Kathrin Eichler ist Vermögensverwalterin. Seit 2009 führt sie ihre eigene Gesellschaft, die Eichler & Mehlert Finanzdienstleistungen in Düsseldorf. Früher hat sie bei der Privatbank M.M. Warburg in der Kölner Niederlassung vermögende Privatkunden betreut, später das Private Banking in Hamburg geleitet. Sie weiß, wie reiche und weniger reiche Privatanleger ihr Geld anlegen. Und ihre Meinung ist klar: Auf eigene Faust anlegen, das geht schief.
Eichler ist keine, die das nur aus Geschäftsinteresse sagt. Sie hat so ihre Erfahrungen gemacht. "Wer nicht ständig den Puls des Marktes fühlt, der hat kaum eine Chance, auf Dauer erfolgreich zu handeln", sagt Eichler mit Blick auf das immer schneller Geschehen an den Finanzmärkten. "Privatanleger sind mit dieser Herausforderung in der Regel überfordert." Sie hätten ihre Emotionen nicht im Griff, würden komplexe Strategien, etwa Alternativen zu Niedrigzinsen, nicht wirklich durchschauen.
Überforderte und überaktive Anleger
Wissenschaftler, die Geldanlage und deren konkrete Umsetzung und Erfolge in der Praxis untersuchen, haben eigentlich wenig für die meisten Produkte der Finanzindustrie und deren Verkäufer übrig. Vor allem deren hohe Kosten sind ihnen oft ein Dorn im Auge. Doch die Geldanlage auf eigene Faust sehen sie nicht als lohnende Alternative. Für die meisten sei die Geldanlage in Eigenregie eher eine Schnapsidee, sagt Sebastian Müller, Professor an der German Graduate School of Management and Law in Heilbronn. Anleger würden in der Praxis zu viel handeln, nicht ausreichend breit streuen und sich selbst völlig überschätzen. Sie versuchten, mit geschicktem Timing und der Auswahl aussichtsreicher Aktien den Markt zu schlagen. Und scheiterten damit meist.
Die Folgen sind verheerend. Die Wirtschaftsprofessoren Andreas Hackethal und Steffen Meyer haben jüngst für die Zeitschrift Finanztest die Transaktionen auf 40.000 Depots von Direktbankenkunden im Zeitraum 2005 bis 2015 untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie groß der Schaden durch diese Fehler ist: Eigentlich hätten die Anleger fast neun Prozent Rendite pro Jahr erreichen können, da sie durchschnittlich etwa 80 Prozent Aktien und 20 Prozent Anleihen im Depot hatten. Dafür hätten sie einfach nur zwei breite, also weltweit anlegende, Indizes auf Aktien und Anleihen kaufen müssen.
Dank kostengünstiger Indexfonds ist das ein Kinderspiel. "Der Dax ist kein guter Index als Basis für einen Indexfonds, weil er zu klein und merkwürdig verzerrt ist. Ein weltweiter Index wie der MSCI World eignet sich da schon sehr viel besser als Aktienbaustein bei der Geldanlage", sagt Honorarberater Frerk Frommholz.
Clever gestreut und gut gemischt
Tatsächlich legten die Anleger aber einen Schwerpunkt auf deutsche Aktien, sprangen oft hin und her, was auch die Handelskosten in die Höhe trieb. Unterm Strich holten die Anleger daher nur gut drei Prozent Rendite heraus, trotz aller Zockerei. "Ich lasse Kunden, die etwas zocken wollen, nebenher mit einem kleinen Vermögensanteil ein Depot mit Spielgeld führen", berichtet Frerk Frommholz, Honorar-Finanzberater aus dem norddeutschen Jevenstedt. Er trete dann selbst mit einem Depot als Konkurrent an - und läge am Ende meist vorn.
Viele Anleger unterschätzten die Bedeutung von Anleihen. "Mit Anleihen lässt sich auch heute noch gutes Geld verdienen", meint Vermögensverwalterin Kathrin Eichler aus Düsseldorf. Sie findet zum Beispiel einige Nachranganleihen interessant. "Die werden Sie vom Bankberater aber nicht bekommen. Das ist denen zu riskant."
Dabei kann die Geldanlage in Eigenregie eigentlich gut gelingen. Die Voraussetzungen sind besser als früher: Über kostengünstige Indexfonds können Anleger ihr Vermögen heute problemlos weltweit auf Aktien und Anleihen verteilen. Und die Profis sind Privatanlegern mitnichten immer überlegen. Auch Fondsmanager machen oft die gleichen Fehler, überschätzen sich und können, zumindest auf Dauer, ihre Vergleichsindizes nicht schlagen.
"Anleger sollten ihre Rendite mal mit der eines breiten Index vergleichen. Das würde vielen, die auf eigene Faust Einzelaktien kaufen, die Augen öffnen", sagt Müller. Er hat mit dem Arero-Fonds einen kostengünstigen Fonds mitentwickelt, der weltweit in Aktien, Anleihen und Rohstoffe investiert. Dabei werden einzelne Regionen mit ihrem Anteil an der Weltwirtschaftsleistung gewichtet.
Strategie ist gefragt
Hilfreich für die selbstgemachte Geldanlage ist eine klare Strategie. Die gilt es durchzuhalten, möglichst unbeeinflusst von Emotionen. Damit das klappt, sollten Anleger sich erst einmal klar machen, was sie wollen: Wie lang können sie das angelegte Geld erübrigen? Wie viel Verlust können sie ertragen? Der beste Plan nützt nichts, wenn er bei den ersten Börsenturbulenzen wieder über den Haufen geworfen wird. Strategien, die Risiken gezielt senken, sind daher hilfreich. Sie sind nervenschonend. Und weil sie Verluste möglichst begrenzen, halten Anleger länger durch.