Kontogebühren Bloß weg mit dem Geld!

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Einzelhandel als Bankfiliale

Der fühlt sich nun, wie viele andere Kunden, allein gelassen. Seit Jahren schließen Banken ihre Filialen. Ihre Dienstleistungen übernehmen andere. Wie das Start-up Barzahlen.de, das mit Kooperationspartnern wie Number26 und Penny, Rewe und Real Bankleistungen dorthin bringt, wo Kunden ohnehin am häufigsten ihr Geld ausgeben: in den Supermarkt.

Auch in Frankreich nutzen erste Kunden den Einzelhandel als Bankfiliale. Dort shoppen jährlich 13 Millionen Kunden in Tabak Trafik-Läden, dem Pendant zum Kiosk an der Ecke. Das Unternehmen FPE hat diese Infrastruktur genutzt, um Bankdienstleistungen im Kiosk zu etablieren. Bereits 320.000 sogenannte „Compte Nickel“-Konten hat das Unternehmen für Kunden eröffnet. Völlig unabhängig von Bankfilialen.

Aber könnte uns die gewohnt private Umgebung der Bank nicht davon abhalten, Geldgeschäfte an die Supermarktkasse zu verlagern? „Für die Dinge des täglichen Bedarfs und Einzahlungen und Abhebungen bis 200 Euro wird es wunderbar funktionieren“, sagt die Finanzpsychologin Monika Müller von FCM Finanz Coaching. Ohnehin: „Vom Banking in der Postfiliale, wie bei der Postbank, zum Banking im Supermarkt halte ich es nicht mehr für einen weiten Weg“, sagt Müller.

Ob der Supermarkt als Ersatzfiliale für die Bank wirklich immer so einfach funktioniert, wo Sie noch Zinsen über ein Prozent für ihr Tagesgeld bekommen, und wie sich unser Umgang mit Geld im Gebühren- und Nullzinsdschungel verändert, lesen Sie in unserer Titelgeschichte.

Monika Müller plädiert derweil dafür, dass Banken und Kunden die verkehrte Zinswelt nun dafür nutzen, ihre Geschäftsbeziehungen auf ein neues solides Fundament zu stellen.

Kostenlose Konten, wie etwa bei der Commerzbank, hält sie für vertretbar - anders als der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, der solche Konten im Interview mit der WirtschaftsWoche als „unehrliche Angebote" rügte.

Müller kontert: „Es ist doch ein legitimes Geschäftsmodell, für bestimmte Leistungen kein Honorar zu verlangen, um Kunden zu gewinnen.“

Aber es wäre gut, mit den Kunden zu besprechen, warum diese Leistung kostenfrei sind, und andere eben nicht. „Wenn ich über die Geschäftsbeziehung spreche, werden Kunden viel eher wieder in die Verantwortung genommen. Es wäre eine Chance für die Branche, das Verhältnis zum Kunden neu zu definieren“, sagt sie.

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