Inflation und Niedrigzins Hessens Sparer verlieren 552 Euro

Eine Studie hat Zinsen und Inflation für die einzelnen Bundesländer nachgerechnet. Der errechnete Realzins ist bundesweit negativ und zehrt an der Kaufkraft der Sparer. In manchen Ländern ist es aber besonders schlimm.

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Der Realzins zehrt an der Kaufkraft der Sparer. Quelle: dpa

Im norddeutschen Quickborn kostet die Kugel Eis einen Euro, in Frankfurt am Main 1,30 Euro. Dieses Alltagsbeispiel zeigt, dass die Preise je nach Standort unterschiedlich stark steigen. Besonders gravierend sind die regionalen und örtlichen Unterschiede auch bei Mieten oder den Preisen für Wohnungen und Häuser.

Die Onlinebank comdirect aus Quickborn hat nachgerechnet, was das für Sparer bedeutet. Sie müssen von den niedrigen Zinsen auf ihr Geld noch die Inflation abziehen, also den Verlust an Kaufkraft etwa durch steigende Mieten oder immer teurere Eiskugeln. Der aus dieser Rechnung entstehende Realzins ist flächendeckend negativ, weil die Inflation derzeit über dem niedrigen Nominalzins liegt.

Besonders stark von der Kombination aus niedrigen Zinsen und hoher Inflation betroffen sind laut comdirect die hessischen Sparer. Sie legen wegen der recht guten Wirtschaftslage in ihrem Bundesland viel Geld zurück und müssen gleichzeitig eine mit 2,2 Prozent deutlich höhere Inflation schultern als die Bewohner der meisten anderen Bundesländer. Für Deutschland liegt die Inflationsrate im Schnitt bei 1,9 Prozent. Betrachtungszeitraum ist das erste Quartal 2017, vergleichen mit dem Vorjahr.

Sachsen-Anhalt verliert am wenigsten

Weniger betroffen von den negativen Realzinsen ist Sachsen-Anhalt. Dort liegt die Inflation nur bei 1,7 Prozent, gleichzeitig ist die Sparleistung niedrig. Der Durchschnittsbürger in Sachsen-Anhalt verliert daher jährlich nur 211 Euro seines Einkommens durch Niedrigzins und Inflation. Bei den Hessen dagegen liegt der jährliche Verlust bei 552 Euro, das entspricht 2,5 Prozent des Einkommens. comdirect-Chef Arno Walter sorgt sich wegen der flächendeckenden Vermögensverluste um die Altersvorsorge der Deutschen. Als Heilmittel empfiehlt er Wertpapiere.

Ein anderes Heilmittel wäre die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik mit Zinsen, die wieder über der Schwelle der Fühlbarkeit liegen. Die Europäische Zentralbank jedoch zögert damit, ihre expansiven Maßnahmen zurückzufahren. Stattdessen betont sie ihre Zielmarke bei der Inflation von rund zwei Prozent im langfristigen Durchschnitt.

Welche negativen Folgen eine stets positive Inflation in einer Welt von Null- und Niedrigzinsen hat, zeigt der Realzinsradar der comdirect.

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