Londons Finanzelite Das zweite Leben der Hedgefondsmanager

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"Ich mach jetzt lieber, was ich will"

Diese Milliardäre spenden ihr Vermögen
Michael Otto Quelle: dpa
Apple-Chef Tim Cook Quelle: AP
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan waren 2013 die größten Spender Amerikas. Das Ehepaar spendete im Dezember 18 Millionen Facebook-Aktien im Wert von insgesamt mehr als 970 Millionen Dollar (711 Millionen Euro) an eine Stiftung im kalifornischen Silicon Valley. Damit führen beide die jährliche Liste der 50 großzügigsten Amerikaner, die von der Zeitschrift „The Chronicle of Philanthropy“ herausgegeben wird. Aktuell spendete das Paar 75 Millionen Dollar für ein Krankenhaus in San Francisco. Es soll künftig ihre Namen tragen. Die Spende werde dem San Francisco General Hospital erlauben, in der Notaufnahme die Fläche zu verdoppeln und vier Mal mehr Betten unterzubringen, schrieb Zuckerberg in einem Facebook-Eintrag. Außerdem solle mit einem Teil der umgerechnet 66,3 Millionen Euro die Ausrüstung erneuert werden. Quelle: dapd
Einige der größten Spender der USA tauchen auf der Liste für 2013 nicht auf, so zum Beispiel Microsoft-Mitgründer Bill Gates und seine Frau Melinda. Der Grund dafür ist, dass ihre tatsächlichen Spenden bereits in vorherigen Jahren als zugesagte Spenden gezählt wurden. So gaben die Eheleute Gates ihrer Stiftung im Jahr 2013 etwas mehr als 181,3 Millionen Dollar, die Summe war aber Teil einer Spende von rund 3,3 Milliarden Dollar, die sie 2004 angekündigt hatten. Quelle: dpa
Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates Quelle: dapd
Der neunte Platz geht an den Google-Mitentwickler Sergey Brin und seine Ehefrau Anne Wojcicki. Die beiden spendeten 219 Millionen Dollar an die Brin Wojcicki Foundation. Den zehnten Platz belegt Jeffrey Carlton, der Gründer eines Stahlkonzerns, der hauptsächlich für das Militär, die Luftfahrt sowie Energieunternehmen produzierte. Calton verstarb bereits 2012, vermachte einer wohltätigen Organisation allerdings 212 Millionen Dollar. Quelle: dpa
Irwin Jacobs und seine Frau Joan spendeten 221,1 Millionen Dollar - überwiegend an das technische Institut der New Yorker Cornell Universität. Irwin Jacobs ist der Mitbegründer des Kommunikationsunternehmens Qualcomm. Quelle: Gemeinfrei

„Meiner Frau habe ich gesagt: Wie viel Geld ist eigentlich nötig? Brauchen wir wirklich noch mehr? Ich mach jetzt lieber, was ich will“, bringt es ein ehemaliger Private-Equity-Manager auf den Punkt. Mit 48 hat er sich aufs Altenteil zurückgezogen. Statt das Geld fremder Anleger zu platzieren, managt er nur noch seine eigenen Investitionen, kocht einmal in der Woche für seine Familie – Gourmetrezepte, selbstverständlich – und steuert seinen Vintage-Ferrari bei der Oldtimer-Rallye Mille Miglia durch den italienischen Apennin.

Mit 40 oder 50 Jahren sind Banker in London oft so gut situiert, dass sie kein Geld mehr verdienen müssen. Jim O’Neill, langjähriger Chefvolkswirt und Partner von Goldman Sachs, stieg mit 56 aus, nach 31 Jahren in der City. Die clever in Form von Fonds vermarktete Abkürzung BRIC für die Wachstumsmärkte Brasilien, Russland, Indien und China hatte ihn vor zwölf Jahren weltberühmt gemacht. Bei Goldman räumte man dem Briten, den viele als Rockstar einer trockenen Zunft verehrten, viele Freiheiten ein. Doch künftig macht der Sohn eines Postboten aus Manchester wirklich nur noch, was er will. So produziert der Multimillionär jetzt für die BBC eine Radio-Serie über die MINT-Staaten (Mexiko, Indonesien, Nigeria, Türkei), ohne Honorar. Außerdem kümmert sich O’Neill als Vorsitzender um die von ihm mitgegründete Wohltätigkeitsorganisation Shine, die unterprivilegierten Kindern bessere Schulbildung ermöglichen soll.

"An die nächste Generation"

Auch der 53-jährige Chef der Vermögensverwaltung Jupiter, Edward Bonham Carter, kündigte gerade überraschend seinen Rücktritt an. Der Bruder der Schauspielerin Helena Bonham Carter („The King’s Speech“) sagte einmal, er stelle sich jeden Morgen die Frage: „Macht mir mein Job noch Spaß? Bin ich immer noch ein guter Vermögensverwalter?“ Fragen, die er nach mehr als zehn Jahren an der Spitze von Jupiter nun offenbar mit „Nein“ beantwortet. Ab März wird er bei Jupiter Vize-Aufsichtsratschef sein. Finanziell hat er ausgesorgt: Sein 2,8-Prozent-Anteil an Jupiter ist knapp 50 Millionen Pfund wert.

Hedgefondsmanager sammeln für Kinder in Not – die Spender bekommen dafür Börsentipps. Was die sonst so knallharten Profizocker empfehlen, war zuletzt durchaus lohnenswert.

So mancher Abschied ist nicht ganz freiwillig: „Nach fast 25 Jahren mit M&G ist die Zeit gekommen, um den Stab an die nächste Generation weiterzugeben“, schwafelte Graham French vom Aktienfonds M&G Global Basics, einer der Stars der Branche. Der Mann ist gerade mal 47. 2012 hatte seine Performance gelitten, weil er die Entwicklung der Rohstoff- und Minenaktien falsch eingeschätzt hatte. An manchen Tagen habe er sich so mies gefühlt, dass er am liebsten die Decke über den Kopf gezogen hätte und im Bett geblieben wäre, räumte er ein. Nun bleibt er M&G noch sechs Monate als Berater erhalten, eine vertraglich vereinbarte Zwangspause. Ist die abgelaufen, kann French neu durchstarten – womöglich mit seinem eigenen Hedgefonds.

Neben Karriereknick und Sehnsucht nach neuen Herausforderungen bewegt auch die Abneigung gegen das immer enger geschnürte Korsett neuer Finanzmarktregulierung Banker dazu, der City den Rücken zu kehren. „Der Wechsel zu einem Hedgefonds wirkt befreiend, allerdings schauen einem dann die Investoren auf die Finger“, sagt Meyrick Chapman, der vor fünf Jahren zu Elliott Advisors ging, dem britischen Ableger des 24 Milliarden Dollar schweren New Yorker Hedgefonds Elliott International Associates. Rund 26 Jahre hatte Chapman zuvor in der City verbracht, unter anderem als Rohstoffhändler und im Eigenhandel von Bankers Trust.

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