Zulauf: Gelddrucken spaltet die Gesellschaft. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu Gegenreaktionen kommt. Das wird zu dramatischen Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen und steuerlichen Landschaft führen. Die Unternehmensgewinne könnten sich deshalb ganz anders entwickeln, als wir es heute erwarten.
Faber: Ja, und um dem Optimismus die Krone aufzusetzen, rechne ich in den nächsten fünf Jahren mit dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs. Das heißt, der Nahe Osten wird in die Luft gehen. Die neuen Regimes in dieser Region werden dem Westen nicht mehr so freundlich gesinnt sein. Der Westen hat auch erkannt, dass er China nicht im Zaum halten kann; die machtpolitische Entwicklung dort geht rapide voran, und China wird seine Militär- und Seemacht in Südostasien ausbauen. Die einzige Option, die der Westen hat, um die Macht Chinas einzugrenzen, ist der Zugriff auf die Ölquellen im Nahen Osten.
Black: Marc, wenn Israel einen Angriff auf die Nuklearanlagen im Iran unternimmt, wird dies durch Luftangriffe geschehen. Sie schicken sicher keine Bodentruppen in den Iran. Es wird keine traditionelle Kriegsführung geben.
Gross: Kriege werden heute im Cyberspace und durch Terroranschläge geführt. Ob es einen Bodenkrieg geben wird oder nicht, ist nicht die Frage.
Zulauf: Von Zeit zu Zeit wird es immer wieder Militäraktionen geben. Man macht sich gegenseitig das Leben zur Hölle.
Gross: Wie wirkt sich Ihre Kriegshypothese auf die Finanzmärkte aus?
Faber: Positiv für Aktien und negativ für Anleihen, weil die Schulden dramatisch steigen werden. Es wird zu einer massiven Monetisierung der Schulden kommen. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, belief sich das Gesamtkreditvolumen auf 140 Prozent des BIPs, und es gab keine ungedeckten Verbindlichkeiten. Derzeit belaufen sich die Kreditmarktschulden auf 380 Prozent des BIPs, mit den nicht gedeckten Verbindlichkeiten summieren sie sich auf 800 Prozent.
Rogers: Warum sollte ein Weltkrieg gut für Aktien sein?
Zulauf: Ungenutzte wirtschaftliche Kapazitäten könnten in der Rüstungs- und Kriegsindustrie genutzt werden. Dadurch wächst die Wirtschaft, und die Kosten würden durch neue Regierungsschulden gedeckt.
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Xylem | Abspaltung von ITT, spezialisiert auf Lösungen zur Wasserauf- bereitung, weltweit aktiv, margenstark | Aktie (ISIN US98419M1009) |
Internap Network Services | IT-Infrastrukturdienstleister, spezialisiert auf Cloud Computing | Aktie (ISIN US45885A3005) |
Cincinnatti Bell | Ex-Telefongesellschaft, heute aktiv im stark wachsenden Geschäft mit Rechenzentren | Aktie (ISIN US1718711062) |
Snyder’s Lance | US-Snackhersteller (Chips, Brezel), defensives Geschäft, Kraft könnte Übernahme anstreben | Aktie (ISIN US8335511049) |
Gaylord Ent. | Betreiber von Hotels und Kongresszentren in den USA, mögliche Umwandlung in REIT könnte verdeckte Vermögenswerte heben | Aktie (ISIN US3679051066) |
Wie sehen Sie Öl und Gold?
Faber: Öl hat weiteres Aufwärtspotenzial. Die langfristige Nachfrage ist gegeben. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Indien und China wird steigen. Das Angebot könnte sich als ziemlich beschränkt erweisen. Derzeit liegt der Preis bei rund 100 Dollar je Barrel. Wie hoch er steigen wird, hängt davon ab, wie viel Geld Fed-Chef Ben Bernanke noch drucken lässt. Wenn es im Nahen Osten zu einer Eskalation kommt, sind dem Anstieg keine Grenzen gesetzt.
Abby Joseph Cohen: Rohöl der Sorte Brent könnte, teilweise getrieben von der steigenden globalen Nachfrage, in den nächsten beiden Jahren auf 120 bis 130 Dollar je Barrel zulegen. Zumal Investitionen in die Infrastruktur und die Erschließung neuer Felder vernachlässigt wurden.
Hickey: Wenn die Konjunktur weltweit zurückgeht, erscheint mir Erdöl weniger interessant als Gold.
Gabelli: Aber Technologie gewinnt. Wir werden an der Erschließung von Ölschiefervorkommen arbeiten, weil wir dadurch weniger abhängig von ausländischen Energiequellen werden. Auch in Saudi-Arabien könnte es einmal zu Unruhen kommen; dann wird der Ölpreis steigen.