist, dass es zu einem schönen Crash kommt, einem gewaltigen Crash.“ (31.1.2013)
„Der Countdown beginnt, wenn die investierbaren Anlagen zu viel Risiko für zu wenig Rendite darstellen.“ (01.02.2012)
„Ich sehe nichts von einer Normalisierung. Die strukturellen Probleme sind nach wie vor da, sie sind nur kaschiert worden und hat sie für eine gewisse Zeit in einem Meer von neugeschöpfter Liquidität ertränkt.“ (21.02.2013)
„Amerika ist die größte Schuldnernation in der Geschichte der Welt.“ (24.02.2012)
„Ich persönlich hatte sehr negative Erwartungen insbesondere bezüglich der Realwirtschaft und den Aktienmärkten. Bei der Wirtschaft lag ich richtig, bei den Aktienmärkten nicht. Aber sollten Aktienmärkte nicht eigentlich der Realwirtschaft folgen?“ (28.2.2103)
„Sicherlich, die nähere Zukunft ist unklar. Amerika blickt dem Unbekannten aber seit 1776 ins Auge.“ (01.03.2012)
„Die Risiken werden vom Markt derzeit zu niedrig eingeschätzt. Sie werden im ersten Halbjahr wohl eingedämmt bleiben, aber sie könnten wieder an die Oberfläche kommen.” (04.03.2013)
„Die Party kann noch für eine Weile so weitergehen. Ich weiß nicht, wann sie enden wird, aber ich schätze, dass sie sehr schlimm enden wird.“ (5.3.2013)
„Ich erwarte keine anhaltende Aufwärtsbewegung von dem derzeitigen Niveau, ohne dass es weitere Hinweise darauf gibt, dass die Wirtschaft in einem irrwitzig starken Tempo wächst.“ (18.03.2013)
Heißt das für Privatanleger, dass sie ihr Portfolio sehr aktiv managen müssen? Kaufen und liegen lassen, geht nicht mehr?
Die Zeiten sind wahrscheinlich vorbei. Der Markt übertreibt immer nach oben oder unten. Es ist selten, dass eine Firma stabil auf ihrem Wachstumspfad bleibt, ohne dass es zu Kursübertreibungen kommt. Meist wird ein Titel nach zwei bis drei Jahren wegen seiner guten Entwicklung gehypt und damit zu teuer. Dann stoße ich sie ab. Das machen wir regelmäßig und es tut richtig weh, gute Titel wieder zu verkaufen. Aber nur dann habe ich die Chance, wieder in einen unterbewerteten Titel reinzukommen. Dafür muss ich allerdings meine Bewertungsbandbreiten kennen und aktiv rausgehen, wenn ein Wert diese Bandbreite nach oben verlässt - oder kaufen, wenn sie mir bei Unterbewertung eine Einstiegschance bietet.
Wo sehen Sie denn derzeit das größte Risiko einer Überbewertung?
Schwierig sind vor allem die heißgeliebten Konsumentenaktien vom Typ Nestlé. Seit zwei Jahren lieben alle die Nestlé-Aktie. Man kann auch kein böses Wort über sie verlieren, weil das Unternehmen vieles richtig macht. Aber jeder hat sie gekauft und die Aktie ist einfach teuer geworden. Mit dem Papier bekommt man zwar noch Renditen von sieben bis acht Prozent hin. Aber ich habe auch Aktien, bei denen ich 13 Prozent Rendite über lange Zeiträume bekomme, die klar überlegen sind. Ich habe einfach die Sorge, dass diese übergekauften Aktien irgendwann auch mal ihre Krisen erleben. Der ganze konsumnahe Bereich mit Lebensmitteln, Kosmetika, Luxusartikeln ist ziemlich heiß gelaufen.
Wo sehen Sie denn die größten Chancen?
Technologie ist hochinteressant, der IT-Bereich, teilweise auch die Telekommunikationsbranche mit ihren Ausrüstern. Im Übrigen ist auch der Solarbereich ein absolut abgestrafter Sektor. Dort sind nicht die Panel-Hersteller, sondern die Ausrüster der Branche spannend. Die warten darauf, dass die nächsten Aufträge kommen. Bis dahin hungern sich die Unternehmen einfach durch. Das kann ein bis drei Jahre dauern, aber irgendwann kommen die Aufträge und mit ihnen der Ertrag auf ein Investment. Auch Energie- und Stromversorger sind billig. Wer will denn heute noch eine RWE haben? Die packt ja keiner an.