Infrastruktur für Anleger Die 1000-Milliarden-Dollar-Wette

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Mautstraßen, Pipelines, Telekom

Mautstraßen: höhere Margen

Bis 2030 sind laut McKinsey weltweit 11,4 Billionen Dollar pro Jahr nötig, damit die Straßen mit dem Verkehr Schritt halten. „Die Staaten allein werden nicht in der Lage sein, das Geld aufzubringen“, sagt Peter Meany, Leiter Infrastrukturaktien beim Vermögensverwalter First State Investments. Es werde privates Kapital gebraucht.

In Deutschland ist Geld aus der Wirtschaft zumindest beim Straßenbau unerwünscht. Kürzlich legte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sein Veto gegen private Autobahnen ein. Die europäischen Nachbarn sind weiter: Auf 50 000 Kilometer Straße wurden 2015 insgesamt 28 Milliarden Euro Maut kassiert.

„Bisher hat die Börse das Potenzial im Mautgeschäft unterschätzt“, sagt First-State-Manager Meany. Allein in Italien nahmen die Mautbetreiber 5,5 Milliarden Euro ein. Dort ist das Unternehmen Atlantia Marktführer, 30 Prozent gehören der Benetton-Gruppe.

Infrastrukturinvestitionen weltweit.

Italiens politische Krise spricht zwar nicht für Infrastrukturinvestments. Allerdings verdient Atlantia ein Viertel seines Geldes im Ausland. Bis 2020 soll es laut Atlantia die Hälfte sein. Um Geld in Wachstumsregionen zu investieren, will sich das Unternehmen von italienischen Autobahnen trennen, die etwa drei Milliarden Euro wert sein sollen.

Auch wenn Atlantias Auslandsexpansion erst kommt – schon jetzt zeigt sich der Konzern robust bei politischen Krisen. Am 4. Dezember scheiterte Italiens Premier Matteo Renzi mit seinem Verfassungsreferendum. Lediglich 2,3 Prozent büßte Atlantia am Folgetag ein und war zwei Tage später wieder mit 4,1 Prozent im Plus.

Kursentwicklung des Mautstraßenbetreibers Atlantia und des Aktienindex MSCI Europe.

Mitunter gibt die Politik auch Rückenwind. So vereinbarte die französische Regierung mit den Mautstraßenbetreibern 500 Millionen Euro mehr Einnahmen in den kommenden zehn Jahren. Zu den Profiteuren zählt der französische Konzern Vinci. Die Franzosen mischen auch im Flughafenbusiness mit. Zuletzt hat Vinci Flughäfen in Japan und in Chile übernommen, um weniger abhängig vom Geschäft in Frankreich zu sein. Im ersten Halbjahr kam die Hälfte aller Aufträge aus der Heimat. Zwar macht Vinci mit der Bausparte noch 58 Prozent des Umsatzes. 70 Prozent des Profits verdient das Unternehmen jedoch mit margenstarken Konzessionen für Flughäfen und Straßen.

Pipelines: Politik hilft

Fürs Durchleiten von Öl und Gas kassieren Pipelinebetreiber Gebühren. Diese Spezialisten hängen weniger am Rohstoffpreis als die Öl- und Gasförderer, denn die Gebührenhöhe ist auf Jahre festgezurrt. Pipelinekonzerne, die wachsen wollen, brauchen politisches Wohlwollen. Ohne diese Unterstützung gibt es Probleme wie kürzlich bei einer Rohrleitung im US-Bundesstaat North Dakota. Sowohl die Anwohner als auch das am Bau der Pipeline beteiligte US-Heer stellten sich quer. Trump hat angekündigt, den Entscheid der Behörden in North Dakota sowie Baustopps für weitere Pipelineprojekte aufzuheben.

Der US-Konzern Kinder Morgan bekam politische Hilfe aus dem Nachbarland. So hat die kanadische Regierung die Pipeline Trans Mountain genehmigt. Sie verbindet die Ölsandabbaugebiete mit Kanadas Westküste. Das Projekt könnte Kinder Morgan bis zu 850 Millionen Dollar Gewinn pro Jahr bringen. Mehr Geschäft winkt auch beim Transport von Schieferöl. Der steigende Ölpreis macht dessen Förderung attraktiver.

Telekom: Funkmasten für Asien

Wie Pipelines der Flaschenhals für Öl und Gas sind, hängt die digitale Kommunikation an Sendemasten, die Konzerne wie American Tower oder Crown Castle betreiben. American Tower litt zuletzt unter Übernahmegerüchten beim Mobilfunkanbieter Sprint, der Masten von American Tower nutzt.

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Angst vor sinkenden Margen durch größere Verhandlungsmacht bei den verbliebenen Kunden ließ den Kurs von American Tower sinken. Jedoch hängen nur zehn Prozent des Umsatzes von American Tower am Kunden Sprint. Zudem laufen die Verträge mit Sprint noch bis zu fünf Jahre.

Anders als Sprint ist American Tower auch international aktiv: in Asien, Afrika, Lateinamerika, aber auch in Deutschland. Fusionen in einzelnen Märkten schlagen daher nicht so stark aufs Gesamtgeschäft durch. Außerhalb der USA wächst das Geschäft zweistellig. Für American Tower sprechen zudem verbesserte Finanzen. Die Schuldenquote, gemessen am Gesamtkapital, wird in diesem Jahr voraussichtlich von 79 auf 73 Prozent sinken. 2017 werden 68 Prozent erwartet.

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