Investmentfonds Wenn Promis Rendite bieten

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Übertreiben sollte man den Personenkult nicht

Natalia Wolfstetter kann gut nachvollziehen, dass Anleger die Personen kennen möchten, denen sie ihr Geld anvertrauen – und sei es auch nur vom Bildschirm: „Man gewinnt mehr Vertrauen, aber eine Garantie für den Anlageerfolg ist das nicht.“ Die Direktorin für die Fondsanalyse bei Morningstar kennt sich aus, sie trifft im Jahr rund 50 Fondsmanager zum Vieraugengespräch.

Wolfstetter hat Jens Ehrhardts FMM-Aktienfonds gerade von Silber auf Bronze abgewertet, weil er sich in den vergangenen Monaten höhere Verluste eingehandelt hatte, als es Anleger von ihm in vergangenen Krisen gewohnt waren. Trotzdem bleibt Wolfstetter optimistisch, dass sich die Markterfahrung des Managers und die Auswahlmethode der Aktien („Fundamental, monetär, markttechnisch“, „FMM“) langfristig auszahlen wird. Auch Klaus Kaldemorgen bekommt von Morningstar für seinen DWS Concept Kaldemorgen eine Bronzemedaille. „Mit seiner Erfahrung hat er in der Vergangenheit Themen an den Aktienmärkten und Systembrüche erkannt. Das ist für die Strategie seines jetzigen Fonds wichtig“, sagt Wolfstetter.

Mit diesen Aktien scheffelt Warren Buffett Milliarden
DirecTV-Satellittenschüssel Quelle: dpa
U.S. Bancorp Quelle: AP
Procter&Gamble Quelle: dapd
Walmart Quelle: AP
Munich Re Quelle: dpa
American Express Quelle: AP
IBM Quelle: REUTERS

Schwache Anlageleistungen setzen dagegen den 79-jährigen Mark Mobius unter Druck. Er ist seit 1987 das Aushängeschild für die Schwellenländerfonds des US-Fondsriesen Franklin Templeton. Seine Lebensgeschichte ist sogar als japanischer Comic erschienen. Aber die Performance seines Templeton Emerging Markets ist so schlecht, dass Morningstar vor ihm warnt. Übertreiben sollte man den Personenkult also nicht. „Die Fondsmanager spielen eine wichtige Rolle, und ihr Name sollte offengelegt werden, aber auch die Strategie und das Team müssen überzeugen“, so Wolfstetter.

Und da gibt es bei Max Otte und Stefan Riße durchaus Zweifel. Ottes Vermögensbildungsfonds weicht bei Performance und Zusammensetzung von vergleichbaren Fonds ab. Das birgt für Anleger das Risiko, dass sie nie wissen, was sie erwartet. Sie müssen Otte vertrauen. 2014 ging in den Fonds einiges schief. Bis zu fünf Prozent Verlust fuhren sie in dem guten Börsenjahrgang ein, unter anderem liefen Minen- und Ölaktien schlecht.

Risiko für Anleger

Vielleicht ist Otte doch zu viel unterwegs zu bis zu 70 Vorträgen im Jahr, dazu soll er als Professor für die Studenten einer Universität in Graz zur Verfügung stehen, er schreibt Kolumnen – unter anderem auch für die WirtschaftsWoche auf wiwo.de. Fondsmanagement ist im Nebenjob kaum machbar, zumal es mit über 240 Millionen Euro um eine gewaltige Summe geht, die Anleger ihm anvertrauen. Ein Experte für Unternehmensbewertung, geschult bei einem Wirtschaftsprüfer, ergänzt jetzt das Team.

Stefan Riße, früherer n-tv-Börsenkommentator, hat mit seinem 2012 aufgelegten Fonds gegen Windmühlen gekämpft: Der Fonds sollte Inflationsgefahren abwehren, von Preissteigerung ist aber weit und breit nichts zu sehen. 2015 sackte er um 46 Prozent ab und steuert mit nur noch 3,4 Millionen Euro Volumen seiner Auflösung entgegen.

Es ist ein Risiko für den Anleger, wenn die vermeintlichen Gurus anfangen, ihr eigenes Ding zu machen. „Fonds stehen für Risikostreuung. Die Ideenvielfalt ist ein wichtiger Teil davon“, sagt Wolfstetter. Dirk Müller hat deshalb als Aufpasser und Sparringspartner Andreas Schmidt an seiner Seite, der bei der Frankfurter Vermögensverwaltung Focam arbeitet und bei der Aktienauswahl mitentscheiden soll. Müller wurde als Börsenmakler berühmt. Sein Arbeitsplatz unter der Dax-Kurstafel in Frankfurt war ein beliebtes Fotomotiv. Weil er die komplizierte Börse schön einfach erklärte, folgten Talkshow-Auftritte, Bücher und Vorträge bei Sparkassen. Seine Strategie, für den Fonds Unternehmen zu suchen, die er für unterbewertet hält („Value“) ist 100-fach erprobt. Die jährlichen Kosten des Fonds sind mit 1,6 Prozent einigermaßen im Rahmen.

Seinen Ruf als Crashprophet aber will Müller nun abschütteln. Wer braucht schon einen Fonds, wenn die „wirtschaftliche Kernschmelze“ droht? Aber Müller wäre nicht Müller, wenn er nicht auch für diesen Widerspruch eine Erklärung parat hätte: Nach Krisen oder gar Kriegen blieben Aktionären wenigsten Grundstücke, Patente oder Markenrechte von den Unternehmen. Müller stört allerdings, dass nahezu alle Fonds ihre Aktien an Hedgefonds verleihen. Im schlimmsten Fall könnte ein Fondsmanager nicht Aktien zurückbekommen, sondern substanzloses Geld. Müller verleiht also nix.

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