Es ist die Zeit der guten Vorsätze. Die einen nehmen ein paar Kilo ab, andere wollen endlich mit dem Rauchen aufhören. Langweilig. Das kann jeder. Wie wäre es damit: Nehmen Sie Ihre Geldanlage dieses Jahr selbst in die Hand!
Dass kaum jemand diesen Neujahrsvorsatz fasst, ist nicht verwunderlich. Bei einer Umfrage in zwölf Ländern im Auftrag der Direktbank ING-Diba bekannten sich 53 Prozent der Deutschen dazu, keine Finanzbildung zu haben. Das ist Europa-Spitzenwert bei den Ahnungslosen.
Banken hatten deshalb lange leichtes Spiel damit, Privatanlegern ihre Produkte ins Depot zu drücken. Nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise aber ist das Vertrauen der Anleger in die Berater genauso gestört wie das in die Produkte der Finanzindustrie: „Zu kompliziert, zu gefährlich, zu teuer“, urteilen Anleger über die Angebote.
Mehr als der Minizins
Damit liegen sie oft richtig. Das Problem ist nur: Als Reaktion machen viele – gar nichts. Sie streiken, lassen ihr Erspartes, in Summe Billionen, zähneknirschend als Tages- und Festgeld zu Minizinsen liegen. Die mickrigen Zinsen aber gleichen nicht mal die Inflation aus. Gemessen an der Kaufkraft, verliert das Vermögen an Wert.
Schluss damit. Erster Schritt: Sparer eröffnen bei einer Direktbank oder ihrer Hausbank ein Depot. Dann bestücken sie dieses mit renditeträchtigeren Anlageprodukten. Gut gemacht, setzt ein solches Depot das Vermögen auch nicht unkontrolliert Verlusten aus, wenn es an der Börse kracht. Für die Do-it-yourself-Anleger bieten Direktbanken inzwischen viele Möglichkeiten, provisionsorientierten Beratern zu entkommen und neben einem kostenlosen Depot auch noch die Anlageprodukte selbst zu günstigen Kosten zu ordern.
Die WirtschaftsWoche stellt einfache Strategien für ein solides und chancenreiches Mischdepot vor und zeigt, wie Sparer mit regelmäßigen Monatsraten ein Vermögen aufbauen. Mit den ausgewählten Anlageprodukten wird die Umsetzung zum Kinderspiel. So hält der Neujahrsvorsatz „Selber machen“ garantiert mehr als ein paar Wochen.
Über viele Jahre rentabel sparen | |||
Diese Anlagen eignen sich für einen langfristigen Ratensparplan | |||
Anlageklasse | Sparprodukt | Ratenanteil | Bemerkung |
Aktien | Indexfonds (ETF) iShares auf den Dax | 30% | kostengünstig; kauft Aktien des Dax auch physisch; als ETF-Sparplan erhältlich |
Anleihen | Indexfonds (ETF) iShares auf Euro-Unternehmensanleihen | 30% | kostengünstig; kauft Anleihen auch physisch; als ETF-Sparplan erhältlich |
Gold | physisch oder als Indexfonds (ETC) | 25% | Indexfonds auch als ETF-Sparplan erhältlich; Preisaufschläge bei physischen Käufen |
Anlageklasse | Sparprodukt | Ratenanteil | Bemerkung |
Bonussparplan oder | 1892-Rendite-Sparen | 15% (3,7% Rendite pro Jahr) | renditestark; variabler Grundzins und laufzeitabhängige Bonuszahlungen von einer Baugenossenschaft; Kontakt: 1892.de |
Tagesgeld | Tagesgeld der ING-Diba | 15% (1% Rendite pro Jahr) | Geld täglich verfügbar; deutsche Einlagensicherung; Kontakt: ing-diba.de |
die Anteile der Anlageklassen sollten auch beim Gesamtdepot jährlich angepasst werden; Grundzins ist variabel; beim Bonussparplan bezieht sich die Rendite auf die 20 Jahre Laufzeit inklusive Bonuszahlungen und zum aktuellen Grundzins (1,73 Prozent pro Jahr); Quelle: Bloomberg, Anbieter |
Das Do-it-yourself-Depot
Die Bauanleitung für ein ausgewogenes Depot ist simpel: Anleger sollten ihr Geld gut verteilen. Bewährt haben sich feste Anteile für verschiedene Anlageklassen. So können Langfristanleger mit je 30 Prozent ihres Sparvermögens Aktien und Anleihen solider Unternehmen kaufen, 25 Prozent in Gold investieren und 15 Prozent als Tagesgeld parken.
Diese Aufteilung, von der WirtschaftsWoche mehrfach vorgestellt, hat Anlegern in der Vergangenheit hohe und stabile Erträge gebracht. Anleger hätten mit dem Mischdepot in jedem beliebigen Jahr zwischen dem Boomjahr 2000 und 2012 starten können und kämen immerhin auf Renditen zwischen 3,9 (bei Start 2011) und 8,6 Prozent pro Jahr (Start 2009). Für diese Rechnung wurde für Aktien die Entwicklung des Dax, für Anleihen die des RDax (Anleihen von im Dax notierten Unternehmen), für Gold die Wertentwicklung in Euro und für Bargeld ein Jahreszins von 1,5 Prozent angesetzt.
Depots immer wieder anpassen
Die Modellrechnung geht davon aus, dass Anleger ihr Vermögen anfangs nach den genannten Quoten auf die Anlageklassen verteilen und die Depotanteile dann jährlich wieder auf das Ausgangsniveau bringen. Sind Aktien gestiegen und machen nach einem Jahr schon 40 Prozent des Depots aus, würde der Anleger Gewinne mitnehmen und ein Viertel der Aktien verkaufen. Der Aktienanteil im Depot würde dann wieder auf 30 Prozent sinken. Alternativ könnte der Anleger auch mehr Geld in die Hand nehmen und dieses in die übrigen Anlageklassen stecken, um so wieder auf die gewünschte Verteilung zu kommen.
Diese quasi-automatischen Anpassungen sind eine wichtige psychologische Stütze. Sie schützen Investoren vor dem gefährlichen Herdentrieb: vor Käufen, wenn die Börse oder der Goldpreis oben sind, und vor Verkäufen im Kurstief, wenn alle raus wollen.
Im Rückblick haben sich die antizyklischen Anpassungen ausgezahlt. Sie haben die Renditen je nach Startjahr um 0,3 bis 1,0 Prozentpunkte pro Jahr gesteigert. Nur für das Startjahr 2012 ist die Rendite für ein Depot, dessen Quoten nicht angepasst wurden, höher. Der Grund ist simpel: Durch die Umschichtung hätten Anleger den Aktienanteil nach dem positiven Börsenjahr zum Jahreswechsel 2012/2013 gesenkt und den Goldanteil erhöht. Dadurch hätten sie weniger stark vom erneut guten Börsenjahr 2013 profitiert und wären stärker von der schwachen Goldpreisentwicklung getroffen worden.
Gegen den Strom schwimmen
Doch das sind Momentaufnahmen. Langfristig zahlt es sich aus, gegen den Strom zu schwimmen. So wäre der Goldanteil bei einem 2008 gestarteten Mischdepot bis Anfang 2013 ohne Anpassungen auf 39 Prozent gestiegen. Der Preisrutsch beim Gold im vergangenen Jahr, in Euro gerechnet rund 30 Prozent, hätte den Anleger zwölf Prozent seines Depotwertes gekostet. Dank der regelmäßigen Anpassungen aber wurde Gold zu Spitzenpreisen verkauft. Das Goldminus 2013 kostete nur neun Prozent des Depotwerts. Die Wertanstiege der übrigen Depotposten glichen das weitgehend aus, unter dem Strich blieb nur ein leichtes Minus von 0,8 Prozent.
Gold selbst – trotz der miesen Entwicklung im vergangenen Jahr – hat sich als Depotbaustein bewährt. 2011 fing es die schwache Börsenentwicklung zum Beispiel perfekt auf. Kein Zufall: Langfristig entwickelt sich der Goldpreis meist gegenläufig zu Aktienkursen, was aus Gold eine gute Krisenversicherung macht.
Wie man an der Börse die besten Chancen hat
Stop-Loss-Orders, bei deren Unterschreiten automatisch verkauft wird, disziplinieren und bewahren davor, permanent nach Kursen schauen zu müssen. Sinnvoll aber nur bei sehr liquiden Werten. Bei Aktien unterhalb des Dax gefährlich, weil Profis die Aktien unter das Stopp-Loss drücken und billig abfischen könnten.
Stimmen die Gründe für den Kauf noch, wird eine Aktie nur ihrer Kursgewinne wegen nicht riskanter. Also halten, auch dann, wenn es zwischenzeitlich nach unten geht. Verschlechtern sich wesentliche Parameter: verkaufen.
Angst und Gier treiben die Herde, so entstehen heftige Kursbewegungen, die aber auch schnell wieder drehen und deshalb gute Kauf- und Verkaufschancen bieten. US-Ökonom Robert Shiller zieht Parallelen zum Fußball: „Halte dich von der Meute fern, dann wird der Ball früher oder später zu dir kommen.“
Wer Unternehmen mit überzeugendem Geschäftsmodell hält, prüft Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Umsatz- und Cashflow-Entwicklung über viele Jahre und vergleicht sie mit den Zahlen der Konkurrenten. Gründe, die zu einem Investment führen, schriftlich festhalten: hilft klarer zu denken und kann, wenn der Wunsch, zu verkaufen übermächtig wird, nachgelesen werden.
Irren ist menschlich. Wer schon beim Aktienkauf festlegt, welches Minus er maximal akzeptiert, schützt sich vor Illusionen. Etwa der, nur noch Nachrichten wahrzunehmen, die die eigene positive Überzeugung stützen.
Viele kaufen zur falschen Zeit
Die genaue Anteilshöhe der einzelnen Anlageklassen ist nicht in Stein gemeißelt. Anleger können – je nach Risikoneigung und Anlagedauer – von der Musteraufteilung abweichen. Wer weniger Risiko will, hält zum Beispiel mehr als 30 Prozent Anleihen. Wichtig ist aber, sich dabei nicht zu sehr von der Entwicklung der vergangenen Jahre oder Monate leiten zu lassen. Setzen Anleger den Aktienanteil nur deshalb höher an, weil Aktien sich in den vergangenen zwei Jahren gut geschlagen haben, würden sie erneut mit der Herde laufen und ihre Aktien vergleichsweise teuer kaufen. Groß wäre dann die Gefahr, dass sie beim nächsten Kurssturz ihren Fehler bemerken und die komplette Depotaufteilung über den Haufen werfen.
Strategisch aufgestellte Portfolios, die selten umgeschichtet werden, erzielen höhere Renditen, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Fondsdatenanbieters Morningstar. Die Experten ermittelten anhand der Mittelzu- und -abflüsse bei Investmentfonds, dass die meisten Anleger zur falschen Zeit kaufen und verkaufen. In den Genuss der schönen, von den Fonds ausgewiesenen Renditen kommen dadurch nur wenige Anleger – diejenigen, die mit ihrem Fonds auch Kurstäler durchschreiten und dabei bleiben. Sie profitieren dann, wie in den vergangenen Jahren, jeweils nach dem Crash von der Erholung.
Wer bleibt, gewinnt
Vor allem bei deutschen Aktienfonds stellten die Morningstar-Analysten große Abweichungen fest. Die Kurse schwankten hier über drei Jahre besonders stark, und die Anleger reagierten entsprechend sprunghaft. „Viele haben den Höhenflug deutscher Aktien verpasst, weil die deutschen Aktienfonds seit Juli 2011 aus den Depots herausgeworfen wurden“, so Ali Masarwah von Morningstar. Wer die Aktienfonds in den vergangenen drei Jahren gehalten hat, erzielte im Schnitt jährlich 10,3 Prozent Rendite. Berücksichtigt Morningstar aber die Mittelzu- und -abflüsse der Fonds, was der Rendite eines hektischen Traders nahekommt, bleiben nur noch 7,5 Prozent pro Jahr.
Viele Anleger verabschiedeten sich sogar komplett. Laut Deutschem Aktieninstitut haben sich seit 2000 1,4 Millionen Deutsche aus Aktien zurückgezogen. Nur noch 4,9 Millionen sind als Aktionäre direkt an unternehmerischen Erfolgen beteiligt. Der Dax führte den Anlegern eindrücklich vor, wie ein einziges Jahr bis zu 40 Prozent Börsenwert und damit ein Großteil des investierten Vermögens ausradieren kann. Solche Verluste – selbst wenn sie nur auf dem Papier stehen und nicht realisiert werden – kann und will nicht jeder Anleger aushalten. Aktien deshalb den Rücken zu kehren, wäre aber ein großer Fehler. Die mickrigen Tagesgeldzinsen sind keine Lösung.
Auf Einzelwerte setzen
Das vorgestellte Mischdepot schont die Nerven, sichert Anlegern aber gleichzeitig die Chance auf langfristige Kurssteigerungen mit Aktien. Selbst in den Börsencrash-Jahren 2002 und 2008 verlor das Depot weniger als neun Prozent, kein Vergleich zum Dax. Und 2011 – der Dax büßte 15,5 Prozent ein – brachte das Mischdepot noch 1,2 Prozent Gewinn. So können besorgte Anleger gut schlafen.
Von der Theorie zur Praxis: Wie sollen Anleger 50 000 Euro aussichtsreich anlegen? Das langfristig ausgerichtete Mischdepot mit je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tages- oder Festgeld gibt eine empfehlenswerte Aufteilung vor. Bei einer größeren Summe können Anleger bei der praktischen Umsetzung auf Einzelwerte setzen (siehe Tabelle). Mit je sechs Anleihen und Aktien würden sie 2500 Euro pro Einzelwert investieren; die Kauf- und Verkaufsgebühren (Direktbanken verlangen für solche Orders nur 10 bis 15 Euro) blieben überschaubar.
Breit gestreutes Depot | ||||
Mit einer guten Mischung aus Aktien, Anleihen, Gold und Bargeld haben Langfrist-Anleger Aussicht auf stabile Gewinne. | ||||
Aktien, 30?% des Depots (Branche/Land) | ISIN | Kurs (Stoppkurs) in Euro | Kurs-Gewinn-Verhältnis (1) | Dividende |
Hannover Rück (Rückversicherung, DE) | DE0008402215 | 62,38 (52,90) | 9 | 4,6% |
Daimler (Auto, DE) | DE0007100000 | 62,90 (52,90) | 11,1 | 3,6% |
McDonald?s (Fast Food, USA) | US5801351017 | 70,36 (59,80) | 16,2 | 3,5% |
Novartis (Pharma, CH) | CH0012005267 | 58,27 (49,40) | 18,9 | 3,3% |
Apple (Unterhaltungselektronik, USA) | US0378331005 | 404,40 (330,00) | 12,7 | 2,3% |
GEA Group (Maschinenbau, DE) | DE0006602006 | 34,60 (29,40) | 15,6 | 2,1% |
alternativ: Dax-ETF (iShares) | DE0005933931 | 85,75 | ||
Anleihen, 30?% des Depots (Branche/Land) | ISIN | Kurs in Euro | Laufzeit | Rendite3 |
Asklepios Kliniken (Kliniken, DE) | XS0542428833 | 104,17 | 28.09.2017 | 2,8% |
EWE Oldenburg (Energie, Kommunikation, DE) | DE000A0Z2A12 | 116,57 | 16.07.2021 | 2,8% |
Deutsche Post (Logistik, DE) | XS0977496636 | 100,26 | 09.10.2023 | 2,7% |
Haniel (Mischkonzern, DE) | XS0482703286 | 113,64 | 01.02.2017 | 2,5% |
Deutsche Telekom (Kommunikation, DE) | XS0850057588 | 101,05 | 30.10.2019 | 1,8% |
alternativ: Anleihen-ETF (iShares) | DE0002511243 | 127,28 | unbegrenzt | |
Gold, 25?% des Depots | Art | ISIN | Kurs in Euro | |
Gold 1 Feinunze (zum Beispiel Anlagemünzen) | physisch | entfällt | 876,64 | |
alternativ: Gold-Indexfonds (ETC) | physisch hinterlegt | DE000A1EK0G3 | 93,81 | |
Cash, 15% des Depots | Zins | Kontakt (Internet) | Einlagensicherung | |
Ak Bank | 1,25 % | akbank.de | deutsche Einlagensicherung | |
ING-Diba | 1% | ing-diba.de | deutsche Einlagensicherung | |
1 Schätzung auf Basis Gewinn 2014; (Dividende: Schätzung für 2014); Quelle: Bloomberg, Anbieter |
Die ausgewählten Aktien stammen von Unternehmen unterschiedlicher Branchen, die eine gute Risikostreuung bieten. Ob mehr Menschen Daimlers Autos kaufen, hängt kaum damit zusammen, ob mehr Fast-Food-Fans Burger und Pommes von McDonald’s essen. Und ob Käufer sich für iPhone oder iPad von Apple entscheiden, hat nichts damit zu tun, ob gleichzeitig mehr Menschen an multipler Sklerose, Krebs oder Leukämie erkranken und ein Medikament von Novartis brauchen. Etwas kleinere Werte wie die Gea Group bieten die Chance, vom Wachstum aufstrebender Unternehmen zu profitieren. Der Maschinen- und Anlagenbauer aus Düsseldorf beliefert vor allem die Nahrungsmittelindustrie. Die Geschäftssparte Energie, die zum Beispiel Wärmetauscher und Kühltürme baut, soll verkauft werden, um im Kerngeschäft weiter wachsen zu können.
Neben den Aktien stehen mehrere Anleihen mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis zur Auswahl. Die aufgeführten Unternehmen sind vergleichsweise solide finanziert und stammen erneut aus sehr unterschiedlichen Branchen.
Investmentfonds sind für viele ideal
Wollen Anleger ihr Risiko noch breiter streuen und einzelne Aktien nicht kontinuierlich verfolgen, können sie auf Indexfonds (ETFs) ausweichen. Deren Wertentwicklung entspricht der eines bestimmten Index. So steigt und fällt der aufgeführte Dax-ETF mit dem Dax. Anleger umgehen hier das Risiko eines Einzelwerts. Beispiel: Über fünf Jahre hat der Dax gut 60 Prozent zugelegt, Dividenden nicht eingerechnet. Vier Einzelaktien aber (E.On, RWE, Commerzbank und K+S) haben Aktionären im gleichen Zeitraum 40 bis 70 Prozent Verlust eingebrockt. Mit einer zufällig ausgewählten einzelnen Dax-Aktie hätten Anleger auf fünf Jahre in einem von drei Fällen weniger als im Dax selbst verdient. Über zwölf Monate hätte das Risiko, schlechter als der Dax abzuschneiden, sogar bei über 50 Prozent gelegen.
„Investmentfonds sind wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Risikostreuung für viele Anleger ideal, vorausgesetzt, sie achten auf niedrige Kosten“, sagt Reinhard Martius, Finanzplaner aus Friedrichsdorf im Taunus. Der Dax ist gut gemischt, und die laufenden Kosten des Dax-ETFs sind mit 0,16 Prozent pro Jahr sehr gering; Ausgabeaufschläge fallen beim Handel über die Börse nicht an. Der ETF-Anbieter iShares, von dem die aufgeführten ETFs stammen, kauft auch wirklich die im Index abgebildeten Einzelwerte, was die ETFs besonders transparent macht. Andere Anbieter schließen oft komplexe Finanzgeschäfte ab, um die Wertentwicklung des Index nachzubilden. Anleger wissen dann nicht, in welche Aktien ihr Geld letztlich fließt.
Auch langfristig kann Vermögen angesammelt werden
Auch Sparer, die langfristig ein Vermögen ansammeln wollen, können sich ein Mischdepot aufbauen. Hätte ein Sparer seit 2008 jeden Monat 200 Euro nach unserem Muster auf Aktien, Anleihen, Gold und Tagesgeld verteilt, wären aus eingezahlten 12 000 Euro 17 600 Euro geworden. Die Rendite auf das durchschnittlich eingesetzte Kapital hätte 6,6 Prozent pro Jahr betragen. Erneut wird unterstellt, dass Sparer die Depotanteile jeweils zu Jahresanfang wieder auf das Ausgangsniveau bringen.
Bei monatlichen Einzahlungen in einen Sparplan müssen sich Anleger über das richtige Timing nicht den Kopf zerbrechen. Wer über 10 oder 20 Jahre monatlich den gleichen Einsatz leistet, hat den Vorteil, zwischenzeitliche Verluste an der Börse aussitzen zu können und dabei auch noch günstiger einzukaufen: Wenn die Aktienkurse niedrig sind, bekommt der Anleger für seine Rate mehr Anteile im Depot gutgeschrieben als bei hohen Kursen. Dieses Prinzip hilft aber nur, wenn die Kurse über die Laufzeit stark schwanken. Im Laufe der Zeit verliert es immer mehr an Bedeutung, weil dann das schon angesparte hohe Vermögen den Schwankungen der Märkte ungebremst ausgesetzt ist. Schlimmstenfalls drohen Szenarien wie Mitte 2008 bis Anfang 2009, als der Dax unter 3700 Punkte fiel. In solchen Phasen kann ein nur aus Aktien gebildetes Sparplanvermögen unter die Summe der Einzahlungen rutschen.
Niedrige Kosten und Gebühren sind für Ratensparer noch wichtiger als bei Einmal-Investments. Steckt ein Anleger zwölfmal pro Jahr Geld in vier verschiedene Geldanlagen, sind allein das 48 verschiedene Aufträge. Ohne die kostenfreien Überweisungen auf ein Tagesgeldkonto müsste der Anleger immer noch 36 Orders erteilen; weitere Aufträge für die jährliche Anteilsanpassung kämen hinzu. Bei zehn Euro Gebühr pro Order fielen also wenigstens 360 Euro an. Der Sparer würde bei monatlichen 200 Euro Rate 15 Prozent Gebühren zahlen – zu viel.
Ratensparer sollten auf ETFs setzen
Ratensparer sollten daher für jede Anlageklasse nur ein Produkt wählen und hier auf ETFs setzen. Einzelwerte kommen nicht infrage, da die Orderzahl noch weiter steigen würde. Die WirtschaftsWoche hat ETFs ausgewählt, die bei Direktbanken wie Comdirect, ING-DiBa oder Cortal Consors als ETF-Sparplan erhältlich sind. Vorteil: Für solche Sparpläne verlangen die Banken nicht ihre normalen Gebühren. Sie belohnen das regelmäßige Sparen, das für sie mit wenig Aufwand verbunden ist, mit niedrigeren Kosten, oft nur 1,5 Prozent der Kaufsumme.
Für die Cash-Komponente bieten sich ebenfalls Tagesgeldkonten an. Eine Alternative sind renditestarke Bonus-Sparpläne, in die dann 15 Prozent der Monatsrate fließen würden. Die gibt es vor allem bei Sparkassen und Volksbanken, aber auch von Wohnungsbaugenossenschaften. Deren Spartöpfe werden von der Aufsicht BaFin kontrolliert. Das Geld darf nur für Kauf und Instandhaltung der genossenschaftlichen Immobilien genutzt werden. Zudem gibt es eine Einlagensicherung der 48 Baugenossenschaften mit Spareinrichtung, die bei Problemen einspringen würde.
Über die Spareinrichtung der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892 bekommen Sparer einen Bonussparplan für maximal 25 Jahre. Der variable Grundzins liegt derzeit bei 1,73 Prozent pro Jahr, zusätzlich gibt es laufzeitabhängige Boni auf die jährlichen Einzahlungen. Die Bonuszahlungen steigen, vom 14. Jahr an fließen 50 Prozent. So werden Sparer dafür belohnt, den Vertrag weiter zu besparen – prinzipiell können sie aber jederzeit aussteigen. Die Rendite erreicht nach 20 Jahren ihr Maximum. Auf Basis des aktuellen Grundzinses und inklusive Boni hätten Sparer dann 3,7 Prozent Zins pro Jahr kassiert. Über die maximal 25 Jahre Laufzeit kommen sie auf 3,5 Prozent Gesamtrendite pro Jahr. Einzige Bedingung: Anleger müssen der Baugenossenschaft beitreten. Dafür sind einmalig 300 Euro Einlage fällig.
Dafür können sie als Mitglied der Genossenschaft nicht nur Zinsen kassieren, sondern beim nächsten Berlin-Besuch auch eine günstige Gästewohnung mieten. Geld frei anzulegen lohnt sich also nicht nur, sondern kann auch Spaß machen.