Herr Mobius, Schwellenländeraktien sind gefragt, die Kurse rasant gestiegen. Ist der Trend nachhaltig? Oder muss man bei einer US-Zinserhöhung mit einem Kurssturz rechnen?
Es gibt keine Gesetzmäßigkeit, dass ein Zinsanstieg in den USA zugleich eine Krise in den Schwellenländern auslöst. Das gab es zwar 1994, damals hat die US-Notenbank die Märkte mit einer Zinserhöhung geschockt und die Mexikokrise ausgelöst, und an 2013 erinnern sich alle. Die USA sind bei Zinsschritten heute behutsamer als 1994, die Schwellenländer sind solider finanziert als Mexiko damals, und sie sind durch Reformen und wieder angestiegene Rohstoffpreise relativ stark geworden.
Zur Person
..., 80, lenkte von 1987 bis April 2016 die Schwellenländeraktienfonds des US-Fondsriesen Templeton mit 27 Milliarden Dollar Volumen. Als Berater ist er weiterhin für das Haus tätig.
Welche Reformen stufen Sie als besonders wichtig ein?
In Indien ist die landesweite Mehrwertsteuer ein gigantischer Schritt. China verbindet durch das sogenannte Connect-Programm die Festlandbörsen mit Hongkong. Das wird den Kapitalaustausch verbessern und den Wertpapierhandel auf dem chinesischen Markt erhöhen. Es tut sich überall auf der Welt viel. Selbst der philippinische Präsident Duterte bemüht sich um Reformen für die Mittelschicht und gegen Korruption. Das geht meist unter.
Templeton verwaltet in thailändischen Aktien 2,5 Milliarden Dollar. Haben Sie nach dem Tod des Königs Angst um das Land?
Ich habe in Thailand gelebt, der Tod erschüttert die Bevölkerung. Ein Jahr wird jetzt getrauert, und 2017 gibt es eine Parlamentswahl. Das sind unruhige Zeiten, da wird es am Aktienmarkt volatil bleiben. Aber das bietet Chancen. Das Land ist stark, es hat ein geringes Haushaltsdefizit und einen Leistungsbilanzüberschuss. Die Bevölkerung ist belastbar, die Verwaltung gut organisiert. Die Militärregierung setzt einen ambitionierten Fünfjahresplan um und steckt viel Geld in die Infrastruktur. Eine Herausforderung bleiben Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen.
Die EU ist enorm wichtig
Sie verwalten seit 2010 Gelder des Entschädigungsfonds für Enteignete des kommunistischen Regimes in Rumänien. Geht es dort voran?
Es war ein großer Schritt, dass die Regierung einer privaten Gesellschaft das Management der staatlichen Gelder anvertraut hat. Rumänien ist in der EU eines der wachstumsstärksten Länder. Wenn die Menschen fragen, was die EU für einen Sinn hat, dann muss ich sagen: Sie ist enorm wichtig. Dabei geht es nicht um Geld aus Brüssel, sondern um Korruptionsbekämpfung und Justiz. Wir haben Aktiengesellschaften im Fonds, die wir bei ihren Geschäften unterstützen, aber gegen die wir auch vor Gericht gezogen sind. Die Richter wissen, dass sie Brüssel im Rücken haben und unabhängig urteilen müssen und sich nicht von der noch immer mächtigen Nomenklatura des Landes behindern lassen dürfen. Die Reformer in der Regierung können die EU-Regeln als Vorbild nutzen.
Worum ging es vor Gericht?
Wir waren in Aktien des größten rumänischen Produzenten von Strom aus Wasserkraft investiert. Er machte ständig Verlust. Wir stellten fest, dass es beim Verkauf des Stroms einen Mittelsmann gab, der schon in der kommunistischen Partei eine wichtige Rolle spielte. Er kaufte den Strom billig und verkaufte ihn teuer.
An der Börse zählt auch Südkorea noch als Schwellenland. Die Samsung-Aktie ist wegen der Probleme mit dem Luxus-Smartphone Galaxy Note 7 abgestürzt. War das vermeidbar?
Solche Skandale sind immer ein Thema, wenn man mit Schwellenländern zu tun hat. Vieles geht zurück auf Probleme mit der verantwortungsvollen Unternehmensführung. Ich hoffe, dass sich jetzt die Corporate Governance in Korea verbessert. Samsung ist unter enormem Druck, der Vorstand ist schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen worden, niemand weiß, ob er noch lebt. Nach diesem Vorfall müssen sie transparenter werden.