Kaldemorgen, Flossbach und Co "Gold macht heute mehr Sinn denn je"

Die WirtschaftsWoche hat fünf Experten zum Geld & Börse-Roundtable gebeten, darunter Fondsmanager Kaldemorgen und Vermögensverwalter Flossbach. Die Anlageprofis erklären, wie Anleger durchs Zinstief kommen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Geldanlageprofis beim Geld & Börse-Roundtable: Ökonom Thomas Mayer, Anleihefondsmanager Andrew Bosomworth, Versicherungsvorstand Johannes Lörper, Vermögensverwalter Bert Flossbach und Aktienfondsmanager Klaus Kaldemorgen (von links). Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Meine Herren, in den vergangenen Wochen sind die Renditen von Anleihen kräftig gestiegen. Kurz darauf hat Euro-Notenbankchef Mario Draghi versprochen, die Leitzinsen unten zu halten. Sein US-Pendant Ben Bernanke will der Wirtschaft so viel Geld geben, wie sie braucht. Wo geht die Reise denn nun hin?

Flossbach: Machen wir eine einfache Rechnung. Der natürliche Zins besteht aus Wachstums- plus Inflationsrate, also 1,5 plus 1,5 Prozent für eine lang laufende Anleihe im jetzigen Umfeld. In den USA sind wir schon bei 2,5 Prozent angekommen. In Deutschland noch nicht, aber hier haben wir die Probleme der Euro-Zone.

Das bedeutet?

Flossbach: Wenn die Zinsen hier bei drei Prozent wären, würde das die Südländer killen. Deren Anleihen notieren gut drei Prozentpunkte über deutschen. Sechs Prozent wären weder für Spanien noch für Italien tragbar. Sie haben aber in der Notenbank eine starke Verbündete. Die EZB wird querbeet Anleihen aller Euro-Länder kaufen und so jeden Zinsanstieg abwürgen. Daher kann das Zinsniveau zwar leicht anziehen, wird aber sehr niedrig bleiben.

Bosomworth: Ich erwarte, dass die Zinsen nur langsam nach oben gehen. Die Wirtschaft wächst nur, wenn Produktivität und Bevölkerung zunehmen. Die Bevölkerung altert, also sehen wir niedriges Wachstum.



Großer Ratgeber: So kommen Sie durch die Zinswüste

...und somit weiter niedrige Zinsen.

Mayer: Es ist eine Zeitenwende. In den letzten 30 Jahren war der reale Gesamtertrag von sicheren Anleihen, also nach Abzug der Inflationsrate, im Schnitt sehr positiv. Ich denke, dass dieser Ertrag jetzt deutlich schrumpft. Entweder die Nominalzinsen gehen nach oben, und die Anleihekurse fallen. Oder die Zinsen bleiben unten, und die Inflation frisst die reale Rendite. In beiden Fällen wird sich der reale Ertrag aus Anleihen deutlich verschlechtern.

Herr Bosomworth, Sie arbeiten für den größten Anleihemanager der Welt. Wohin gehen die Zinsen?

Bosomworth: Ganz langsam nach oben. Über die letzten 40 Jahre sind wir von 15 bis 18 Prozent Rendite bei Staatsanleihen runter auf ein Prozent gekommen. Jetzt dürften wir auf dem Boden sein.

Ziehen die Zinsen an, fallen die Kurse. Bleiben sie unten, frisst die Inflation die Erträge. Muss ich Anleihen verkaufen?

Bosomworth: Nicht komplett – es sei denn, Sie halten die höheren Schwankungen bei Aktien aus. Dazu aber braucht man einen sehr optimistischen Ausblick für das Wachstum der Weltwirtschaft, den ich nicht teile. Auf keinen Fall ist jetzt aber die Zeit, schlechteren Schuldnern Geld zu leihen – nur, um höhere Zinsen zu kassieren.

So kommen Staatsanleihen-Anleger durch das Zinstal

Was spricht für Anleihen?

Bosomworth: Sie sind liquide, also ständig zu geringen Kosten handelbar. Und Anleihen sind keine Bankeinlagen.

Wer sie hält, muss nach einer Bankpleite nicht auf die Einlagensicherung hoffen?

Bosomworth: Genau. Was für Anleger zählt, ist Diversifikation, auch hier.

Mayer: Wer Anleihen oder Tagesgeld hält, wertet sein Vermögen heute schon ab, weil die Inflation über dem Zins liegt. Wahrscheinlich werden die Zinsen Ende des Jahres nicht viel höher sein als heute, sie werden über Jahre niedrig bleiben. Wir leben in einer zentral geplanten Geldwirtschaft. Es gibt keine Marktkräfte mehr, die die Zinsen frei bestimmen. Der US-Aufschwung trägt sich nicht selbst, er ist von der Notenbank gemacht, durch Kreditvergabe. Dreht die Fed den Geldhahn zu, fängt alles zu wackeln an. Die Realwirtschaft lässt steigende Renditen derzeit nicht zu.

Wachstum beobachten

Die Teilnehmer des Roundtable
Thomas Mayer Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Andrew Bosomworth Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Klaus Kaldemorgen Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Johannes Lörper Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Bert Flossbach Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Herr Lörper, Lebensversicherer brauchen höhere Zinsen, um die den Kunden garantierten Zinsen zu schaffen. Was tun Sie?

Lörper: Wir wollen nicht wetten. Aktuell warten wir ein bisschen, aber das darf ein Lebensversicherer nicht übertreiben. Ich kannte einen Kapitalanleger einer kleinen Gesellschaft, der war irgendwann mit einem Viertel seines Portfolios in Tagesgeld. Als die Zinsen nicht wie erwartet stiegen, hat ihn das hart getroffen.

Und langfristig bereiten Sie sich auf weiter niedrige Zinsen vor?

Lörper: Uns bleibt gar nichts anderes übrig. Deshalb haben Lebensversicherer zuletzt immer längerfristiger investiert, um höhere Zinskupons zu vereinnahmen.

So kommen Tagesgeld-Anleger durch das Zinstal

Warum haben die Börsen so viel Angst vor dem Ende der globalen Gelddruckerei?

Kaldemorgen: Sie haben von der expansiven Geldpolitik lange sehr gut gelebt. Die Börsen hatten zwischenzeitlich korrigiert, weil Fed-Chef Ben Bernanke zugegeben hatte, dass der Kaiser keine Kleider mehr anhat und die Geldschöpfung irgendwann zu Ende sein muss. Auf der Anleiheseite haben Investoren daher vorsichtshalber ihre Positionen reduziert...

...aus Angst vor Verlusten, die bei steigenden Zinsen drohen.

Kaldemorgen: Ja, bei Anleihen ist das ein Automatismus. Aktienanleger aber sollten genau hinsehen, wie sich das Wachstum entwickelt. Gesunde Unternehmen können steigende Zinsen durch Einsparungen bei anderen Positionen und steigende Gewinne überkompensieren. In vielen Ländern treibt der Konsum das Wachstum, und der ist weniger zinsabhängig als die Nachfrage nach Investitionsgütern.

So kommen Aktien-Anleger durch das Zinstal

Mayer: Die Märkte haben die Kreditvergabe in den USA und China als Konstante genommen. Jetzt stellen zwei der größten Gelddrucker diese Politik infrage. Natürlich fängt es dann an, zu rumpeln. Neu ist, dass die Chinesen die Ideen der österreichischen Schule der Nationalökonomie aufnehmen und sagen: Eine künstliche Kreditstimulierung führt in den Crash.

Dafür druckt Japan umso kräftiger.

Bosomworth: Dort sehen wir ein Experiment in Echtzeit.

Flossbach: Die japanische Notenbank druckt Yen im Wert von knapp 60 Milliarden Euro pro Monat. Das wäre so, wie wenn die EZB pro Jahr Anleihen für 400 Milliarden Euro aufkaufen würde. Unvorstellbar! Japan hat bereits eine Verschuldungsquote von 248 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – für das Land wird die Zinslast bei 2,0 bis 2,5 Prozent Rendite der Staatsanleihen unfinanzierbar. Ein Vertrauter der japanischen Regierung hat mir versichert, dass Japan die Renditen von Staatsanleihen künftig stabil unter einem Prozent halten will. Schaffen die das nicht, muss die Zentralbank noch mehr aufkaufen, um zu verhindern, dass die Anleiherenditen in Richtung des Todeszonen-Niveaus von 2,5 Prozent steigen. Das süße Gift der niedrigen Zinsen und des billigen Geldes hat nicht nur Aktien-Investoren abhängig gemacht...

...Sparer könnten gut darauf verzichten...

Flossbach: ...ja, aber die verschuldeten Staaten nicht. Die Verschuldung in Japan ist schon heute nicht mehr zurückzuführen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Sache außer Kontrolle gerät – wie bei einem Spiel mit dem Chemiebaukasten.

Was bedeutet das für die Welt?

Flossbach: Crasht Japan, wertet der Yen massiv ab. Japanische Produkte werden dann im Ausland noch viel billiger.

Kaldemorgen: Aber von diesem Crash sind wir noch weit entfernt.

Mayer: In Japan gäbe es einen Sprung der Inflationsrate. Oder Schuldenschnitt.

Inflation sickert auf die Gütermärkte

Das sind die teuersten Städte Deutschlands
Die Deutschen lieben ihr Eigenheim. Doch vielerorts muss man für die eigenen vier Wände mittlerweile tief in die Tasche greifen. Doch nicht nur die Preise unterscheiden sich zwischen den Städten signifikant, sondern auch die Durchschnittseinkommen, die in den jeweiligen Städten verdient werden. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Kaufklimaatlas des Immobilienverband IVD für die zehn größten Städte Deutschlands. Wir zeigen, was Immobilien in Deutschland kosten. Quelle: dpa
Platz 10: BremenAuf der Suche nach einem günstigen Eigenheim sollten Kaufinteressierte einen Blick auf die Stadt Bremen werfen. Der Durchschnittpreis für ein Eigenheim an der Weser liegt aktuell bei rund 155 000 Euro. Im Durchschnitt müssen Immobilienkäufer 3,70 Jahreseinkommen für ein Haus bezahlen. Als Anlageobjekt eigenen sich die Wohnimmobilien allerdings nicht. Die Prognosen zur künftigen Werteentwicklung sagen keine allzu großen Wertsteigerungen voraus. Quelle: dpa
Platz 9: DresdenIn Dresden liegt der durchschnittliche Preis für ein Eigenheim aktuell bei 190 000 Euro. Im Mittel müssen Käufer das 5,68-fache des Jahreseinkommens für eine Wohnimmobilie ausgeben. Unter den deutschen Metropolen ist Dresden damit der günstigste Immobilienstandort. Dies dürfte in den kommenden Jahren auch so bleiben. Laut dem IVD Bundesverband bleiben die Preise in der ostdeutschen Stadt auch in der Zukunft stabil. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 8: HannoverDie Landeshauptstadt kann sich für Immobilienkäufer durchaus lohnen. Die Preise sind noch längst nicht auf dem Niveau von München oder Hamburg. Im Durchschnitt liegen diese bei rund 220 000 Euro. Das Preis-Einkommens-Verhältnis liegt mit 6,09 ebenfalls auf einem niedrigen Niveau. Allerdings sagen die Prognosen für die künftige Werteentwicklung einen eher geringen Zuwachs voraus. Quelle: AP
Platz 7: BerlinDie Preiskurve für ein Eigenheim in der Bundeshauptstadt zeigt seit Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Und ein Ende des Höhenflugs ist weiter nicht in Sicht. Für die kommenden Jahre sagen Experten einen sehr starken Wertezuwachs voraus. Kaufinteressierte könnten bei einem durchschnittlichen Preis von 250 000 Euro jetzt noch einigermaßen preiswert einsteigen. Quelle: dpa
Platz 6: HamburgDie Hansestadt gilt bundesweit als eines der teuersten Pflaster schlechthin. Ein Eigenheim kostet das 7,48-fache des Jahresnettoeinkommens, das ein durchschnittlicher Haushalt dort zur Verfügung hat. Die Preise für ein Eigenheim liegen mit durchschnittlich 310 000 Euro weiter auf einem sehr hohen Niveau. Als Anlageobjekt dürften sich die Wohnimmobilien aber auch in der Zukunft lohnen. Der IVD Bundesverband rechnet in den kommenden Jahren weiter mit stark steigenden Wohnpreisen. Quelle: dpa
Platz 5: KölnMit Eigenheimpreisen von durchschnittlich 330 000 Euro belegt die Domstadt den fünften Platz und liegt damit sogar noch vor Hamburg. Im Mittel müssen Immobilienkäufer 7,90 Jahreseinkommen für ein Haus bezahlen. Die Karnevalshochburg zählt damit zu einem der teuersten Städte in Deutschland. Quelle: dpa

Kann der Punkt kommen, an dem die Notenbanken die Renditen nicht mehr im Griff haben; dass diese anziehen, obwohl die Notenbanken Anleihen kaufen?

Mayer: Natürlich – und zwar dann, wenn Inflationserwartungen aufkommen. Wir sind noch weit davon entfernt, aber wenn sie aufkommen und die Zentralbanken nicht mehr in der Lage sind, diese Erwartungen zu stabilisieren, sind ihnen die Hände gebunden. Sie können die Zinsen nicht anheben, weil sie Angst haben, dass das Gebäude der Vermögenspreise, das auf diesen niedrigen Zinsen steht, ins Wanken kommt – dann sehen die Leute, dass die Zentralbanken Kaiser ohne Kleider sind.

Flossbach: Die meisten Leute lachen doch, wenn Sie ihnen erzählen, es gebe keine Inflation. Ich habe zuletzt in Berlin ein halbes Dutzend Taxifahrer ausgehorcht. Für die ist das Thema Mietsteigerungen omnipräsent. Der größte Teil ihrer Ausgaben entfällt auf die Miete. Einer zahlt für seine Wohnung 750 Euro, der neue Nachbar für die gleiche Wohnung darüber schon 1150. Das sehen wir in allen Großstädten.

Kaldemorgen: Die Nebenkosten schlagen zu. Rüsselsheim hat von heute auf morgen die Grundsteuer verdoppelt. Das trifft Mieter, weil die Steuer umlagefähig ist. Und ich möchte nicht wissen, was 2014 mit der Stromrechnung auf uns zukommt.

Mayer: Es ist erstaunlich, was passiert, wenn man ein bisschen an den offiziellen Statistiken kratzt. Die Mietstatistik von Bulwien Gesa etwa erfasst sowohl Neu- als auch Altmieten. Das Statistische Bundesamt dagegen fragt immer nur seine Stichproben ab. Sind da Leute drin, die seit zehn Jahren in ihrer Wohnung wohnen, melden die jedes Mal null Steigerung. Die Neumieter aber gehen dem Amt durch die Lappen.

Lörper: Ich würde denen so viel handwerkliches Geschick zutrauen, dass die repräsentative Querschnitte haben.

Bosomworth: Letztendlich sickert die Inflation langsam von den Finanzmärkten über Sachwerte auf die Gütermärkte.

So kommen Baukredit-Anleger durch das Zinstal

Herr Lörper, welchen Einfluss haben die Notenbanken auf die Anlageentscheidungen Ihrer Lebensversicherung?

Lörper: Wir haben durch die Notenbanken niedrige Zinsen – aber ehrlich, mir ist egal, woher das Problem kommt. Wir müssen uns damit arrangieren. Im klassischen Geschäft mit vertraglich garantiertem Zins sind unsere Optionen begrenzt. Wir können nicht stärker in Aktien investieren.

Mayer: Sie dürfen ja nicht.

Lörper: Regulatorisch würde es gehen. Wir dürften theoretisch 30 Prozent in Aktien stecken. Faktisch haben wir vielleicht zwei Prozent in Aktien. Lebensversicherer können Kursschwankungen an der Börse nicht gebrauchen, denn wir dürfen in keinem Jahr Verlust machen. Deshalb kommen wir aus den Zinsmärkten nicht heraus.

Wenn die Zinsen unter der Inflation bleiben, werde ich mit meiner Police real verlieren. Warum soll ich unterschreiben?

Lörper: Die klassische Lebensversicherung ist ein sehr sicheres Produkt. Der reale Ertrag wird jedoch nicht mehr so hoch sein wie in den vergangenen Jahrzehnten. Aber heißt das, dass die Leute nicht mehr für ihr Alter vorsorgen sollten? Es ist kein guter Plan, wenn ich sage, ich bekomme keine Zinsen, und deswegen spare ich nicht mehr. Wir wollen Kunden die Chance geben, wieder stärker an Kursgewinnen teilzuhaben. Daher bieten wir nun auch Policen ohne Garantiezins an. Die Chance auf mehr Ertrag bekommt der Kunde natürlich nicht ganz umsonst. Die Höhe der jährlichen Rückkaufwerte ist nicht garantiert.

Gelder managen lassen

Was Lebensversicherungen wirklich bringen
Interrisk: Österreicher bieten beste BeitragsrenditeDie Ratingagentur Assekurata errechnete für Interrisk eine garantierte Beitragsrendite von 1,69 Prozent - für einen Vertrag, der 25 Jahre läuft und formal einen Garantiezins von 1,75 Prozent hat. So nah ist kein anderer Versicherer am Garantiezins dran. Auch im Vorjahr war dies so. Die prognostizierte - und damit unverbindliche - Beitragsrendite beträgt 4,2 Prozent. Damit liegt Interrisk als einer von vier Anbietern noch über der Marke von vier Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Satz jedoch deutlich gesunken, und zwar von 4,57 Prozent. Die InterRisk Versicherungs-AG ist das deutsche Tochterunternehmen der östereichischen Vienna Insurance Group. Quelle: Presse
Europa: Direktversicherer hält sich im SpitzenfeldDie Europa Lebensversicherung liefert seit Jahren gute Zahlen ab. Doch auch diese sinken. Die garantierte Beitragsrendite ist mit 1,57 Prozent sogar noch ein wenig höher als im Vorjahr mit 1,53 Prozent, weil Kostenvorteile zu Buche schlagen. Bei der prognostizierten Beitragsrendite liegt Europa mit 4,53 Prozent an der Spitze des Feldes. Der Wert liegt jedoch deutlich unter den 4,95 Prozent des Vorjahres. Bei der Überschussbeteiligung hält Europa noch die Marke von vier Prozent. Das geht hervor aus einer Mitteilung des Versicherers an die Ratingagentur Assekurata. Für 2012 betrug die Überschussbeteiligung noch 4,35 und für das Jahr 2011 waren es noch 4,5 Prozent. Quelle: Screenshot
Cosmos Direkt: Niedrige Kosten - hohe RenditeDie Lebensversicherungsangebote der Cosmos Direkt profitieren vom Vertriebsweg. Es ist für Kunden günstiger, wenn sie im Internet oder am Telefon einkaufen. Die Tochter der Generali gibt diese Vorteile in den Konditionen weiter. Am besten ist dies bei der garantierten Beitragsrendite zu erkennen. Platz 3 im Ranking von Assekurata mit 1,46 Prozent. Auch hier errechnete die Ratingagentur einen leicht besseren Wert als im Vorjahr. 4,17 Prozent für die prognostizierte Beitragsrendite ist ebenfalls ein Spitzenwert in der Branche. Im Vorjahr waren es aber noch 4,57 Prozent.
Hannoversche Leben: Schon unter vier ProzentMit der garantierten Beitragsrendite von 1,35 Prozent liegt der Direktversicherer aus Hannover auf Platz 4 - und damit sehr gut. Mit der prognostizierten Beitragsrendite erreicht er Platz 5. Dieser Wert liegt jedoch unter vier Prozent (3,92 Prozent), nachdem es im Vorjahr noch 4,17 Prozent waren. Nur vier Lebensversicherer liegen bei dieser Hochrechnung noch über vier Prozent. Dies zeigt den Trend in der Branche und auch bei der Hannoverschen Leben, für die die Schauspielerin und Komikerin Anke Engelke wirbt.
WGV: Guter Garantierendite, schlechtere PrognoseDie Württembergische Gemeinde-Versicherung (WGV) bietet eine sehr gute Beitragsrendite. Mit 1,31 Prozent liegt der Versicherer auf Platz 5 in der Branche, wie Assekurata berechnete. Schlechter ist die prognostizierte Beitragsrendite mit 3,63 Prozent. Mehr als ein Dutzend Konkurrenten liegen hier besser. Wie andere Untersuchungen zeigen, liegt die WGV in der Leistungsfähigkeit für den Kunden häufig in den Top10. Quelle: Presse
Ergo Direkt: Besser als die große MutterErgo Direkt will nicht nur mit dem Thema Verständlichkeit punkten, sondern auch mit seinen Lebensversicherungsrenditen. Bei der garantierten Beitragsrendite liegt der Direktversicherer mit 1,31 zusammen mit der WGV auf Platz fünf. Auffällig ist die starke Verbesserung zum Vorjahr. Da lag dieser Wert nur bei 1,23 Prozent. Mit einer prognostizierten Rendite von 3,57 Prozent liegt Ergo Direkt allerdings nur im oberen Mittelfeld der Branche. In jedem Fall ist der Direktversicherer mit beiden Werten deutlich besser als das Vertreter-Unternehmen Ergo, die große Mutter aus Düsseldorf. Quelle: Screenshot
Asstel: Gothaer-Tochter springt in die Top10Die Asstel aus Köln-Mülheim profitiert ebenfalls davon, dass der Vertrieb eines Direktversicherers günstiger ist als bei Unternehmen, die auf Vertreter setzen. Die garantierte Beitragsrendite liegt mit 1,3 Prozent daher vergleichsweise hoch - Platz 8 bei Assekurata von 61 Versicherern. Die prognostizierte Beitragsrendite ist mit 3,8 Prozent ebenfalls vergleichsweise gut - ein Top10-Wert für die Tochter der Gothaer Versicherungen. Quelle: Presse

Der Kunde bekommt nur garantiert, dass er seine eingezahlten Beiträge zurückbekommt. Das ist schön für die Versicherung. Das Risiko, ob er überhaupt etwas verdient, trägt der Kunde.

Lörper: Im Moment liegt der garantierte Zins für klassische Verträge bei 1,75 Prozent. Den Zins garantieren Lebensversicherer auf den Sparbeitrag, der nach Abzug der Kosten angelegt wird. Diese Kosten müssen wir mit unserer Kapitalanlage erst mal zurückverdienen. Bei 1,75 Prozent schaffen wir das nach 15 Jahren. Unsere Garantie ist durchaus wettbewerbsfähig.

Erst nach 15 Jahren würde ich, trotz Garantiezins, meine eingezahlten Beiträge zurückbekommen?

Lörper: Ja. In den ersten 15 Jahren der Vertragslaufzeit schneiden Kunden bei unseren neuen Produkten mit einer garantierten Rückzahlung besser ab als mit dem klassischen Garantiezins. Über einen längeren Zeitraum kann der garantierte Rückzahlungsbetrag geringer sein als das, was im klassischen Modell herauskommt.

So kommen Lebensversicherungs-Anleger durch das Zinstal

Vielleicht ist die Lebensversicherung nicht mehr das richtige Instrument...

Lörper: Ein derart hohes Sicherheitsniveau und eine lebenslange Rente bekommen Sie woanders nicht.

Flossbach: Ich würde es anders machen. Erstens kaufe ich eine Risikolebensversicherung, um meine Familie abzusichern. Zweitens baue ich mir ein Portfolio aus Anleihen. Ein Zehntel zehnjährige, ein Zehntel neunjährige, ein Zehntel achtjährige Anleihen und so weiter. So mache ich das, was die Lebensversicherer ohnehin tun, spare aber immense Kosten.

Lörper: Es ist aber ein Irrglaube, dass viele Menschen dazu in der Lage sind. Wer nicht gerade Volkswirt ist und Ahnung von den Märkten hat, sollte sein Geld managen lassen. Wir übernehmen das. Menschen wollen sich meist nicht damit beschäftigen.

Flossbach: Das ist ignorant.

Lörper: So würde ich das nicht sagen.

Flossbach: Viele Menschen sind finanziell gesehen ungebildet!

Lörper: So schon eher.

Was Anleger jetzt beachten sollten

Herr Kaldemorgen, was mache ich, wenn ich keine Lebensversicherung haben will?

Kaldemorgen: Interessant sind Dividendenaktien. Historisch kann man belegen, dass fast die Hälfte des Aktienertrags aus der Ausschüttung kommt. Die hat man dann jedes Jahr sicher. Die Option auf Kursgewinne kommt dazu. Auf der Zinsseite kommt man auch gut mit Unternehmensanleihen hin, die einem je nach Qualität das Doppelte bis Dreifache von Bundesanleihen bieten.

Bosomworth: Für das Dreifache muss man aber lange suchen und in der Bonität sehr weit runtergehen.

Mayer: Es ist eine Illusion, zu glauben, man könne mit sicheren Anlagen schöne Renditen erzielen. Wenn ich nicht ins Risiko gehe und nach höheren Renditen suche, sehe ich mein Vermögen jetzt ganz langsam abschmelzen, wie einen Gletscher.

Herr Flossbach, wie hält der Vermögensverwalter den Gletscher groß?

Flossbach: Mit einem Portfolio aus Aktien solider Unternehmen und Dividendenrenditen von drei Prozent. Bei dem Portfolio muss schon extrem viel passieren, dass ich in zehn Jahren schlechter abschneide als mit Anleihen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Kurse so stark fallen, dass der Renditeunterschied, den Aktien gegenüber Anleihen haben, mehr als aufgezehrt wird.

Lörper: Warum hat dann der Dax inklusive Dividenden nach zwölf Jahren den Stand von 2001 gerade mal überschritten? Irgendwie hat das doch nicht funktioniert!

Sparer könnten die Dummen bleiben

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Im Jahre 2012 hatten die deutschen Bürger ein Gesamtvermögen von rund 4,94 Billionen Euro. Bis auf die Jahre 2002 und 2008 stieg das Vermögen der Deutschen stetig. Wie stark es zugenommen hat, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 1991. Zu dieser Zeit kumulierten die privaten Haushalte ein Kapital von gerade einmal 1,9 Billionen Euro. Die Übersicht zeigt, wo sich das Geld der Deutschen befindet. Quelle: dpa
In festverzinsliche Wertpapiere wurden im vergangenen Jahr nur 238 Milliarden Euro investiert. Zwar gelten zum Beispiel Staatsanleihen aus Deutschland als besonders sicher, doch die Rendite bewegt sich oft sogar unter dem Inflationsniveau. Staatsbonds aus den Euro-Krisenländern Spanien und Italien werfen hingegen recht hohe Zinsen ab, doch das Verlustrisiko ist dementsprechend hoch. Quelle: dpa
Seit 2007 nimmt das angelegte Geld in festverzinsliche Finanzprodukte ab. 2011 lagen noch 247,1 Milliarden Euro in Staats-, Wandel, und Indexanleihen, um nur einige festverzinsliche Anlagemöglichkeiten zu nenne. Indexanleihen werden in Deutschland bisher allerdings nur selten vergeben. Emissionen solcher Anleihen erfolgen nur unter Genehmigung der Bundesbank. Quelle: dpa
Rund 259 Milliarden Euro liegen in Aktien. In Relation zum Gesamtvermögen sind das gerade einmal fünf Prozent. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Aktienanteil noch 20 Prozent. Die Scheu, Geld in Aktien anzulegen, kann nicht mit den Renditen erklärt werden. Denn 1987 notierte der Dax noch bei 1.000 Punkten, mittlerweile hat sich der Kurs, trotz mehrfacher Rückschläge, mehr als verachtfacht. Keine andere Analagemöglichkeit bietet langfristig so hohe Renditen. Quelle: dpa
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass der Aktienanteil zyklischer Veränderung unterliegt. Je nach Börsengeschehen verändert sich der Anteil. Während 2007 knapp 371 Milliarden Euro in Aktien investiert waren, verringerte sich das Volumen im darauffolgenden Jahr auf 182 Milliarden Euro. Die Veränderung von 2011 auf 2012 hingegen war von 222 Milliarden auf 259 Milliarden Euro wieder eine positive. Quelle: dpa
Investmentfonds unterliegen den gleichen Schwankungen wie Aktien. Im vergangenen Jahr investierten die Deutschen rund 420 Milliarden Euro in solche Fonds und damit knapp 25 Milliarden mehr als noch 2011. Doch bereits 2007 lagerten die Bundesbürger über 467 Milliarden Euro in Investmentfonds. Quelle: dpa
Geldanlagen bei Versicherungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Rund 1,5 Milliarden Euro des Geldvermögens liegen bei den Versicherungen. Besonders beliebt sind Lebensversicherung, Pensionskassen und Versorgungswerke. Quelle: dpa

Flossbach: Sie leben zu sehr im Dax. Das liegt vielleicht daran, dass man als deutscher Versicherer sehr stark heimatbezogen ist – insofern teilen Sie das Denken und das Schicksal des deutschen Privatinvestors. Sie finden im Dax relativ wenige dieser dividendenstarken und konjunkturresistenten Aktien. Deshalb kaufen wir mehr in den USA, in der Schweiz und in England. Die Schweizer Nestlé bringt 3,4 Prozent Dividendenrendite, der Bund derzeit 1,7 Prozent Rendite. Rechnen Sie den Unterschied mal über zehn Jahre, dann brauchen Sie sich keine Sorgen machen, dass Sie mit Aktien schlechter abschneiden als mit Anleihen. Aber Sie müssen zehn Jahre durchhalten – da haben Versicherer einen Nachteil.

Kaldemorgen: Nimmt man den Dax von 1993 bis heute, liegt er inklusive Dividendenrendite ziemlich genau bei acht Prozent Rendite pro Jahr.

Mayer: Die Deutschen haben leider wenig aus ihren Ersparnissen gemacht. Der Deutsche scheut die Aktie und hat keine Immobilie. Im Gegensatz zu Italienern und Spaniern, die über Jahre ihre Immobilienvermögen real haben wachsen sehen.

Bosomworth: Das ist doch nur eine Verteilungsfrage. In jedem Land gibt es einen Immobilienbestand, weil jeder Mensch irgendwo wohnt. Irgendjemandem müssen die Immobilien gehören.

Mayer: Die Vermögensverteilung bei Immobilien ist äußerst ungleich. Und die Mehrheit an den Dax-Unternehmen gehört Ausländern. Der durchschnittliche Deutsche kriegt also nichts mit von der schönen Wertsteigerung, weil er über die Jahre falsch investiert hat.

Kaldemorgen: Na ja, schauen Sie mal, wie viel die Leute allein mit der T-Aktie verloren haben. In Deutschland ist das Aktienthema dumm gelaufen.

Lörper: Die Menschen wollen eben nicht ins Risiko gehen.

Flossbach: Aber ist das Sparbuch eine Alternative? Da werde ich nie hohe Zinsen bekommen. Sollte es da mal drei Prozent geben, wo stehen dann Bundesanleihen? Und spanische Staatsanleihen? Bei acht Prozent? Dann ist Game over!

So kommen Anleger in Hochzins-Unternehmensanleihen durch das Zinstal

Wenn man Sie so hört, stecken Sparer ganz schön in der Klemme.

Flossbach: Genau!

Ist Geld ausgeben eine Alternative?

Kaldemorgen: Wer spart, könnte am Ende der Dumme sein. Die Zeit wird kommen, in der die Politik wieder der Umverteilung das Wort redet; von denen, die gespart haben, zu den anderen. Sparer unterliegen einer enormen Vermögensillusion, denn was sie 20 Jahre gespart haben, wird irgendwann besteuert. Das ist gefährlich.

Wenn alle ihr Geld ausgeben, wächst immerhin die Wirtschaft.

Flossbach: Das nennt man Crack-up-Boom. In Japan ist das bei Luxustaschen längst passiert. Weil der Yen zum Dollar abwertete, war klar, dass importierte Louis-Vuitton-Taschen teurer werden. Alle kauften sie, dann kam die Preiserhöhung. Langlebige Güter zu kaufen – Auto, Waschmaschine, Möbel – ist nicht so dumm.

Mayer: Wenn wir Sparer entmutigen, sie über finanzielle Repression und Steuern schröpfen, kann die Wirtschaft nicht wachsen. Ersparnis finanziert Investitionen. Wir dürfen den Sparer nicht kaputt machen.

Wie sollen vorsichtige Anleger sparen?

Mayer: Ich überlege mir, was ich später brauche. Dann baue ich mir eine Leiter aus Anleihen. In zehn Jahren muss ich meine Rente um so und so viel aufstocken, also brauche ich eben eine Anleihe, die dann ausbezahlt wird. So kann ich das bis zum Lebensende aufbauen.

Flossbach: Da müssen Sie aber auf die richtigen Schuldner setzen!

Lörper: Und woher kennen Sie Ihr Lebensende? Nur die Lebensversicherung zahlt Ihnen auf unbegrenzte Zeit Ihre Rente.

Mayer: Meine laufenden Verpflichtungen kann ich so decken. Und den Rest, von dem ich nicht weiß, wann ich ihn brauche, packe ich in Aktien. Am Anfang des Erwerbslebens hat man relativ viele Aktien. Später werden es weniger.

Geldanlage mit vielen Säulen

Wo der Wohnungskauf unbezahlbar wird
Platz 15: DüsseldorfWer sich in der Landeshauptstadt eine schicke Eigentumswohnung zulegen möchte, um es an den Wochenenden nicht weit für einen Spaziergang an der Rheinpromenade zu haben, der musste im Schnitt 2,821 Euro pro Quadratmeter investieren – fast 20 Cent mehr als im ersten Quartal des vergangenen Jahres. Damit ging es für das „Dorf“ mit der längsten Theke der Welt zwei Plätze rauf. Quelle: Grundlage sind Berechnungen des Beratungsunternehmens empirica für das vierte Quartal 2012. Das Referenzobjekt ist ein Neubau mit 60 bis 80 Quadratmetern und gehobener Ausstattung. Quelle: dpa
Platz 14: MünsterNach Münster, der Fahrradfahrerstadt, zieht es viele Studenten, deshalb ist die Wohnungsnachfrage groß und folglich die Mieten relativ hoch. Doch auch eine Eigentumswohnung ist nicht billig zu haben, wie der Preisvergleich zeigt. Ein Quadratmeter kostet hier durchschnittlich 2,862 Euro. Quelle: dpa
Platz 13: KölnDie wenigsten können sie wie Lukas Podolski zu seiner Zeit beim FC eine Wohnung in einem der Kranhäuser direkt am Rhein leisten. Wer sich in der Millionenstadt schon mal nach einer Wohnung, ob zur Miete oder zum Kauf, umgesehen hat, der weiß, wie schwierig das ist – und teuer. 2,867 Euro kostet der Quadratmeter für eine durchschnittliche Eigentumswohnung; die Preise sind in den vergangenen Monaten kontinuierlich gestiegen, allerdings nicht so stark wie in anderen Regionen. Quelle: dpa
Platz 12: IngolstadtBei Ingolstadt denkt man(n) sofort an Audi, wo der Autobauer seinen Sitz hat, und nicht an hohe Wohnungspreise. Tatsächlich kostet im beschaulichen bayerischen Städtchen der Quadratmeter 2,874 Euro – und damit mehr als in Düsseldorf, Köln oder Berlin. Erstaunlicherweise ist Ingolstadt, was die Mieten angeht, nicht viel preiswerter, dort liegt die Stadt auf Platz 14. Quelle: dpa
Platz 11: PotsdamWie viel der Quadratmeter in Sanssouci kostet, ist leider unbekannt. Stünde das Prachtschloss zum Verkauf, müsste man schon sehr, sehr tief in die Tasche greifen. Aber es muss ja nicht gleich ein Königspalast sein: In Potsdam allgemein sind es 2,877 Euro für die eigenen vier Wände – ebenfalls nicht ganz billig. Besser sieht es bei den Einfamilienhäuser aus, da sind es nur rund 2,25 Euro pro Quadratmeter. Quelle: dpa
Platz 10: UlmDas beeindruckende Ulmer Münster mit seinem 161,5 Meter hohen Kirchturm, dem höchsten der Welt, dominiert das Stadtbild und ist fast von überall zu sehen. Wer den Blick auf das Gotteshaus jeden Tag vom Balkon seiner eigenen Wohnung genießen möchte, muss dafür einiges investieren. 2,894 Euro kostet ein Quadratmeter. Im ersten Quartal 2012 waren es noch gut 15 Cent weniger. Quelle: dpa
Platz 9: LandshutEinen der größten Sprünge in der Auflistung hat Landshut gemacht, das mitten in Niederbayern liegt. Von Rang 13 ging es seit Anfang des vergangenen Jahres um vier Plätze nach oben. In dem gerade einmal 64.000 Einwohnern lebenden Städtchen müssen Wohnungsinteressenten im Schnitt 2,910 Euro pro Quadratmeter einkalkulieren. Quelle: dpa

Herr Kaldemorgen, wie legen Sie an?

Kaldemorgen: Ich möchte Schwankungen möglichst gering halten. Das begrenzt den Aktienanteil. Wenn ich Aktien kaufe, lege ich Wert auf hohe Dividendenrendite, mir kommt es weniger auf die Kursentwicklung an. Ein Großteil meines Vermögens steckt in Unternehmensanleihen. Die haben den Vorteil, dass ich nicht jeden Tag den Kurs bewerten muss. Ich weiß, wann der Kupon bezahlt wird. Immobilien spielen eine Rolle, aber das ist eine Frage der Diversifikation. Je weniger Sie anzulegen haben, desto schwieriger sind Immobilien. Die machen auch eine Menge Arbeit.

Wie häufig überdenken Sie bei Ihren Einzelaktien die Auswahl?

Kaldemorgen: Da ich als Fondsmanager strengen Regeln unterliege, verbietet es sich von selbst, groß umzuschichten. Ab und zu schaue ich, ob das Investment strukturell noch in Ordnung ist.

Bosomworth: Meine private Geldanlage besteht aus vier Säulen. Liquidität steckt in europäischen Anleihefonds. Mein Aktienanteil ist sehr überschaubar. Ich habe auch Immobilien. Und dann habe ich eine inflationsgeschützte Lebensversicherungspolice, vor mehr als 20 Jahren abgeschlossen.

So kommen Immobilien-Anleger durch das Zinstal

Herr Lörper, wie viele Lebensversicherungen haben Sie?

Lörper: Einige, und ich werde jetzt auch noch eine kaufen. Ansonsten bin ich sehr simpel unterwegs. Ich mische und streue. Aber ich bin bei uns ja nicht der Kapitalanleger, sondern der Versicherungsmathematiker. Ich kümmere mich also hinterher wenig um meine Investments, sondern vertraue darauf, dass die Idee des Liegenlassens nicht so schlecht ist.

Wie investieren Sie, Herr Flossbach?

Flossbach: Ich wäre ein schlechter Manager, wenn ich mein Geld nicht in meine eigenen Fonds stecken würde. Schwerpunktmäßig steckt es in Aktienfonds. Ich habe ein Haus und ein Auto, aber die betrachte ich nicht als Investition.

Und Gold?

Flossbach: Natürlich, und zwar in Barren.

Der Preis ist stark gefallen. Kaufen Sie?

Flossbach: Ja, ich habe beim Preis von 1200 Dollar pro Unze zum ersten Mal in dieser Korrekturphase nachgekauft. Für mich ist Gold aber kein Investment, sondern eine Absicherung. Eigentlich ist es mir zuwider: Es schüttet nichts aus, es ist destruktiv, es aus dem Boden zu holen und gleich in den Tresor zu legen. Aber heute macht Gold mehr Sinn denn je. Man sollte nie 50 Prozent seines Vermögens reinpacken, aber es gibt Szenarien – und möglicherweise wird eins davon in den nächsten zwei bis fünf Jahren Realität –, in denen Sie froh sein werden, Gold zu haben.

Was ist mit börsengehandelten Goldfonds, die mit Gold gedeckt sind?

Flossbach: Die Fonds sind Mitauslöser der Korrektur gewesen. Sie sind in den Händen von Finanzinvestoren, die sie nicht aus Sicherheitsgründen kaufen, sondern weil sie Kursgewinne wollen. Weil sie plötzlich mehr Chancen bei Aktien sahen, haben sie umgeschichtet, und die Fonds haben gigantische Mengen verkauft. Deshalb ist der Goldpreis so stark gefallen. Börsengehandelte Fonds sind gut, um schnell von einer Goldpreissteigerung zu profitieren. Allerdings: Kommt es zum Schwur, muss man überzeugt sein, dass die tatsächlich alle so viel Gold liefern können, wie versprochen.

Welche Fonds empfehlen Sie?

Flossbach: In Europa gibt es den ZKB ETF auf Gold. In Amerika den SPDR.

Mayer: Xetra Gold.

Bosomworth: Ist das steuerpflichtig?

Flossbach: Doch, doch. Durch Gold gedeckte Fonds sind steuerpflichtig, physisches Gold nur im ersten Jahr nach dem Kauf. Wer kaufen will, für den ist jetzt eine gute Zeit gekommen. Alles, was man braucht, um so ein Tief auszuloten, ist erfüllt, inklusive eines überbordenden Pessimismus. Wir sehen eine Bodenbildung.

Nicht manipulierbares Gold

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Herr Lörper, haben Sie auch Gold?

Lörper: Nein. Aber die Argumente klangen gut, ich werde noch mal darüber nachdenken.

Flossbach: Mit Gold kann Ihnen nicht passieren, was mit einer Lebensversicherung passiert wäre im letzten Jahrhundert – dass Teile des Vermögens plötzlich einen massiven Kaufkraftverlust erleiden.

Lörper: Das weiß ich nicht. Jemand muss mir das erklären. Ich habe ein Material, das zu relativ wenig nütze ist. Das in Tresoren lagert. Das ist doch total künstlich, Leute!

Kaldemorgen: Geld ist auch künstlich!

Mayer: Gold ist Geld.

So kommen Gold-Anleger durch das Zinstal

Kaldemorgen: Es ist nicht manipulierbar.

Lörper: Es hat aber keinen Gebrauchswert.

Kaldemorgen: Die Menge von Gold auf dem Planeten ist fix. Und es kann keine Notenbank sagen, wir drucken morgen mal ein bisschen mehr Gold.

Flossbach: Ich habe Gold sogar im Mund. Der Gebrauchswert von Gold ist höher als der des Fetzens Baumwolle, der in Form von Bargeld in meinem Portemonnaie steckt. Das ist nichts wert, es ist nur ein Abkommen. Und in digitaler Form ist Geld nur eine Forderung – wie die Kollegen in Zypern unlängst erkennen mussten. Das und seine mehrere Tausend Jahre alte Historie sprechen für Gold. Es ist ein Wunder, dass Menschen diese unglaubliche Affinität zu Nominalwerten haben, die die Deutschen zweimal in den Ruin getrieben hat.

Mayer: Ich sehe Gold als Geld. Nach dem Mittelalter hat es sich durchgesetzt. Es gab den Goldstandard. Erst seit 1971 haben wir das System des künstlichen Geldes, des aus dem Nichts geschaffenen Geldes! Jahrhunderte vorher war das Geld entweder Gold oder an Gold gebunden. Seit 1971 war das künstlich geschaffene Geld schon einige Male in der Krise. Da würde ich doch sagen, dass ich von diesem Geld, das sich in der Vergangenheit bewährt hat, mal ein bisschen was halten sollte.

Flossbach: Relativ zu anderen Anlagen, auch zu Aktien, ist Gold im Moment nicht teuer. Gold kann man auch gut in Öl messen. Im Schnitt der letzten 40 Jahre konnte man 17 Barrel Öl pro Unze Gold kaufen. Ein Barrel kostet heute rund 100 US-Dollar, 17 mal 100 ist 1700. Aber eine Unze Gold steht bei 1250 Dollar.

Herr Bosomworth, haben Sie kein Gold?

Bosomworth: Ich habe es verkauft.

Wann?

Bosomworth: Zu früh. Charttechnisch dürfte Gold bei 900 Dollar interessant sein.

Herr Mayer, wenn wir Sie richtig verstanden haben, kaufen Sie privat auch Gold.

Mayer: Für mich ist Gold eine Versicherung dagegen, dass dieses künstliche Geldsystem aus dem Ruder läuft. Die Zentralbanken werden nicht mehr in der Lage sein, Geld stabil zu halten. Sie kommen aus dieser Falle nicht raus. Ihr Mantra ist: Wir halten die Inflationserwartung stabil. Aber das würde bedeuten, sie müssten die Zinsen hochnehmen. Können sie das noch? Das ist jetzt der Test. Ich traue es den amtierenden Leuten nicht zu, das Geldsystem zu verteidigen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%