Marc Faber Die Freiheit des Dr. Doom

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Kritik an der globalen Finanzelite und Sozialschmarotzer

Faber aber hat in der Zwischenzeit genug Kontakte gesammelt. 1990 macht er sich mit einem Fonds selbstständig – zu seinen Kunden gehören reiche Asiaten. Die heute 300 Millionen Dollar im Fonds reichen ihm, Neukunden nimmt er nicht mehr auf. Faber beginnt, den „Gloom, Boom & Doom Report“ herauszugeben. Der 20 Seiten umfassende Report erscheint monatlich und kostet zwischen 300 und 1500 US-Dollar im Jahr. Wie viele Abonnenten er hat, darüber schweigt er. Faber liebt Alltagsbeobachtungen, anhand derer er auf größere wirtschaftliche Zusammenhänge schließt. Inspiration dafür finde er in einfachen Bars wie Linda’s, wo er jeden Abend in Chiang Mai verbringt.

Thailand in Zahlen

Dr. Dooms Ruhm steigt weiter, als 1997, nur wenige Wochen nach dem Beginn der Asien-Krise, sein erstes Buch erscheint, in dem er die Ursachen der Krise aufzeigt.

Faber wettert gegen die globale Finanzelite gleichermaßen wie gegen vermeintliche Sozialschmarotzer. Er bewundert Fleiß, Mut und handwerkliches Können. Anstatt bei Großbanken und Versicherungen anzuheuern, rät er: „Gehen Sie als Handwerker in Schwellenländer. Dort können Sie viel Geld mit Ihren Fähigkeiten verdienen.“ Faber ist begeisterter Motorradfahrer. „Das sind sensible Maschinen“, sagt er. „Ich würde viel Geld bezahlen, wenn mir das jemand zuverlässig reparieren kann.“

Von libertär bis konservativ

Und er pflegt einen gewissen gesellschaftlichen Konservativismus. Der kann hart klingen. Faber raucht und antwortet auf die Frage: „Was soll denn zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern ohne qualifizierte Berufsausbildung tun?" mit dem Satz: „Sie hätte die Kinder nicht bekommen sollen“ – und „Ungleichheit wird es immer geben.“

Fabers Eltern gehörten zur gehobenen Mittelschicht. Seine Großväter waren Ingenieur und Architekt, sein Vater ein bekannter Chirurg in Zürich. „Das waren anerkannte Leute, und es hat uns nie an etwas gemangelt“, sagt er. Sie waren erfolgreich, nur so frei wie er waren sie nicht. „Am Ende kann man doch nichts von all dem hier mitnehmen.“ Seine Hand macht einen Bogen und deutet auf die Mahagoni-Tafel, die Mao-Büsten, die Buddha-Statue. Kun Gi bringt noch ein Bier.

Fabers Ansichten klingen mal sozialrevolutionär, mal libertär, mal erzkonservativ. In seinem Januar-Report rät er jungen Leuten: „Gehen Sie zur Schule. Beenden Sie die Schule, lernen Sie etwas. Arbeiten Sie einige Jahre im Beruf, klettern Sie nach oben. Heiraten Sie, lernen Sie, Verantwortung zu übernehmen, und dann bekommen Sie Kinder.“ Was tatsächlich passiert: „Die Leute beenden die Schule nicht, arbeiten nicht, heiraten nicht – aber bekommen Kinder. Falsche Reihenfolge.“

Er selbst bezeichnet sich als „Contrarian“, als einen Querdenker, der immer gegen den Mainstream argumentiert. In seiner Idealwelt ist der Staat auf ein Minimum geschrumpft. Das höchste Gut ist die Freiheit des Einzelnen, der erst ungegängelt seine Fähigkeiten voll entfaltet.

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