Früher war das anders, da die Banken die Einlagen ihrer Kunden anlegen konnten und so gute Erträge generiert haben. Das ging nur solange die Zinsen hoch waren. Zudem wurden Gratis-Konten quersubventioniert. Eine Finanzierungsquelle sind beispielsweise hohe Dispozinsen, die Kunden zahlen müssen, wenn sie ihr Konto für eine gewisse Zeit überziehen. Das gilt insbesondere für Filialbanken und Sparkassen, die vergleichsweise hohe Dispo- und Überziehungszinsen von über zehn Prozent verlangen. Günstiger ist das Überziehen des Kontos oft bei Direktbanken, die DKB verlangt aktuell 6,9 Prozent Zinsen, bei der ING Diba sind es 6,99 Prozent.
Das Vergleichsportal Check24.de hat ermittelt, dass die Zinsen für den Dispo bundesweit im Schnitt bei 9,91 Prozent liegen. Verbraucherschützer kritisieren weiterhin, viele Banken würden ungerechtfertigt hohe Dispozinsen verlangen. Zudem sei deren Ermittlung für Verbraucher oft nicht transparent. Check24.de rät deshalb dazu, den teuren Dispo lieber durch einen Ratenkredit abzulösen. Damit, so das Kreditvergleichsportal, ließen sich mehrere hundert Euro sparen.
Deutsche werden wechselwillig
Früher hatten Banken in punkto Girokonten leichtes Spiel. Die meisten Eltern gehen mit ihrem Nachwuchs zur Hausbank und dort eröffnet der Bankberater des Vertrauens das nächste Konto. Und solange kein Umzug oder dergleichen dagegen spricht, behält der Nachwuchs das dann auch. Aus dem Jugendkonto wird das Gehaltskonto und ein paar Jahre später werden die eigenen Kinder auch in die Filiale geführt.
Diese ‚Einmal Konto – immer Konto‘-Idylle verändert sich langsam. „Die Bereitschaft, für ein anderes Girokonto die Bank zu wechseln, ist in Deutschland deutlich gestiegen“, sagt Annabel Oelmann, Finanzexpertin und Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Aufgrund der Gebührendiskussion sei das Thema in der Bevölkerung angekommen.
Oelmann rät aber nicht pauschal zum Wechsel. Vielmehr sollten sich Verbraucher die Frage stellen, welche Anforderungen eine Bank für sie erfüllen muss. Brauche ich eine Filiale für Beratungsleistungen und einen persönlichen Ansprechpartner? Erledige ich meine Bankgeschäfte sowieso per Laptop auf dem Sofa? Auch ein Wechsel des Kontomodells kommt in Frage. „Sparer müssen sich fragen, ob sie das richtige Konto haben“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann. Teilweise mache beispielsweise der Wechsel zu einem günstigeren Filialkonto Sinn, welches in der Regel weniger Inklusiv-Leistungen bietet.
Dabei müssen Verbraucher allerdings auf versteckte Gebühren achten. Viele Banken haben zuletzt nicht nur die Gebühren fürs Girokonto erhöht, sondern auf diversen Feldern versucht, an Einnahmen zu gelangen. Die Sparda-Bank West etwa hat Anfang des Jahres als eine der ersten Banken eine Gebühr für EC-Karten eingeführt. Pro Jahr zahlen Kunden dafür nun zehn Euro. Verbraucherzentralen prüfen bereits in einigen Fällen, ob die Gebühren, welche Banken findig erheben, rechtens sind.