Konjunkturindikator Rohstoffe Rohstoffmarkt sendet verwirrende Signale

Der Ölpreis erklimmt neue Höhen, weil Ägyptens Zukunft auf der Kippe steht. Der Kupferpreis hingegen erreichte jüngst ein Drei-Jahres-Tief, weil es zu Angebotsüberschüssen kommt. Beide Preise gelten als Konjunkturindikator für unseren Globus. Wohin also geht die Reise am Rohstoffmarkt?

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Ölpumpen bei Los Angeles: Die USA sind größter Förderer und Verbraucher von WTI-Leichtöl. Aber dank wachsender Produktion und der Erschließung neuer Transportwege soll WTI der Ölsorte Brent immer mehr Konkurrenz auf dem Weltmarkt machen. Quelle: dpa

Die Kupfernachfrage ist hoch. Leider aber nicht wie erhofft von Seiten der chinesischen Wirtschaft, sondern unter Rohstoffräubern. Am vergangenen Dienstag meldete die Bundespolizei einen erfolgreichen Zugriff auf Kupferdiebe, die mehr als vier Tonnen des roten Industriemetalls aus den Kabelsträngen der Berliner S-Bahnstrecke herausgeschnitten hatten. Das Kupferkabel mit einer Länge von mehr als 2,6 Kilometern hätte den Rohstoffdieben nach Polizeiangaben rund 8.000 Euro eingebracht.

Vor drei Jahren lag der Kupferpreis an den Terminbörsen in der Spitze bei 10.000 Dollar je Tonne und hätte den Dieben somit etwa um rund 40 Prozent mehr eingebracht - vorausgesetzt, der Preis für Kupferschrott bewegt sich parallel zum Börsenpreis. Der Preiseinbruch, der den Kupferpreis vor wenigen Tagen auf ein Dreijahrestief bei 6.600 Dollar je Tonne sacken ließ, spiegelt die unsichere Konjunkturentwicklung wieder. Allein China zeichnet für etwa 40 Prozent des Weltverbrauchs verantwortlich. Da sich die Volksrepublik aber von den hohen Wachstumsraten von jährlich acht Prozent und mehr immer weiter entfernt und zugleich die Kupferherstellung zugenommen hat, hat sich laut Internationaler Kupfervereinigung ICSG ein Angebotsüberschuss aufgebaut. Wie das Handelsblatt berichtet, könnte sich der Produktionsüberschuss in diesem Jahr auf mehr als 400.000 Tonnen ausdehnen - Tendenz weiter steigend.

Gemeinhin gilt an den Börsen der Kupfermarkt als wichtiger Konjunkturindikator. Laut Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, sind die Konjunkturrisiken bereits im Kupferpreis berücksichtigt: „Bei Kupfer ist schon viel von der drohenden Konjunkturschwäche eingepreist. Die Leerverkäufe sind an diesem Markt sehr hoch.“ Mit Leerverkäufen spekulieren die Marktakteure darauf, dass der Preis für Kupfer fallen wird, indem sie verkaufen, was sie noch gar nicht haben - also später noch kaufen müssen, um ihre Leerverkäufe zu decken. Dies geschieht vor allem mit Blick auf die für die Weltwirtschaft so wichtige Konjunktur in China. Zuletzt hatte China seine Wachstumsprognose für 2013 auf 7,5 Prozent zurückgeschraubt. 2012 war die chinesische Volkswirtschaft um 7,8 Prozent gewachsen. So niedrig war das Wachstum zuletzt 1999. Nachdem diese Informationen sich in Preisrückgängen niedergeschlagen haben, erwarten die Commerzbank-Analysten im Laufe des Jahres wieder einen Anstieg des Kupferpreises.

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