Herr Kaldemorgen, wie legen Sie an?
Kaldemorgen: Ich möchte Schwankungen möglichst gering halten. Das begrenzt den Aktienanteil. Wenn ich Aktien kaufe, lege ich Wert auf hohe Dividendenrendite, mir kommt es weniger auf die Kursentwicklung an. Ein Großteil meines Vermögens steckt in Unternehmensanleihen. Die haben den Vorteil, dass ich nicht jeden Tag den Kurs bewerten muss. Ich weiß, wann der Kupon bezahlt wird. Immobilien spielen eine Rolle, aber das ist eine Frage der Diversifikation. Je weniger Sie anzulegen haben, desto schwieriger sind Immobilien. Die machen auch eine Menge Arbeit.
Wie häufig überdenken Sie bei Ihren Einzelaktien die Auswahl?
Kaldemorgen: Da ich als Fondsmanager strengen Regeln unterliege, verbietet es sich von selbst, groß umzuschichten. Ab und zu schaue ich, ob das Investment strukturell noch in Ordnung ist.
Bosomworth: Meine private Geldanlage besteht aus vier Säulen. Liquidität steckt in europäischen Anleihefonds. Mein Aktienanteil ist sehr überschaubar. Ich habe auch Immobilien. Und dann habe ich eine inflationsgeschützte Lebensversicherungspolice, vor mehr als 20 Jahren abgeschlossen.
So kommen Immobilien-Anleger durch das Zinstal
Fallen die Zinsen, können sich mehr Interessenten eine Immobilienfinanzierung leisten
Die Rendite vermieteter Immobilien wird im Vergleich zu Zinsanlagen attraktiver, das steigert die Nachfrage
Es gibt immer weniger Verkäufer, denn auf dem Tagesgeldkonto brächte ihnen der Verkaufserlös kaum Ertrag. Auch das treibt die Preise
Immobilieneigentümer können sich über Wertsteigerungen freuen
Kaufwillige können in Ruhe nach dem richtigen Objekt suchen, ohne steigende Kreditzinsen fürchten zu müssen (siehe Baukredite)
Lange Laufzeit (15 Jahre oder mehr) vereinbaren und Zinsersparnis für höhere Tilgung nutzen
Anfangs drängen noch Käufer in den Markt, die kaufen wollen, bevor die Kreditraten für sie nicht mehr zu stemmen sind
Nach diesem kurzen Schlussverkauf sinkt die Nachfrage. Das Angebot steigt, weil vermietete Immobilien im Vergleich zu Zinsanlagen weniger attraktiv werden. Sinkende
Nachfrage bei steigendem Angebot lässt die Immobilienpreise fallen
Kaufwillige, die Kredit brauchen, sollten sich sputen
Steigende Zinsen sind aber kein Grund, überteuerte Immobilien zu kaufen
Immobilieninvestoren, die ohne Kredit auskommen, sollten den ersten Schlussverkauf abwarten
Eigentümer können sich im Voraus niedrige Zinsen für den Anschlusskredit sichern (siehe Baukredite)
Eigentümer profitieren von fallenden Zinsen, die preistreibend wirken. Käufer haben weniger Vorteile, da steigende Kaufpreise die niedrigen Kreditraten teilweise ausgleichen. Steigende Zinsen belasten den Markt generell
Herr Lörper, wie viele Lebensversicherungen haben Sie?
Lörper: Einige, und ich werde jetzt auch noch eine kaufen. Ansonsten bin ich sehr simpel unterwegs. Ich mische und streue. Aber ich bin bei uns ja nicht der Kapitalanleger, sondern der Versicherungsmathematiker. Ich kümmere mich also hinterher wenig um meine Investments, sondern vertraue darauf, dass die Idee des Liegenlassens nicht so schlecht ist.
Wie investieren Sie, Herr Flossbach?
Flossbach: Ich wäre ein schlechter Manager, wenn ich mein Geld nicht in meine eigenen Fonds stecken würde. Schwerpunktmäßig steckt es in Aktienfonds. Ich habe ein Haus und ein Auto, aber die betrachte ich nicht als Investition.
Und Gold?
Flossbach: Natürlich, und zwar in Barren.
Der Preis ist stark gefallen. Kaufen Sie?
Flossbach: Ja, ich habe beim Preis von 1200 Dollar pro Unze zum ersten Mal in dieser Korrekturphase nachgekauft. Für mich ist Gold aber kein Investment, sondern eine Absicherung. Eigentlich ist es mir zuwider: Es schüttet nichts aus, es ist destruktiv, es aus dem Boden zu holen und gleich in den Tresor zu legen. Aber heute macht Gold mehr Sinn denn je. Man sollte nie 50 Prozent seines Vermögens reinpacken, aber es gibt Szenarien – und möglicherweise wird eins davon in den nächsten zwei bis fünf Jahren Realität –, in denen Sie froh sein werden, Gold zu haben.
Was ist mit börsengehandelten Goldfonds, die mit Gold gedeckt sind?
Flossbach: Die Fonds sind Mitauslöser der Korrektur gewesen. Sie sind in den Händen von Finanzinvestoren, die sie nicht aus Sicherheitsgründen kaufen, sondern weil sie Kursgewinne wollen. Weil sie plötzlich mehr Chancen bei Aktien sahen, haben sie umgeschichtet, und die Fonds haben gigantische Mengen verkauft. Deshalb ist der Goldpreis so stark gefallen. Börsengehandelte Fonds sind gut, um schnell von einer Goldpreissteigerung zu profitieren. Allerdings: Kommt es zum Schwur, muss man überzeugt sein, dass die tatsächlich alle so viel Gold liefern können, wie versprochen.
Welche Fonds empfehlen Sie?
Flossbach: In Europa gibt es den ZKB ETF auf Gold. In Amerika den SPDR.
Mayer: Xetra Gold.
Bosomworth: Ist das steuerpflichtig?
Flossbach: Doch, doch. Durch Gold gedeckte Fonds sind steuerpflichtig, physisches Gold nur im ersten Jahr nach dem Kauf. Wer kaufen will, für den ist jetzt eine gute Zeit gekommen. Alles, was man braucht, um so ein Tief auszuloten, ist erfüllt, inklusive eines überbordenden Pessimismus. Wir sehen eine Bodenbildung.