Londons Finanzelite Das zweite Leben der Hedgefondsmanager

Investmentprofis, die in Londons City reich wurden, steigen aus, gründen ihren Fonds und verteilen Geld über wohltätige Stiftungen. Selbst Banker wie Ex-Barclays-Chef Bob Diamond starten nochmal durch.

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Der ehemalige Chef der Barclays Bank Bob Diamond stolperte über den Libor-Skandal. Nur eineinhalb Jahre nachdem er wegen der Beteiligung von Barclays an Zinsmanipulationen gehen musste, sammelt er hunderte Millionen Dollar bei Investoren ein. Quelle: rtr

Treffpunkt von Geld und Glamour: Der VIP-Tag vor der offiziellen Eröffnung der Kunstmesse Frieze im Londoner Regent’s Park ist Stars, Fotomodellen und finanzkräftigen Sammlern vorbehalten. Hier trifft man sie, die lässigen Millionäre im T-Shirt und offenen Hemd, die auf der Suche nach hipper Gegenwartskunst durch das weiße Zelt mit den rund 150 Galerien aus aller Welt schlendern und versuchen, sich die besten Stücke zu sichern. Jeff Koons’ Pop-Skulptur eines kopfstehenden Hummers etwa oder Jennifer Rubells gigantische Plastik einer Schwangeren, deren offene Bauchhöhle zum Kuscheln einlädt. Daria („Dascha“) Schukowa, die Freundin des Oligarchen Roman Abramowitsch, ist am VIP-Tag traditionell dabei, ebenso wie das frühere Supermodel Elle Macpherson, Schauspielerin Uma Thurman und viele Hedgefondsmanager. Für die ist moderne Malerei nicht nur Statussymbol: „Hedgies kaufen Kunst, weil das ihnen hilft, Stress zu bekämpfen und eine andere Perspektive zu finden“, sagt der Galerist Joe La Placa. Ein Warhol, Pollock oder Picasso an der Wand eines Büros im Londoner Edelviertel Mayfair sendet allerdings auch eine klare Botschaft an reiche Kunden: „Seht her – ich hab’s geschafft!“

Die einflussreichsten Investoren
Leon Black, Mitbegründer von Apollo Global Management, 62, ist wieder ganz oben: Ein Buchgewinn von 9,6 Milliarden Dollar mit den Anleihen des Chemieunternehmens Lyondell Basell Industries ist der größte, der jemals in der Private-Equity-Branche erreicht wurde.Um Kandidaten für die Rangliste ausfindig zu machen, griff Bloomberg auf das Wissen seiner Reporter in 146 Büros in der ganzen Welt zurück. Hilfe boten die Rankings zu einzelnen Themen, die das Jahr über von Bloomberg Markets aufgestellt und veröffentlicht worden sind. Quelle: rtr
Carl Icahn, Chairman bei Icahn Enterprises, 77, hat Dell aufgewühlt, Herbalife verteidigt und groß mit Netflix gewonnen. Über seine Macht lässt sich kaum streiten. Jetzt übt er Druck auf Apple aus, das Unternehmen möge seine Aktionäre belohnen. Quelle: rtr
Mary Erdoes, CEO bei JP Morgan, 46, sammelt Milliarden an Neugeldzuflüssen aus Asien und Europa ein. Sie führt die 2,2 Billionen Dollar schwere Asset-Management-Sparte der US-Großbank und hat diese zu einer führenden Kraft bei Investment- und Pensionsfonds gemacht. Quelle: www.commons.wikimedia.org
Daniel Loeb, Gründer von Third Point, 51, hat Yahoo-Chefin Marissa Mayer unterstützt und mit dem Unternehmen einen Gewinn von mindestens 655 Millionen Dollar eingefahren. Nun kann er sich rühmen, einer der erfolgreichsten Investoren zu sein. Sein nächstes Ziel ist die Film-Sparte von Sony - auch wenn Schauspieler George Clooney sagt, er „hat keine Ahnung von unserer Branche“. Quelle: dapd
Stephen Schwarzman, Mitbegründer der Blackstone Group Quelle: rtr
Helena Morrissey, CEO bei Newton Investment Management, 47, betreut über 50 Milliarden Pfund bei dem britischen Vermögensverwalter, einer Sparte der Bank New York Mellon. Sie setzt sich für geschlechtliche Gleichberechtigung ein. Ihr 30-Prozent-Klub will mehr weibliche Aufsichtsräte bei Unternehmen. Quelle: rtr
Larry Fink (dritter von rechts), Mitbegründer und CEO von Black Rock, 60, führt den größten Vermögensverwalter mit einem Anlagevolumen von 3,9 Billionen Dollar. Seine Gesellschaft hält Anteile an vielen Unternehmen, bei denen gerade etwas geschieht. Quelle: www.commons.wikimedia.org

Nirgendwo in Europa operieren mehr Hedgefonds als in Mayfair, weltweit sind sie nur an der Ostküste der USA noch zahlreicher anzutreffen. Von London aus legen sie mehrere 100 Milliarden Pfund an; oft residieren sie in eleganten Stadthäusern, bei denen von außen jeder Hinweis auf die prominenten Mieter fehlt – schließlich legt man großen Wert auf Diskretion.

Für die Hedgies muss es Mayfair sein, denn hier herrscht eine gediegenere Stimmung als in den Finanztempeln des ungeschminkten Materialismus, eben in der City oder auf Canary Wharf. Hedgefondsmanager und Private-Equity-Gründer sehen sich als Speerspitze der Finanzelite. Auf normale Banker blicken sie mit einer gewissen Überheblichkeit herab. Sie gelten als hochintelligent, schwimmen mit ihren unkonventionelle Methoden gegen den Strom, und: „Wir haben keine Angst vor Risiko. Das unterscheidet uns vom Rest der Menschheit“, sagt einer von ihnen mit einem Anflug von Arroganz.

"Wie viel Geld brauchen wir?"

Er und seine Mitstreiter suchen unterbewertete Aktien, Unternehmen mit schwachem Management. Schon äußerlich setzen sich die Hedgefondsmanager von den uniformiert wirkenden Bankern ab. Vom Krawatten- und Anzugzwang haben sie sich längst befreit. Viele haben früher selbst in Investmentbanken gearbeitet, bei Goldman Sachs, Merrill Lynch oder der Deutschen Bank; als Experten für Übernahmen, Analysten oder Händler und haben dabei Millionen-Boni eingestrichen.

Dann sind sie ausgestiegen, machten sich selbstständig. „Privatiers“, so nannte man früher reiche Menschen, die sich nur noch um die Mehrung des eigenen Vermögens kümmern mussten. Der jahrelange Boom der Finanzindustrie hat in London, New York und Greenwich im US-Staat Connecticut eine ganz neue Klasse von Selfmade-Millionären geschaffen.

"Ich mach jetzt lieber, was ich will"

Diese Milliardäre spenden ihr Vermögen
Michael Otto Quelle: dpa
Apple-Chef Tim Cook Quelle: AP
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan waren 2013 die größten Spender Amerikas. Das Ehepaar spendete im Dezember 18 Millionen Facebook-Aktien im Wert von insgesamt mehr als 970 Millionen Dollar (711 Millionen Euro) an eine Stiftung im kalifornischen Silicon Valley. Damit führen beide die jährliche Liste der 50 großzügigsten Amerikaner, die von der Zeitschrift „The Chronicle of Philanthropy“ herausgegeben wird. Aktuell spendete das Paar 75 Millionen Dollar für ein Krankenhaus in San Francisco. Es soll künftig ihre Namen tragen. Die Spende werde dem San Francisco General Hospital erlauben, in der Notaufnahme die Fläche zu verdoppeln und vier Mal mehr Betten unterzubringen, schrieb Zuckerberg in einem Facebook-Eintrag. Außerdem solle mit einem Teil der umgerechnet 66,3 Millionen Euro die Ausrüstung erneuert werden. Quelle: dapd
Einige der größten Spender der USA tauchen auf der Liste für 2013 nicht auf, so zum Beispiel Microsoft-Mitgründer Bill Gates und seine Frau Melinda. Der Grund dafür ist, dass ihre tatsächlichen Spenden bereits in vorherigen Jahren als zugesagte Spenden gezählt wurden. So gaben die Eheleute Gates ihrer Stiftung im Jahr 2013 etwas mehr als 181,3 Millionen Dollar, die Summe war aber Teil einer Spende von rund 3,3 Milliarden Dollar, die sie 2004 angekündigt hatten. Quelle: dpa
Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates Quelle: dapd
Der neunte Platz geht an den Google-Mitentwickler Sergey Brin und seine Ehefrau Anne Wojcicki. Die beiden spendeten 219 Millionen Dollar an die Brin Wojcicki Foundation. Den zehnten Platz belegt Jeffrey Carlton, der Gründer eines Stahlkonzerns, der hauptsächlich für das Militär, die Luftfahrt sowie Energieunternehmen produzierte. Calton verstarb bereits 2012, vermachte einer wohltätigen Organisation allerdings 212 Millionen Dollar. Quelle: dpa
Irwin Jacobs und seine Frau Joan spendeten 221,1 Millionen Dollar - überwiegend an das technische Institut der New Yorker Cornell Universität. Irwin Jacobs ist der Mitbegründer des Kommunikationsunternehmens Qualcomm. Quelle: Gemeinfrei

„Meiner Frau habe ich gesagt: Wie viel Geld ist eigentlich nötig? Brauchen wir wirklich noch mehr? Ich mach jetzt lieber, was ich will“, bringt es ein ehemaliger Private-Equity-Manager auf den Punkt. Mit 48 hat er sich aufs Altenteil zurückgezogen. Statt das Geld fremder Anleger zu platzieren, managt er nur noch seine eigenen Investitionen, kocht einmal in der Woche für seine Familie – Gourmetrezepte, selbstverständlich – und steuert seinen Vintage-Ferrari bei der Oldtimer-Rallye Mille Miglia durch den italienischen Apennin.

Mit 40 oder 50 Jahren sind Banker in London oft so gut situiert, dass sie kein Geld mehr verdienen müssen. Jim O’Neill, langjähriger Chefvolkswirt und Partner von Goldman Sachs, stieg mit 56 aus, nach 31 Jahren in der City. Die clever in Form von Fonds vermarktete Abkürzung BRIC für die Wachstumsmärkte Brasilien, Russland, Indien und China hatte ihn vor zwölf Jahren weltberühmt gemacht. Bei Goldman räumte man dem Briten, den viele als Rockstar einer trockenen Zunft verehrten, viele Freiheiten ein. Doch künftig macht der Sohn eines Postboten aus Manchester wirklich nur noch, was er will. So produziert der Multimillionär jetzt für die BBC eine Radio-Serie über die MINT-Staaten (Mexiko, Indonesien, Nigeria, Türkei), ohne Honorar. Außerdem kümmert sich O’Neill als Vorsitzender um die von ihm mitgegründete Wohltätigkeitsorganisation Shine, die unterprivilegierten Kindern bessere Schulbildung ermöglichen soll.

"An die nächste Generation"

Auch der 53-jährige Chef der Vermögensverwaltung Jupiter, Edward Bonham Carter, kündigte gerade überraschend seinen Rücktritt an. Der Bruder der Schauspielerin Helena Bonham Carter („The King’s Speech“) sagte einmal, er stelle sich jeden Morgen die Frage: „Macht mir mein Job noch Spaß? Bin ich immer noch ein guter Vermögensverwalter?“ Fragen, die er nach mehr als zehn Jahren an der Spitze von Jupiter nun offenbar mit „Nein“ beantwortet. Ab März wird er bei Jupiter Vize-Aufsichtsratschef sein. Finanziell hat er ausgesorgt: Sein 2,8-Prozent-Anteil an Jupiter ist knapp 50 Millionen Pfund wert.

Hedgefondsmanager sammeln für Kinder in Not – die Spender bekommen dafür Börsentipps. Was die sonst so knallharten Profizocker empfehlen, war zuletzt durchaus lohnenswert.

So mancher Abschied ist nicht ganz freiwillig: „Nach fast 25 Jahren mit M&G ist die Zeit gekommen, um den Stab an die nächste Generation weiterzugeben“, schwafelte Graham French vom Aktienfonds M&G Global Basics, einer der Stars der Branche. Der Mann ist gerade mal 47. 2012 hatte seine Performance gelitten, weil er die Entwicklung der Rohstoff- und Minenaktien falsch eingeschätzt hatte. An manchen Tagen habe er sich so mies gefühlt, dass er am liebsten die Decke über den Kopf gezogen hätte und im Bett geblieben wäre, räumte er ein. Nun bleibt er M&G noch sechs Monate als Berater erhalten, eine vertraglich vereinbarte Zwangspause. Ist die abgelaufen, kann French neu durchstarten – womöglich mit seinem eigenen Hedgefonds.

Neben Karriereknick und Sehnsucht nach neuen Herausforderungen bewegt auch die Abneigung gegen das immer enger geschnürte Korsett neuer Finanzmarktregulierung Banker dazu, der City den Rücken zu kehren. „Der Wechsel zu einem Hedgefonds wirkt befreiend, allerdings schauen einem dann die Investoren auf die Finger“, sagt Meyrick Chapman, der vor fünf Jahren zu Elliott Advisors ging, dem britischen Ableger des 24 Milliarden Dollar schweren New Yorker Hedgefonds Elliott International Associates. Rund 26 Jahre hatte Chapman zuvor in der City verbracht, unter anderem als Rohstoffhändler und im Eigenhandel von Bankers Trust.

Ein wohltätiger Zeitvertreib ist ein absolutes "Must have"

Deutschlands größte Stiftungsunternehmen
Bertelsmann Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Bosch Quelle: dpa
Fresenius Quelle: dpa
ZF-Friedrichshafen Quelle: dpa
Carl-Zeiss Quelle: dpa
Schott Quelle: dpa

Das Haus ist längst abbezahlt, die Kosten für die Privatschule der Kinder und die Urlaubsreisen werden quasi aus der Portokasse finanziert – dann fehlt der Nervenkitzel, den die Alphatiere der City brauchen, um ihren Drang nach Anerkennung zu befriedigen. Im Reich der wenig regulierten Schattenbanken – vor allem bei Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften – finden sie Zuflucht, Herausforderungen, Motivation und abermals viel Geld. Denn anders als bei den Banken, die von der EU künftig an eine kürzere Leine genommen werden sollen, gibt es bei den Schattenbanken auch künftig keine Bonusbeschränkungen. Und wenn es gut läuft, sind die Prämientöpfe milliardenschwer: Hedgefonds kassieren traditionell zwei Prozent des angelegten Vermögens plus 20 Prozent des Fondsgewinns als Gebühren.

Die „Sunday Times“, die jedes Jahr eine Liste der 1.000 reichsten Einwohner Großbritanniens veröffentlicht, konstatierte zuletzt, dass 778 Superreiche ihren Wohlstand nicht geerbt, sondern selbst erarbeitet hatten. Ein Viertel dieser Selfmademen stammt aus dem Finanzbereich. Reichster Hedgefondsmanager ist der Brite Alan Howard, der einst als Händler für Credit Suisse arbeitete, mit einem Vermögen von geschätzt 1,5 Milliarden Pfund.

Auf Platz sechs der Liste stehen Crispin Odey und Nichola Pease, eine der wenigen Frauen in der Hedgefondsszene, mit einem gemeinsamen Vermögen von 450 Millionen Pfund. Das Paar lebt mit seinen drei Kindern in einer ruhigen Straße in Chelsea, wo Häuser mindestens zehn Millionen Pfund kosten. Der 54-jährige Odey, der in erster Ehe mit der ältesten Tochter von Pressebaron Rupert Murdoch verheiratet war, setzt aktuell Millionen auf einen fallenden Aktienkurs von Manchester United. Auf seinem Landgut vertreibt er sich daneben die Zeit mit der Jagd – einem Hobby, das bei Hedgies sehr en vogue ist.

Was zeichnet einen guten Fondmanager aus?

Wieder aufgetaucht ist gerade der Ex-Chef der Barclays Bank, Bob Diamond. Rund anderthalb Jahre nachdem er über den Skandal um Manipulationen des Libor-Zinssatzes gestolpert war, hat der 62-jährige, von Ex-Labour-Wirtschaftsminister Peter Mandelson einst als das „unakzeptable Gesicht des Kapitalismus“ angeprangert, mit seinem Finanzvehikel Atlas Mara an der Börse 325 Millionen Dollar eingesammelt, für Investitionen in Afrika. Dass Diamond Geld braucht, ist eher unwahrscheinlich: Von 2006 bis Sommer 2012 soll er bei Barclays fast 100 Millionen Pfund verdient haben.

Sein Afrika-Engagement ist kein wohltätiges, er will in die Finanzbranche der Sub-Sahara investieren. Für andere Superreiche der Finanzwelt aber sind längst nicht mehr nur Yacht und Kunstsammlung Statussymbole. Ein wohltätiger Zeitvertreib ist ein absolutes „Must have“.

"Nicht am Schreibtisch altern"

Das sind die spendabelsten Deutschen
In Deutschland wird viel gespendet – und das nicht erst seit gestern. Einem Bericht des „Manager Magazins“ zufolge werden die neuen Großspenden allerdings weniger. Wer zu den größten deutschen Stiftern und Spendern des vergangenen Jahres gehört, zeigen die folgenden Bilder. Quelle: dpa
Platz 10: Ein Frankfurter BürgerpaarDas Frankfurter Paar auf dem zehnten Platz des Rankings möchte lieber anonym bleiben. Ganze 1,5 Millionen Euro spendeten die beiden für die Erweiterung des Städel-Museums in der hessischen Landeshauptstadt. Durch den Bau wurden Tausende Quadratmeter neue Ausstellungsfläche hinzugewonnen. Auch der Altbau wurde renoviert.Berücksichtigt wurden für die Aufstellung des „Manager Magazins“ Einzelspenden und Neustiftungen aus den letzten zwölf Monaten. Quelle: dpa
Platz 9: Klaus-Michael KühneDurch seine eigene Stiftung spendete der Mehrheitseigner des Logistikkonzerns „Kühne + Nagel“ 1,7 Millionen Euro an Hilfsorganisationen wie Unicef. Und er kann es sich durchaus leisten. Sein Privatvermögen beläuft sich auf geschätzte 9,8 Milliarden US-Dollar, womit er von dem Wirtschafsmagazin Forbes als siebtreichster Deutsche gelistet wird. Quelle: dpa
Platz 8: Familien Herbert und Harald QuandtFür die Dokumentationsstätte des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers in Berlin-Schöneweide spendeten die Quandt-Familien insgesamt 5,4 Millionen Euro. Im Bild Johanna Quandt, die Witwe des 1982 verstorbenen Herbert Quandt. Quelle: dpa
Platz 7: Siggi LochDer Musikproduzent und Gründer eines Jazzlabels spendete für die von ihm und seiner Ehefrau Sissy neu gegründete Stiftung sowie für „Menschen & Tiere in Not“ in den vergangenen zwölf Monaten 5,7 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 6: Michael OttoDer ehemalige Vorstandschef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group spendete in den letzten zwölf Monaten 8,5 Millionen Euro. Das Geld ging unter anderem an die Kinderklinik im Uni-Klinikum Eppendorf, die Aid by Trade Foundation und seine eigene Stiftung. Auch Otto taucht auf der aktuellen Forbes-Liste auf. Zusammen mit seiner Familie belegt er dank eines Vermögens von 17,6 Milliarden US-Dollar Platz drei unter den reichsten Deutschen . Quelle: Presse
Platz 5: Familien Friedrich und Peter Lürssen, Karin und Uwe Hollweg StiftungFür die Kunsthalle in Bremen spendeten die Lürssen-Familien mit der Karin und Uwe Hollweg Stiftung zusammen zehn Millionen Euro. Im Bild Friedrich Lürssen, der mit seinem Vetter Peter Lürssen in vierter Generation das Unternehmen Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG führt. Quelle: dpa

Davide Serra etwa, der nach einer Karriere als Bankanalyst – zuletzt bei Morgan Stanley – 2006 den Hedgefonds Algebris gründete, hat mit seiner Frau Anna eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet: „Hakuna Matata“, für soziale Projekte in Tansania.

Starthilfe für seinen Fonds, der heute 1,2 Milliarden Dollar verwaltet, erhielt Serra von einem anderen Hedgefondsmanager: Chris Hohn, Chef von TCI (The Children’s Investment Fund). Hohn hat seit 2003 rund eine Milliarde Pfund an die Children’s Investment Fund Foundation (CIFF) seiner Frau überwiesen. Die Stiftung finanziert Hilfsprojekte in Indien und Afrika.

Die größten Hedge-Fonds der Welt

„Die meisten Hedgefondsmanager werden an ihrem Schreibtisch alt. Er wollte etwas tun, um die Welt zu verbessern“, sagt seine Frau Jamie Cooper-Hohn gern, wenn es um die Genese von TCI und CIFF geht. Frankfurts Ex-Börsenchef Werner Seifert, der 2005 ein Opfer von Hohns aggressivem Aktionismus wurde, glaubt allerdings, dass dessen wahre Triebfeder das Streben nach Sieg ist: „Wenn man ihm statt Geld Gummibärchen gäbe, wäre er vermutlich auch damit zufrieden“, schreibt Seifert im Buch „Invasion der Heuschrecken“.

Der niederländische Anthropologe Joris Luyendijk, der über 100 Banker befragt hat, sieht viele Getriebene, geprägt von Rivalität, Wettkampfdenken und Spielsucht. „Sobald das Geld zu fließen beginnt, ist es sehr, sehr schwer, sich davon zu lösen... und sobald man gewonnen hat, kommt dann dieses Gefühl der Leere, das Bestandteil jeder Sucht ist“, sagt einer der unter Zusage strenger Anonymität interviewten Banker.

Selbst finanzielle Freiheit bedeutet eben nicht immer, frei von Zwängen leben zu können.

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