Investmentlegenden Von Börsengurus und smarten Spekulanten

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Soros, Kostolany, Erhardt – gegen den Herdentrieb

George Soros - der gewiefte Spekulant

Neben Warren Buffett gibt es mindestens noch einen weiteren Schüler Benjamin Grahams, der das Zeug zur waschechten Investmentlegende hat: George Soros. Der 1930 in Budapest geborene Soros besitzt einen Ruf wie Donnerhall. Der gewiefte Stratege hat wie kein anderer bewiesen, was eine gezielte Spekulation bewirken kann.

Der von ihm geführte Quantum Fund erlangte große Berühmtheit, weil sein spektakulärer Anlagestil alles bislang Dagewesene in den Schatten stellte. Die Abwertung des britischen Pfundes im September 1992, dem ein Kräftemessen zwischen dem Ungarn und der Bank of England vorausgegangen war, geht auf die Aktivitäten des Quantum Fonds zurück. Die Folge: Die Briten mussten das Europäische Währungssystem verlassen und Soros verdiente an diesem Coup angeblich etwa eine Milliarde US-Dollar.

André Kostolany - König der Börsen-Bonmots

Übrigens scheint Budapest eine ausgezeichnete Keimzelle für angehende Investmentlegenden zu sein. Denn auch ein europäischer Börsenguru ist hier geboren: André Kostolany. Und obwohl er es nie auch nur annähernd zu einem ähnlichen Vermögen gebracht hat wie seine US-amerikanischen Kollegen, schaffte es der sympathische Spekulant, dass sich Generationen von Anlegern mit ihm identifizierten.

Kostolany hielt die Massenpsychologie für die wichtigste Wissenschaft, um das Handeln der Marktteilnehmer zu verstehen. "Die Kursentwicklung hängt allein davon ab, ob mehr Dummköpfe als Papiere da sind oder mehr Papiere als Dummköpfe!" Überhaupt waren es seine flotten, mit Metaphern gespickten Sprüche, die ihn bereits vor seinem Tode 1999 zur Legende machten.

Mit diesen Aktien scheffelt Warren Buffett Milliarden
DirecTV-Satellittenschüssel Quelle: dpa
U.S. Bancorp Quelle: AP
Procter&Gamble Quelle: dapd
Walmart Quelle: AP
Munich Re Quelle: dpa
American Express Quelle: AP
IBM Quelle: REUTERS

Kostolany wird auch heute noch oft und gern zitiert. Standpunkte wie „Wer viel Geld hat, kann spekulieren; wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren; wer kein Geld hat, muss spekulieren“ oder „Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit“ werden von Börsianern noch immer mit viel Spaß in ihre Gespräche eingeflochten.

Jens Ehrhardt - antizyklisch zur Börsenstimmung

Der jüngste Vertreter unserer kleinen Galerie der Investmentlegenden ist der Deutsche Jens Ehrhardt. Der Gründer einer eigenen Fondsgesellschaft, der DJE Kapital AG, hat sich schon immer konsequent sein eigenes Urteil gebildet und auf die Ansichten und Einschätzungen anderer selbsternannter Finanz-Experten verzichtet.

Bei Ehrhardt ist antizyklisches Vorgehen Programm: Er gilt als Spezialist für die so genannten Stimmungsindikatoren. Wenn die überwiegende Zahl der Anleger gegenüber dem Aktienmarkt positiv eingestellt ist, ist seiner Ansicht nach die beste Zeit an den Börsen vorüber. Der gebürtige Hamburger veröffentlicht seit Anfang der 1970er Jahre mit der "Finanzwoche" einen der erfolgreichsten Börsenbriefe Deutschlands.

Um noch einmal auf André Kostolanys zurückzukommen, einer seiner zahlreichen Buchtiteln lautete: „Die Kunst über Geld nachzudenken“. Wenn sich der deutsche Kabarettist Hanns Dieter Hüsch mit dem Metier beschäftigt hätte, wäre er vielleicht ebenfalls zur Investmentlegende geworden. Er hat einmal gesagt: „Die Kunst besteht darin, vorher nachzudenken.“

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