Hoffnung für Anleger Kaufinteressent für Prokon gefunden

Für große Teile des insolventen Windparkbetreibers Prokon steht ein Käufer bereit, die Hamburger Capital Stage AG. Was Prokon-Anleger über das Unternehmen wissen müssen und wie es jetzt weitergeht.

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Wo Anleger am grauen Kapitalmarkt investierten
Ab aufs RevierInfinusDie sogar von der BaFin kontrollierte Infinus vertickte über Töchter Hochzinsanleihen. Nach der Razzia in Dresden kamen die Insolvenzen. Quelle: dpa
Windparks in NotProkon75.298 Anleger haben Geld bei Prokon investiert. Knapp acht Prozent von ihnen haben bisher gekündigt. 1.400 Millionen stehen jetzt auf dem Spiel. Wenden sich die Anleger ab, droht ein Notverkauf der Windräder. Quelle: dpa
Diese Jungs lassen's krachenS&KFonds sollen von den partywütigen S&K-Chefs Schäfer und Köller geplündert worden sein. Sie sitzen in U-Haft, Immobilienfonds sind pleite. Quelle: dpa
Unappetitliche InvestmentsDima24Dima24-Macher Malte Hartwieg (rechts) hat ein Vertriebs- und Fondskonglomerat aufgebaut, doch es gibt bei mehreren Fonds Probleme. Quelle: dpa Picture-Alliance
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Immer VollgasProsperia AGSlobodan Cvetkovic ist Chef des Fondsanbieters Prosperia AG und Miteigentümer des Autorennstalls Prosperia Abt Racing. Quelle: Screenshot
Schmieriges GeschäftProven Oil CanadaProven Oil Canada hat von 11.000 Anlegern 300 Millionen Euro für Ölinvestitionen eingesammelt, zahlt aber nicht mehr wie geplant aus. Quelle: dpa

Anleger des insolventen Windparkbetreibers Prokon können sich Hoffnungen machen. Rund ein Jahr nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Unternehmen, hat der Hamburger Rivale Capital Stage Interesse an einer Übernahme signalisiert. Capital Stage teilte am Freitagabend mit, ein verbindliches Angebot für knapp 95 Prozent der Firma Prokon Regenerative Energien GmbH abgegeben zu haben.

Die verbleibenden Anteile sollten durch einen weiteren Investor übernommen werden. Über die Höhe der Capital-Stage-Offerte und Details wurde vorerst nichts bekannt. Capital Stage teilte mit, mit dem Insolvenzverwalter sei bis zur Entscheidung durch den Gläubigerausschuss Stillschweigen vereinbart worden, um den Erfolg des Angebots nicht zu gefährden. Prokon mit Sitz im schleswig-holsteinischen Itzehoe hatte Anfang 2014 Insolvenz angemeldet.

Fragen & Antworten zum Kleinanlegerschutz

Mit seinen Windparks würde Prokon das eigene Geschäft gut ergänzen, begründete die im SDax notierte Gesellschaft Capital Stage ihre Offerte. Ob Prokon nach Ende des Bieterverfahrens aber verkaufe, sei noch unklar. Schon im Zuge der vorläufigen Insolvenz von Prokon im Januar 2014 erklärte Capital Stage, Interesse an den Windparks zu haben.

Capital Stage ist nach eigenen Angaben der größte unabhängige Solarparkbetreiber Deutschlands. Das Unternehmen kauft Solar- und Windparks auf und betreibt diese dann. Nach eigenen Angaben ist dieses Modell deutlich risikoärmer, da die größten Risiken vor allem beim Bau der Anlagen bestehen. Dies gilt vor allem für Offshore-Parks.

Bisher ist das Capital Stage-Modell erfolgreich. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen seinen Jahresüberschuss deutlich auf über 17 Millionen Euro steigern, Anleger erhielten eine Dividende von 0,15 Euro je Aktie. Auch für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet der Parkbetreiber, dass sich das Ergebnis weiter verbessert.

Die finanzielle Situation der Capital Stage AG ist gut. Seit Ende des vergangenen Jahres kooperiert das Unternehmen mit der Gothaer Versicherung. Im Rahmen dieser Partnerschaft stellte die Assekuranz Genussrechtskapital in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verfügung. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass Capital Stage auch für einen kürzlich in Großbritannien erworbenen Solarpark eine attraktive Langfristfinanzierung durch die Ausgabe börsennotierter Anleihen auf die Beine gestellt hat.

Zum Stichtag am 31.12.2014 verfügte das Unternehmen über liquide Mittel in Höhe von knapp 21,5 Millionen Euro, im April sollen es aber, auch aufgrund der Partnerschaft mit der Gothaer, rund 100 Millionen Euro in den Kassen des Unternehmens gewesen sein. Rücklagen für eine Investition wie die in die Prokon-Anlagen dürften also vorhanden sein.

Die Prokon-Gläubiger werden voraussichtlich Anfang Juli über den Insolvenzplan abstimmen. Neben dem Verkauf ist eine weitere Möglichkeit im Gespräch. Die Kapitalgeber könnten ihre Beteiligungen in Genossenschaftsanteile umwandeln und das Unternehmen ohne einen Verkauf weiterführen.

Über 75.000 Anleger hatten insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro in Form von sogenannten Genussrechten in Prokon investiert. Mit viel Werbung, beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr, lockte Prokon gezielt Kleinanleger an. Genussrechte sind eine hybride Finanzierungsform und liegen zwischen Aktien und Anleihen. Rechtlich gesehen können sie sowohl zum Eigen- als auch zum Fremdkapital gezählt werden. Grundsätzlich werden Inhaber von Genussrechten nachrangig bedient, zunächst sind andere Gläubiger wie Banken an der Reihe. Prokon warb allerdings bis zuletzt damit, ohne das Geld der Banken auskommen zu können.

Mit Material von Reuters.

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