Insiderhandel Hedgefonds SAC Capital droht das Ende

Mit der Klage gegen den Wallstreet-Mogul SAC Capital geht die US-Staatsanwaltschaft gegen einen der reichsten und mächtigsten an der Wall Street vor: Der Investment-Firma droht die Schließung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die US-Behörden wollen dem mächtigen Hedgefonds SAC Capital an den Kragen. Quelle: REUTERS

Der Top-Cop der Wall Street hat mal wieder zugeschlagen. Preet Bharara, US-Staatsanwalt von Manhattan, hatte seinen neuesten Coup schon vor zwei Wochen indirekt angekündigt. Auf einer Investorenkonferenz in New York, sagte er Anfang Juli, die Programme für gute Unternehmensführung seien bei vielen Unternehmen an der Wall Street nichts als Lippenbekenntnisse. Das werde er schon bald wieder beweisen. Der 44-Jährige ist für sein aggressives Vorgehen gegen unlautere Geschäftspraktiken in der Finanzbranche bekannt. Um Beweise zu liefern, schreckt er nicht davor zurück, Telefone abzuhören oder Gespräche von Top-Wall-Street-Managern abzuhören.

Auf sein Konto gehen rund 60 Festnahmen wegen Insiderhandel und Aktienbetrug. Seine Jagd lohnt sich: in 2012 sammelte er von bösen Buben an der Wall Street Strafgelder in Höhe von drei Milliarden Dollar ein. Die Strafe von 58 Millionen Dollar, die er etwa der Schweizer Bank Wegelin & Co wegen Steuerhinterziehung aufbrummte, zwang das Institut, eine der ältesten Privatbanken der Schweiz, das Geschäft zu schließen.

Nun klagt der 44-jährige Staatsanwalt nach jahrelangen Ermittlungen den legendären und mächtigen US-Hedgefonds SAC Capital Advisors an: Der Vorwurf: Für seine Investments habe das Unternehmen jahrelang systematisch Tipps aus den unterschiedlichsten Branchen und Firmen genutzt. Die Klage bezieht sich auf einen ziemlich langen Zeitraum von 1999 bis 2010. Die illegalen Praktiken seien „umfangreich, weit verbreitet und ohne Beispiel in der Hedgefonds-Industrie“ gewesen, heißt es in der Anklageschrift. „Zahlreiche Mitarbeiter“ hätten mitgemacht, angespornt von den Rahmenbedingungen im Unternehmen.

Spektakuläre Urteile gegen Anlagebetrüger

Tummelplatz für Insiderhändler

Cohen habe mit seiner Unternehmenskultur Betrüger geradezu angelockt. Ein Beispiel sei sein Umgang mit Mitarbeitern gewesen, die Cohen geradezu animiert hätte, alle Möglichkeiten zu nutzen, möglichst lukrative Investments abzuschließen. Der Hedgefonds Citadel etwa soll Cohen davor gewarnt haben, einen Investment-Manager namens Richard Lee anzuheuern. Dieser habe den Ruf, Insiderhandel zu betreiben. Cohen ignorierte diese Warnung ebenso wie den Rat seiner Rechtsabteilung,  den Mann nicht einzustellen. Lee arbeitete bis September 2012 für SAC Capital. Nun ist der 34-jährige wegen Insiderhandels angeklagt, bekennt sich schuldig und arbeitet mit den US-Behörden zusammen.

Seit Jahren steht SAC Capital, von Gründer und Chef Steve Cohen unter Verdacht, Insiderhandel im ganz dreisten und großen Stil zu betreiben. Jetzt haben  Börsenaufsicht und Bundesstaatsanwaltschaft offenbar genug Beweise gegen eine der Top-Wall-Street-Firmen gesammelt. Die Klage richtet sich allerdings nicht gegen Cohen persönlich, sondern gegen das Unternehmen. Cohen verwaltet mit seinen Fonds rund 14 Milliarden Dollar und gilt als einer der größten und erfolgreichsten Hedgefonds an der Wall Street.

SAC-Capital-Gründer und Chef Cohen droht Berufsverbot

Zwölf prominente "Verzocker"
Vince McMahon Quelle: AP
Eike Batista Quelle: dpa
Kweku Adoboli Quelle: REUTERS
Nick Leeson Quelle: REUTERS
Nelson Bunker Hunt; Herbert William Hunt
Jerome Kerviel Quelle: REUTERS
John Paulson Quelle: REUTERS

Cohen droht allerdings ein Berufsverbot, weil er bei zwei ehemaligen Mitarbeitern vermutliche Insidergeschäfte toleriert zu haben, so die US-Behörden. Der 57-Jährige soll demnach keine Gelder mehr von Kunden verwalten dürfen. Cohen streitet die Vorwürfe ab. Der Mann steht mit einem geschätzten Vermögen von 8,8 Milliarden Dollar auf der Forbes-Liste der reichsten Amerikaner auf Platz 40. Er gilt auch als ein bekannter und emsiger Kunstsammler.

Schon seit Jahren kämpft SAC Capital gegen Vorwürfe des Insiderhandels. Im März zahlte die Firma im Rahmen eines Vergleichs mit der US-Börsenaufsicht  614 Millionen Dollar, um zwei Fälle von Insiderhandel zu den Akten legen zu können. Die SEC hatte den SAC-Tochtergesellschaften CR Intrinsic und Sigma vorgeworfen, auf Basis von Insidertipps gehandelt zu haben. Die Summe ist eine der höchsten, die je ein Hedgefonds wegen Insiderhandels gezahlt hatte. Schluss war damit aber noch nicht. In der Zwischenzeit hat die SEC gegen weitere Mitarbeiter wegen des Verdachtes auf Insiderhandel ermittelt.

Investoren ziehen ihre Gelder ab

Wie es jetzt mit dem Unternehmen weitergeht ist offen. Im schlimmsten Fall droht eine Schließung. Die Investoren laufen Cohen wegen des Verdachtes auf Insiderhandel schon länger weg. Nach US-Medienberichten haben Anleger seit Anfang dieses Jahres bis zu fünf Milliarden Dollar von SAC Capital zurückverlangt.

Die US-Börsenaufsicht hatte erst kürzlich in einem anderen Fall eine massive Geldstrafe verhängt. Der frühere Goldman-Sachs-Manager Rajat Gupta muss eine Strafe von 13,9 Millionen Dollar zahlen, weil er Firmengeheimnisse verraten haben soll. Es ist ihm außerdem verboten, jemals wieder in einer führenden Position in einem börsennotierten Unternehmen zu arbeiten. Zudem wurde er zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt.

Offenbar meinen es die US-Börsenaufsicht sowie Staatsanwälte ernst mit ihrem strikten Vorgehen gegen Insiderhandel und Betrug an der Wall Street. Während US-Staatsanwalt Pret Bharara seine Anklageschrift in Manhattan bekannt gab, ging die Verhandlung gegen den Ex-Goldman-Sachs-Händler Fabrice Tourre im Gericht nebenan intensiv weiter. Im wird wegen eines von ihm kreierten Derivates mit dem Namen Abacus Anlagebetrug in Milliardenhöhe vorgeworfen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%