Kooperationen Was Uhren- und Autohersteller gemeinsam haben

Luxusautoproduzenten und Hersteller hochwertiger Uhren sprechen oft die gleiche Zielgruppe an. Viele machen gleich gemeinsame Sache.

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Viele renommierte Manufakturen bauen die passende Uhr zum Auto. Quelle: ZBSP

Solange Jean-Christophe Babin im Amt war, war er für keinen Besucher zu übersehen: der Ferrari des TAG-Heuer-Chefs, haarscharf vor dem Eingang des Firmensitzes geparkt. Der nun frisch zu Bulgari berufene Autofan rollte damit täglich vom Genfer See nach La Chaux-de-Fonds an die Rue Louis-Joseph Chevrolet. Die Adresse der Manufaktur, eine Hommage an den in der Uhrenmetropole aufgewachsenen Autokonstrukteur, nahm Babin gerne in Kauf. Wie weit die Verbindung von TAG Heuer zum Auto zurückreicht, weiß Jack Heuer, Ehrenpräsident der Marke - und stets ein Freund schöner Autos. Als die ETH Zürich den Elektroingenieur diplomierte, war sein Vater so stolz auf den ersten "Studierten" in der Familie, dass er ihm einen Sportwagen, einen MG, schenkte, den dieser umgehend mit drei Heuer-Borduhren ausstaffierte. Auf den MG A wiederum war Jack Heuer so stolz, dass er ihn in die USA überführte, als er dort eine Niederlassung aufbaute.

Die Suche nach den schönsten Uhren
Maurice Lacroix: Seconde MystérieuseDie Sekundenanzeige gehört zu den netten, im Alltag aber eher nicht so wichtigen Anzeigen. Ein Suchspiel damit treibt der Hersteller Maurice Lacroix, der sich gerne mit auffälligen Zifferblättern präsentiert. Der gebläute Sekundenzähler scheint zu schweben und springt wie ein Propeller alle 15 Sekunden weiter. Die Uhr ist in zwei Varianten auf je 125 Stück limitiert. 11.300 Euro Quelle: Presse
Hublot: Classic Fusion Ultra ThinAusgerechnet Hublot - größer, dicker, auffälliger waren die Modelle, die die Marke bekannt machten. Nun die Uhr für den gegenläufigen Trend: schlank und dünn. 24.200 Euro. Quelle: Presse
A. Lange & Söhne: LumenKleine Jungs haben haben früher ihre Uhren mit Leuchtziffern lange mit der Lampe "aufgeladen", um unter der Bettdecke fluoreszierende Glimmern zu bestaunen. Große Jungs kaufen heute das Modell Lumen und lassen das Datum leuchten. Quelle: Presse
Greubel Forsey: Art Piece No.1 von Willard WiganDer britische Künstler Willard Wigan baut seine Skulpturen in einer Größe, die kaum für das bloße Auge zu erkennen sind: Sie passen in ein Nadelöhr und werden mit Mikroskop verkauft. Für den Schweizer Uhrenhersteller fertigt er Skulpturen nach Vorgaben des Käufers an, die dieser dann durch die Lupe in der Krone betrachten kann. Je nach Art der Skulptur etwa 4.000.000 Euro Quelle: Presse
Greubel Forsey: Art Piece No.1 von Willard Wigan Quelle: Presse
Louis Vuitton: Tambour Bijou SecretJemanden einzuwickeln bedeutet üblicherweise, jemanden zu umgarnen. Bei dieser Uhr ist das anders, sie soll den Damenarm dekorativ umschlingen, umwickeln. Und damit es noch mehr nach Schmuck als nach Uhr aussieht, ist das Zifferblatt verdeckt mit einer Platte. 4.100 Euro Quelle: Presse
Parmigiani: Transforma CBFSie sieht silbern aus, ist aber aus Rotgold, hängt an einer Kette, hat aber auch ein Armband und eine Fassung, damit man sie als Tischuhr verwenden kann. Die Transforma ist drei Uhren - und wird im Set mit zwei Werken angeboten. 56.900 Euro Quelle: Presse

Nähe aus Begeisterung

Erste Kunden in den USA waren Mitglieder des Sports Car Club of America (SCCA). Die Amateurpiloten kamen zu Jack Heuer, um Borduhren für Rallyes zu erwerben. Im Gegenzug wurde Jack Heuer 1962 zum 12-Stunden-Sebring-Rennen eingeladen, wo er erstmals einen professionellen Rennbetrieb erlebte. Das Sebring-Rennen wurde zum Schlüsselerlebnis für den Ingenieur. Dort hörte er erstmals von der lebensgefährlichen Carrera Panamericana, dem Rennen quer durch Südamerika. Allein der Name faszinierte ihn so sehr, dass er ihn umgehend für seine Firma schützte. 50 Jahre später ist die Carrera eine Ertragssäule im TAG-Heuer-Sortiment.

Viele Uhrenmarken suchen die Nähe zu Autoherstellern. Von Breitling bis Fréderique Constant, von Oris bis Vacheron Constantin, von IWC bis Richard Mille - vom Automobil inspirierte Neuheiten werden gern gezeigt. Jack Heuer war auch der Erste, der aus dem Autosport einen Werbeträger für Uhren machte. Beim Golfen sprach ihn der Freiburger Bierbrauer Pierre Blancpain an: ob er nicht etwas für den Rennfahrer Jo Siffert machen könne. Jack Heuer hatte den ersten automatischen Chronographen entwickelt und angefangen, über die Kommerzialisierung nachzudenken: "Ich setzte mich mit Jo Siffert zusammen. Wir machten ab, dass er den Heuer-Patch auf dem Overall aufziehen würde, auf dem Wagen einen großen Heuer-Kleber und dass er ein bescheidenes Handgeld erhielt." 25.000 Franken kostete 1969 der Deal.

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